Kleine Pfeifenorgeln, aber auch Abstrahlung usw.

01.05.2016 22:02
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#1 RE: Kleine Pfeifenorgeln, aber auch Abstrahlung usw.
pv
pvh

Hallo,

gestern war ich mal wieder im Mecklenburgischen Orgelmuseum in Malchow, wo es ja mehrere kleine, aber sehr klangschöne und klangstarke Instrumente zu bewundern gibt.

Dabei hatte ich Gelegenheit, zu hören, wie die kleine 4registrige Lütkemüller von 1882, die Grüneberg von 1879 oder die Winzer von 1856 mit ihren 7 bzw. 6 Registern die eigentlich ganz schön große, neugotische Kirche zu füllen vermögen. Barocke und romantische Musik (auch Rinck wurde gespielt!) klangen gleichermaßen gut darauf. Natürlich kann man da keine großen Bäche spielen, die eigenständiges Pedal erfordern (die kleinen Präludien gehen zumindest an der Grüneberg-Orgel schon gut), oder große Franzosen, aber die werden in den Landgemeinden und kleinen Kirchlein eh nicht gespielt.

Mir hat sich dann die Frage aufgedrängt, wie groß der Aufwand an Technik, besonders was die Abstrahlung angeht, sein muss, um das elektronisch in gleicher Qualität hinzubekommen. Gerade auch die anwesenden ehrenamtlichen Organisten/innen, die in der Region an elektronischen Instrumenten tätig sind (eine davon ist hier zu sehen), sahen das ähnlich.

Nur mal so als Randbemerkung.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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02.05.2016 12:21
#2 RE: Kleine Pfeifenorgeln, aber auch Abstrahlung usw.
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Moderator

Na ja, es gibt schon schöne digitale Truhen, die in kleinen Räumen (und die gemeine mecklenburgische Landkirche ist ja nicht sooo groß recht ordentlich klingen - auch was die Substanz und Tragfähigkeit angeht. Sowohl Kisselbach als auch Hoffrichter hatten so was ja im Sortiment - ebenso die untergegangene Marke Benedict. So richtige Reißer waren die Instrumente von den Verkaufszahlen her nicht. Vermutlicher Grund: Für den Betrag eines solchen Positivs kriegte man halt schon eine Zweimanualige, die (mit kleiner externer Abstrahlung) bei geringerer Samplequalität dennoch einen deutlich höheren Gebrauchswert (Pedal, Triospiel) bot.

Um ein Premium-Ergebnis zu bekommen, müssen halt alle Komponenten "premium" sein - von den Samples über die Hardware des Spieltisches bis hin zur Abstrahlung. Dann sind wir schnell mitten im Monarke-Preissegment bzw. da, wo die guten Rodgers-Stücke anfangen ...

Nach meinen Beobachtungen ist gerade in kleinen Kirchengemeinden bei 10.000 € eine "Schallmauer" erreicht, die der Kirchenvorstand nicht zu durchbrechen wagt. Sobald mehr Geld im Raum steht, kommen dann auch die Obergedönsräte aus den Löchern, die auf die vielen preisgünstigen Positive bei Ladach verweisen. Warum will die Dinger bloß keiner? *seufz*
Ich weiß es ...

Die Hersteller haben sicher kein Interesse daran, eine kleine Orgel von vielleicht II/18 mit ausgezeichneten Samples und mit einer optimierten Abstrahlung zu entwickeln - sagen wir mal: pro Werk zwei Stereo-Kanäle getrennt nach Prinzipalen/Flöten und Zungen/Aliquoten. Damit müsste man eine kleine Kirche mit 100 bis 200 Sitzplätzen angemessen füllen können.

Aber so was würde den größeren Modellen das Wasser abgraben. Und dann wird eben doch die 30-registrige Zweimanualige mit Hosenbeinbeschallung (und neuerdings und erfreulicher Weise mit Tweetern) gekauft, die zwar im solistischen Spiel recht ordentlich klingt, von einer vielköpfigen Gemeinde allerdings in Grund und Boden gesungen wird.
Ich denke da immer an den Nachbarort hier, dessen damalige Organistin vor 16 Jahren für eine kleine, kammermusikalisch-intime Dorfkirche 70 Register "französisch-sinfonisch" wollte ...


LG
Michael


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