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Eine ganz besondere Lustbarkeit ...
#1 RE: Eine ganz besondere Lustbarkeit ...
... in der Karwoche:
http://www.mittelhessen.de/midde_artikel,-Passion-meets-Rock-_arid,618014.html
Nein, keine Satire.
*Ganz tief duck und blitzschnell wech*
Ich kenne schon drei Leute, die da garantiert nicht hingehen ...
Und das in einer stilvollen barocken Kirche mit nicht ganz hässlicher Walckerin aus den 30er Jahren (II/30).
Es gäbe in WZ gleich ein paar stillose, geschmacklos eingerichtete Gebetsscheunen, in denen die Rocker nicht auffallen würden. Aber just dieser ästhetische Bruch ist ja als "geistlicher Kollateralschaden" vermutlich erwünscht. Ursprünglich war auch eine "Aufführung" an Karfreitag geplant. Aber da hat der Oberpfarrer der ev. Gesamtkirchengemeinde WZ sein Veto eingelegt.
LG
Michael
Da würde mich nun interessieren, ob auch so etwas wie http://www.viktorscholz.de/html/faszination.html Eurer Meinung nach ein "geistlicher Kollateralschaden" ist und in eine "stillose, geschmacklos eingerichtete Gebetsscheune" gehört, oder was genau es ist, das Euch an obiger Ankündigung so abstößt.
#5 RE: Eine ganz besondere Lustbarkeit ...
a) das verwendete Instrumentarium
b) die mir (persönlich bekannten) Musici, die selbige traktieren. Sie sind z.T. Anhänger der großen Glaubensgemeinschaft derer, deren fundamentales Dogma lautet: Ein bis zum Anschlag aufgedrehter Verstärker macht aus falschen Tönen richtige ...
c) der - zweifellos gut gemeinte - Versuch, "Die Leute" mit einem "Spektakel" in die Kirche zu "locken". Denn das Karfreitagsgeschehen ist kein "Spektakel".
Es gibt hier in der Gegend etliche Gemeinden, die seit Jahren mit einem sogenannten "Ostergarten" das Passionsgeschehen gerade für Kirchenferne erheblich fassbarer (und ohne "rekrutierenden" Hintergedanken) darstellen.
Ein Pfarrer in einem Taunusdorf hier hat vor einem Dutzend von Jahren mal einen Gospelchor an Karfreitag hüpfen lassen. Die Gemeinde war "not amused". Die Leute wollten einfach selber singen - und zwar die Passionschoräle. So viel zum Thema "geistlicher Kollateralschaden".
Was Scholz da genau gemacht hat, ist aus der Berichterstattung nicht hinreichend nachzuvollziehen, um es beurteilen zu können. Dazu müsste man es gehört und gesehen haben.
LG
Michael
Den Kreuzweg mit Tanz und mit Scholz an der Orgel habe ich um 1990 in Mönchengladbach gehört und gesehen und war, wenngleich ich nicht religiös bin, tief beeindruckt. Was der Tänzer da gebracht hat, tat teils schon beim Zusehen weh. Dem Anlaß angemessen eben. Ob auch die Orgel an die Schmerzgrenze ging, weiß ich nicht mehr, würde es aber annehmen. Auch ein "bis zum Anschlag aufgedrehter Verstärker" könnte in diesem Kontext seine Bestimmung finden.
Ihr dürft mich jetzt kreuzigen - aber ich würde mir das schon anschauen.
Ob ich es gut fände, das steht auf einem anderen Blatt.
Aber ich bin einfach offen für Neues, für anderes - ich lechze sogar danach.
Ich habe mir von Willscher den "Kreuzweg" besorgt, spiele ihn jetzt für mich sehr gern, ob ihn andere gut finden, einen Zugang dazu finden? Ich weiß es nicht.
Dass wie Michael viele so etwas wie hier ablehnen, das muss man zugestehen, auf der anderen Seite auch, dass vielleicht andere zu den Schmerzen, Zweifeln, Verzweiflung, Bedauern, Angst, Zögern vor dem Martyrium durch so eine Vorführung Zugang bekommen aber auch.
