Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?

24.06.2013 00:48
avatar  Romanus ( gelöscht )
#1 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
Ro
Romanus ( gelöscht )

Nachdem im anderen Thread (Neue Klassiks) das interessante Thema Modelling versus Sampling gestreift wurde und ich aber dort nicht off-topic werden will,stelle ich hier die Frage :

Hat jemand von euch Erfahrung mit Eminent und der Intonationssoftware "Maestro tonalis" ?

Was man darüber so liest,wirkt geradezu revolutionär (hier ist von bis zu 1922 Intonationsparametern die Rede !),andererseits klingt das Demo-Video für mich nicht wirklich überzeugend.
Aber wenn man die Register wirklich so grenzenlos verändern kann wie beschrieben,müßte doch praktisch jeder Wunschklang realisierbar sein !?

Das Prinzip der Oberton-Rekonstruktion macht für mich viel Sinn,weil man damit von vorgekauten Samples (die erfahrungsgemäß selten genauso klingen,wie man sie individuell gern hätte) unabhängig wird und klanglich komplett eigene Wege gehen kann.
Auch die Analyse eines ganz bestimmten Klangvorbildes und dessen Übertragung auf die Eminent-Orgel soll damit angeblich möglich sein,wenn das stimmt,eröffnet das theorethisch ungeahnte Möglichkeiten !

Eminent ist so etwas wie ein Geheimtip unter den Sakralorgelherstellern,einerseits publicitymäßig immer im Schatten der "großen" Marken,andererseits viel fortschrittlicher als diese,wenn man den Infos auf der Herstellerseite Glauben schenkt.


 Antworten

 Beitrag melden
24.06.2013 09:39
avatar  PeterW
#2 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
avatar
+ 12.1.2018

Die Obertonsynthese der Eminent-Orgeln geht zurück auf die im Jahr 1988 von Peter Comerford (Bradford University) entwickelten "Computerorgel", die in der Kathedrale von Worcester installiert wurde. Diese strahlte aus 66 Lautsprecher-Einheiten (320 Lautsprecherchassis und 66 Kanälen) ab. Mit 200 Watt pro Kanal verputzte sie insgesamt 13.200 Watt.
Das war in der Praxis natürlich nicht mehr zu realisieren, und man verringerte die Anzahl der Kanäle drastisch. Herauskamen solche Lösungvarianten wie bei Wyvern, Eminent und den ganz frühen Content, die auf der Bradford-Technologie (nach einigen Verbesserungen, insbesondere bezüglich der Orgelpfeifen-Charakterisitik, auch als "Musicom"-System bekannt) aufsetzten, nachdem der Patentschutz aus Ende der 70-er (den übrigens Allen hielt!) ausgelaufen war.
Wir sehen: So ganz "neu" ist die Resynthese der Fourier-Analyse nicht.

Warum wir auch den Synthese-Klang unseren Hörerfahrungen an Pfeifenorgeln anzupassen so ungenügend beherrschen, liegt wohl (auch) daran, daß wir "Orgel" noch nicht vollständig verstanden haben. Hinzukommt noch die Abhängigkeit vom Raum. Die vielfältigen - knapp 2000 - Intonationsparameter könnten das alles vielleicht theoretisch leisten - wenn wir "wüßten", wie welcher Klang an gegebenem Ort authentisch darstellbar ist.

Insgesamt ein bestechendes Konzept, nur in der Praxis...

Für Weiterbildungsbegeisterte: http://www.pykett.org.uk/voicing_electronic_organs.htm


 Antworten

 Beitrag melden
24.06.2013 13:37
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#3 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
An
Anonymous ( gelöscht )


 Antworten

 Beitrag melden
24.06.2013 23:02
#4 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
avatar
Administrator

Wenn ich mir das Video so ansehe, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Gert bei Henk Strootman in die Schule gegangen ist.

Sorry für dieses völlig sinnlose Offtopic.


Auf Orgelsuche.

