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Wellenfeldsynthese
Für die technischen Träumer unter uns:
http://www.heise.de/tr/artikel/Virtuelle...hr-2569165.html
Klingt vielversprechend. Den zitierten "Atmos"-Sound habe ich bereits mehrfach in einem großen Kinosaal erlebt — allerdings war ich dort weniger vom Klang, sondern von einer für mich neuen Art der Bildwiedergabe beeindruckt: Es sah sehr real aus, fast so, als würde man einem Theaterspiel beiwohnen.
Ansonsten sehe ich für den Heimbereich einige Schwierigkeiten, was die Unterbringung solcher Technologie betrifft.
Die Akzeptanzprobleme dürften im Heimbereich sehr groß werden.Ein weiteres Problem besteht darin, daß die Technik nur in einem optimal gedämpften Raum die Wirkung erzielt.
Mit Ambisonics gäbe es noch eine Alternative in 3D, die sich allerdings noch nicht so recht durchgesetzt hat.
Immerhin ist es interessant, was so alles in den Retorten köchelt. RSS wird auf lange Sicht auch nicht mehr die Vorherrschaft in der DO-Raumakustik behalten können. Gerüchteweise ist in Ede an einem neuen Konzept gearbeitet worden (nichts genaues weiß ich nicht), das allerdings preislich recht "anspruchsvoll" sein soll.
Dieses System der "Wellenfeldsynthese" ist primär dazu gemacht Schallereignisse im Raum orten zu können, was z.B. im Kinosaal natürlich schöne Effekte ermöglicht, hören zu können wie sich der Einbrecher durch die berstende Scheibe von hinten Zugang verschafft, dann um einen herum rennt um vorne links noch schnell einen Hausbewohner zu erschießen und anschließend mit den Kronjuwelen rechts im bereitgestellten Fluchtfahrzeug mit quietschenden Reifen davon rast.
Der negative Effekt der unweigerlich bei mehreren Lautsprechern auftretenden Interferenzen spielt dabei praktisch keine Rolle. Will man aber über das selbe System Orgel spielen, so muss man sich nicht wundern, wenn jeder 2. Ton zu laut oder zu leise wahrgenommen wird. Selbst ausintonieren wird man das dann kaum können, da es an jedem Standort im Hörraum wieder anders sein wird.
Eine Abstrahlung kann leider nicht gleichzeitig für alle unterschiedlichen Anforderungen optimiert sein. Entweder möglichst natürlicher Klang oder eben möglichst viele Klangeffekte.
Gruß Michael
Zitat von Mikelectric
... Will man aber über das selbe System Orgel spielen, so muss man sich nicht wundern, wenn jeder 2. Ton zu laut oder zu leise wahrgenommen wird. Selbst ausintonieren wird man das dann kaum können, da es an jedem Standort im Hörraum wieder anders sein wird.
Ist ein Vorteil des Verfahrens nicht gerade, daß man, wenn man nur genügend viele Lautsprecher hat, theoretisch den Schall an jeder Stelle im Hörraum beliebig formen kann, eine Umkehrung des Tomografieprinzips sozusagen?
Gruß,
Markus
Der große Irrtum der oft begangen wird ist der, Schallwellen gedanklich mit Lichtwellen gleichzusetzen. Abgesehen von der unterschiedlichen Wellenlänge, handelt es sich um vollkommen unterschiedliche Arten von Wellen, mit je eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Lichtwellen sind Transversalwellen, die sich geradlinig ausbreiten in Form von Strahlen. Diese beeinflussen sich praktisch nicht gegenseitig. Parallel verlaufende Lichtstrahlen können so ein Abbild eines Objektes liefern. Diesen Effekt macht man sich auch in der Tomografie zu Nutze, wobei es sich dort dann nicht um Licht sondern wohl eher z.B. um Röntgenstrahlung handelt.
Schallwellen sind dagegen Longitudinalwellen, die ein Ausbreitungsmedium benötigen. Im Fall von Schall für uns üblicherweise die Luft, aber auch Flüssigkeiten wie Wasser oder feste Stoffe wie Metall usw.
Am ehesten kann man sich die Schallwellen wie Wasserwellen vorstellen. Sie breiten sich vom Punkt der Erregung grundsätzlich kugelförmig im Medium aus und eben nicht strahlenförmig wie Licht !