Man darf probieren.
Stellt euch vor, damals in der Gregorianik wäre man stehen geblieben - wäre das nicht schade?
Etwas was ich ablolut toll am heutigen Christentum finde ist, dass man etwas neues ausprobieren darf, dass man viele Einflüsse ansieht, erprobt und das gute behaltet.
Ich darf Thessalonicher zitieren: ...prüfet aber alles, und das Gute behaltet..."
Wird es Mist, dann wird es schnell in der Versenkung verschwinden, andernfalls soll doch jeder das anschauen was er für hörenswert erachtet.
Mir gefällt zur Zeit tatsächlich Messiaen, Demessieux - warum auch immer.
Friedvolle Ostern
Christoph
Zitat von Wichernkantor
Was Scholz da genau gemacht hat, ist aus der Berichterstattung nicht hinreichend nachzuvollziehen, um es beurteilen zu können. Dazu müsste man es gehört und gesehen haben.
Hmmh, ich denke, er hat Duprés Kreuzweg gespielt und die Tänzer haben ihren Ausdruckstanz dazu dargeboten, oder?
Am Passionssonntag habe ich 11 Kreuzwegstationen aus Willschers nebenamtlertauglichen Orgelmeditationen in einer Messfeier gespielt - ohne Tanzeinlagen! [wink] Zumindest ca. 10 Leuten, die mich danach angesprochen haben, hat die recht moderne Musik sehr zugesagt.
#9 RE: Eine ganz besondere Lustbarkeit ...
Zitat von Falcon 2000
Mir gefällt zur Zeit tatsächlich Messiaen, Demessieux - warum auch immer.
Das ist durchaus verständlich. Denn das Schaffen beider war getragen von einer ganz tiefen Spiritualität. Gerade Messiaen hat sein Leben lang nach einer eigenen Tonsprache gesucht, um geistliche Erfahrungen zu vermitteln, die Worte nicht vermitteln können. Und Mlle Demessieux war ebenfalls eine tiefgläubige Musikerin, die das, was sie glaubte, in Tönen weitergeben wollte. Das machte sie auch als Interpretin anderer Werke - ich erinnere an ihre Franck-Einspielung in der Madeleine aus 1964. Unfassbar, wie diese Musik durchglüht ist von einer visionären Gottesschau.
Duprés Kreuzweg gehört in dieselbe Liga.
Dass ich mit Schauspiel in jeder Form im Gottesdienst nix anfangen kann, ist zum Teil sicher prägungsbedingt. Wer bei uns an der MHS allzu viel Gestik, Mimik und kinetische Energie in sein Gebaren am Spieltisch oder Dirigentenpult legte, bekam folgenden Anpfiff: "Wenn Sie hier die große Show abziehen wollen, werden Sie besser Opernsänger ..." Und wer beim Dirigieren zu großer Geste à la Karajan oder Furtwängler ausholte, bekam den "freundlichen" Hinweis: "Die Sporthochschule ist auf dem Rotenbühl ..."
Unsere Profs haben jeden Ansatz von Allüre mit verbaler Brutalität niedergeknüppelt.
Das nicht zur Rechtfertigung. Ich stehe dazu. [grin]
LG
Michael
Zu viel Theatralik ertrage auch ich nicht. Erst letzten Sonntag stand einer meiner "Lieblings"-Zelebranten der Messe vor... bei ihm paart sich Übertriebenheit mit Eigendünkel. Wenn der Kerl das Evangelium liest und hernach predigt, verspüre ich den innigen Wunsch, ihm mehrere Backpfeifen zu verpassen.
#11 RE: Eine ganz besondere Lustbarkeit ...
In meinen Jungkantorsjahren gab es einen Regionaldekan, der pflegte die Einsetzungsworte beim Abendmahl ganz leise und eine Quarte tiefer als seine Normalsprechlage ins Mikrophon zu raunen wie Miraculix seine Zauberformel. Das machte aus dem "Geheimnis des Glaubens" einen billigen schauspielerischen Effekt, vor allem, wenn man das zum wiederholten Mal erlebte. Da ich bei mehreren Orgelweihen mit ihm zusammengespannt war, erging es mir just so ...