 Antworten

 Beitrag melden
24.06.2013 23:12
avatar  Romanus ( gelöscht )
#5 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
Ro
Romanus ( gelöscht )

Sehr interessantes Video,Laurie,danke für den Link !
Das ist eine Eminent Capella Concerto,für mich eine der hochwertigsten Sakralorgeln,die es gibt.
Von einem "Brei" kann ich trotz kritischster Begutachtung eigentlich nichts erkennen,falls doch,schreibe ich das eher der Registrierung zu als dem Instrument,obgleich ich diese Improvisation echt genial finde,Respekt dem jungen Herrn Hoef,ich war bisher kein Fan von ihm,aber jetzt könnte ich fast einer werden.
Wenn man prestissimo improvisiert und sich gleichzeitig selbst registriert,kann man natürlich nicht auch noch perfekte Registrierungen aus dem Ärmel schütteln,das wäre ja schon nicht mehr menschlich.

Gerade habe ich die Van der Poel-Seite entdeckt,die Klangbeispiele sind tatsächlich bemerkenswert:
http://www.vanderpoelkerkorgels.nl/

Die Demos hier finde ich klanglich auch sehr ansprechend (obgleich sie teilweise etwas amateurhaft gespielt sind):
http://www.eminent-orgeln.de/Concerto.html

Was mir besonders gefällt:
Die Mixturen sind nicht schneidend-hart-steril wie bei fast allen Digitalorgeln,sondern eher mild und ziemlich natürlich (siehe Buxtehude).

Auch mir fehlt hier klanglich noch etwas,aber dieses Etwas ist deutlich geringer als bei fast allen anderen Marken und mit diesen Intonationsmöglichkeiten sollte das kein echtes Problem sein.

Wenn die Technologie auch nicht mehr ganz neu ist,hat sie doch bestechende Vorteile.
Ich ziehe Eminent jetzt für die Sweelinck-Nachfolge ernsthaft in Erwägung,schade nur,daß es hier in Wien keinen Eminent-Händler gibt,für ein Probespiel werde ich wohl nach Linz pilgern müssen.

Ich schätze,einen Van der Poel-Händler werde ich in Österreich wohl vergeblich suchen und die Preise wären vermutlich jenseits von gut und böse. Aber ich kann Herrn Poel ja mal mailen,danke auch für den Tip !

Noch eine Frage an die Experten unter euch:
Wenn Obertonrekonstruktion kein richtiges Sampling ist,was bedeutet das für die Polyphoniekapazität ? Unbegrenzt

Aufbau einer eigenen Orgelproduktion ? Ja,das ist nach wie vor mein Traum,aber so weit bin ich zur Zeit leider noch nicht. [smile]


 Antworten

 Beitrag melden
25.06.2013 21:52
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#6 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
An
Anonymous ( gelöscht )


 Antworten

 Beitrag melden
26.06.2013 15:03
avatar  Romanus ( gelöscht )
#7 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
Ro
Romanus ( gelöscht )

Liebe Laurie,

ich will doch auch nicht streiten,aber man wird doch noch diskutieren dürfen.

Zitat von Laurie Phelps
Ich höre allerdings zunächst mal einen großen halligen Raum heraus. Wie im Forum lang und breit diskutiert, klingt selbst eine Analog-Orgel aus den 1970er Jahren in so einem Raum sehr gut!


Nur mal zum Vergleich: eine Analogorgel in einem großen Raum:
http://www.harald-abel.de/sakralorgelfor...ketallegott.mp3
Siehe auch hier (einfach LP-Cover anklicken,wenn du hinunter scrollst,kommen auch ein paar Klassik-LPs):
http://www.boehmworld.com/nt.htm#tontraeger

Na ob das "sehr gut" klingt ? :S
Es gab übrigens in den frühen 80ern mal eine LP von einer Dr.Böhm Orchester 2002 "Böhm zu Gast in der Abteikirche Brauweiler" (mit der natürlichen Akustik dieser Kirche),Böhm hat sich das damals ordentlich was kosten lassen und dafür sogar einen angeblich "berühmten" Organisten engagiert,(der allerdings nicht namentlich genannt werden durfte),ich finde die Hörprobe jetzt leider nicht,hab aber mal reingehört und kann nur sagen,selten etwas so grauenvoll klingendes gehört !!!
(Ich wage zu behaupten,daß in diesen Fällen selbst die Kathedrale von Notre Dame mit ihrer Akustik kein heute noch bestechendes Klangerlebnis aus der Analogorgel hervorgezaubert hätte.)

