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Gloria Concerto: Der geschliffene Diamant
Gestern war es soweit: Am späten Vormittag trudelten PeterW und meine Wenigkeit in Augsburg ein, wo Herr Gerlach und unser lieber Wichernkantor uns schon erwarteten. Nach der herzlichen Begrüßung lenkte ich meine Schritte in die obere Etage; dort stand, inmitten eines handverlesenen Sortiments, die brandneue Gloria Concerto - in 3manualiger DLX-Variante, gekleidet in Echtholzfurnier aus wunderschöner Eiche mittel.
Was ich beim Anspielen der ersten Töne hörte, übertraf noch meine ohnedies schon recht hochgesteckten Erwartungen: Diese Orgel klang nicht bloß gut, sondern schlicht und einfach exzellent! Ungläubig wandte ich mich um und fragte Hrn. Gerlach: "Ist das wirklich PHYSIS?"
Ja, es handelte sich tatsächlich um die von Viscount entwickelte und von mir bisher so kritisch beäugte Physistechnologie. Doch - man verzeihe mir diese persönliche Einschätzung - die Concerto ist von ihren artverwandten Unico-Schwestern so weit entfernt wie analog von digital. Verschwunden ist alles, was mich je an Physis gestört hat. Wie ich erfuhr, war bei der Concerto nicht einfach eine differenzierte Intonation erfolgt. Vielmehr wurden die Register unter kundiger Assistenz eines hier nicht ganz Unbekannten [wink] im Klanglabor von Viscount tiefgreifend bearbeitet und verbessert. Soll heißen: Die Concerto hat mit der Unico nur noch die Art der Klangerzeugung gemein, ansonsten ist sie eine Eigenentwicklung speziell für das Haus Kisselbach.
Einige Details: Der Prinzipal - ein Gedicht! Schöner, voller Klang, verbunden mit einem lebendigen und differenzierten Ansprachegeräusch. So muss ein Prinzipal klingen! Sodann die Mixturen - für mich stets die Sorgenkinder der Unico. Dort charakterlos-langweilig intoniert und für meine Ohren lieblos-synthetisch im Klang. Nun aber völlig neu, mit akribischer Liebe zum Detail modelliert: brillant-silberne, bei der Terzzimbel perlend-goldene Klangkronen, endlich auch mit einem orgelauthentischen Ansprachegeräusch. Wahrscheinlich die überzeugendsten Mixturen, die ich an einer Digitalorgel je hörte! Von etlichen rundum gelungenen Einzelregistern könnte ich noch erzählen: Von einem köstlichen Gedackt im Schwellwerk, von einer brillierenden Scharff im Positiv, von charaktervollen Flöten in allen Manualen, von einem herrlichen Krummhorn und vielem, vielem mehr. Dank einer wohldurchdachten Abstrahlung klingt die Concerto selbst noch im Plenum herrlich transparent und natürlich; das Klangbild weder weichgespült noch hart, sondern stets ausgewogen und rund.
Bei aller Euphorie soll nicht verschwiegen werden, dass das eine oder andere Register noch einer sanften Nachintonation bedarf, die jedoch mit den bordeigenen Mitteln der Concerto leicht zu bewältigen sein dürfte. Der Gesamteindruck bleibt davon unangefochten: Mit dieser Orgel präsentiert das Haus Kisselbach einen geschliffenen Diamanten!
Ihr merkt: Ich gerate ins Schwärmen. Aus meiner Sicht hat Physis nunmehr die Qualität sehr guter Sampling-Orgeln erreicht, vielleicht sogar überboten. Zumindest in der Kisselbachschen Edition "Gloria Concerto", die sich mit ihrem gründlich überarbeiteten Klangbild eklatant von den Physis-Orgeln der Unico-Serie(n) unterscheidet.
Ich scheue mich nicht zu behaupten:
Mit dem Erscheinen der Gloria Concerto hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen!
Die Zukunft der Digitalorgel, so wage ich zu prognostizieren, liegt ab jetzt nicht mehr in klangreproduktiver, sondern in jener klanggenerativen Technologie, die Physis genannt wird und die untrennbar mit dem Namen Viscount verbunden ist.
So wenig erstmal. Und damit ihr mir meine Eindrücke nicht bloß glauben müsst, kann ich jedem nur empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen und diese geniale Orgel kennen zu lernen. Vielleicht bin ich dann bald nicht mehr der einzige hier, der der Ankunft seiner neuen Orgel entgegenfiebert. [smile]
Vielen Dank für deine ersten, mehr als vielversprechenden Eindrücke.
Dann wünsche ich dir, dass die Wartezeit auf die neue Orgel (zwei oder drei Manuale?) nicht allzulange ausfällt...
Wenn ich das richtig verstehe, sollte ich vor einer Bestellung der Klassik 352 doch noch mal in Baunatal vorbeischauen [wink]
Schönen Abend noch,
Martin
Oh ja, das solltest du wohl... Ich sage es nicht gern, aber: Im Vergleich zur Concerto kam mir der Klang der Klassik merkwürdig hart vor.
