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Orgelwochen bei Kisselbach
#1 RE: Orgelwochen bei Kisselbach
Im Hause Kisselbach finden in diesen Tagen "Orgelwochen" statt, ab morgen in Köln und in der kommenden Woche am Freitag und Samstag, 6./7. Mai, in Baunatal.
Ich verlinke hier mal den Flyer von der HP:
http://www.kisselbach.de/images/stories/Aktionen/2016%20Einladung%20Orgelwochen.pdf
Harald (Aeoline) und ich haben uns für Freitag Nachmittag, 6. Mai, so ab 13.30 Uhr in Baunatal verabredet. Falls jemand dazustoßen möchte: Wir freuen uns!
Ich bin sehr gespannt auf das viermanualige Schlachtschiff von Content - die erste viermanualige Neuheit seit mindestens zehn Jahren, denke ich. Aber ich hoffe auch, endlich mal die Nordener Schnitgerin an der LIVEIII in aller Ruhe reiten zu können ...
LG
Michael
Ja. Ich freue mich auch auf die Content und die LiVE III, die ich bislang auch noch nicht "in Ruhe" in Ohrenschein nehmen konnte. Super wäre es natürlich, wenn man noch ein paar bekannte Gesichter sehen würde.
Nach dem Ohrenschmaus geht es dann nach Fritzlar zum Gaumenschmaus.
Prost:
LG
Aeoline
Da ja Flugreisen im Zusammenhang mit Forumstreffen durchaus in den Fokus rücken...
Wenn Du nach Kassel-Calden geflogen kommst, hole ich Dich ab!
[grin] [wink]
Aber bedenke die hohen Kurvengeschwindigkeiten, die ich zu fahren pflege...
[grin]
LG
Aeoline
#6 RE: Orgelwochen bei Kisselbach
Es sei nochmal daran erinnert: Morgen, Freitag, 06.05., werden Harald und ich ab ca. 13.30 in Baunatal sein, um vor allem die viermanualige Content in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Es steht zu befürchten, dass wir davon Ton- und Bilddokumente fertigen (potentielle akustische Attentäter seien vorgewarnt: Wir spielen vierhändig Bornefeld im Tutti bis die Membranen platzen, falls uns jemand mit "für Elise", dem "fröhlichen Landmann" oder der "Träumerei" zu nerven gedenkt ... :bad.
Natürlich freuen wir uns über jeden weiteren Forianer, der sich an unserem Treiben beteiligt. Ob und wo wir hinterher noch etwas pyrotechnisch behandeltes Tier verspeisen, wird sich finden. Beantragt vorsichthalber mal Nachtausgangsscheine beim Spieß, wenn ihr kommen wollt ... Dafuer:
LG
Michael
Frisch zurück aus Baunatal möchte ich gleich meine Eindrücke vom heutigen Tag niederschreiben...
Ich fange mal mit den schlechten Nachrichten an...
Leider hatten wir keine Gelegenheit, akustische Aufnahmen zu machen. Wie erwartet hatten außer Wichernkantor und mir noch andere Leute die Idee, an diesem Bridge-Friday die Einladung zu den Orgelwochen in Baunatal anzunehmen.
Was meine Person angeht, so gehe ich ja immer davon aus, dass alle anderen im Saal potenziell aussuchende Kunden sind und halte mich dann mit dem Spiel ohne Kopfhörer zurück. Ganz besonders dann, wenn alles rechte Virtuosen sind. Daher kann ich diesmal nur mit Bildmaterial dienen. Das werde ich morgen (Samstag) hier verlinken.
Orgel-Wochen bei Kisselbach in Baunatal
Keinesfalls unerwähnt darf bleiben, dass wir wieder sehr herzlich empfangen und sehr freundlich und fachkundig beraten wurden. Keine Frage blieb offen. Ich erwähne es auch deshalb gleich zu erst, weil wir ja erfahren mussten, dass unser Forum und die bekennende Teilnehmerschaft an demselben nicht unbedingt überall Türen öffnet. Daher nochmals: Dank an Herrn und Frau Kisselbach für die freundliche Aufnahme und die neuen Eindrücke.
Dafuer:
Content Concerto 476
Tja - wo fange ich bei diesem Riesenteil an? - Laut Herrn Kisselbach ist es die schwerste und größte Orgel, die sie je transportieren mussten... - Ich beginne mal mit dem Wort "brauchen"...