Zumal er stets dieselbe Predigt hielt, bei der jede Geste, jede Hebung und Senkung der Stimme, jede Pause ganz offenbar vor dem Spiegel einstudiert war. Beim ersten Mal imposant, beim zweiten Mal naja - und beim dritten Mal *würg*.
LG
Michael
Ich vermute mal, ihr vermischt da 2 Sachen.
Das eine ist die Theatralik, Gestik um die eigene Person, die eigene Handlung in den Vordergrund zu schieben, um sich "anhimmeln" zu lassen. Da tritt die "Information", der "Inhalt" in den Hintergrund.
Das - denke ich - darf man zu Recht kritisieren und das sollte so auch nicht sein.
Und so wie ihr schreibt befürchtet oder erwartet ihr genau das von dieser Vorstellung. Vielleicht habt ihr auch Recht.
Im Gegensatz dazu - vielleicht (?) - gibt es Leute, die mit Tanz, Gesang, Pantomimik, etc, den Inhalt zum "Leuchten" bringen wollen, die die Information "anschaulicher" gestalten wollen.
Das ist doch legitim (?). Wenn sie nicht - wie oben - sich selber "glänzen" sehen wollen.
Gut, alles Vermutung - nur: Ich (für mich) lehne nicht alles von vornherein ab und schaue es mir einfach mal an (wenn ich denn Zeit habe), habe aber auch keine Hemmungen unter der Vorstellung raus zu gehen.
Wenn ich es gräuslich finde, dann bin ich das nächstemal schlauer. Finde ich es gut, nun dann soll es eben so sein.
Ich gehe gern mal in ein Museum der modernen Kunst - viel Käse, aber auch hin und wieder ganz interessante Dinge, auch Musik.
Ich bin durch so einen Besuch "moderner Musik auf der Orgel" (wo nachher ein französicher Kollege zu mir meinte, er hätte nicht gedacht, dass solche Musik in einer Kirche gespielt würde) wieder zur Orgel nach langer Abstinenz zurück gefunden.
Und das war es mir wert.
Hallo,
Zitat von Falcon 2000
Dass wie Michael viele so etwas wie hier ablehnen, das muss man zugestehen, auf der anderen Seite auch, dass vielleicht andere zu den Schmerzen, Zweifeln, Verzweiflung, Bedauern, Angst, Zögern vor dem Martyrium durch so eine Vorführung Zugang bekommen aber auch.
Ich darf Thessalonicher zitieren: ...prüfet aber alles, und das Gute behaltet..."
Sehe ich auch so. Gerade (Ausdrucks-)Tanz habe ich erst in den letzten Jahren als Kunstform kennen und schätzen gelernt. Die katholische Karfreitagsliturgie fände ich aber auch nicht den passenden Ort dazu, da schweigt ja sogar die Orgel. Obwohl - gerade in dieser Liturgie ist einen ganze Menge Bewegungstheatralik enthalten (alleine schon der stumme Einzug und das auf den Boden Werfen von Pastor und bei uns auch der Ministranten)...
Zitat von Falcon 2000
Ich habe mir von Willscher den "Kreuzweg" besorgt, spiele ihn jetzt für mich sehr gern, ob ihn andere gut finden, einen Zugang dazu finden? Ich weiß es nicht.
Zitat von Martin78
Am Passionssonntag habe ich 11 Kreuzwegstationen aus Willschers nebenamtlertauglichen Orgelmeditationen in einer Messfeier gespielt - ohne Tanzeinlagen! [wink] Zumindest ca. 10 Leuten, die mich danach angesprochen haben, hat die recht moderne Musik sehr zugesagt.
