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Choralbearbeitung lesen
Hallo zusammen,
gibt es einen Kniff oder Trick, wie ich die 4 Stimmen einer Choralbearbeitung (ev. Choralbuch) gleichzeitig wahrnehmen kann?
Das Problem ist, dass ich zwar z.B. den Sopran und Alt zusammen erkennen und spielen kann, aber dann erkenne ich den Tenor und den Bass zu spät, um vom Blatt spielen zu können. Andersherum bietet es keine große Mühe Sopran und Bass gleichzeitig zu erkennen und zu spielen. Will heißen: 4 Noten übereinander übersteigen mein Wahrnehmungsvermögen.
Mir ist klar, daß es sich bei den 4 Noten jeweils um einen Akkord handelt. Aber ich erkenne z.B. nicht schnell genug, um welche Umkehrung es sich jeweils bei den einzelnen Akkorden handelt. Kann man das z.B. durch einen visuellen Kniff auf einmal sehen? Z.B. anhand der zwischen den Noten liegenden Zwischenräumen oder Linien?
Deshalb meine Frage: gibt es da einen Trick?
Liebe Grüße
Olaf
Tja, das Patentrezept habe ich leider auch nicht an der Hand.
In der Tat scheint das gleichzeitige Lesen / Nachverfolgen mehrerer Systeme eine Fähigkeit zu sein, die man sich im Laufe von Klavier- und Orgelunterricht antrainiert, die einem aber als Spieler dieser Instrumente nicht bewusst ist.
Meine Frau spielt die ganze Blockflötenfamilie und hat früher selten ein bisschen auf dem häuslichen Klavier rumgeklimpert. Die Umstellung, zwei Systeme parallel zu verfolgen, fällt ihr jedesmal schwer - obwohl ihre Augen viel besser als meine sind. Noch extremer wurden ihre Multitasking-Fähigkeiten gefordert, als sie sich mal spaßeshalber an die Orgel setzte und drei Systeme vor sich hatte (obwohl ich ihr Präludium g-Moll aus den 8 Kleinen empfohlen hatte, das ist ja nicht so extra schwierig - trotzdem sind genug Bewegungsabläufe zu koordinieren).
Schönen Abend
Martin
So,so, daß habe ich befürchtet. Üben, üben, üben.
Aber gibt es denn vielleicht Kniffe für die Art der Fingersätze? So in der Art von: Quarten immer mit Finger 2 und 5 greifen, Terzen immer mit 1 und 3, etc.. Und im Pedalspiel immer abwechselnd rechts und links? Oder kann man auch sagen, daß wenn im Sopran / Alt eine Terz erscheint, daß dann zum Tenor unbedingt ein Quartabstand folgt?
Oder noch anders: muß man immer jeden Ton mit einem Akkord unterlegen, oder reicht es vielleicht immer nur den Anfang des Taktes und evtl. die Mitte des Taktes mit einem Akkord zu versehen. Dann könnte man ja die fast die Hälfte der Noten gedanklich löschen!
Aber ich vermute mal, es wird darauf hinauslaufen: üben, üben, üben! rgel:
Liebe Grüße
Olaf
Hallo,
man kann auf vielerlei Arten vereinfachen:
* Unisono spielen (linke und rechte Hand die Melodie im Oktavabstand).
* Melodie über einem Orgelpunkt spielen.
* Melodie mit Quinten begleiten (Bordun-Begleitung).
* Nur Melodie und Basslinie spielen.
* Komplizierte Töne/Durchgangstöne usw. weglassen.
Ich mische alle diese Möglichkeiten versweise immer wieder in meine Begleitung. Wichtig ist vor allem, dass die Melodie in etwa und Rhythmus genau stimmen. Wenn es auf Begleitung von Menschen (Gemeindegottesdienst) hinausläuft: Unbedingt Lehrer/in suchen.
Fingersätze mache ich so so, dass es bequem zum Spielen ist und gut herauskommt, was gebunden und abgesetzt gespielt werden soll.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat von oberton
Aber gibt es denn vielleicht Kniffe für die Art der Fingersätze? So in der Art von: Quarten immer mit Finger 2 und 5 greifen, Terzen immer mit 1 und 3, etc.. Und im Pedalspiel immer abwechselnd rechts und links? Oder kann man auch sagen, daß wenn im Sopran / Alt eine Terz erscheint, daß dann zum Tenor unbedingt ein Quartabstand folgt?
Oder noch anders: muß man immer jeden Ton mit einem Akkord unterlegen, oder reicht es vielleicht immer nur den Anfang des Taktes und evtl. die Mitte des Taktes mit einem Akkord zu versehen. Dann könnte man ja die fast die Hälfte der Noten gedanklich löschen!
Ich fürchte auch, dass man mit solchen theoretischen Empfehlungen hier nicht wesentlich weiterkommt. Auch für das Choralspiel gilt: letztlich ist das Umsetzen von Noten in Spiel ein Prozess, der vor allem von Erfahrung lebt. Das spontane Verteilen von Stimmen auf Hände/Finger/Füße gelingt umso besser, je mehr Stücke man in seinem Leben schon gespielt hat. Man erkennt dann die Muster in den Noten, die man sofort umsetzen kann, weil man sie quasi schon "im Ohr" bzw. "in den Fingern/Füßen" hat. Sind diese Muster hingegen nicht vertraut, wird es eben entsprechend schwieriger: wer einen Akkord oder eine Figur erstmal analytisch in Einzelnoten zerlegen muss, hat i.d.R. schon verloren. Das betrifft auch Tonarten und Stilepochen, so kann ein sehr guter Barock-Spieler mit einem großgriffigen spätromantischen Satz in Ges-Dur erstmal überfordert sein. Je umfassender das Erfahrungsspektrum, umso leichter fällt das Vorblattspiel (und nebenbei auch die Improvisation). Darüberhinaus fallen einem dann auch die von Vorrednern schon angesprochenen Vereinfachungstrategien einfacher, weil man in Notenbildern schneller zwischen wichtig und weniger wichtig diffenzieren kann, oder umgekehrt kann man Sätze spontan abwandeln (z.B. mit Durchgangsnoten oder Zusatzharmonien "nachwürzen", wenn einem danach zumute ist.
Mag es auch abgedroschen klingen: am besten lernt man das eben durch ständiges Ausprobieren und Kennenlernen neuer Stücke. Also immer wieder unbekannte Sätze durchzuspielen versuchen und dabei keine Angst vor Fehlern haben. Der mögliche Schwierigkeitsgrad der Stücke steigert sich dann im Laufe der Zeit automatisch.
Viel Erfolg und - vor allem - Spaß!
SJL
Wahrscheinlich hilft da wirklich nichts anderes als Üben.
Es geht hier ja irgendwie um das Erlernen von Reflexen.
Wer zum Beispiel Karate trainiert, muss die Bewegungsabläufe so lange trainieren, bis sie zum Reflex werden.
Aus meiner Sicht ist das kein über die Maßen zu beschleunigender Prozess, leider.
Ich schaue auch immer neidisch bei den Profis zu, wenn die einfach alles vom Blatt spielen.
Viel Spaß beim Durchhalten....
Gruss
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