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St. Peter in Köln
Zitat
Ich werd es versuchen. Also wenn jemand von euch eine aktuelle größere Abbruchorgel kennt dann zögert nicht Bescheid zugeben. Das wäre dann vermutlich das Zielführendste.
Die NeustäDter Marienkirche in Bielefeld erhält eine neue Orgel nach Vorbild Ladegast. Nach ihrer Fertigstellung wird die dortige Kleuker-Orgel aus den Sechzigern abgebrochen. Ich kann dir aber nicht sagen, ob sie überhaupt Manubrien hat und wie die aussehen. Vielleicht mal bei der Kantorei anfragen:
http://www.neustadt-marien-bielefeld.de/kirchenmusik/
Eine gute Idee. Da werd ich einmal fragen. Meist nimmt der OBM die Alt-Orgel in Zahlung. Mal sehen was bei rumkommt. Die neue Orgel soll von Eule gebaut werden? Das bürgt für Qualität. Bei privaten Teileanfragen an Eule bekommt man aber leider eine ( wirklich ) dumme Antwort und wird abgewiesen. ( selbst erlebt )
Ich bin da immer etwas gespalten... ich habe in meiner aktiven Zeit als Orgelbauer viele schlechte Orgeln gesehen. Aber ich habe auch sehr oft erlebt, dass man mit wenig Aufwand eine Orgel aus diesen Baujahren zu einem wunderbaren Instrument machen kann. So wie wir uns heute ärgern, in den 60er Jahren viele romantische Orgeln leichtfertig beseitigt zu haben, so könnte das mit den neobarocken Instrumenten leider auch passieren.
Als Beispiel könnte die Hauptorgel in St. Michaelis zu Hamburg gelten, die in den 60er Jahren von Steinmeyer erneut wurde (ich habe selber 4 Jahre dort gearbeitet) und nun von Spät und Klais neue Trakturen bekommen hat, die Windladen, die Disposition und die Pfeifen weitgehend unangetastet geblieben sind.
Und mein Hauptkritikpunkt gilt der Ausbildung der neuen Musiker. Für mich ist ein guter Organist jemand, der aus einer vorhandenen Orgel das Optimum herausholt. Leider scheint es inzwischen eine Gesetzmäßigkeit zu geben, wonach kurz nach dem Wechsel des Kirchenmusikers an einer größeren Kirche sogleich festgestellt wird, dass die alte Orgel Mist ist und ausgetauscht werden muss.
Siehe Lübeck, St. Marien (neuer KMD seit 8 Monaten, jetzt internationales Symposium über die Zukunft der Hautporgel (Kemper 1968, IV/101) und der Totentanzorgel (Führer 1986 III/56)) oder Würzburger Dom (neue Chorporgel mit 50 Registern geplant, jetzt zum Glück erstmal zurückgestellt).
Deshalb merke: manchmal ist es billiger, den Kirchenmusiker auszutauschen, als jedes Mal eine neue Orgel zu bauen....
#19 RE: St. Peter in Köln
Dem ist heftigst beizupflichten. Ich könnte ein paar Dutzend überlegt disponierte, kunstvoll intonierte und ausgezeichnet gebaute Instrumente renommierter Firmen aus den 60ern und 70ern und 80ern aufzählen, die totgegutachtet wurden, weil sie dem jungen Titulaire nicht "sinfonisch" (sprich: laut) genug waren.
LG
Michael
Was für eine Verschwendung...
Im Falle der Kleuker-Orgel ist es allerdings wohl so, dass sie aufgrund der schlechten Substanz (Pressspan, Plastik etc) nicht mit adäquatem Aufwand erhalten werden kann. Wenn es dann kostenmäßig ohnehin in die Region eines Neubaus geht...
Davon abgesehen scheint mir, als wolle man in den großen evangelischen Kirchen in Bielefeld auf eine gewisse Vielfalt an Stilorgeln setzen. In Marien wird es eine Orgel nach Ladegast geben, in Bartholomäus steht seit etwa 20 Jahren eine Rowan-West-Orgel nach Vorbild Johann Patroclus Möller. Letztere wurde nötig, weil ihre Vorgängerin mitsamt der Kirche abgebrannt war.
Der Trend zu "Stilorgeln" ist in den letzten Jahren tatsächlich vermehrt zu beobachten und dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wobei es immer Nachbauten bleiben, die im Falle von romantischen Instrumenten leider nur sehr selten mit pneumatischer Taschen- oder Kegellade ausgeführt werden.