Ich finde,das kann man wohl nicht wirklich mit einer aktuellen Eminent vergleichen.
Außerdem höre ich bei den Capella Concerto - Demos eigentlich keine große Raumakustik (zumindest nicht beim Buxtehude),ich denke,das ist einfach nur das interne Hallgerät und das nicht mal übermäßig stark aufgedreht.
Da hört man z.b. bei vielen Johannus-Demos auf YT deutlich mehr Hall,ohne daß mich die Orgeln deshalb überzeugen.
(Ich kenne übrigens sogar einige Fälle,in denen echte Pfeifenorgeln in großen halligen Kirchen NICHT gut klingen.)
Also die Akustik allein macht noch lange keine wohlklingende Orgel.
Ich behaupte sogar,je hochwertiger eine Orgel,desto weniger Hall braucht sie,um voll und ausgewogen zu klingen.
Tatsache ist,daß viele berühmte Silbermann-Orgeln (z.b. Reinhardtsgrimma) in kleinen,akustisch ungünstigen Dorfkirchen stehen,was der Klangschönheit offensichtlich nicht schadet.

Natürlich spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis für die meisten Kunden - mich eingeschlossen - auch eine gewisse Rolle.
Eine Van der Poel-Orgel klingt vielleicht noch eine Spur besser,ist aber mit Sicherheit wesentlich teurer,abgesehen von den Lieferkosten nach Österreich,zumal es hier meines Wissens keinen Van der Poel-Händler gibt.
Danke dir aber trotzdem für den Tip ! Falls ich mal - wie auch immer - sehr reich werde und noch dazu sehr viel Zeit habe,komme ich gern drauf zurück ! [wink]
Aber bis dahin glaube ich - ohne jetzt Werbung machen zu wollen - da wäre eine Eminent für mich sicher keine schlechte Lösung.


 Antworten

 Beitrag melden
27.06.2013 11:10
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#8 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
An
Anonymous ( gelöscht )

Am Ende steht aber auch nur mein Rat: Fahr nach Holland und hör Dir van der Poel und dann auch gleich Eminent vor Ort an. Alles andere ist nach meiner Erfahrung reine Theorie und man verbringt nur sehr viel Zeit damit, dass man aus der Ferne versucht, einen Eindruck zu bekommen.

http://eminentorgans.nl/contact/


 Antworten

 Beitrag melden
28.06.2013 00:06
avatar  Romanus ( gelöscht )
#9 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
Ro
Romanus ( gelöscht )

Zitat von Laurie Phelps
Analog-Orgel ist nicht gleich Analog-Orgel.
Such bitte mal über die Suche nach dem hier im Forum verlinkten Demo von einer Allen-Orgel von ca. 1970.


Sorry,aber meine Fahndung über die Suchmaschine führte nur zu einem einzigen Thread (nämlich genau diesem hier). [smile]
Könntest du mir vielleicht den Link präsentieren ? Du findest den Thread sicher schneller als ich !