[smile]
Die Frage nach dem "brauchen" drängt sich zwangsläufig auf, wenn man so einen Koloss unter die Finger nimmt. Ich möchte das aber etwas beiseite schieben. Sicherlich "braucht" man keine vier Manuale. Von 100% der Leute, die hier im Forum mitlesen - und da sind ja wahrscheinlich schon einige echte Freaks dabei - dürfte der Anteil derer, die aus welchen Gründen auch immer eine 4man-Orgel "brauchen" - oder sinnvoll einsetzen / auslasten können, nochmals sehr gering sein.
"Brauchen..."
"Brauche" ich ein Auto mit mehr als 230 PS?
[sad]
Nö. Aber cool ist es doch irgendwie...
Also bitte - lassen wir das mal bei der Beurteilung des Instruments außen vor.
Ich oute mich gleich zu Beginn: Ich war schon immer ein Content-Fan. Schon die Cantate 346R hat mir vor Jahren gut gefallen. Dementsprechend habe ich mich mit einer positiven Grundhaltung dem gewaltigen Spieltisch der Content Cantate 476 genähert. Es ist schon ein Hammer-Möbel!
Das Design gefällt mir sehr, sehr gut. Die vier Manuale sind ergonomisch sehr gut erreichbar und der Spieltisch wirkt gar nicht "so" hoch, da oberhalb des IV. Manuals nur noch ein paar Registerwippen für die Koppeln angebracht sind. Rechts und links "umfangen" einen die abgeschrägten Konsolen mit den Manubrien.
Manbubrien. Keine dünnen Plastik-Teile, wie wir sie z.B. von der Rembrandt her kennen. Die Dinger sind zwar aus Kunststoff, aber sehr wertig gefertigt und liegen gut in der Hand und sind sauber geführt. Erstes absolutes Highlight für mich: Elektromagnetische Manubrien als Serienausstattung. Betätigt man einen Setzer, werden die gespeicherten Register aus- und eingefahren. Bei der Crescendo-Walze funktioniert das leider nicht.
Die Manubrien sind beschriftet. Bei Bestellung kann man sich aussuchen, welches Sampleset (Baroque, Classic, Romantik, Symphonik) auf die Manubrien kommt. Für die alternativen Samplesets gibt es dann Lochtafeln, die über das Manubrienfeld gelegt werden und magnetisch halten.
Gute Idee - aber zumindest in meiner Hinsicht keine zufriedenstellende Lösung. Die Lochtafeln sind dann mit den Registernamen z.B. des barocken Style beschriftet. Bei 76 Zügen zzgl. Tremulanten und einer Floating Division mit drei Registern (V. Manual) kommt schon etwas Verwirrung auf. Dann muss man sich immer konzentrieren, dass nicht das, was auf der Manubrie steht erklingt, sondern das, was leicht drunter / drüber auf der Lochtafel steht. Klar - man gewöhnt sich an alles, wenn so ein Schlachtschiff im heimischen Wohnzimmer stehen würde - aber in der ersten halben Stunde war das Ziehen eines gewünschten Registers bei mir eher Glückssache, zumal man sich von der klassischen Linie entfernt hat: "Auf-einer-acht-Fuß-Zungen-Manubrie-erklingt-auch-in-anderen-Samplesets-eine-acht-Fuß-Zunge".
Nee nee - bei der Content Concerto 476 liegen auf den vier Samplesets durchaus andere Stimmen. Das macht es "anspruchsvoller"...
[grin]
Genau wie das Einstellungsmenü der Content - Gemshorn - erinnerst Du Dich noch an Bauer-Music? - entweder bin ich doof oder das Content-Menu ist nix für die Ausläufer der Babyboomer-Generation...
[sad]
Nun zum Klang: Leider nur über Kopfhörer und nur in der Einstellung "Classic" - da nur diese Lochtafel zum Zeitpunkt meiner Erklimmung der höhenverstellbaren Orgelbank verfügbar war:
Wie immer habe ich zunächst die Einzelstimmen getestet. Prinzipale in allen Werken, Vorplenum und Plenum. Was da in meine Ohren kroch, war sehr gut. Es ist ja so unendlich schwer, diese Dinge zu beschreiben. Mich würde interessieren, was so mancher von euch mit verbundenen Augen zu hören geglaubt hätte. Meilenweit entfernt von dem, was wir hier im Forum so gerne das "holländische Klangideal" nennen.
Ehrlich. Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich erinnere mich an den Test der Zungenstimmen. Die Hauptwerkstrompete kam schön trocken und knackig daher. Die Klarinette (?) im Echowerk...
