Vivaldi 350, Erfahrungsbericht externe Abstrahlung

12.02.2016 10:15
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#1 RE: Vivaldi 350, Erfahrungsbericht externe Abstrahlung
Sw
Sweevaldi ( gelöscht )

Wie in einem vorausgegangenen Thread zu diesem Thema vor ein paar Monaten angekündigt, möchte ich ein paar technische Informationen zur Realisierung einer externen Abstrahlung bei neueren Modellen von Johannus, z.B. Vivaldi Serie und deren Artverwandten, zur allgemeinen Kenntnis bringen, weil in der Vergangenheit gelegentlich danach gefragt wurde.
Die gute Nachricht lautet: technisch gesehen ist es kein Problem, eine umfangreiche externe Mehrkanal Abstrahlung nachzurüsten, obwohl diese serienmäßig offenbar bei aktuellen Baureihen von „Heimorgeln“ nicht mehr vorgesehen ist.
Folgende Optionen sind leicht realisierbar:
1. Einbau von Lautsprecheranschlüssen, vorzugsweise im unteren Bereich der Rückwand, z.B. mit Neutrik SpeakOn Buchsen, die quasi parallel zu den intern verbauten Lautsprechern verbunden werden, wobei die internen Lautsprecher über passende zu ihnen in Serie angeschlossene Lastwiderstände (in der Gegend von 22 Ohm) „abgeschwächt“ werden. Die interne Abstrahlung wird dadurch permanent ziemlich leise, im Vergleich zur externen. Die Gesamtlautstärke wird wie bisher geregelt (Volumenregler oder über die Menüeinstellung).
In dieser Konstellation ist die interne Abstrahlung alleine, bei Abwesenheit externer Lautsprecher, für die meisten Zwecke nicht mehr ausreichend, wegen zu geringer erreichbarer Schallpegel der abgeschwächten Lautsprecher. Dafür gelangt der Löwenanteil der Leistung auf die externe Abstrahlung.
2. Wem die Gesamtleistung nach Anschluss passender externer Lautsprecher nicht ausreicht, kann jederzeit die vorhandenen Class D Endverstärker der 80W/150W Auslegung (z.B. bei Vivaldi, Gloria, etc.) durch die in der Ecclesia Serie verwendeten Modelle mit 160W/300W austauschen (lassen), ohne dass dies anderweitige Änderungen erforderlich macht – fast schon ein „Wunder“. Der zweite angegebene Leistungswert bezieht sich jeweils auf den Basskanal.
Von dieser Option habe ich Gebrauch gemacht. Die Tragfähigkeit des Klanges verbessert sich dadurch beträchtlich. Der erreichbare Lautstärkepegel bei vollem Werk liegt jetzt in der Gegend von 87 dB, gemessen in 1 m Abstand vor jeder der 8 Lautsprecherboxen (6 x JBL L90 und 2 x Klipsch RB81-II). Diesen Pegel braucht man allenfalls in sehr großen schallschluckenden Räumen.
3. Völlige Freiheit der Konfiguration und Auslegung einer externen Abstrahlung bekommt man durch optionalen Einbau von „Line-Ausgängen“ für sämtliche Kanäle (vorzugsweise mit Ausnahme der beiden Hochton-„Tweeter“-Kanäle), die z.B. als symmetrische Ausgänge mit XLR Buchsen angelegt werden können. Dies ist ebenfalls eine Sonderausstattung, die man sicherlich auch nachträglich ordern kann.
Der Vorteil hierbei ist, dass man bei Verwendung externer Endstufen oder von Aktivboxen jeden der Kanäle individuell auf passende Lautstärke einstellen kann. Die Gesamtlautstärke der Abstrahlung unterliegt aber immer noch dem Generalvolumenregler. Prinzipiell könnte man in dieser Variante sogar die interne Abstrahlung unangetastet im Werkszustand belassen! Auch Multikanal-Direktaufnahmen über ein Mischpult können so problemlos realisiert werden.
Ich verwende z.B. für den Basskanal der Vivaldi, der ja in meinem Fall zusammen mit allen Kanälen intern abgeschwächt wurde, einen externen Aktiv-Subwoofer (Klipsch R115 SW, 400W), der an den Line-Ausgang des Basskanals angeschlossen wurde. Die Frequenzweiche am SW ist auf den höchsten Wert (160 Hz) eingestellt, der Pegelregler etwa mittig. Laut Information vom Hersteller der Orgel werden über den Basskanal Frequenzen bis etwa 150 Hz ausgegeben. Der Basspegel kann somit separat an die restliche Abstrahlung angepasst werden. Der SW verfügt dabei jederzeit über beträchtliche Leistungsreserven.
