Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Nur auf Pfeifenorgeln üben - Pro und Kontra
Nachdem vor ein paar Wochen meine 2 Johannus-Digitalorgeln aufgrund diverser Defekte unspielbar geworden sind Putz: und es - trotz Internet-Aufrufe in 2 Orgelforen,mehreren Telefonaten und Email-Hilferufen an den Hersteller und diverse Händler - bisher unmöglich war,einen Reparateur im Großraum Wien zu finden,bin ich seit dem 09.08. gezwungen,etwas zu tun,das ich früher schon allein aus Bequemlichkeit nicht getan hätte:
Täglich in der Kirche üben !
Es erfordert etwas Selbstdisziplin und Überwindung,täglich die paar Kilometer zur Kirche zu fahren und dort in den Abendstunden konsequent zu üben,aber die erzwungene Umstellung hat letztlich auch etwas Gutes:
Ich habe festgestellt,daß sich durch das regelmäßige und ausschließliche Üben an der Pfeifenorgel (hauptsächlich in Wien-Atzgersdorf/St.Katharina, sporadisch in MöDling/St.Othmar) meine Spieltechnik - insbesondere im Pedal - spürbar verbessert hat und ich mich bei den Aufführungen (Messen,Hochzeiten...) deutlich sicherer fühle und folglich entspannter und besser spiele als früher.
Auch die Effizienz der Übungsstunden hat sich im Vergleich zu früher verbessert und sogar die Umstellung auf andere Pfeifenorgeln gelingt mir seither eindeutig besser.
Das Spielgefühl einer hochwertigen Pfeifenorgel ist eben doch ein anderes,vor allem im Pedal und der Klang natürlich auch !
Ich beginne jetzt zu verstehen,warum manche Orgellehrer ihren Schülern davon abraten,ausschließlich auf elektronischen Orgeln zu üben.
Man möge diesen Thread dennoch nicht als fundamentalistisch ("Back to the roots" verstehen:
Ich weiß die Existenz von (funktionierenden !) elektronischen Orgeln nach wie vor zu schätzen,schließlich gab es eine lange Zeit in meinem Leben,in der es genau umgekehrt war (funktionierende elektronische Orgel(n) zuhause,aber kein Zugang zu einer guten Pfeifenorgel) und gäbe es die elektronischen Instrumente nicht,hätte ich vielleicht das Orgelspiel nie erlernt.
Ich habe mir fest vorgenommen - allerspätestens bis zum kommenden Advent - wieder eine funktionierende,möglichst hochwertige Digitalorgel zu besitzen. Wenn eine Reparatur der vorhandenen Johannüsse unmöglich oder unrentabel ist,muß eben ein neues Instrument her,aber das geht nicht von heute auf morgen.
Meine Erfahrungen bezüglich Defektanfälligkeit und Kundenservice werden sich logischerweise auf die Wahl der nächsten Orgelmarke auswirken,man lernt schließlich aus Fehlern !
Leider umfaßt das diesbezügliche Angebot im Wiener Raum nur 3 Marken,von denen eine wohl ausscheidet und meine Reisebereitschaft für eine neue Orgel ist eher gering,aber:
Wo ein Wille,da ein Weg ! [wink]
#2 RE: Nur auf Pfeifenorgeln üben - Pro und Kontra
Ich habe im Urlaub jeden Tag dortselbst
http://www.jf-dupont.com/orgue%20lessay.htm
ein gutes Stündchen geübt. Herrlich sensible "traction suspendue". Da trillert man, wo kein Triller steht, weil es einfach Spaß macht und sich phantastisch anfühlt. Ich denke, wenn die Spieltischmaße stimmen und Holzklaviaturen verbaut sind, macht es wenig Unterschied, ob man auf einer DO oder einer PO mit elektrischer Traktur übt. Das Üben auf der eigenen Dienstorgel bewirkt vor allem, dass man sich von Anfang an auf den Raum und die Eigenheiten des Instrumentes einstellt, sorgfältiger artikuliert und auf ein angemessenes Tempo achtet.
Mir vermittelt eine gute Mechanik stets ein enormes Sicherheitsgefühl. Wenn ich auf der DO geübt habe und gehe an eine PO mit mechanischer Traktur, bin ich immer erstaunt, wie flüssig es "läuft". Die Klangfrage lasse ich jetzt mal bewusst außen vor. Denn da sind wir schnell in der Ideologiezone.