Aber klar gab es auch ganz gute Analog-Orgeln:
Als 17-jähriger bin ich tatsächlich auf eine 34-registrige LIPP in der Pfarrkirche Matzen (Marchfeld,Niederösterreich) hereingefallen. Nachdem die Speakers hinter einem Pfeifenprospekt versteckt waren und ich damals noch nicht allzuviel von Orgeln verstand und der Klang meinen damaligen Ansprüchen durchaus genügte,bestand für mich kein Zweifel,daß ich auf einer Pfeifenorgel spielte. Der Unterschied zwischen dem Grundrauschen der LIPP und einem Blasebalg war mir damals noch nicht geläufig. Ich habe sie sogar als Pfeifenorgel in mein Orgel-Tagebuch eingetragen ! [grin]
Erst bei einem Wiedersehen mit derselben Orgel ein paar Jahrzehnte später und schon etwas versierter stellte ich schon aufgrund der Aufschrift die eindeutige Blickdiagnose: Analog-Orgel. Der Klang hätte mich damals auch nicht mehr täuschen können.

Wenn aber eine moderne Digitalorgel von so einem Museumsstück "an die Wand gespielt" werden soll,müßte das schon eine ziemlich schlechte (oder schlecht intonierte) Digitalorgel sein.

Zitat von Laurie Phelps
Und die Hersteller wissen alle, wie sie ihr Orgel optimal auf einem Demo klingen lassen können (wenn man diese Aufgabe nicht out-source-t, wie das eine Firma wohl getan hatte)


Jetzt bin ich aber sehr neugierig,welche Firma das wohl sein mag. Johannus

Der langen Rede kurzer Sinn:
Selbstverständlich klingt eine Orgel (ohne Hallgerät) in einer hohen,gotischen Kirche besser als dieselbe Orgel in einer Dachbodenstube (ebenfalls ohne Hallgerät),aber ich würde dieses Argument nicht benutzen,um die Qualität und Authentizität eines sehr überzeugenden Sound-Demos zu relativieren.


 Antworten

 Beitrag melden
28.06.2013 00:49
#10 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
cl

Hallo Romanus, hallo Laurie,

die analoge Allen ist von 1962! ohne Hall.
Die imposante MAIN-Klangabstrahlung ist ab ca 1:30 in etwa zu erahnen. Mit der Kiste spiele ich Dir auch so manche Pfeifenorgel an die Wand. Zu erleben ist sie hier: http://youtu.be/LuVcJAGR4eI

Johannus kam erst Ende der 70iger mit gaaaanz viel Hall da heran: http://www.feike-asma.com/feike_johannus.htm

Lieben Gruß aus Köln
Clemens

Liebe Grüße vom Clemens

 Antworten

 Beitrag melden
28.06.2013 13:13
avatar  Romanus ( gelöscht )
#11 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
Ro
Romanus ( gelöscht )

Zitat von clemens-cgn
die analoge Allen ist von 1962! ohne Hall.
Mit der Kiste spiele ich Dir auch so manche Pfeifenorgel an die Wand.


Naja,ein 1-registriges Truhenpositiv vielleicht - lautstärkemäßig.
Aber okay,für die damalige Zeit und Technik sicher nicht schlecht. [wink] Dafuer:
Sie soll ja verkauft werden (siehe Begleittext zum Video),kannst ja mal fragen,ob sie noch zu haben ist und was sie kostet. Aber der Transport ist sicher nicht billig.

Zitat von clemens-cgn
Johannus kam erst Ende der 70iger mit gaaaanz viel Hall da heran: http://www.feike-asma.com/feike_johannus.htm


Auf der Feike-Asma-Seite höre ich leider überhaupt keine Musik. Okay,jetzt hab´ich´s. Das funktioniert übrigens nur im Internet Explorer. Firefox ist eben in vielerlei Hinsicht noch nicht ausgereift. [sad]
Aber ganz ehrlich,vom Klang her finde ich die prähistorische Allen eindeutig besser !


 Antworten

 Beitrag melden
28.06.2013 21:02
#12 RE: Wer hat Erfahrung mit Eminent und "Maestro tonalis" ?
cl

Ach, da bin ich jetzt aber verwundert, daß der Allenklang doch etwas mehr plaisir bereitet..... und der ist mit dem Konservendosensound europäischer Hersteller wirklich nicht vergleichbar.

Liebe Grüße vom Clemens

 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!