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Bin ich doch gerade mitten in der Evaluation eines neuen Instrumentes

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Ich lese aus deinen Fragen ein deutliches Interesse an der Physis-Technik heraus. Sollte es nicht allzu weit sein, wäre eine Fahrt nach Augsburg zu Kisselbach vielleicht wirklich eine Erfahrung wert. Gemshorn hatte in diesem Thread ja die Gloria Concerto 234 ins Gespräch gebracht und wie ich inzwischen aus vielen seiner Posts einschätze, dürfte er ein feines Gehör, einen hohen Qualitätsanspuch und damit ein gutes Urteilsvermögen haben. Diese Orgel könnte wirklich was für dich sein! Und ich habe im Moment ohnehin den Eindruck, dass in der Preisklasse bis 7000€ die wirklich guten Angebote von Kisselbach bei der Evaluation nicht außen vor bleiben sollten. Allerdings hab ich da gut reden, ich bin in weniger als 90 Minuten Autofahrt im Stammhaus Baunatal, näher dran ist keiner.

Du brachtest in deinem Thread auch richtigerweise die Sorge um guten Service ins Gespräch, das würde ich ggf. schon beim Anruf in Augsburg klären. Der Kisselbach-Service genießt hier im Forum einen sehr guten Ruf, soweit ich das lesen konnte. Wenn die Schweiz auch zu deren Einzugsgebiet gehört, wäre das natürllich prima.

Nein, ich bekomme keinen Cent aus Baunatal, aber gute Erfahrungen, nicht nur meinerseits, sollte man ebenso weitergeben wie negative. Gute Arbeit gehört belohnt. [grin]

OK, ich meinte näher dran an meinem Zuhause ist kein anderer ordentlicher Orgelhändler. [grin]
In Bielefeld gibt es zwar ein größeres Musikhaus, aber das führt lediglich Viscount Vivace und Roland, in der Ausstellung steht sogar nur die C330. Auswahl sieht anders aus.

Meine Orgel ist da! Damit hat sich ein 20 Jahre währender Traum erfüllt.

Die Gloria Klassik 226 Trend. Ein allererster EIndruck: Ich hatte hier irgendwo mal gelesen, dass einem User (Gemshorn?) noch keine Orgel untergekommen sei, bei der das Pedal nicht "nachgefettet" werden musste. Bei meiner Raumsituation ist es tatsächlich umgekehrt. Der Subwoofer liefert bei mir so viel Rumms, dass fast die Wände beben. [grin]

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Und wie Martin78 schon schrieb, wenn du wieder Zeit für etwas anderes hast [wink] , dann schildere wie die 226 Trend so dein Herz erfreut.

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Gönne mir gerade eine kurze Spielpause. [wink]
Das werde ich gerne machen, sammle gerade noch Eindrücke.

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Viel Spass und allzeit unverletzte Hände (ich habe mir beim Skifahren den Daumen wahrscheinlich aus dem Gelenk überdehnt, ist jetzt geschwollen und blau und tut echt weh - da merkt man erst, wie behindert man mit einer Verletzung beim Spielen ist )

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Oha, gute Besserung!

So, der erste Abend ist rum, ich habe viel ausprobiert und bin hoch zufrieden. Vorab möchte ich sagen, dass alles was ich schreibe auch in Relation zum Preis des Instrumentes zu sehen ist. Was für 5000€ von mir als sehr gut empfunden wird, muss von einer Excellent oder erst recht Aeolines Unico-Installation selbstverständlich weit überboten werden. Ausserdem bin ich Autodidakt. Vieles habe ich mir nur angelesen und -gehört. Die Erfahrung und das tiefgehende Wissen eines gelernten Kirchenmusikers habe ich nicht. Verzeiht mir bitte fachliche Schnitzer. Und obendrein sind Geschmack und Empfindung ja sowieso subjektiv. [grin]

Die Zufriedenheit fängt schon bei den Oberflächen an. Echtholzfurnier und bei der Bank, dem Pedal, den Manualwangen und noch zwei bis drei weiteren Stellen Massivholz. Das riecht schon nach Holz, sehr schön. Der gelbliche Stich, den Eiche hell oft hat, fehlt hier. Das Möbel würde sich auch gut zu Buchenholz machen.

