Französischer Barock

07.12.2013 10:57
avatar  PeterW
#1 RE: Französischer Barock
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+ 12.1.2018

Zitat von Gemshorn
Mir gefällt diese neue Concerto-Demo nicht. Sie vermittelt nicht einmal einen leisen Eindruck davon, wie großartig diese Orgel ist.


Daquin ist nun mal ein fränzösischer Spätba-Rocker. Wenn man die Vorliebe für Zungenstimmen nicht teilt, kommt man leicht zu einem solchen Schluß.
Sicher, als Demo ist das Nöel Grand Jeu et Duo etwas speziell, besonders in Landstrichen ohne flächendeckende Erfahrung mit jener Musik. Doch womöglich war das Absicht im Hinblick auf eine künftige Zielgruppe... *hüstel*
Vielleicht auch etwas langsam gespielt, aber das ist ausschließlich Gustosache. Hier noch ein anderes Beispiel, etwas rascher.


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09.12.2013 11:52
avatar  Guilain
#2 RE: Französischer Barock
Gu

Zitat von PeterW
Außerdem hatte ich den Verdacht (kann mich aber auch irren), daß da noch etwas labiales gezogen wurde, weil die lingualen Obertöne vermanscht werden. Die quäken nämlich ansonsten in der Concerto - bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Oboe) - ganz passabel.
Auf jeden Fall eher suboptimal registriert.


Im französischen Barock zieht man zu Zungen immer auch Labiale, also z. B.: Trompete 8' + Flöte 8' + Prinzipal 4'.


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09.12.2013 12:42
avatar  PeterW
#3 RE: Französischer Barock
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+ 12.1.2018

Zitat von Guilain
Im französischen Barock zieht man zu Zungen immer auch Labiale, also z. B.: Trompete 8' + Flöte 8' + Prinzipal 4'.

Aha, wußte ich nicht. Danke.
Demnach dürfte die Interpretation auf der Kisselbachseite wohl am authentischsten registriert daherkommen und jede Beschwerde darüber gegenstandslos.

Allerdings werden Stücke jener Provenienz oftmals mit reinen Zungen wiedergeben, so auch in dem zitierten Wikipedia-Beispiel.


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09.12.2013 13:17
#4 RE: Französischer Barock
Ma

Zur Registrierung altfranzösischer Orgelmusik empfehle ich Jon Laukviks Orgelschule zur historischen Aufführungspraxis, den ersten Band. Da ich auch nicht alles im Kopf behalten kann, was man bei den verschiedenen Stücken ziehen darf / kann und was nicht (z.B. Zungen gemeinsam mit Mixturen), habe ich mir daraus mal eine einseitige Übersicht gebastelt, die mich beim Orgelspiel immer begleitet...

Martin

Gloria Concerto 350 Trend

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09.12.2013 15:08
avatar  Guilain
#5 RE: Französischer Barock
Gu

Von Dom Claude Gay (Abtei Solesmes) gibt es ein Heft:
Notes pour servir à la registration de la musique d'orgue française des XVIIe et XVIIIe siècles.


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09.12.2013 22:41
#6 RE: Französischer Barock
cl

Zitat von Guilain
Im französischen Barock zieht man zu Zungen immer auch Labiale, also z. B.: Trompete 8' + Flöte 8' + Prinzipal 4'.



Hallo Guilain,
wenn Du einen frz. Principal (die sind in frz. Barockorgeln i.d.R. weiter) meinst, hast Du recht. Ein deutscher Principal ist immer anders mensuriert und auch intoniert. Ein dt. Principal wird sich in ein GJ niemals so ein- und unterordnen, wie ein frz. Principal sich einschmiegt. Deswegen ist es häufig klüger auf dt. Instrumenten lediglich Register des Weitchores zu den Zungen zu einem frz. GJ zu registrieren. Diese Faustregel gilt proportional je weiter Du in der Orgellandschaft nach Deutschlands Norden reist.
So wie ich bei meinen frz. Fachkollegen immer wieder beobachten konnte, ziehen sie bei ausreichenden Windverhältnissen auf historischen Instrumenten zur Trompette den Cornet 5f. 8´ hinzu, besonders wenn sie im Discant im Raum zu dünn wird.