Kurzum: Beim Test der Einzelstimmen konnte ich kein Falsch an der Concerto finden. Nochwas hat mich positiv überrascht: Nachdem ich in den zahllosen Knöpfen zwischen den Manualen den Generalsetzer gefunden hatte (es gibt natürlich für jedes Werk auch noch Werkssetzer...) habe ich diesen gleich mal durchgeschaltet. Irgendjemand hatte da Registerkombinationen hinterlegt. Fürs Auge war erst mal wieder das Erlebnis, dass die Manubrien ein- und ausgefahren wurden... - Cool! - Für's Ohr bemerkte ich, dass es zu keiner "Breibildung" kam. Der Klang blieb klar und definiert. Ich schaltete wieder und wieder einen Gang zurück bzw. hoch und beobachtete, welche Register neu dazu kamen, bzw. welche wegfielen. Beim wiederholten drücken des Setzers fiel mir klanglich auf, dass man genau das am Klangbild auch merkte. Hat mich sehr positiv überrascht.
Die Orgel hat vier vollständig ausgebaute und IMHO schlüssig disponierte Manuale. Zusätzlich gibt es ein "Chamade-Werk" mit HD-Tröten in 16', 8' und 4'-Lage. Dieses virtuelle Werk kann per Wippe dem IV. Manual oder dem II. Manual zugekoppelt werden. Dem III. glaube ich nicht - aber vielleicht doch...
Das Gehäuse ich massiv aus Echtholz und macht wirklich was her. Klanglich hatte ich nichts auszusetzen. Wie gesagt - nur über Kopfhörer und nur im "Classic-Sampleset".
Fange ich jetzt wieder an auf extrem hohen Niveau zu nörgeln? - Vielleicht...
Die schwarzen Lochtafeln sind ein No-Go. Vielleicht sind sie aber zumindest in Gehäusefarbe lieferbar - das habe ich leider nicht erfragt. Bei einer solchen S-Klasse-Limousine im absoluten Obersegment MUSS es eine optisch ansprechendere Lösung geben, die auch einem Gast-Organisten an dem Instrument ermöglich, kurzfristig zu erkennen, was er hier zieht und was er abstößt.
Meinethalben steckbare Köpfe auf die Manubrien mit den entsprechenden Beschriftungen. Klar - 76 Manubrienköpfe abziehen und gegen die richtigen tauschen wäre auch wieder ein gigantischer Aufwand... aber mit diesen Lochplatten und 76 Registern fällt es einem Newcomer sehr schwer, mit dem Instrument "warm" zu werden...
Dennoch: Vier Daumen hoch für die viermanualige Content Concerto von mir!
Dafuer: Dafuer: Dafuer: Dafuer:
Noorlander Fugara (Hauptwerk)
Mein nächster "intensiverer" Kontakt zu einer Hauptwerk-Fertiglösung. Vor einigen Monaten war ich ja bei Kisselbach um die Mixtuur anzutesten. Wer mag, kann die Rezension hier im Forum suchen. Die Eindrücke waren - naja - bescheiden.
Die ausgestellte Noorlander Fugara mit drei Manualen besitzt einen Auszug für zwei Touchscreens links und rechts und lässt somit zumindest im ausgeschalteten Zustand den Eindruck einer Orgel zurück. Sobald man die Monitore rechts und links auszieht und anklappt, verschwindet dieser Eindruck etwas. Irgendwie habe ich ein Problem damit, wenn links vom Hauptwerk die graue Windows-Startleiste auf dem Bildschirm zu sehen ist...
Sorry...
An die Noorlander habe ich mich nur sehr kurz getraut. Ich stöpselte meinen KH ein und wählte - wen wundert's - die CC aus Metz. Dann stellte ich nach einiger Zeit fest, dass es recht schwer ist, so eine ACC-Orgel zu registrieren, weil die "Trompette 8'" im Recit einfach nicht erklingen wollte. Es brauchte für mich einige Zeit, bis ich die Funktionen der einzelnen Spielhilfen so recht erkannt hatte und dann tatsächlich der erhoffte Klang an meine Ohren trat.
Etwa zu dieser Zeit fragte mich Herr Kisselbach höflich, ob ich die Orgel auf dem KH hören würde. "Na klar" antwortete ich. Dummerweise hatte sich die externe Abstrahlung, die durch ein Dave-System noch unterstützt wurde - dabei nicht abgeschaltet. Das ganze Auditorium hatte also meine stümperhaften Versuche mitbekommen...
Dagegen: rgel:
Ich entschied' dann, die Orgelbank zu räumen und sie Leuten zu überlassen, die sich nicht nur mit Hauptwerk und dessen Bedienung sondern auch mit dem Schlagen von ACC's Meisterwerk in Metz auszukennen auszeichneten...