LG
Michael
Ich habe schon kürzlich auf den Artikel von Peter Playavsky "Pfeife gegen Chip" im neuen ORGELFORUM (Nr. 16, Juli 2013, S. 52-57) hingewiesen. Dort schreibt er über Digitalorgeln (S. 57): "Die Spielweise empfinde ich - trotz kostenloser und professioneller Nachbesserung durch den Verkäufer - als unangenehm. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man ausschließlich auf solche Art spielen möchte. Ich würde einem Studenten nicht gestatten, nur auf einem solchen Instrument zu üben."
Zitat von Gemshorn
Wie schwer sich manche immer noch tun, die Digitalorgel als Instrument sui generis zu akzeptieren... Man staunt.
Stellen wir uns das Thema dieses Threads doch einmal andersherum vor: »Nur auf Digitalorgeln üben - Pro und Kontra«.
Das sollte hier keineswegs oberflächlich ankommen.
Die Organisten, die sich über eine einigermaßen bis gut spielbare Orgel als ihr Dienstinstrument freuen können, haben gut reden. Sie werden auch immer ihre PO mit Recht verteidigen.
Doch wie wehren sich jene wahrhaft gequälten Orgelspieler, denen zugemutet wird, auf denkmalsgeschütztem und abrißreifem Sperrmüll mit zweifelhaftem kulturellen Wert ihren Dienst zu versehen? Ihr Ansinnen nach einer geeigneten(!) digitalen "Interimsorgel" wird regelmäßig weggebügelt. Da hilft eigentlich nur Streik und der Hinweis auf einen sauberen Kamm zum Blasen. Doch dazu hat wohl niemand den Mut...
#6 RE: Nur auf Pfeifenorgeln üben - Pro und Kontra
Zitat von PeterW
Doch wie wehren sich jene wahrhaft gequälten Orgelspieler, denen zugemutet wird, auf denkmalsgeschütztem und abrißreifem Sperrmüll mit zweifelhaftem kulturellen Wert ihren Dienst zu versehen? Ihr Ansinnen nach einer geeigneten(!) digitalen "Interimsorgel" wird regelmäßig weggebügelt. Da hilft eigentlich nur Streik und der Hinweis auf einen sauberen Kamm zum Blasen. Doch dazu hat wohl niemand den Mut...
Niemandem wird "zugemutet",auf einer Orgel zu spielen,die ihm persönlich mißfällt !
(Zwangsarbeit wurde in unseren Regionen bereits vor langer Zeit abgeschafft.)
Gequälte Organisten kann es eigentlich gar nicht geben,denn wer immer sich quält,tut dies freiwillig.
Es steht jedem Organisten frei,sich eine Kirche zu suchen,die eine Orgel nach seinem Geschmack besitzt oder sich auf die häusliche E-Orgel zu beschränken,jedem das Seine.
Aber man kann nicht einfach eine historische Pfeifenorgel,nur weil man persönlich nicht damit zurecht kommt,abreißen und eine Digitalorgel hinstellen,die erfahrungsgemäß bereits nach ca.15 Jahren Sperrmüll ist (Nach 4 Digitalorgeln muß ich es wissen ! ),während eine Pfeifenorgel (bei guter Pflege,wohlgemerkt) für die Ewigkeit gebaut ist ! Wenn eine Pfeifenorgel in schlechtem Zustand ist,muß sie eben restauriert werden. (Für die Übergangszeit bis zum Abschluss der Restaurierung spricht natürlich nichts gegen eine solide Digitalorgel.)
@Romanus: Es gibt hier in der Gegend erstaunlich viele dieser schrecklichen Hobel, die sowohl vom minderwertigem Material als auch von handwerklichen Güte her wertlos sind, von verkorksten Dispositionen ganz zu schweigen.
Solchem Zeug kannst Du meinetwegen das PräDikat "historische Pfeifenorgel" verleihen. Ich mache das nicht, weil viele der o. g. Instrumente eben nicht zwangsläufig "historisch" sind, gerade die frühen Nachkriegsinstrumente und Maschinenorgeln.
Den Unterschied sollte man sich gönnen, der sichtbar wird, wenn man ins Gehäuse kriecht.
Nicht alles, was wie eine Pfeife aussieht, hat ein automatisches Anrecht auf Seligsprechung.
Da bleibe ich doch lieber zu Hause, trocken und warm, auf eigener Orgelbank und zu beliebiger Zeit.
Hallo,
Orgeln sind Einzelstücke und trotz Normen sind auch moderne Orgeln nie identisch: Stellung des Pedals, Breite der Tasten, vor allem der Anschlag. Von daher ist es günstig, immer mal auf verschiedenen Orgeln zu spielen und zu üben. Wenn ich nur auf meiner DO übe, tue ich mir beispielsweise beim Pedalspiel an der PO schwer (schon wegen der Differenzen c unter c', cis unter cis' oder d unter d'. Wenn ich am Wochenende im Gottesdienst spiele, fahre ich in der Regel immer Freitags auf dem Nachhauseweg in der Kirche vorbei und übe dort eine Runde, sonst schleichen sich Probleme ein.