Zur Beseitigung einer Brummschleife, die durch den Übergang vom symmetrischen Line-Ausgang (XLR) zum 5 m entfernten asymmetrischen Eingang (Cinch) des SW zwangsläufig entsteht, wurde unmittelbar vor diesem ein PDIR 01 (Palmer) zwischengeschaltet, der den störungsfreien Übergang von symmetrisch auf asymmetrisch bewerkstelligt. Es sei angemerkt, dass man auf diese Weise Aktivlautsprecher praktisch verlustfrei über sehr große Entfernungen ansteuern kann, wie sie z.B. in Sakralbauten oder anderen großen Räumen mitunter vorkommen! Der PDIR kann natürlich entfallen, sofern die Aktivlautsprecher über symmetrische Eingänge verfügen.
Durch die seitliche Anordnung der externen Lautsprecher im Abstand von 3,5 – 4 m (ca. 2 m bezogen auf die Mitte) kommt die C/Cis Anordnung bei mir optimal zur Wirkung. Die Boxen der beiden Surroundkanäle liegen auf Ohrenhöhe. Spielt man eine chromatische Tonleiter, erklingen die Töne abwechselnd links und rechts, mit jeweils geringem Anteil auf der anderen Seite, was bei nur interner Abstrahlung für mich so nicht wahrnehmbar ist, zumindest nicht von der Orgelbank aus. Die räumliche Auflösung des Klangbildes profitiert nach meinem Eindruck enorm, vor allem für den Spieler selbst, aber auch für Zuhörer in größerer Entfernung.
Der SW steht im 45° Winkel an einer Längswand, gut 4 m von der Orgel entfernt, also asymmetrisch bezüglich der Raumlänge von gut 7 m. Da es in dem mit reichlich Schall absorbierenden Gegenständen gefüllten Raum, mit asymmetrisch unterteilter Holzdecke, so gut wie keine freien glatten Resonanzflächen gibt, sind kaum stehende Wellen aufgetreten. Einzig bei Contra F/Fis der 16' Labialregister wurde im Vergleich mit den Nachbartönen eine um 2-4 dB zu hohe Lautstärke erzeugt, was sich mit Hilfe der Intonationssoftware problemlos korrigieren ließ. Zur Kontrolle beim Intonieren diente, neben dem eigenen Gehör, ein Techcessories Sound Level Meter, mit dem Lautstärkeunterschiede sehr präzise objektiv gemessen werden können. Auch die Contra Violone 32 wird jetzt recht gut abgebildet (als „Soloregister“ kommt diese allerdings nicht in Betracht). Die 16' und 32' Zungenregister bedurften keiner Korrektur.
Fazit: Wer technisch hinreichend versiert ist, kann die Erweiterung einer Vivaldi oder Artverwandten für externe Abstrahlung ohne weiteres in Eigenarbeit bewerkstelligen, ansonsten mit Hilfe des technischen Services von Handel oder Hersteller. Der Löwenanteil der Kosten entfällt dabei auf die gewählten Lautsprecher, von deren Qualität und Aufstellung das Ergebnis weitgehend abhängt.
Die externe Abstrahlung lässt m. E. jede interne weit hinter sich, auch bei geringeren Lautstärken und dies nicht nur in großen Räumen, sondern auch in mittelgroßen oder kleineren. Das hat weniger mit der Lautstärke an sich zu tun, sondern vielmehr mit der erheblich vergrößerten Abstrahlfläche und der Aufteilung der Tonfrequenzen auf je zwei oder drei Lautsprecher je Kanal. Dabei stehen vor allem die Verbesserung der Räumlichkeit des Klangbildes sowie die Brillanz im Hochtonbereich (Mixturen & Co.) im Vordergrund. Ein leistungsfähiger SW liefert dazu das adäquate flatterfreie Bassfundament.
Für Vortragszwecke in größeren Räumen wird man an einer derartigen externen Abstrahlung ohnehin kaum vorbeikommen. Wie man mir sagte, sind bei aktuellen Monarke Installationen durchaus Abstrahlungen mit bis zu 64 Kanälen üblich geworden. Das wäre dann für das heimische Wohnzimmer wohl vielleicht doch etwas zu reichlich dimensioniert….


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