Und zu den Neobarockorgeln: was mit Häusern dieser Baujahre möglich ist (mit Wärmedämmung und Modernisierungen) sollte eigentlich auch für Orgeln möglich sein.
Zitat
die im Falle von romantischen Instrumenten leider nur sehr selten mit pneumatischer Taschen- oder Kegellade ausgeführt werden.
Was daran liegen mag, dass sie wartungsintensiver und weniger zuverlässig sind als Schleifladen. Und bei der Taschenlade kommt ja noch das Problem hinzu, dass im Falle eines defektes zumeist nicht eine Pfeife ausfällt sondern zum Dauerheuler wird und damit das ganze Register ausfällt. Allerdings muss ich zugeben, dass sich eine elekrtopneumatische Taschenlade garnicht mal schlecht spielt, ich habe das bei meinem Dienstinstrument unter den Fingern.
Ich bin übrigens mal gespannt, was für eine Lade die Orgel in der Marienkirche bekommen wird. Bei Ladegast als Vorbild wären ja Schleiflade, Kegellade oder eine Kombination aus beidem (Scheiflade im Pedal) durchaus authentisch.
Zitat
Und zu den Neobarockorgeln: was mit Häusern dieser Baujahre möglich ist (mit Wärmedämmung und Modernisierungen) sollte eigentlich auch für Orgeln möglich sein.
Möglich dürfte das immer sein, es ist halt eine Frage des Aufwandes. Erreichen oder übersteigen die Kosten zur Erhaltung des Instrumentes aber auf längere Sicht betrachtet den Rahmen eines Neubaus, muss zumindest die Frage erlaubt sein, ob das sinnvoll ist. In einer anderen Diskussion hier im Forum wurde einmal sehr treffend bemerkt, dass eine Orgel primär den Anforderungen der Liturgie gerecht werden muss. Wenn ein neobarockes Instrument weder die Darstellung romantischer noch barocker Literatur in befriedigender Form ermöglicht, noch zu akzeptablen Kosten erhalten werden kann und obendrein kein denkmalpflegerischer Wert vorliegt, muss der Abbruch das Instrumentes erlaubt sein. Mit einem Haus würde man ja genauso verfahren.
Das Stichwort Denkmalpflege ist hier im Forum übrigens ein Reizwort, dazu gibt es auch spannende Diskussionen. [wink]
Edit: Insbesondere bei der Orgel in der Marienkirche glaube ich schon, dass der Abbruch hier richtig ist. Immerhin geht mit ihr die letzte große Kleuker-Orgel Bielefelds und Detlef Kleuker hatte seine Werkstatt ja in Bielefeld-Brackwede. Ich glaube kaum, dass man gerade eine solche Entscheidung leichtfertig trifft. Aber leider sind Kleukers Orgeln ja dafür bekannt, aus wenig langlebigem Material gebaut zu sein.
Zitat von Machthorn
Das Stichwort Denkmalpflege ist hier im Forum übrigens ein Reizwort, dazu gibt es auch spannende Diskussionen. [wink]
Ja, das stimmt wohl... hier das Thema.
#24 RE: St. Peter in Köln
Taschenladeninstrumente wurden hier in Köln mehrfach erfolgreich und preiswert in den letzten Jahren restauriert bew reorganisiert. Die Kisten laufen dann wieder absolut stabil.... und das genauso lange, wie eine Schleiflade auch.
Die Mär, daß eine Schleiflade systembedingt immer länger hält, kann ich nicht bestätigen....
Eine Gefahr besteht spieltechnisch auf einer guten Taschenlade: Sie ist i.d.R. schneller als eine Schleiflade. So kannst passieren, daß einem z.B. die Widortoccata unter den Fingern quasi "wegläuft". [wink]
Das kann ich aus meiner Zeit als Außendienstler bei Firma Steinmeyer bestätigen: es gibt herausragende pneumatische Trakturen, die bei guter Pflege (wie ein Oldtimer ja auch) viele Jahre gute Dienste leisten.
Leider gibt es in den Musikhochschulen kaum noch pneumatische Orgeln, an denen die angehenden Kirchenmusiker diese Instrumente besser kennenlernen können.
