Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal

31.10.2010 19:47
avatar  PeterW
#1 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
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+ 12.1.2018

Während Viscount die Prestige-Serie langsam im Begriff ist einzusargen, hat das Jahr 2010 offensichtlich einen Wechsel in der Entwicklungsstrategie bei Johannus gebracht.

Aus eigenem Hause kratzt man bei Johannus an der Vormachtstellung der zusehends in die Jahre gekommenen, jedoch von noch nichts anderem überholten Königsklasse "Monarke".

Von den positivartigen Monarke-Hausorgeln (mit dem wunderschönen, allerdings echt teuren Flaggschiff "Rubens" lenkt man den Privat-Kunden für "personal"-Digitalorgeln allmählich weg in die Richtung Symphonica (zu der schon viel gesagt wurde und die hier ausgeklammert bleiben soll), die mit dem Faltungshall das passende "Raumregister" für das akustisch unkalkulierbare Wohnzimmer gleich mitliefert.

Nun stellt sich ernsthaft die Frage, ob die vom Hersteller bisher freilich mit noch wenig Emphase¹ beworbene "Ecclesia" für den kirchlichen und konzertanten Raum langfristig eine Ablösung der Monarke darstellen und damit gemeinsam mit der Symphonica die konsequente und vernünftige Trennung von Haus- und Kirchenorgel im oberen Segment einleitet.

Wir konnten zwei unterschiedlich große "Gloria-Monarke" und die "Ecclesia T25" vergleichend testen.
Um es vorauszunehmen: Alle drei Instrumente ließen keinerlei Wünsche offen, die mir eine qualitativ wertige Pfeifenorgel darüber hinaus hätte womöglich erfüllen können, insbesondere klanglich, vom Möbeltechnischen und der Handhabung ganz zu schweigen.

Da alle größeren "Monarke" eigenständige Individuen sind, erspare ich mir die Einzelheiten, denn nichts ist unmöglich.
Wichtiger indes erscheint eine Besprechung der "Ecclesia". Dabei handelt es sich nicht um ein Downgrading oder gar eine Sparversion der "Monarke". Es finden ebenfalls Einzelton-Samples Verwendung, doch der wesentliche Unterschied zur Monarke läßt sich verkürzt auf den Punkt bringen: Die "Monarke"-Materialschlacht wird zunehmend durch Intelligenz in der "Ecclesia" ersetzt. - Hard vs. Soft.

Ecclesia:
Die vier unterschiedlichen Intonationen treffen genau die mit den Bezeichnungen auf den Punkt.
In der sog. "Historischen" (raw-Barock) konnte ich ein gewisses Schwelgen nicht unterdrücken. Diese winzigen "Schmutzigkeiten", die jeder Ton von jeder individuellen Pfeife mitbringt, entzückten mich über die Maßen. Die wirklich guten TP60LW-Manualklaviaturen (Holzkern) lassen in Anbetracht des Preisunterschiedes einen Wunsch nach UHT leicht verblassen, und die Verarbeitung ist tadellos. Einzig die Positionierung der Registerwippen über dem Manual, zumal bei Teilung der HW-Register-Batterie durch das Display ist etwas häßlich. Die externe Abstrahlung (ok, das wird wohl noch immer Materialschlacht bleiben müssen, hält sich dennoch in Grenzen) enttäuscht das Ohr bei keinem Register und auch nicht im Plenum.
So etwas IST Orgel!
Jede Gemeinde sollte sich leicht zwischen beiden Modellen - T25 (2-man.) und D35 (3-man.) - entscheiden können, je nach Anspruch auf "nur-Liturgisches" oder "auch-Konzertantes" - dafür sind (Liste) 13.950 € bzw. 17.950 € 'n Appel und'n Ei.

Meine leicht realisierbaren persönlichen Wünsche für eine dreimanualige D35 wären:

  • Schweller für HW+Ped weg, den Schweller für SW+Pos mit Gummi belegt oder Metallversion,[/*]
  • Ersatz des Cresc.-"Bretts" durch eine Walze (hmmmmmm, 1 K€ Aufpreis - ob ich das wirklich will? - Geht auch mit +/-)[/*]
  • PP-P-MF-F-FF-Tutti-Handpistons weg,[/*]
  • Setzer auf 64 oder 128 Bänke x 8 = 512 oder 1024 (Je nach Entscheidung für oder gegen Walze) aufgerüstet,[/*]
  • Ersatz der Manubrien durch Wippen auf schrägen seitlichen Boards (ähnlich Unico 400)[/*]
  • Fußpistons: +/- (links neben Schweller), + (rechts neben Schweller) sowie II-I, III-I, II-III, I-P, II-P, III-P : macht 595 € im Paket.[/*]


Technische Details und Dispositionen bitte ich anderswo nachzulesen, und Selberhören kann ich niemandem ersparen.

Ich wette, daß man den verstocktesten PO-Ideologen, wenn man ihn nett zum Probespiel einläDt, lange nach Sonnenuntergang von der Orgelbank schubsen muß. Schließlich wollen alle nach Hause...

Das sollen erste Eindrücke gewesen sein. Für die Unvollständigkeit bitte ich um Nachsicht.
___________________
¹ Schließlich wird man sich das Monarke-Geschäft bei den unsymmetrischen Preis-Leistungsverhältnissen nicht gleich zerschlagen wollen.


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04.11.2010 00:35
avatar  PeterW
#2 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
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+ 12.1.2018

Keine Fragen?
Will sich niemand mit mir streiten?