Meine Orgellehrerin in den letzten Jahren hatte immer den Verdacht, dass mein Anschlag ungleichmäßiger und weniger präzise wird, wenn ich längere Zeit nur auf der häuslichen Do geübt habe. Um Missverständnissen vorzubeugen: Sie hat mir damals auch sehr zugeraten, eine Do zum häuslichen Üben zu kaufen. Übrigens hat sie mir vor dem Kauf auch zu einem flachen/geraden Pedal zum Üben geraten (siehe anderen Faden, ich würde in dieser Frage Romanus voll zustimmen). Ich habe auch diesen Rat befolgt und wirklich nicht bereut.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat von PeterW
@Romanus: Es gibt hier in der Gegend erstaunlich viele dieser schrecklichen Hobel, die sowohl vom minderwertigem Material als auch von handwerklichen Güte her wertlos sind, von verkorksten Dispositionen ganz zu schweigen.
Solchem Zeug kannst Du meinetwegen das PräDikat "historische Pfeifenorgel" verleihen. Ich mache das nicht, weil viele der o. g. Instrumente eben nicht zwangsläufig "historisch" sind, gerade die frühen Nachkriegsinstrumente und Maschinenorgeln.
Den Unterschied sollte man sich gönnen, der sichtbar wird, wenn man ins Gehäuse kriecht.
Nicht alles, was wie eine Pfeife aussieht, hat ein automatisches Anrecht auf Seligsprechung.
Da bleibe ich doch lieber zu Hause, trocken und warm, auf eigener Orgelbank und zu beliebiger Zeit.
Ich würde das Mindestalter für historische Orgeln bei ca. 75 Jahren ansetzen.
Nachkriegsinstrumente würde ich auch noch nicht als historisch bezeichnen,wohl aber die spätromantischen,pneumatischen Orgeln,die Komponisten wie Reger und Karg-Elert zu ihren Meisterwerken inspiriert haben.
Natürlich gibt es bei Orgeln gewaltige Unterschiede,was den Klang und die technische Anlage betrifft und klarerweise ist nicht jede Orgel für jede Musikrichtung und jeden Organisten optimal geeignet.
Welche klanglichen Eigenschaften man persönlich präferiert und was man unter einer verkorksten Disposition versteht,ist immer individuell.
Deshalb sage ich auch immer,man sollte sich als Organist eine Orgel suchen,mit der man harmoniert,die einen begeistert,deren Klang den Organisten immer wieder aufs neue fasziniert,auf der man gern spielt und stundenlang üben kann,ohne ihrer überdrüssig zu werden.
Wer das nicht tut und sich sonntäglich mit einer Orgel abquält,die er abgrundtief hasst,ist für mich selbst schuld,genau wie jemand,der sich mit der falschen Frau oder dem falschen Job abquält !
In letzteren Fällen würde ich auch nicht die Frau killen und das Büro in die Luft jagen ,sondern mich einfach scheiden lassen und kündigen.
Auch ich bleibe oft gern zuhause,vorausgesetzt,ich habe hier wenigstens ein funktionierendes Instrument ! [wink]
Tabernakelwanze
(
gelöscht
)
#11 RE: Nur auf Pfeifenorgeln üben - Pro und Kontra
Wenn ich neben einer Kirche mit schöner PO wohnen würde, bräuchte ich keine DO. Deshalb bin ich sehr froh, dass es diese Möglichkeiten gibt, auch wenn man die klimatischen Verhältnisse bedenkt. Außerdem denke ich, dass Herr Planyavsky irrt. Wenn er in eine vernünftige Klaviatur investiert kommt er auch zu den entsprechenden Ergebnissen. Dieses ewige Gegeifer der PO-Puristen geht mir auf die Nerven.
Contrebasson 32
(
gelöscht
)
#12 RE: Nur auf Pfeifenorgeln üben - Pro und Kontra
Entspannt euch, Jungs. [wink] Ich muss zunehmend schmunzeln, wenn ich mir das hektische "Gegeifer" (O-Ton Tabernakelwanze) der DO-Hater anhöre. Offensichtlich sind diese Leute im Besitz der Wahrheit, was mich übrigens gar nicht stört, da ich meine eigene Wahrheit habe.
P.S.: Ich habe noch keine zwei PO gefunden, deren Traktur bei mir das selbe Spielgefühl verursachte...
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!