Aber:
Das bisschen, was ich gehört habe, hat mir seeeehr gut gefallen. DAS war Cavaillé-Coll in live! - Auch der Spieltisch der Fugara ist richtig schön "orgelig". Gut - die Touchscreens sind gewöhnungsbedürftig. Einer der anwesenden Besucher erklärte mir mit Engelsgeduld die verschiedenen Möglichkeiten der Darstellung von Spieltisch, Gesamtansicht oder Registerwangen... Die Möglichkeit, die Touchscreens gänzlich in dem Gehäuse verschwinden zu lassen, gefiel mir sehr gut. So sieht das Ding wenigstens im Ruhezustand im Wohnzimmer aus wie eine Orgel.
Genauere Schilderungen kann vielleicht Wichernkantor beisteuern. Auf jeden Fall ist die "Noorlander" ein Punkt auf meiner To-Do-Liste für den nächsten Besuch...
Johannus LiVE III
Es sollte ja mein nächster (erster?) Kontakt mit der LiVE III ohne KH werden. Bei Förg war das ja nicht möglich gewesen. Auch heute konnte ich kein Zeitfenster erhaschen um den Klang des Instrumentes selber ohne KH zu prüfen. Wichernkantor hat sich drangesetzt und etwas improvisiert - ich glaube auf der Bätz-Orgel. Dabei habe ich die Chance genutzt und bin im Verkaufsraum umhergewandelt um den Eindruck zu erhaschen, dass die Orgel nur "auf der Orgelbank" gut klingt.
Mmmmhh...
Mag es an meinem mangelhaft geschulten Gehör liegen? - Klar! - direkt hinter dem Organisten kamen die Höhen deutlicher heraus, aber selbst acht Meter rechts und links der LiVE hörte sich das noch immer ganz doll nach "Orgel" an. Ich bin mir sicher, dass das akustische Optimum auf die Position des Organisten hin optimiert ist, aber ganz so drastisch empfand ich den Abfall nach rechts und links nicht.
Die ausgestellte LiVE III war in einem absonderlichen "Anthrazit-ähnlichen" Farbton gehalten. Im ersten Moment dachte ich - brrrr - später gefiel es mir recht gut.
Auch hier wieder der Hinweis: Für einen Gastorganisten ist die Anordnung der Register und deren Werkzuordnung nur schwer erkennbar. Sicherlich hat man das bald drauf, wenn so ein Schrank erst mal ein paar Wochen im Wohnzimmer steht, aber die Erkennungsrate "welches-Register-gehört-zu-welchem-Werk-und-welches-Register-ist-gerade-gezogen" ist zu Beginn eher mager. Mein erster Verbesserungsvorschlag wäre es, die LCD-Panel invers anzusteuern, wenn ein Register gezogen ist. Im Gegensatz zur Cantate Concerto 476 fahren ja die Manubrien der LiVE III nicht aus und ein.
Mit dem KH habe ich dann - wen wundert's - die ACC in Auteuil getestet. Vorgehensweise s.o.
Ergebnis: Ich bin und war fasziniert.
Zeitgleich spielte irgendjemand an einer anderen Orgel über externe Abstrahlung ein lautes Stück und ich war traurig, dass mein KH ein offenes System ist, denn ich konnte leise bis mittellaute Klänge auf den Ohren kaum erkennen. Im Menu drehte ich den KH auf max und danach wurde es etwas besser für mich.
Das wäre etwas für Vati's Jüngsten als Zweitorgel!
Wichernkantor war von seinem ersten Rendez-vous mit seiner Liebingsorgel aus Norden (Schnittger - würg...) an der LiVE III auch sehr begeistert, aber davon wird er bestimmt separat berichten.
Fazit:
Ein überaus gelungener und schöner Bridge-Friday. Sonnenschein, sauberes Auto und viele neue Orgeleindrücke beim gastfreundlichen Empfang im großen Orgelhaus mit Hammer-Auswahl. Noch beim Verabschieden waren Wichernkantor und ich uns einig: Mit der LiVE III und der Noorlander-Orgel kommt wirklich ein drittes Standbein in die Welt der "Heimorgeln": authentische Instrumente, die in einem "Orgelgehäuse" authentisch auf Knopfdruck wiedergegeben werden können. Erste Sahne!!
Epilog
Nicht unerwähnt bleiben soll hier die bombastische Auswahl an "bekannten" Orgeln, die im Verkaufsraum standen. Gloria, Johannus, Content, Roland/Rodgers waren mit zahlreichen Modellen vertreten. Auch meine "alte Liebe" (Rembrandt 350) war gegenwärtig. Zum ersten mal seit Monaten habe ich ihr keine Minute meiner Zeit geschenkt.