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04.11.2010 17:17
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#3 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
An
Anonymous ( gelöscht )

Wenn ich mal wieder Zeit habe und Ihr Euch auch noch zur Symphonica und noch mehr zur Kisselbach360 ausgelassen habt. Die große Ernüchterung mit PM habe ich registriert.

Laurie


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04.11.2010 18:40
avatar  PeterW
#4 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
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+ 12.1.2018

@Laurie: Sicher, die Symphonica gehört in die "gehobenere Klasse, aber weiß nicht, was ich - subjektiv! - dazu schreiben soll, ohne mich gleich unbeliebt zu machen. Es mag auf jeden Fall viele Liebhaber dieses Instruments geben. Wenn ich mich für eine Heim-DO bei unlimitiertem Budget entscheiden müßte, käme sie bei mir trotz des Faltungshalls nicht in die engere Wahl, weil meinem Gusto etwas anderes (was in anderen Augen nicht "besseres" bedeuten soll) vorschwebt.

Zur Gloria 360 kann man lesen (was Du ja auch getan hast) hier:
http://sakralorgel.forumprofi.de/viewtopic.php?f=6&t=215
Um es noch einmal zu betonen: Eine eierlegende Wollmilchsau mit sehr schönem Klang (aber das ist ja - wie immer - geschmacksabhängig), ausgezeichnetem Handling und - vor allem - einer Dispo, die keinen Wunsch (außer vielleicht einem Milchschäumer) offenläßt.
Die Begleittexte zur Dispo auf der Kisselbach-Homepage versprechen genau das, was das Instrument hält und brauchen hier nicht wiederholt zu werden.
Feinstes deutsches Barock, mit einem kleinen Zacken Neo vielleicht, und feinste deutsche (Spät)-Romantik werden durch beide Intonationen realisiert.


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04.11.2010 19:24
#5 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
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Zitat von PeterW
Meine leicht realisierbaren persönlichen Wünsche für eine dreimanualige D35 wären:
  • Schweller für HW+Ped weg, den Schweller für SW+Pos mit Gummi belegt oder Metallversion,[/*]
  • Ersatz des Cresc.-"Bretts" durch eine Walze (hmmmmmm, 1 K€ Aufpreis - ob ich das wirklich will? - Geht auch mit +/-)[/*]
  • PP-P-MF-F-FF-Tutti-Handpistons weg,[/*]
  • Setzer auf 64 oder 128 Bänke x 8 = 512 oder 1024 (Je nach Entscheidung für oder gegen Walze) aufgerüstet,[/*]
  • Ersatz der Manubrien durch Wippen auf schrägen seitlichen Boards (ähnlich Unico 400)[/*]
  • Fußpistons: +/- (links neben Schweller), + (rechts neben Schweller) sowie II-I, III-I, II-III, I-P, II-P, III-P : macht 595 € im Paket.[/*]


möchte die Wunschliste ergänzen:

  • speichern der Setzer auf USB-Stick / SD-Karte[/*]


Gloria Nobilis 352

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04.11.2010 21:06
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#6 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
An
Anonymous ( gelöscht )

@PeterW: Ich wollte von Euch auch nicht wissen, ob die Orgel Eurem Geschmack entspricht, ob Euch das Design gefällt oder die Zugregister. Ich wollte von euch lediglich wissen, was Ihr von dem Sound haltet. Auch in der Symphonica müssten die historischen Stimmen drin sein. Gemshorn hatte sich in ein zwei Sätzen positiv geäußert, aber da hätte ich gern mehr gelesen. Danke.


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04.11.2010 21:14
#7 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
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Administrator

Nun denn, aber viel "Dichter" kann ich es nicht sagen.
Es war ja nicht das erste, sondern mittlerweile das dritte Mal, dass ich eine Symphonica hören/spielen durfte. Klanglich wäre das Instrument gewiss meine Wahl, wenn ich das nötige Kleingeld hätte. Ähnlich wie bei der Vivaldi finde ich auch bei der Symphonica das "historische" Set am interessantesten, obgleich ich das eine oder andere Register eher aus dem barocken Set wählen würde. Eine gute Zusammenschau beider Sets wäre wohl das Optimum. Leider kann ich aber beim besten Willen nicht mehr sagen, welche Register ich gerne aus welchem Set hätte.
Ein Detail, das ich aber erinnere, ist die ungewöhnliche Zusammensetzung der Positiv-Mixtur; selbige repetierte halboktavig — und zwar so, dass auf der Taste F exakt dieselben Töne erklangen wie auf der Taste C (analog auf den Folgetasten). An sich sollte das unharmonisch klingen, aber es klang im Gesamteindruck sehr schön und farbig. Mindestens war dies das erstemal, dass mir so eine Mixtur an einer Digitalorgel untergekommen war.
Last but not least: Ich halte den Faltungshall für das eigentliche Geheimnis des Symphonica-Klanges. Im Hinblick auf die im Nebenthread diskutierten neuen Johannus-Positive kann ich nur einschärfen:
Ja nicht ohne den Faltungshall bestellen! pa:


Auf Orgelsuche.

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05.11.2010 15:55
avatar  heidemusikant ( gelöscht )
#8 RE: Die "gehobenere Klasse" aus Baunatal
he
heidemusikant ( gelöscht )

Nur mal so zwischendurch:
Vielen Dank für Eure Mühe mit ausführlichen Rückmeldungen zu Eurem Baunatal-Besuch, Gemshorn und PeterW!
Das war für mich selbst nach meinen eigenen Eindrücken sehr interessant. Leider konnte ich nicht kommen. Vielleicht gibt's ja mal ein offizielles Digitalorgel-Freak-Treffen ...


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