Das kann man schön sehen, wenn man z.B. einen Stein ins Wasser wirft. Die Wellen breiten sich kreisförmig an der Wasseroberfläche aus in alle Richtungen, nicht nur wie ein Strahl in eine, egal ob der Stein senkrecht fällt oder unter einem Winkel. Unter Wasser setzt sich diese Kugelwelle ebenfalls so bis zum Grund fort. Wirft man zwei Steine gleichzeitig mit etwas Abstand, so erhält man auch zwei Kugelwellen die sich irgendwann treffen und in den Schnittpunkten dann überlagern (Interferenzen).
Wirft man mehrere Steine gleichzeitig, dann werden die Interferenzen schnell sehr unübersichtlich. Das Wasser ist dann für den Betrachter eher aufgewühlt als wellig. So kann man sich die Effekte eher vorstellen die beim Zusammenspiel von mehreren Lautsprechern auftreten. Akustisch ziemlich chaotisch eben - man kann aber noch feststellen ob man von links oder von rechts nassgespritzt wird [grin]
Man kann Schallwellen auch nicht irgendwie in eine Richtung "ausrichten", was uns oft selbst von "renommierten" Herstellern weis gemacht wird. Es heißt z.B. ein Direktstrahler "strahlt" in eine bestimmte Richtung - das ist grundsätzlich Humbug, da Schallwellen sich immer kugelförmig ausbreiten und eben nicht als "Strahlen". Wenn man die Schallintensität um den Lautsprecher herum nicht als gleichmäßig laut wahrnimmt, so ist das lediglich eine Auswirkung von kugelförmigen Wellen, die irgendwo an Gehäuseteilen oder Wänden reflektieren oder absorbiert werden. Dabei spielt dann das Verhältnis von Wellenlänge (Tonhöhe) zur Abmessung der Reflexionsfläche eine Rolle.
Wellenfeldsynthese ist da m.M.n. schon ein sehr gewagter Begriff. Dies würde theoretisch zumindest eine quasi unendliche Anzahl an Lautsprechern erfordern um Interferenzen zu vermeiden, sowie einen reflexionsfreien ("schalltoten" Abhörraum. Da beides nicht möglich ist, bewegen wir uns also eher noch im Bereich der "Effekthascherei" die für Kinofilme eher geeignet scheint als für Orgelmusik.
Das mag ja alles wahr sein, aber trotzdem folgen die Ausbreitung von Schall und elektromagnetischen Wellen gemeinsamen Gesetzen (Beugung, Brechung, Spiegelung, Huygens-Prinzip), es gibt Ultraschallmikroskope ebenso wie Lichtmikroskope, und eine Google-Suche nach "acoustical tompgraphy" liefert Treffer ohne Ende.
Zitat von emsig
Das mag ja alles wahr sein, aber trotzdem folgen die Ausbreitung von Schall und elektromagnetischen Wellen gemeinsamen Gesetzen (Beugung, Brechung, Spiegelung, Huygens-Prinzip), es gibt Ultraschallmikroskope ebenso wie Lichtmikroskope, und eine Google-Suche nach "acoustical tompgraphy" liefert Treffer ohne Ende.
Richtig - es gibt gemeinsame Gesetzmäßigkeiten, deswegen kann man aber nicht davon ausgehen, dass alle Gesetzmäßigkeiten für alle Wellenarten gelten würden. Transversalwellen (z.B. Licht) verhalten sich eben zum Teil anders als Longitudinalwellen (z.B. Schall). Deswegen ist die Gefahr ja so groß, gedanklich alle Wellen in den selben Topf zu werfen.
Z.B. können nur Transversalwellen polarisiert werden, nicht aber Longitudinalwellen. Es gibt einen nicht unbekannten Hersteller von Rundstrahl-Lautsprechern, der offenbar diese Physik nicht begriffen hat, aber fleißig mit vollkommen falschen physikalischen Argumenten seine Produkte besonders auch für Anwender von virtuellen Orgeln bewirbt.
Außerdem benötigen Longitudinalwellen ein Ausbreitungsmedium. In diesem Medium verbreiten sie sich dann vom Ausgangspunkt der Erregung gleichmäßig in alle Richtungen - also kugelförmig, sofern genügend von dem Medium ringsum ist.
Zitat von emsigZitat von Mikelectric
Diese beeinflussen sich praktisch nicht gegenseitig.
Insbesondere dies ist auch für Schallwellen ganz wichtig!
Beeinflussen sich Schallwellen wirklich gar nicht gegenseitig? Woher kommt es dann, dass man z.B. beim Spielen von zwei verschiedenen Orgeltönen plötzlich auch Obertöne und Kombinationstöne hört, also die Differenz- und die Summentöne? Diese entstehen eben gerade durch die Intermodulation der beiden Grundton-Schallwellen.
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