Besondere Aufmerksamkeit und besondere Erwähnung gebührt hier - mal wieder - der Gloria Concerto 355cc. Ich weiß, jeder denkt, "er liebt diese Orgel" - stimmt. Einer der anwesenden Besucher hat die 355cc heftig ausprobiert und uns zum Schluss noch ein (ungeplantes) Konzert mit Widor's Toccata aus der V. Sinfonie gegeben. Die meisten von uns standen zehn Meter hinter dem Instrument (ohne ext. Abstrahlung!!!) im Verkaufsraum. Wow! - alle waren sich einig: Das klingt voll fett und voll gut!!!
Epilog V2.0
Wie schön, dass ich immer noch sagen kann: "Meine Unico kann das auch". Leider war noch nie jemand bei mir im Wohnzimmer, der Widor's Toccata spielen kann. Aber klanglich kommt meine 400 mit der speziellen ACC Rouen Intonation bestimmt an die 355cc ran. Insofern bin ich zufrieden, mit offenen Fenstern und Schiebedach mit meinem 230PS Auto (wer "braucht" sowas...) nach Hause gefahren und habe mir Widor angehört...
Schön war's...
Leider ohne den WAF von Wichernkantor und ohne das Steakhaus in Fritzlar, aber es sollte dann wohl so sein...
[grin]
LG
Aeoline
Wow, danke für den opulenten Bericht. Das muss wahrlich ein toller Tag gewesen sein; gerne wäre ich mit euch dort gewesen. Ich getraue es mich fast nicht zu sagen: Es wäre theoretisch sogar möglich gewesen, da ich ein feiertagsbedingtes extralanges Wochenende genieße.
Dein Input zur "Fugara" macht mich neugierig und wird früher oder später einen Besuch in Baunatal nach sich ziehen. Vielleicht können wir uns dann ja abstimmen. Dafuer:
Auf die viermanualigen Schlachtschiffe bin ich bedingt neugierig. Wohl wissend, dass ich diese weder "brauche" noch jemals so viel Geld für eine Orgel ausgeben möchte.
Ja.
Die Noorlander Fugara war für mich als "Do-Jünger" zwar ein "Buch mit sieben Siegeln", aber auch eine Verquickung von "orgeligem Orgelgehäuse" mit ausgereifter Hauptwerks-Technik.
Ich muss mich halt umgewöhnen an solch einer Orgel. Glaub' mir, bis ich geschnallt hatte, dass man die diversen "Tirasses" und "Couples" und was-weiss-ich-nicht-noch-was-Spielhilfen mal eben durch antippen auf dem Touchscreen aus- und einschalten konnte...
Naja - dafür weiß ich noch, was eine 5.25" Diskette ist...
[grin] D
LG
Aeoline
#10 RE: Orgelwochen bei Kisselbach
Zitat von Aeoline
Naja - dafür weiß ich noch, was eine 5.25" Diskette ist...
[grin] D
LG
Aeoline
Für zu spät Geborene: Das sind die Dinger, die so groß sind, wie die Hüllen von Single-Schallplatten (das sind die Dinger, von denen Opa einst die Beatles hörte, um den eigenen Opa zu schocken), pechschwarz, mit einem Loch in der Mitte. Und wenn man den User ärgern wollte, strich man einfach mit einem Magneten über eine solche "Floppy". Der Erfolg war fulminant ...
Jetzt aber zum Orgeltag in B.
Auf die Gefahr hin, einiges zu wiederholen, was Harald bereits festgestellt hat (und nur in der Absicht, dieses zu verstärken): Wir wurden wie immer mit größter Herzlichkeit empfangen und betreut. Das galt übrigens auch allen Besuchern, die sich im Lauf des viel zu kurzen Nachmittages die Klinke in die Hand gaben. In etlichen sechs-bis-zwölf-Augen-Gesprächen stand uns der Chef unermüDlich Rede und Antwort zu allen Fragen rund um die diversen Konzepte des reproduzierten Orgelklanges.
Und da bin ich mit Harald einer Meinung: Derzeit ist wieder ganz schön was los am Markt. Stand man vor zwei, drei Jahren noch vor der Entscheidung "Sample oder Physis", so gibt es mittlerweile mindestens zwei weitere ernst zu nehmende Konzeptionen im Bereich der "virtuellen" Orgel: die hauptwerkbasierte Komplettlösung à la Noorlander und die Eigenentwicklung LIVEIII von Johannus. Definiv gut sind sie auf ihre Art allesamt - die (von uns ja immer wieder prognostizierte und geforderte) Differenzierung und Customisierung auf die unterschiedlichsten Kundenwünsche kann langsam vom Wunschzettel gestrichen werden. Unter den Instrumenten, die in Baunatal zu beklopfen sind (ich schätze, es sind knapp 40), findet so ziemlich jedes Töpfchen sein Deckelchen ... Diese Synopse des (nahezu) gesamten europäischen DO-Marktes ist ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal des Hauses.
