Gregorianik im neuen GL

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15.05.2014 12:01
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#16 RE: Gregorianik im neuen GL
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Hallo zusammen,

die Terz am Beginn des "Ave Maria" (GL 529) ist kein Druckfehler, sondern die restituierte Fassung, wie sie z.B. im 1995 erschienenen Antiphonale Monasticum von Solesmes (S. 862) und ein Jahr später im Vesperale Monasticum von St. Ottilien enthalten ist.
Das Gotteslob hat diese erneuerte/korrigierte Versionen (wie auch aus dem Graduale novum von 2011 an anderen Stellen) – soweit ich es überblicke – übernommen. Vergleichbare Korrekturen wären z. B. der Pes auf pé-cto-ra im Pfingsthymnus (GL 341), der u. a. im Liber usualis wie auch im alten GL nicht da ist, oder Alleluia der Osternacht (GL 312,9), bei dem auf "lu-" jetzt nur noch vier Noten stehen und der Terzschritt nach unten erst auf "-ja" erfolgt.
Was für mich allerdings ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar ist, ist das Fehlen der zweiten Divisio minima beim Oster-Halleluja GL 175,2. Sie ist auch in den neuen Büchern enthalten und auch nicht in Klammern gesetzt, wie das manchmal auftaucht. Ich werd aber versuchen, mich diesbezüglich kundig zu machen.

Viele Grüße,
fawe


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15.05.2014 12:45
#17 RE: Gregorianik im neuen GL
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Administrator

Danke für die Aufklärung, fawe.
Ich frage mich bei der Gregorianik ja nur, ob die restituierten Fassungen irgendwo tatsächlich praktiziert werden - oder ob hier nur intellektuelle Masturbation getrieben wurde. Ich bin ziemlich unkundig, was gregorianische Gesänge betrifft; in meinem Arbeitsfeld spielen sie kaum eine Rolle. Doch selbst ich kannte das "Ave Maria" von CD-Einspielungen mit dem einleitenden Schritt f - c. Meiner Erfahrung nach steckt gerade bei solchen Minimaländerungen der Teufel oft im Detail: Umlernen erweist sich als ungleich mühsamer als das Neu-Erlernen eines bis dato unbekannten Gesanges.

Falls du zum Osterhalleluja eine brauchbare Erklärung findest, würde sie mich sehr interessieren. Mein Interesse ist allerdings ein rein theoretisches, denn schlüssiger und bejahbarer werde ich die GL-Fassung dennoch nicht finden - weil sie einfach am rhythmischen Usus vorbeigeht bzw. diesen in keinster Weise abbildet. Vielleicht findest du auch etwas zu "Gottheit tief verborgen" (Adoro te devote)? Dort wurde ja auch auf jede zweite Zäsur verzichtet.

Ich vermute fast, dass auf die Minima verzichtet wurde - in Analogie zur Reduzierung der Atemzäsuren, die wir in den Liedern des GL finden. Beides ist unlogisch: Die Minima gliedern die Melodie rhythmisch, die Atemzäsuren gliedern die Melodie versweise. Darauf zu verzichten war m.E. eine der unglücklichsten Entscheidungen im neuen GL. Es stiftet nur Verwirrung.


Auf Orgelsuche.

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