Die Klaviatur finde ich toll! Ich habe bislang überwiegend DOs und elektrische Traktur als Übungsinstrumente zur Verfügung gehabt, allen gemein war/ist der fehlende Druckpunkt. Die (Standard-)Manuale hier haben einen klar definierten aber nicht zu schweren Druckpunkt. Das wirkt sich auf schludriges Spiel entlarvend aus. Gut zum Üben, schließlich ist eine wenn nicht sogar die Hauptaufgabe dieser Orgel, mein Spiel zu präzisieren. Die leicht rauhe Oberfläche fühlt sich angenehm an. Das Pedal passt gut zum Manual. Auch hier ein spürbarer aber nicht zu schwerer Druckpunkt.

Der Schwelltritt funktioniert gut. Er benötigt etwas aber stets konstante Kraft, ruckt nicht und hat auch keine erhöhte Kraft am Anfang der Bewegung zu überwinden. Da bin ich weit schlimmeres gewohnt. Dass er aus Kunststoff ist, stört nicht. Nett ist hier auch die Möglichkeit, ihn über das Menü auf die gesamte Orgel oder als Crescendo-Tritt nutzen zu können. Ob ich das brauche, wird die Zeit zeigen.

Die Bedienung der Orgel ist DO-typisch und sinnfällig. Selbst das Menü versteht man auf Anhieb.

Die Abstrahlung ist weit mehr als ausreichend. In dem kleinen Raum (ca 10-12 qm) komme ich kaum über Lautstärke 15 (von dreißig) hinaus, ohne ein "Erdbeben" zu verursachen. Die extrem trockene Akustik (Dachschräge, Teppich, Tapete, Deckenplatten) wird von den Tweetern sehr gut ausgeglichen, die Höhen kommen klar, direkt und gut ausdifferenziert an. Auch die Tiefen sind sehr druckvoll. Ich könnte mir sogar vorstellen, die labialen 16' in der Intonation leicht zurückzunehmen, das dürfte dem Raum gerechter werden. Im Gegenzug verträgt meines Empfindens nach die Trompete im Hauptwerk in allen Intonationen mehr Futter. Im Plenum ist sie nur noch als leichtes "Sägen" (nicht negativ gemeint) wahrnehmbar, gegen einen Weitchor 8'+4'+2' im Schwellwerk kann sie sich im Trio auch nicht durchsetzen. Für Langs Tuba Tune bräuchte ich mehr Futter. Ist das üblich? Mir fehlt da der Vergleich. Möglicherweise bastele ich mir auf einem der vier Speicher was Passendes, wozu gibt es sonst Intonat.

Die vier Intonationen sind sehr deutlich unterscheidbar. Die Silbermänner (Barock 1) als Vertreter mitteldeutschen Spätbarocks kommen sehr ausgewogen daher mit zartem Spuck. Die Intonation mag ich besonders im Plenum. Barock 2 soll vornehmlich nach Schnitgerschem Vorbild, also Norddeutsch-Hochbarock sein. Die Flöten spucken hier deutlicher, was seinen Reiz hat. Das Plenum ist deutlich schärfer und höhenlastiger. Die Intonation taugt meiner Meinung nach auch für Neobarock. Romantisch 1 ist französisch. Natürlich ist die Disposition, erst recht die linguale, nicht einer großen Cavaillé-Coll angemessen, aber der Sound gefällt. Sehr gut geht ein Jeux de Fonds im Hauptwerk (kleine Variante, 2*8', 2*4' z.B. mit Lemmens' Prélude à cinq Parties, klingt herrlich! Romatisch 2 ist deutsch, also ich nehme an nach dem Vorbild Walcker, Sauer & Co. Mit diesem Orgelstil bin ich bislang generell (nicht nur bei meiner) nnicht so richtig warm geworden. Auf jeden Fall mulmt es aber ordentlich.

Am Internsivsten habe ich mich bislang mit Silbermann befasst. Die nicht zu höhenlastige und trotzdem schön differenzierte Wiedergabe finde ich sehr angenehm zum Üben. Sie verzeiht keine Fehler, strengt aber auch nicht an. Meines Empfindes nach klingen alle Register sehr natürlich, auch das Plenum wird nicht zu breiig, Ein Schatz ist für mich hier die Oboe im Schwellwerk. Die klingt so herrlich! Besonders schön melancholisch kommt sie bei Couperins Benedictus.

Hab ich was vergessen? Egal, für eine erste Begegnung schon ganz schön viel Text... [smile]