Ich fand es sehr anregend (nachdem sich der inzwischen wohl notorische akustische Attentäter entfernt hatte - diesmal etwa zehnjährig und von enthusiasmierten Wunderkind-Erzeugern begleitet -, der die "Epidemische" in sorgfältig gewählten Auszügen gefühlte hundert Mal hintereinander bis zum Irriationspunkt X und abruptem Interruptus "interpretierte". Und das in der einzigen, diesem Werke angemessenen Registrierung: Tutti mit bis zum Anschlag aufgedrehten Verstärkern und durchgetretenen Schwellern. Ich hoffe, die Eltern kaufen eine Orgel, damit das hoffnungsvolle Kind sich fürderhin unter Ausschluß einer nicht ganz unkundigen Öffentlichkeit zu CC 2.0 entwickeln kann ...), Organisten und Liebhaber zu treffen, mit ihnen Impressionen über die Vorzüge diverser Intrumente auszutauschen. Auch zum Austausch von Visitenkarten kam es verstärkt. Und ich würde mich freuen, wenn da ein paar Kontakte erhalten blieben. Es war einfach nett mit den Kollegen.
Nun genug der Vorbemerkungen - alle Mann an die Orgeln!
Ich war gespannt wie ein Flitzebogen auf das avisierte Dickschiff von Content. Und meine Vorfreude brach jäh wie ein Kartenhaus zusammen, als mein Blick vom wuchtigen Spieltisch nach unten glitt: ein Radialpedal ... Dagegen: Dagegen: Dagegen: Dagegen:
Und wenn es nach ein paar Jahren TTIP-gezeugter amerikanischer Marktdominanz noch eine einzige Orgel auf diesem Planeten geben wird, die ein ordentliches doppelt geschweiftes Parallelpedal hat, bei dem jeder Ton da liegt, wo ich ihn seit 50 Jahren vermute und diese location im Hirn einprogrammiert habe, wird es meine sein... pa: pa: pa:
Mir bricht auf einem Radialpedal sofort Angstschweiß aus, warum das so ist, ist eine längere Geschichte. Klar, die Orgel gibt's auch mit Parallelpedal - aber gestern gab es sie nicht. Und deshalb scheiterte ein ernster Annäherungsversuch in statu nascendi ...
Dabei lasen sich die vier eigenständigen Stildispositionen sehr vielversprechend. Und auch der Spieltisch überzeugte mich durch die von Content gewohnte Verarbeitungsqualität im Detail und die schnörkellose Ästhetik. Die kleinen elektromagnetischen Drawknobs (sicher Hauptfaktor für den üppigen Preis - kleiner Benz C-Klasse oder üppiger Passat Kombi), die bei Setzerbetätigung umschalten, haben Charme. Doch da endet leider der Vorteil dieses Features. Die Beschriftung entsprach der englisch-sinfonischen Disposition. für die drei anderen musste man Lochmasken über die Staffeleien stülpen. Keine uncharmante Lösung, könnte man denken. Aber die Registerknöpfe stehen - angelsächsischer Praxis zufolge - so dicht neben- und übereinander, dass man um die Züge "herumgucken" muss, um die Beschriftungen zu erkennen. Da ist Johannus' LIVEIII mit ihren Registerdisplays deutlich vorteilhafter - und nachdem die Züge nun auch mit Leuchtdioden versehen sind, mackenfrei.
Auch die Anordnung der sekrechten Registerstaffeln war eher unorthodox: Linkes Tableau v.l.: Solo, Pedal, Schwellwerk (also das Pedal in der Mitte der linken Registertafel, eingerahmt von Manualregistern!). Rechtes Tableau: links Positiv, rechts Hauptwerk (also ganz rechts, wo sich üblicherweise die Hochdrucktröten von IV verbergen). Wer sich dabei was gedacht hat und ob überhaupt, will ich gar nicht ergründen ...
Gut man kann sich an alles gewöhnen. Das zweifellos entscheidende und zugleich subjektivste Bewertungskriterium ist indes der Klang.
