Romantische Orgel

09.03.2015 19:31
avatar  Besenwerscht ( gelöscht )
#1 RE: Romantische Orgel
Be
Besenwerscht ( gelöscht )

Hallo Cowboys,
schonmal herzlichen Dank für eure Antworten. Ja, ich kann eure Erfahrungen nur teilen. Jede Orgel ist irgendwie anders intoniert. In meinem Nachbardorf steht ein Instrument, das 1918 gebaut und 1992 restauriert wurde und damit von der Orgelbewegung verschont blieb. Die Superoctave 2' im I. Manual klingt hier so sanft wie bei anderen Orgeln eine Flöte in dieser Lage, die Mixtur IV-VI 1 1/3' hingegen klingt unverhältnismäßig laut. Es gibt im II. Manual noch eine höherliegende Mixtur Scharff IV 1 1/3'. Wenn ich alle Labialstimmen mische, klingt es immer so as wäre eine Lücke zwischen den Stimmen bis 2' und den Klangkronen. Wenn ich allerdings einige Zungenstimmen dazumische, geht es. Wenn ich aber dann aufregistriere, habe ich im Tutti bei vollgriffigem Spiel schonmal den Eindruck, dass der Winddruck nicht stabil ist. Beim nächsten Mal möchte ich deswegen einige der 8'-Stimmen weglassen. Also was ich eigentlich sagen will: Ich probiere immer verschiedene Ansätze, bin aber nie zufrieden bzw. hatte bisher nie das Gefühl, dass sich alles gut mischt. Bei barocken Ansätzen wie Plenum 8-4-2-Mixtur klingt es wie durch einen Badewannenfilter gejagt, ein Ausdünnen der 8'- und 4'-Lage macht es noch schlechter. Eine romantische Klangfarbe mezzoforte bis forte so wie ich es kenne (mf 8' und 4', im Pedal noch Subbaß 16' bzw. f alle labialen 16, 8, 4, 2 + Oboe klingt zu sehr nach Sumpf.


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09.03.2015 20:07
#2 RE: Romantische Orgel
Ma

Zitat von Besenwerscht
(...) Instrument, das 1918 gebaut und 1992 restauriert wurde und damit von der Orgelbewegung verschont blieb. (...) die Mixtur IV-VI 1 1/3' hingegen klingt unverhältnismäßig laut. Es gibt im II. Manual noch eine höherliegende Mixtur Scharff IV 1 1/3'.


Hmmmh - sprichst du wirklich von einer romantischen, restaurierten Orgel (oder vielleicht von deiner DO)? Diese Klangkronen würde ich eher bei Baujahr 1960-1980 erwarten! [wink]

Gloria Concerto 350 Trend

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09.03.2015 20:35
avatar  Ebi ( gelöscht )
#3 RE: Romantische Orgel
Eb
Ebi ( gelöscht )

Zitat von Besenwerscht
Hallo Cowboys....


...merkwürdige Art der Anrede - speziell auch in diesem Forum. Vielleicht bin ich ja zu pingelig - oder zu alt: jedenfalls spricht mich diese Art von Anrede nicht an....


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10.03.2015 11:25
avatar  Tabernakelwanze ( gelöscht )
#4 RE: Romantische Orgel
Ta
Tabernakelwanze ( gelöscht )

Ich vermute, dass 1992 eine neue Orgel unter Verwendung einiger Register aus der alten gebaut wurde. Also würde die Mixtur aus 1992 stammen.


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10.03.2015 11:57
#5 RE: Romantische Orgel
Ma

Für mich klingt dass so, als ob man 1992 eine Universalorgel erbauen wollte, die eben romantische Grundstimmen verwendet, und das Ganze nun für romantische Musik nicht mehr so recht überzeugen will. Es gibt auch Orgeln, bei denen so eine Umstellung recht gut gelungen ist und man durchaus gut romantisch musizieren kann - weil ergänzt wurde. Wenn man die Klangkronen komplett hochgelegt hat, wird das allerdings schwierig.

Hat die Orgel ein Kornett-Element? Bei kleineren deutschromantischen Instrumenten gab es oft eine Kornett-Mixtur. Ansonsten könnte das Fehlen des Kornettklanges schon eine Lücke im Plenum gerissen habe.

Leiser 2'... so etwas habe ich bei einer deutschromantischen Orgel noch nie im HW gesehen. Wenn es da eine Superoktave 2' gab, so gab die ordentlich Pfeffer dazu, oft war sie aber nur in einer Rauschquinte 2 2/3' + 2' enthalten, oder die Mixtur hatte einen entsprechend tiefen Plafond. Leise 2' versteckten sich bei der deutschromantischen Orgel doch eher in Gestalt von Flautinos, Piccolos oder Salizets in den Nebenwerken.

Gloria Concerto 350 Trend

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11.03.2015 07:56
#6 RE: Romantische Orgel
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Moderator

Die Disposition liest sich ja gar nicht übel. Das Problem ist mal wieder die Intonation bzw. die Nicht-Intonation. Wenn bei einer solchen "Aufnordung" kein sensibler Intonateur am Werk ist, der aus Alt- und Neubestand einen überzeugenden, homogenen Gesamtklang komponieren kann, dann kommen halt Instrumente heraus, die das klassische "4'-Loch" aufweisen: Fette Grundstimmen, schrille Mixturen und dazwischen schlaffe Kraftlosigkeit, oft notdürftig kaschiert von plärrigen Zungen. Beispiele aus den 70er und 80er Jahren (i.d.R. Versuche, einen fälligen Neubau zu vermeiden und stattdessen kostenträchtige "Leichenkosmetik" zu treiben) kenne ich einige Dutzend. Hier in der Gegend hat man eine herrliche Sauer aus der Jahrhundertwende "aufzunorden" versucht. Sie ist seit knapp 40 Jahren ein Torso, weil das geplante 3. Manual nie eingebaut wurde. Ein paar schöne Sauer-Grundstimmen und Flöten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der zugebaute Rest (aus damals nicht ganz unrenommiertem Hause übrigens) so deplaziert ist wie ein Eskimo in der Sahara. Die Kantorin hat sich arrangiert, ihr Nachfolger - so es einen geben wird - kann dann wohl "tabula rasa" machen.

LG
Michael


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