Ich habe den Kreuzweg auch eingermaßen eingeübt, finde aber keine rechte Gelegenheit, im Gottesdienst mehr als die eher ruhigen Teile wie "Jesus begegnet seiner betrübten Mutter", "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch", "Jesus begegnet den weinenden Frauen", "Jesus stribt am Kreuz" (ohne Motorabschaltung und Mixturenwimmern...) zu spielen. Einen Orgelkreuzweg neben den üblichen Kreuzwegandachten fände ich sehr schön, aber bei den üblichen Kreuzwegbesuchern bin ich mir da nicht sicher, wie das ankäme.
Zitat von Falcon 2000
Ich vermute mal, ihr vermischt da 2 Sachen.
Das eine ist die Theatralik, Gestik um die eigene Person, die eigene Handlung in den Vordergrund zu schieben, um sich "anhimmeln" zu lassen. Da tritt die "Information", der "Inhalt" in den Hintergrund.
Das - denke ich - darf man zu Recht kritisieren und das sollte so auch nicht sein.
Und so wie ihr schreibt befürchtet oder erwartet ihr genau das von dieser Vorstellung. Vielleicht habt ihr auch Recht.
Wobei auch Organisten/innen oder anderer Kirchenmusiker/innen davon ja oftmals nicht gerade frei sind.
Zitat von Falcon 2000
Im Gegensatz dazu - vielleicht (?) - gibt es Leute, die mit Tanz, Gesang, Pantomimik, etc, den Inhalt zum "Leuchten" bringen wollen, die die Information "anschaulicher" gestalten wollen.
Das ist doch legitim (?). Wenn sie nicht - wie oben - sich selber "glänzen" sehen wollen.
Ich habe inzwischen auch professionelle Tänzer kennen lernen können. Die betreiben ihre Kunst (Tanztheater) schon sehr ernsthaft und mit viel Reflexion und Engagement, obwohl sie trotz renommierter Ausbildungsinstitute (Palucca) und in Paris oder München gewonnener Preise einen Lohn im Hungertuchbereich bekommen.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat von chpZitat von Falcon 2000
Ich habe mir von Willscher den "Kreuzweg" besorgt, spiele ihn jetzt für mich sehr gern, ob ihn andere gut finden, einen Zugang dazu finden? Ich weiß es nicht.
Zitat von Martin78
Am Passionssonntag habe ich 11 Kreuzwegstationen aus Willschers nebenamtlertauglichen Orgelmeditationen in einer Messfeier gespielt - ohne Tanzeinlagen! [wink] Zumindest ca. 10 Leuten, die mich danach angesprochen haben, hat die recht moderne Musik sehr zugesagt.
Ich habe den Kreuzweg auch eingermaßen eingeübt, finde aber keine rechte Gelegenheit, im Gottesdienst mehr als die eher ruhigen Teile wie "Jesus begegnet seiner betrübten Mutter", "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch", "Jesus begegnet den weinenden Frauen", "Jesus stribt am Kreuz" (ohne Motorabschaltung und Mixturenwimmern...) zu spielen. Einen Orgelkreuzweg neben den üblichen Kreuzwegandachten fände ich sehr schön, aber bei den üblichen Kreuzwegbesuchern bin ich mir da nicht sicher, wie das ankäme.
Wenn ihr sowieso schon Kreuzwegandachten macht, probiere das ruhig mal aus. Die Musik ist zwar modern, aber doch ansprechend (plakativ / teilweise selbsterklärend). Ich hätte auch nicht gedacht, dass man 11/14 Kreuzweg in einen Gottesdienst reinpacken könnte und es war nicht meine Idee, war aber schlussendlich eine runde Sache.
Hallo,
@Falcoon2000, @Martin78 und wen es sonst noch interessiert noch 2 Tipps zu Willschers Kreuzweg:
X. Jesus wird seiner Kleider beraubt: In Takt 13-16 kann man im Pedal "As-as" quasi als Okavtriller spielen. In Takt 17-20 "F-f", in Takt 21-22 "D-d".
XI. Jesus stirbt am Kreuz: Die Akkorde in der linken und rechten Hand von Takt 12-15 können als Cluster gespielt werden.
Beides entspricht der ursprünglichen Intention des Komponisten (hat er mal im Orgelforum so geschrieben).
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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