Harald und ein Kollege aus dem Pfälzischen haben sich mit der französisch-sinfonischen Disposition vergnügt und ein paar Klänge herausgeholt, die mir durchaus gefallen haben. Meine eigenen (manualiter-) Annäherungsversuche verliefen desaströs. Die Orgel mag allen Anderen gefallen - mir gefällt sie definitv nicht. Die barocke Intonation ist mir zu grell und zu scharf, die niederländisch-spätbarocke (als "Klassik" angezeichnet) zu weichgespült. Da erinnerte mich etliches an die (gottseidank verblichene) Johannus-Eigenästhetik der vergangenen zehn Jahre ...
Die französische Romantik ging bei mir noch am ehesten als "guter Orgelklang" durch. Und die angelsächsisch-sinfonische wollte erstaunlicher Weise niemand hören - wenn doch, so ist es mir entgangen.
Sollte jetzt jemand zur Erkenntnis gelangen, dass Harald und ich durchaus unterschiedlicher Meinung über diese Orgel sind, so ist das fein beobachtet ... [grin]
Ein jeder möge das Instrument spielen und selber urteilen. Klangdokumente, die wir eigentlich machen wollten, gibt es leider nicht. Sie scheiterten vor allem daran, dass immer in irgendeiner Ecke akustisch etwas "los" war ... Und Ihr wisst ja, dass ich absolut nix davon halte, den Recorder an einen line out zu hängen, um dann Stunden vor dem Schminkspiegel zuzubringen ... Dabei entstehen nur "Potemkin'sche Dörfer", wie die Wissenden wissen ...
Sooo - jetzt aber zum spektakulärsten von mehreren Higlights: Es gibt ihn: den ultimativen Prinzipal 8', der Michaels absolutes Wohlgefallen findet.
Und das gleich zweimal! Denn er steckt im Hw und im Rp der Nordenerin, die für die LIVEIII gesamplet wurde.
Ich ziehe meine Baskenmütze bis zum Erdboden für die Leistung, diese schönste aller Schnitgerinnen so schön einzufangen. Diese Orgel ist für mich eindeutig das beste aller bisher vorliegenden Samples. Das gilt ebenso für die herrlich plastischen und farbenreichen Flöten und die klar konturierten Aliquoten. Wenn jetzt noch eine elsässische Silberfrau und eine klassische Französin oder eine frühromantische Callinet hinzukommen, dann gibt es praktisch nichts mehr (außer dem WAF für das Gehäuse), was mich ernsthaft vom Schlachten meines Sparschweines abhalten könnte. Leider war meine Ehehälfte kränkelnd verhindert, ich hätte sie gern an meiner Enthusiasmierung teilhaben lassen - zumal das dunkel lasierte Gehäuse die schwarzen Bespannungen der Front-LS (Hauptkritikpunkt der Hausfrau) gut kaschiert.
Nun zu meinem , der Concerto Positiv 346.
Leute, das ist eine tadellose Orgel mit ganz eigenem Charakter geworden - keine abgespeckte 354 oder 355. Schon die Basisintonation hat mir in Plena und Einzelregistern ausnehmend gut gefallen. Das Gemshorn 16' im Hw gibt da sanften Strich und "clareté" in der Basshälfte, wo ein Prinzipal (wie m.E. in fast allen Wohnzimmern) zu dominant-kräftig und der übliche Bourdon zu klebrig wäre. Die stattliche Zungenpalette erlaubt vor allem wörtliche Registrierungen im franz. Barock und der Romantik. Wer die Disposition liest und sagt: "aber da fehlt doch ...", dem kann ich entgegnen: Da fehlt nix. Alles da, was man so braucht. Und was angeblich "fehlt", kann man sich basteln. So wie man's an der "lückenhaften" Dienst-PO ja auch macht: durch Oktavversetzung und Synthese.
So ergeben Streicher und Flöte 8' im SW einen schön singenden Prinzipal. Auch die Flöte 4' im SW vermisst man nur kurz, wenn man bemerkt hat, das Hw und Pos ja schön ausdifferenzierte Flötenfarben bieten.
Vom Preis-Leistungsverhältnis wäre diese Orgel meine Favoritin ....
... gäbe es da nicht die Concerto 355CC.
Wer immer von Euch so ein Gerät daheim hat (Frieder, Heidemusikant): Ich gratuliere in allerschärfster Form und preise Euch glücklich. Eine immer wieder faszinierende Orgel. Was da in der Distanz von fünf, sechs Metern an Saft und Kraft und Schönheit und Klarheit aus der internen Abstrahlung herauskommt, sucht m.E. immer noch seinesgleichen - jedenfalls in dieser preislichen Kategorie. Wer mehr will, muss erheblich tiefer in die Tasche greifen.
Diese Orgel ist m.E. das absolute klangliche Prachtstück der Baunataler Ausstellung.
