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Seifert-Orgel
Hallo zusammen,
wie Ihr schon gelesen habt, bin ich was Kirchenorgeln angeht, noch ziemlicher Anfänger und lese mich gerade durch verschiedene Bücher, auch zum Orgelbau, um einen besseren Überblick zu erhalten und mein technisches Verständnis zu verbessern.
Zuletzt durfte ich auf dieser Orgel eine ganze Weile spielen und "ausprobieren", was mich wirklich begeistert hat.
http://helenamusik-rheindahlen.de/seifert-orgel/
Mich würde interessieren, ob Ihr, die Ihr Kenner seid, an dieser Orgel anhand der Disposition oder auch sonst eine erwähnenswerte Besonderheit feststellt (wobei durch ihre Einzigartigkeit sicher jede Orgel etwas Besonderes ist).
Viele Grüße vom
Sascha
Dieses Instrument sieht jedenfalls grundsolide und gepflegt aus, ist ja auch ne Hauptamtler-Stelle. Auf ner ganz ähnlich disponierten Orgel hatte ich jahrelang Unterricht bis zur C-Prüfung, und den Rheindahlener Kantor Herrn Richter habe ich auch schon an meiner damaligen Unterrichtsorgel mit Petr Ebens "Hiob" hören dürfen [smile]
Jede Menge Farben (Zungen, Aliquoten, Mixturen). Die übliche Besetzung für die heutzutage teilweise etwas verpönte (von mir geschätzte) Universalorgel der 60er bis 80er Jahre, auf der sich ein möglichst großer Teil der Orgelliteratur interpretieren lassen soll: Hauptwerk und Positiv klassisch-barock disponiert, im Schwellwerk gibt's auch romantische Farben (Schwebung, Bläserchor).
Ein bisschen außergewöhnlich: Die (prinzipalische?) Sesquialtera hätte ich eher im Rückpositiv als im Schwellwerk erwartet - bei letzterem wären bei einer Orgel in dieser Größenordnung einzeln registrierbare ("freie" Aliquote 2 2/3' und 1 3/5' in weiter Mensur (d.h. Nasard und Terz), die es in der Orgel nicht gibt, zu erwarten gewesen. So eine freie Terz ist was feines, speziell im Zusammenklang mit weiteren Aliquoten (z.B. 1'.
Die Nummerierung der Register lässt auf mechanische Registertraktur und Anordnung der Züge nach Funktionsgruppen / Registerfamilien und nicht nach Fußtonlagen schließen. Eigentlich hätte ich daher erwartet, dass im Hauptwerk die Quinte 2 2/3' als Mitglied des Prinzipalchores zwischen Prinzipal 4' und Superoktave 2' angeordnet wäre. Ist sie aber nicht...
Vermutlich würde man dem Hauptwerk heutzutage neben dem Holzgedackt noch eine etwas "Dickere" 8'-Flöte (fast alle Grundstimmen sind gedeckt) für solistische Zwecke und einen Streicher für Begleitaufgaben spendieren. Oder man würde, dem heutigen Trend zur Gravität folgend, das Hauptwerk gleich auf Prinzipal 16' und das Positiv auf Prinzipal 8' aufbauen, was in der großen neogotischen Kirche sicherlich ohne weiteres möglich gewesen wäre. Von wem stammte noch mal das Zitat: "Die deutsche Orgel ist nicht schlecht, sie steht blos eine Oktave zu hoch"? pa:
Auf die vakante Schleife im Pedal könnte man damals, der Position in der Disposition folgend, eine 32'-Zunge geplant haben (vielleicht ein Fagott). Die macht im Plenum natürlich ordentlich was her, aber einen 32'-Untersatz finde ich erstmal brauchbarer (wenn ich ein 32'-Register aussuchen dürfte), da er fürs wahre Kathedralfeeling sorgt, auch schon mit leisen Grundstimmen eingesetzt werden kann und bis zum Plenum "mitwächst". Dafuer:
Viele Grüße!
Diese Orgel habe ich gegen Ende meiner Ausbildung als Orgelbauer damals gereinigt und nachintoniert.
Es ist eine grundsolide Orgel mit einem klaren herben Klang.. Der Höreindruck am Spieltisch gestaltet sich etwas schwierig weil das Schwellwerk direkt links und rechts neben dem Spieltisch ist. Eine nette Spielerei ist der Handschweller, eine aus Ebenholz gedrechselte Orgelpfeife an den Schwellklappen der es einem Registranten erlaubt
den Schweller mit der Hand zu betätigen. Die Spiel und Registertraktur ist mechanisch. In voll gekoppeltem Zustand spielt sich die Orgel recht schwer was sich durch die langen Trakturwege erklären lässt. In den tiefen Oktaven konnte man mit Balanciers und Doppelventilen etwas Abhilfe schaffen. Man hat eben "was zu greifen".
Die Orgel ist glaube ich Baujahr 1984 und in sehr gutem Zustand.
Tatsächlich ist die Registertraktur mechanisch und die Register sind nach Familien geordnet. Die Manubrien sind rechteckig geformt und die Züge sind so leichtgängig, dass mehrere zusammen gezogen werden können.
Auf der Leerschleife im Pedal war ein Nachthorn 2' geplant, ob es inzwischen eingebaut ist, weiß ich nicht.
Hervorzuheben ist noch, dass die Spieltraktur komplett aus Holz besteht. Diese Orgel war das technische Beispiel für den Orgelneubau in unserer Pfarrkirche, den ich maßgeblich mitgestalten konnte. Allerdings spricht unsere Orgel eher französisch.
LG Ulrich
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