Man möge auch nicht vergessen, dass die Concerto II (Laminatversion) bereits um weniger als EUR 6.000 (Hauspreis) zu haben ist.
Mir wird die zweimanualige Variante genügen. [wink] Die Lieferzeit beträgt 6 - 8 Wochen ab Bestellung.
Zitat von Gemshorn
Man möge auch nicht vergessen, dass die Concerto II (Laminatversion) bereits um weniger als EUR 6.000 (Hauspreis) zu haben ist.
Dann fragt man sich bloß, an wen Viscount (zumindest in Deutschland) die derzeitigen Unico-Orgeln ohne "Upgrade" und zu den bisherigen Preisen noch verkaufen will?
LG
Martin
Da bin ich ja beruhigt, dass ich nicht der Einzige bin, der so reagiert hat. Deine Eindrücke kann ich durchaus nachvollziehen, auch wenn mir der Prinzipal, den ich als erstes unter den Fingern hatte, nicht sofort zugesagt hat. Wurde bei dir schon nachintoniert? Ich habe mich nämlich ein wenig ins Voicing-Menü begeben und "meinen Principal" gefunden und - Physis sei Dank - mich gleich am lebendigen Klang erfreut
Zitat von Martin78
Dann fragt man sich bloß, an wen Viscount (zumindest in Deutschland) die derzeitigen Unico-Orgeln ohne "Upgrade" und zu den bisherigen Preisen noch verkaufen will?
Meiner bescheidenen Meinung nach: Ein Ding der Unmöglichkeit, zumindest bei Organisten mit mitteleuropäisch geschulten Ohren. [wink]
Und wenn sie noch so schön klingt (ich will es mal blind oder besser gesagt taub glauben) und sogar ein Register nach unserem Forenmaster benannt wurde,aber mit der Optik kann ich mich beim besten Willen nicht anfreunden. [sad]
Leute wie Louis Vierne und Helmut Walcha hätten vielleicht ihre Freude daran gehabt,aber für mich muß eine Orgel auch einigermaßen wie eine klassische Orgel aussehen,man möge mir diese Oberflächlichkeit verzeihen.
Und ein Rolldeckel hat schließlich auch seine Vorteile,wenn man nicht täglich Staub abwischen will.
Wird es irgendwann vielleicht auch eine Variante in einem stilvollen Gehäuse mit Jalousie geben,eine Version für Ästheten sozusagen ?
Mir würden dabei schon 2 Manuale und die dezente Eleganz einer Unico CLV4 reichen,bin ja bescheiden.
Gloria Concerto — Mission impossible?
Was haben wir vor vier Jahren den Kopf geschüttelt über die »Putzfrauen«, die der Unico ihr damals präsentiertes Klangbild verliehen!
Repetitionspunkte aller Mixturen an der gleiche Stelle, Windgeräusch wie monotones weißes Rauschen, grausame Zungenregister, Prinzipale, die keine waren, u. dgl. mehr.
Das alles ist nun Geschichte mit der Concerto — so deutlich kann man es wirklich sagen, auch wenn (um gleich anfangs dem Meckern auf höchsten Niveau noch einen kleinen Platz einzuräumen) punktuell noch Hand anzulegen ist. Das betrifft Vox humana und Oboe, die derzeit noch wie eingeschlafene Füße daherkommen, während im Gegensatz dazu z. B. das Krummhorn helles Entzücken verursacht.
Alles weitere, was Gemshorn eingangs schrieb, kann ich nur unterstreichen und habe daran keinerlei Korrekturen anzumerken.
Mein Erlebnis: Während die Concerto weidlich traktiert wurde, hatte ich Gelegenheit, mich frei im Raum zu bewegen und das auch in der unteren Etage - im "Windschatten" des teilweise offenen Raumes jenes Augsburger Polyeders. Von jeder Stelle erklang eine "richtige" O.r.g.e.l — in transparenter Polyphonie und doch als klangliche Einheit, möglichweise auch ein Ergebnis dieser ausgeklügelten Abstrahlung. Anders kann ich es nicht beschreiben, und es Euch "behören" funktioniert sowieso nicht. Das kann nur als Selbsterlebnis geschehen.
Wenn ich nun meine, der Rest der gesamten Szene müsse sich sehr, sehr warm anziehen, so entspricht das zwar wahrheitsgemäß meiner Einschätzung. Die daraus folgenden Konsequenzen mag ich jedoch kaum in aller Öffentlichkeit durchphilosophieren, denn die fürs Drauftreten zur Verfügung stehenden Füße sind einfach zu zahlreich.
Selbst innerhalb aller Gloria-Eigenmarke-Modelle könnten sich Konflikte anbahnen, die sich durch eine Veränderung der Preis-Leistungs-Verhältnisse kaum mehr beheben lassen.
Doch vergessen wir nicht: Die Geschmäcker sind halt sehr verschieden.
Spontan fiel mir in Augsburg der Spruch ein: Damit ist Sampling tot..
Hinterm Horizont ahne ich jedoch schon Softwareentwickler für andere Marken werkeln und schwitzen. Wenn das mal nicht zu spät ist...