So, gerade poltert der Liedplan in die Mailbox. Ich mach' jetzt erst mal meine Gottesdienstvorbereitung.
Falls mir noch was einfällt: später mehr.
Schnelles Fazit: Eine Fahrt nach Baunatal lohnt sich derzeit um so mehr. Als ich mit leuchtenden Äuglein zu meinem kranken Weibe zurückkam, meinte Sie: "Sag bloß, Du hast eine neue Orgel gekauft ... " Weit weg davon war ich jedenfalls nicht ...
LG
Michael
Ach ja - hatte ich gestern Abend ganz vergessen zu berichten:
Als ich die Ausstellung betrat, erwartete mich sogleich eine faustdicke Überraschung!...
Wichernkantor MIT KOPFHÖRER an der Gloria Concerto 355cc
Ich war so baff, dass ich vergaß, diesen denkwürdigen Moment im Bild festzuhalten...
[grin] D [grin]
Den Grund für die Überwindung seiner selbst hat er ja in der ihm eigenen, charmanten Art schon so trefflich formuliert:
Zitat von Wichernkantor
...Ich fand es sehr anregend (nachdem sich der inzwischen wohl notorische akustische Attentäter entfernt hatte - diesmal etwa zehnjährig und von enthusiasmierten Wunderkind-Erzeugern begleitet -, der die "Epidemische" in sorgfältig gewählten Auszügen gefühlte hundert Mal hintereinander bis zum Irriationspunkt X und abruptem Interruptus "interpretierte". Und das in der einzigen, diesem Werke angemessenen Registrierung: Tutti mit bis zum Anschlag aufgedrehten Vertärkern und durchgetretenen Schwellern. Ich hoffe, die Eltern kaufen eine Orgel, damit das hoffnungsvolle Kind sich fürderhin unter Ausschluß einer nicht ganz unkundigen Öffentlichkeit zu CC 2.0 entwickeln kann...
LG
Aeoline
Zitat von Aeoline
...diesen denkwürdigen Moment im Bild festzuhalten...
Boah ej... Eigenlob stinkt...
Ich habe mich gerade selbst zitiert!! - gab's glaube ich auch noch nicht.
Dabei wollte ich nur sagen, die Bildergalerie ist fertig.
LG
Aeoline
Aaaah, Bilder!
Ich muss sagen: Nun, da ich sehe, was ihr mit den "Lochkarten" am neuen Content-Schlachtschiff gemeint habt, muss ich sagen: Mir gefällt diese Lösung. Und die Manubrien sehen in der Tat gut aus! Chapeau, Content!
Tjo, die LiVE III wird nicht schöner, da nützt auch der anthrazitartige Eicheton nichts. Das Gehäuse itself braucht dringend ein besseres Design. Wohlgemerkt: Der Klang ist fabulös, davon nehme ich nichts zurück.
Die Noorlander Fugara sieht nicht besser aus. Und erst die Touchscreens... Dagegen:
Zitat von Gemshorn
Die Noorlander Fugara sieht nicht besser aus. Und erst die Touchscreens... Dagegen:
Stimmt - in gewisser Weise. Was für den einen das radialkonkave Pedal ist, dass für Schweißausbrüche sorgt, ist für den anderen die Präsenz von windowsbasierten Touchscreens an einer Orgel...
Dennoch ist die Fugara für mich auch optisch gelungen, weil man zumindest im Ruhezustand die Displays nicht sieht. Diese werden - falls man es nicht sehen kann auf den Bildern - angeklappt und dann in das Gehäuse geschoben.
Ist die Orgel aus, ist es also auch noch ein ansprechendes Möbel. Will man spielen, sitzt man ja eh davor...
LG
Aeoline
#15 RE: Orgelwochen bei Kisselbach
Ich kann Harald nur beipflichten, was die klanglichen Eindrücke der Noorlander anbetrifft. Ich war nur Ohrenzeuge, denn meine Prioritäten lagen an anderen Spieltischen ...
Ein geladenes Cavaillé-Coll-Set klang sehr gut - über zwei kleine Aktivboxen von Dave. Als dann allerdings gleich drei Herren (ratlos) am Menü herumwerkelten, um die Boxen zum Schweigen zu bringen und um Harald KH-Genuß zu bereiten, war mir klar: das ist keine Orgel, die meine Freundin würde ...
Wiewohl die Verarbeitung des Gehäuses und die Klaviaturen einen sehr wertigen Eindruck machen. Auch die in vertikalen Schubladen "versenkbaren" Bildschirme sind eine elegante Lösung.
LG
Michael
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