Lieben Gruß
Clemens

Liebe Grüße vom Clemens

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10.12.2013 07:49
#7 RE: Französischer Barock
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Moderator

Genau dafür wurde das Cornet (zu deutsch: "Hörnlein" erfunden. Es sollte die konstruktionsbedingt zum Diskant hin schwächer werdenden Trompeten im solistischen Spiel auffüllen. Deshalb wird es auch meistens erst ab g0 oder c1 gebaut.
Ich ziehe bei den bleistiftdünnen und entsprechend piepsigen deutschen Krummhörnern immer ein Gedackt 8' und/ oder eine weite Flöte 4' zu (saubere Stimmung vorausgesetzt), um dem Klang etwas mehr Körper zu geben. Vor allem bei "basse de cromorne"-Piecen bringt das sehr viel.

LG
Michael


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10.12.2013 09:51
avatar  Guilain
#8 RE: Französischer Barock
Gu

Es ist schon klar, dass die klassischen Registrierangaben für französische Orgeln gelten. Bei anderen Instrumenten muss man eben experimentieren und herausfinden, was diesem Klang einigermaßen entspricht.


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10.12.2013 11:54
#9 RE: Französischer Barock
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Moderator

So manche "Meckertrompete" aus dem Zink- und Blechorgelbau der 50er Jahre lässt sich im solistischen Spiel auch mit der Oktave 4' erstaunlich "aufpimpen" ...

LG
Michael


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10.12.2013 11:56
avatar  elim1701 ( gelöscht )
#10 RE: Französischer Barock
el
elim1701 ( gelöscht )

@Clemens und Michael: so habe ich es auch gelernt. Oftmals findet man aber auch Zungen die auch schon im Bass wenig füllend sind. Dann bietet sich auch ein "Prinzipalstellvertreter" an. Andererseits darf es auch nicht verstimmen oder gar die Obertöne der Zunge schlucken.
Die Registrierkünste haben mich schon immer interessiert. Und da jedes Instrument anders ist, macht es dies umso interessanter.


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03.01.2014 11:59
avatar  pvh
#11 RE: Französischer Barock
pv
pvh

Hallo,

Zitat von PeterW

Zitat von Gemshorn
Mir gefällt diese neue Concerto-Demo nicht. Sie vermittelt nicht einmal einen leisen Eindruck davon, wie großartig diese Orgel ist.


Daquin ist nun mal ein fränzösischer Spätba-Rocker. Wenn man die Vorliebe für Zungenstimmen nicht teilt, kommt man leicht zu einem solchen Schluß.
Sicher, als Demo ist das Nöel Grand Jeu et Duo etwas speziell, besonders in Landstrichen ohne flächendeckende Erfahrung mit jener Musik. Doch womöglich war das Absicht im Hinblick auf eine künftige Zielgruppe... *hüstel*
Vielleicht auch etwas langsam gespielt, aber das ist ausschließlich Gustosache. Hier noch ein anderes Beispiel, etwas rascher.



ich habe das Xième Noel am Sonntag als Nachspiel gespielt (komplett allerdings) und es ist bei den Leuten hier an der Waterkant trotz der notwendigen Kompromisse bei Registrierung an einer kleinen, 2manualigen Orgel sehr gut angekommen. Was mir bei der Demo nicht gefällt ist die Spielweise. Das hört sich irgendwie an, als ob eine midi-Datei abgespielt würde, da ist für meine Begriffe wenig Leben drin. Ich bezweifle ja, das ich das besser kann, aber als Demo? Wo Kisselbach doch anscheinend Iris Rieg unter Vertrag hat (?), das ist doch musikalisch ein ganz anderer Schnack.

Zum Tempo: Abgesehen, dass man zwischendrin doch Reserven oder sehr flinke Finger braucht, habe ich lange überlegt und mich für ein etwas verhalteneres Tempo entschieden (so ähnlcih wie in der Demo), nachdem ich mir vorgestellt habe, wie das Lied im 18. Jahrhundert wohl so gesungen wurde. In dem Tempo, das bei manchen Youtube-Beispielen angeschlagen wird, klingt das zwar als Literaturstück eindrucksvoll, ist aber m.E. doch ein Stück vom singbaren Tempo eines Weihnachtslied ("noel" entfernt. Zumal zumindest in Deutschland damals ja dramatisch langsamer gesungen worden sein soll als heute.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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08.01.2014 01:38
avatar  Piepenpfeif ( gelöscht )
#12 RE: Französischer Barock
Pi
Piepenpfeif ( gelöscht )

Hallo Leute und alle guten Wünsche fürs neue Jahr.
Es gibt offenbar viele verschiedene Auffassungen,wie Daquins X-Noel klingen sollte.
Mein Favorit ist die furztrockene Aufnahme von einer im Dachboden aufgebauten 4-man.Orgel,gespielt von Guy Bovet.
Wer Interesse hat,bitte PN mit mailAddi
Grüßle vom Ekke


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