Es freut mich wirklich sehr, wenn die Concerto-Unicos bei den ehemaligen Physis-Skeptikern jetzt solche Begeisterung hervor rufen.
Mich als "Bestands-Unico-Physis-Kunde" interessiert sehr: Hat man nun wirklich mit (in) der Concerto das Physis-Rad neu erfunden oder ist es "nur" ein Ergebnis intensiver und gelungener Intonation.
Die Physis-Technologie beruht m.W.n. auf vielen Parametern, die aus mathematischen Formeln einen Klang produzieren. Das war "schon immer" so.
In den "bisherigen" Unicos waren von diesen Parameter nur einige wenige zur Änderung durch den Endkunden freigegeben.
Die Physis-Parameter teilen sich also auf in:
X = wohl gehütetes Geheimnis von Viscount (Patent!) und nicht zur allgemeinen Veränderung freigegeben und
Y = dem DAO (=dümmsten, anzunehmenden Organisten) zur willkürlichen Modifikation freigegebenen
Parameter.
Wobei Y < X sein dürfte.
Hat man jetzt wirklich im Bereich der X-Parameter plötzlich den ultimativen Quantensprung getan? - dann sollte man wirklich tunlichst ein Update für die "Bestandskunden" auf die Website stellen, damit diese auch in den Genuss der genialen Prinzipale und Mixturen kommen...
oder
hat man nur an den Y-Parametern mit viel Sachverstand geschraubt und in Zusammenhang mit einer neuen, durchdachten, internen Abstrahlung erreicht, dass - auch - die bisherigen Physis-Kritiker ein Klangerlebnis vorfinden, welches sich - in Verbindung mit den weiterhin nahezu unendlichen Anpassungsmöglichkeiten der Instrumente - nun als absolute Revolution darstellt?
Kurzum: Sollte mit dem Software-Herz der Concerto sich wirklich ein Quantensprung ereignet haben, der mit den bisherigen Unicos nicht nachgestellt werden kann, dann kauft wohl wirklich keiner mehr die "alten" Physis-Instrumente.
Ich werde nunmehr regelmäßig die Physis-Homepage auf ein "V1.9.0" oder gar ein "V2.0" hin untersuchen...
[schild=28,0,000000,C0C0C0]Spannung[/schild]
LG
Aeoline
"Alt-Unico-Anwender" und "schon-immer-Physis-gut-Finder"
[smile]
Zitat von Aeoline
X = wohl gehütetes Geheimnis von Viscount (Patent!) und nicht zur allgemeinen Veränderung freigegeben und
Alles, was in einen Patent steht, ist kein Geheimnis. Der Gesetzgeber gewährt ein Monopol - dafür muss der Patentinhaber das Verfahren offenlegen. US Patente findet man sogar via Google (zB: https://www.google.com/patents/US7442869).
Zitat von martin
Alles, was in einen Patent steht, ist kein Geheimnis.
Ja - Du hast natürlich recht. Ich meinte mit
Zitat von aeoline
X = wohl gehütetes Geheimnis von Viscount (Patent!) und nicht zur allgemeinen Veränderung freigegeben
eher "Den-Teil-der-Physis-Technologie-der-dem-Anwender-nicht-zur-Spielwiese-offenbart-wird"
LG
Aeoline
Zitat von Aeoline
Mich als "Bestands-Unico-Physis-Kunde" interessiert sehr: Hat man nun wirklich mit (in) der Concerto das Physis-Rad neu erfunden oder ist es "nur" ein Ergebnis intensiver und gelungener Intonation.
Neu erfunden. Definitiv.
Intonation ist für mich: Nachbearbeitung des Klangbestands mittels Orgelmenü bzw. PC-Editor.
Für die Concerto wurden die Klänge aber neu hergestellt, soll heißen: Die Concerto beherbergt andere "Quellklänge" als die herkömmlichen Unicos. Den Concertoklang kannst du mit einer Normal-Unico nicht hinbekommen.
Für Unico-Kunden wird es vermutlich KEIN Update geben, da diese Klänge exklusiv für die Kisselbach-Edition "Concerto" vorgesehen sind... :S
Zitat von Gemshorn
Neu erfunden. Definitiv.
Na na, da bin ich mir nicht so sicher
Im Betriebssystem (1.8.1.) liegen m. E. die Modifikationen nicht, da dieses mit der S(V)/40-60 identisch ist und gerade einmal die "Rohdiamanten" (Formeln) enthalten dürfte.
Eher nehme ich stark an, daß Parameter in den STY-Dateien, die noch nicht einmal für den (Customer-)Editor zugänglich sind verändert wurden. Die "zugänglichen" sowieso.
Vielleicht bekommen wir Aufklärung [wink]
Zitat von Gemshorn
Sorry, PeterW, aber hast du in Augsburg nicht zugehört?
Sorry, Gemshorn, hast Du mir nicht zugelesen :
Zitat
Parameter in den STY-Dateien, die noch nicht einmal für den (Customer-)Editor zugänglich sind verändert worden.
Das ergibt sich einfach aus Programmierer-Logik für solche Hierarchien.
Warten wir's ab
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