Die Kassette schein mir einen eigenen Thread wert.
Ich habe gerade die ersten beiden Scheiben mit Madame la Marmoutière angehört. Das war die erste Silbermann-Orgel, die mir als Orgelsäugling unter die Finger geriet. Mit meinem Cousin bin ich damals dorthin geradelt und wir haben uns am Pfarrhaus die Schlüssel erbettelt. Sie war damals gerade überholt, ich glaube von Schwenkedel. Vor einigen Jahren müsste dann Kern nochmal daran gearbeitet haben. Als ich sie Mitte der 90er nochmal spielen durfte, stand jedenfalls eine neue Generalüberholung zur Debatte und wurden Spenden dafür eingeworben. Diese Orgel ist - ungeachtet ihrer ziemlichen Windstößigkeit im Plenum, die kein Restaurator zu beheben wagte - einfach ein Traum. Die Aufnahme des hinterständigen Pedals ist der Tontechnik phantastisch gelungen. Auf allen anderen Aufnahmen, die ich von dieser Orgel habe, kommt von hinten nur ziemliches Gemulme. Na ja, es sind überwiegend Schallplatten aus den 60ern und 70ern. Dass die Bombarde 16' im Pedal SO schön ist, hatte ich schon fast wieder vergessen ... Ich habe mir ein paar Töne als Loop herauskopiert und werde mal versuchen, das zusammenzuintonieren. Dem beschwingt-tänzerischen Charakter in C-Dur 647 steht der markante, sonore Posaunenton vor allem in der kleinen Pedaloktave ganz ausgezeichnet zu Gesicht. Die Fuge ist mir etwas zu arg in ihre Einzeltöne seziert. Da vertrüge der Raum m.E. etwas flächigere Zusammenhänge. Aber Kooiman baut eine schöne Spannung bis zum Einsatz des vergrößerten Themas im Bass auf. Die Toccata BWV 913 ins organistische Repertoire zu adoptieren und zu adaptieren ist eine grandiose Idee. Werde ich mal nachmachen. Auf CD 2 das "Gravement" in BWV 572 ist absolut überzeugend. Wahnsinn, welche Spannung und Dramatik dieser Satz aus Kooimans intelligent phrasiertem Spiel und den bei jedem Harmoniewechsel in anderen Schattierungen schillernden Plenum dieser Orgel bezieht...
Ganz große Musik! Wenn der Rest der Box auch so ist, wird der Rest des Monats für mich reich an Entdeckungen.
