Hall und Raum

18.09.2010 20:18
avatar  roitzheimer ( gelöscht )
#1 RE: Hall und Raum
ro
roitzheimer ( gelöscht )

Immer wieder frage ich mich, ob ich nun in einer Basilika spielen möchte oder in einer Dorfkirche, wie groß die Räume denn seien und wie lange die Nachhallzeit optimalerweise wäre... und programmiere dann die komplette Vivaldi 35 um (eine Menge Arbeit, denn man muss es für 4 Stimmungen plus je 3 Intonationen machen - wenn nicht und man wechselt auf Solo oder Trio, verstummt das Instrument für mind. 1 Sekunde...).

Basilika, Dorfkirche... mein Wohnzimmer hat schon fast 40 qm, aber das reicht ja noch nicht mal für eine dörfliche Friedhofskapelle (siehe Foto).

Hall ganz aus ist auch komisch, klingt ein wenig wie Kirmesorgel dann...

Was meint Ihr?

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18.09.2010 20:22
#2 RE: Hall und Raum
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Administrator

Gute Frage...
Seit ich den Faltungshall der Symphonica gehört habe, bin ich zunehmend enttäuscht vom tollen 3D-Hall meiner Gloria. Verrückt eigentlich...
Ich kenne einen Organisten, der in einer recht kleinen Kapelle den Hall der uralten Digitalorgel (ja, digital ist sie — eine Orgel der ersten Digitalgeneration) fast auf Null reduziert. Und es klingt überzeugend und echt; passend für diesen kleinen Raum.


Frohe Weihnachten!
Auf Orgelsuche.

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19.09.2010 01:34
avatar  PeterW
#3 RE: Hall und Raum
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+ 12.1.2018

1) Schließt einfach mal Eure Augen.
2) Dann dreht Ihr den Hall ganz zu.
3) Spielt zwei Eurer Lieblingsstücke an: a) ein Trio, b) ein plenumgängiges Präludium
4) Vergrößert den Hall jeweils in kleinen Einheiten und spielt dazu Eure Lieblingstücke, bis Euch der Hall subjektiv am besten gefällt.
5) Jetzt öffnet die Augen und spielt das gleiche Stück.

Klingt es immer noch so wie beim Optimum unter 4)?
Wer meint "ja", mache den Test an drei Tagen in unterschiedlicher seelischer Verfassung. Dabei nicht vergessen: Position des Halls markieren.
Kopfhörerbetrieb schafft ein wenig Abhilfe, wenn auch nicht vollends. Besser, man verwendet (pseudo-)quadrophone Kopfhörer.

Im Grunde ist es doch realitätsfremd, Hall aus der gleichen Position hören zu müssen, aus der "Die Musik" kommt. Und daß die vier Meter entfernte Wohnzimmerwand für eine Schallreflektion (=Hall) nichts hermacht, ist logisch, zumal alle anderen akustischen Parameter unserer Wohzimmer mit ihren Möbeln, Teppichen, Gardinen und Tantchens Sammeltassen in der Vitrine (cave 32'!) das "Register Raum" endgültig neutralisieren. Unsere Räume können wir aber den Herstellern beim besten Willen nicht anlasten. [wink]
Ich denke, das Problem ist an der heimischen Orgel in einem "Normalzimmer" näherungsweise nur mit (mindestens?) 2 zusätzlichen Hallkanälen und deren quadrophoner Abstrahlung zu bewältigen.
Faltungshall versucht, diesen Effekt wenigstens etwas zu simulieren.


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19.09.2010 10:54
avatar  roitzheimer ( gelöscht )
#4 RE: Hall und Raum
ro
roitzheimer ( gelöscht )

Zitat
Ich denke, das Problem ist an der heimischen Orgel in einem "Normalzimmer" näherungsweise nur mit (mindestens?) 2 zusätzlichen Hallkanälen und deren quadrophoner Abstrahlung zu bewältigen.



Die Vivaldi realisiert das, indem sie den Hall separat nach rechts und links abstrahlt.

In meinen Zusatzboxen (Spieltischaufbau) ist der Hall allerdings bereits enthalten...


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19.09.2010 11:32
avatar  PeterW
#5 RE: Hall und Raum
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+ 12.1.2018

Zitat von roitzheimer
Die Vivaldi realisiert das, indem sie den Hall separat nach rechts und links abstrahlt.


OK, das simuliert die Seitenwände. Nun fehlten noch zwei kleine kleine Boxen an der gegenüberliegenden Wand, die ausschließlich Hallpegel wiedergeben.

Zitat von roitzheimer
In meinen Zusatzboxen (Spieltischaufbau) ist der Hall allerdings bereits enthalten...


Hm, und damit machst Du Dir die spezielle Vivaldi-Akustik wieder ein wenig kaputt...
Aber unwichtig. Viel wesentlicher ist unser subjektiver Eindruck: Gefällt mir das? Nur das zählt. Sonst könnten wir lange einem Ideal hinterherjagen, ohne es jemals einzufangen.


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19.09.2010 12:37
#6 RE: Hall und Raum
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Administrator

Habe heute morgen ein wenig die beiden Halltypen meiner Gloria durchgehört.
Ja, der barocken und romantischen Disposition steht ein je eigener Hall zur Verfügung — wobei der "romantische" Hall deutlich länger ist und ziemlich verunklarend auf den Klang wirkt. Ich musste den Hall fast gänzlich abstellen, um auf der romantischen Dispo ein transparentes Klangbild zu erzielen.
Bei der barocken Disposition ist der Hall kürzer und verwischt das Klangbild in weitaus geringerem Maß.
Ganz ohne Hall möchte ich nicht spielen, aber mit kürzeren Hallzeiten fühle ich mich durchaus wohler.
Was jetzt noch fehlt, ist längerer Hall ohne Trübung der klanglichen Klarheit. Faltungshall?


Frohe Weihnachten!
Auf Orgelsuche.

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