Und somit werden tolle Orgeln (zB. Jesuitenkirche Heidelberg, die ich kurz vor dem Abriss noch repariert habe oder die große Orgel der Musikhochschule München) von den Organisten gering geschätzt und ausgetauscht. (Man höre Franz Lerndorfers Improvisationen an der Münchener Hochschulorgel über Kinderlieder... er hat diese Orgel einfach verstanden)
#26 RE: St. Peter in Köln
Die pneumatischen Taschenladenorgeln haben als Hauptproblem aus meiner Sicht die gegenüber mechanischen Traktoren deutliche Verzögerung beim Anschlag. Wenn man das nicht gewöhnt ist, kommt man da gar nicht mit zurecht.
Das hat viele Aversionen gegen diese Technik befördert.
Ich selber spiele sehr gerne auf der Wacker-Orgel in Krefeld, aber die Verzögerung der pneumatischen Traktor ist schon gewöhnungsbedürftig und der Anschlag meiner UHT Tastaturen und selbst der von Fatal-Tastaturen definitiv besser.
Zum technischen Üben (Präzision und teilweise auch Artikulation) ist die pneumatische Traktor aus meiner Sicht nicht vorteilhaft.
Der Klang der Wacker entschäDigt einen aber dafür, vor allem wenn man romantische Musik spielt, wobei mir auch Barockmusik darauf sehr gut gefällt.
Die Zuverlässigkeit hängt aus meiner Sicht eher von der handwerklichen Qualität, der baulichen Ausführung und dem Verschmutzungsgrad der Orgel ab. Viele romatische Orgeln haben auch Freiprospekte, da kann Staub und Dreck schön von oben reinfallen, dann gibt es auch öfter Heuler. Das dürfte aber eher an dem Freiprospekt als an der Taschenlade liegen.
Theoretisch ist die Taschenlade schon anfälliger, da es mehr mögliche Versagensstellen an Dichtungen gibt.
Michael
Die Verzögerung beim Spiel bei pneumatischen Instrumenten deutet entweder auf Verschleiß hin oder auf einen Fehler bei der Konstruktion. Sind die Bleirohre zu lang, so muss eine Zwischenstation eingebaut werden, die meistens fehlt.
Liegende Taschen sind recht wartungsarm, da sie von unten an die Windladen geschraubt sind und leicht abgenommen werden können. Stehende Taschen erfordern leider meistens den Ausbau des ganzen Registers, ähnlich wie die Kegellade.
Zum Thema Dreck: zu den Zeiten der Freipfeifenprospekte (die eine durchaus große ästhetische Qualität haben) gab es keine Heizungen mit Luft in den Kirchen, dadurch war die Staub- und Dreckbelastung nicht so groß, wie in den Kirchen heute. Probleme mit der Technik sind also weniger "Schuld" der Orgeltechnik als der fortschreitenden Kirchentechnik.
So wie Kirchenheizungen die Stimmung der Orgel durcheinanderbringen (besonders wenn die einzelnen Werke Höhenunterschiede aufweisen), so schäDigt die meist zu trockene Heizungsluft die Elastizität des Leders bei einer Taschenlade und damit deren Funktion und Lebensdauer.
Und wie ich immer sage: den guten Organisten zeichnet aus, dass er auf allen Ladensystemen hervorragende Musik machen kann... schließlich hat Herr Sträube zu Regere Zeiten auf den pneumatischen Instrumente auch Musik gemacht... und das anscheinend nicht ganz so schlecht
Zitat von Kirchenmusiker
schließlich hat Herr Sträube zu Regere Zeiten auf den pneumatischen Instrumente auch Musik gemacht... und das anscheinend nicht ganz so schlecht
Du kennst die Sauer Orgel in Leipzig?
Es gibt so'ne und so'ne - - - auch bei pneumatischen Trakturen.
Woran damals Straube, Reger, Ramin und Kästner gespielt haben und heutzutage Böhme tut, ist wohl eine der gelungenen pneumatischen Orgeln. Sie steht heuer übrigens schon 125 Jahre.
Diese Tatsache sollte aber nicht hinwegtäuschen, daß eine Vielzahl pneumatischer Orgeln absolut keine Ruhmesblätter für den Instrumentenbau sind.
Wenn wir schon so intensiv im Thema Wartung sind: Bei unserer Orgel (liegende Taschenlade von Steinmeyer) "klappern" bei ein paar Registern die Taschen beim Spielen. Ist das normal oder müssten die Taschen neu befilzt werden?
Das Leder ist übrigens noch hervorragend, ich "Durfte" (ein tolles Erlebnis für einen Laienorganisten!) letztes Jahr bei einer kleinen Reparatur an einer Lade assistieren. Ich wusste garnicht, wie hauchfein man Leder fertigen kann!
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