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Man macht, was man will...
Gestattet mir bitte, dass ich meine Verärgerung mit den liturgisch Interessierten unter euch teile.
Heute früh, autofahrend auf dem Weg zur Arbeit, hörte ich wieder einmal Radio Maria, wo morgens täglich eine Eucharistiefeier übertragen wird.
Im liturgischen Kalender der kath. Kirche steht heute das Fest des Hl. Matthäus, Apostel und Evangelist.
Ich traute meinen Ohren nicht, als ich die Feier verfolgte:
- Eingangslied: „Maria, dich lieben“ (1. Strophe)
- Nach der Lesung: „Maria, dich lieben“ (2. Strophe), kein Psalm (!)
- Ruf vor dem Evangelium: gesprochenes Halleluja, ohne Vers
- Zur Kommunion: Ave Maria von Gounod
- Nach der Kommunion: „Meerstern, ich dich grüße“
- Das Schlussgebet war als Bitte an Maria formuliert.
- Der Schlusssegen eine moderne Formulierung, wie man sie von diversen „irischen Segenswünschen“ her kennt.
- Das Orgelpostludium nach dem Segen: „Näher, mein Gott zu dir“ (instrumental)
So etwas darf einfach nicht passieren.
Ich war mir nicht zu schade, eine eMail mit Bitte um Kenntnis- und Stellungnahme an das Generalvikariat der zuständigen Diözese sowie an etliche Stellen der Erzdiözese Wien (dort sitzt Radio Maria) sowie an das Radio selbst zu senden.
Ich bin gespannt, ob man diese eMail - typisch österreichisch - ignoriert und darauf hofft, dass der unbequeme Störenfried nicht nachhakt oder ob man reagiert.
Unglaublich, das Ganze!
Hallo Gemshorn!
Es wäre ja interessant zu erfahren, wer für die Auswahl der Lieder letzten Endes zuständig ist (Zelebrant? Organist? Liturgie-Ausschuss? oder wer?) und ob diese Person von der Reaktion aus dem "Volke" informiert wird. Aber so etwas ist weiß Gott nicht nur in Austria üblich. Ich beobachte ebenfalls mit Erschrecken, dass bei der Messgestaltung auf den jeweiligen Gedenktag kaum Rücksicht genommen wird und die (wenigen) Messbesucher gar nicht erfahren, wessen in dieser Messe im Besonderen gedacht wird. Auch die Lieder finden dabei keine Beachtung. Diesbezügliche Gespräche mit dem Priester werden oft damit abgetan, dass der Liturgie-Ausschuss dafür zuständig sei und dieser schon weit im voraus plane und diesem nicht bekannt ist, wessen an diesem oder jenem Tag gedacht wird. Aber eine so einseitige Liederauswahl wie an diesem Tag ist wohl eher die Ausnahme.
HJG
Ja, es schrammt an verschiedenen Stellen. Letztlich trägt der Pfarrer die Verantwortung, würde ich meinen.
Wenn ein dermaßen daneben gegangenes Liedprogramm vom Organisten/Chorleiter/Mesner verursacht wurde, dann hat der Ortspfarrer mindestens versäumt, dem/den Unfähigen die Zuständigkeit zu entziehen.
Vielfach schlimm wird das Ganze dann, wenn solche Auswüchse noch über Rundfunk in alle Welt verbreitet werden.
Radio Maria filtert ganz offensichtlich in keiner Weise jene Gemeinden, aus denen übertragen wird. Auch das ist ein Versäumnis. Eucharistiefeiern wie jene heute Früh höre ich in diesem Radio leider keineswegs selten. [sad]
http://www.radiomaria.at/index.php?lang=...=255&d=20160921:
21.09.2016 08:00 Hl. Messe aus Thierberg, Tirol
Zum Emfang: http://www.radiomaria.at/index.php?lang=...4&openup=ok1154
UKW scheint es in Salzburg nicht zu geben - über Kabel, Satellit und Internet sollte es verfügbar sein.
Inzwischen kam eine Antwort seitens des Generalvikars der zuständigen Diözese sowie ein "Erklärungsschreiben" des Zelebranten.
Die "Ausreden" sind bemerkenswert: Es sei kein Gotteslob in dem Kirchlein vorhanden, sondern nur ein Liederheft (wäre interessant zu wissen, ob es sich um illegale Kopien handelt), der Zelebrant könne nicht singen, daher habe er das Halleluja gesprochen (zur Kommunion sang allerdings eine Solistin recht stimmsicher ein Ave Maria...), und das beste zum Schluss: Die Praxis, Marienlieder auch an Apostelfesten zu singen, habe man von Wallfahrtsorten wie Altötting "abgeschaut", schließlich sei Maria auch die "Mutter der Apostel" (frei nach Loriot: Das ist mir neu!).
Auf den durch die 2. Strophe des Marienliedes ersetzten Antwortpsalm ging man gar nicht ein. Kurz und gut: Eine völlig unbrauchbare Antwort, an der das wichtigste fehlte: Eine Entschuldigung samt der Zusicherung, dass man sich derlei in Zukunft nicht mehr leisten werden.
Da fragt man sich, in welcher Lotterie der gute Mann, immerhin ein Stadtpfarrer, sein Theologiediplom gewonnen hat...
Ach, Stadt- oder Dorfpfarrer - wo ist da schon ein Unterschied?
Die Praxis des ständigen Marienliedersingens zu Heiligenfesten kenne ich nicht und würde ich auch nicht so praktiziert haben wollen. Bei uns im Bistum Trier wird ja speziell des Apostel Matthias (nicht Matthäus ...) gedacht, dessen Grab, übrigens das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen, sich in der Benektinerabtei St. Matthias in Trier befindet. Mir wäre jetzt aber nicht bekannt, dass in dem Zusammenhang (nicht nur) mit diesem Heiligenfest irgendwelche Marienlieder gesungen werden. Für den Apostel Matthias gibt es eine eigene Hymne (hier eine Aufnahme). Prost:
Ich denke, da spielt immer noch jener Geist mit, der die Musik als entbehrliches Beiwerk der Liturgie betrachtete.
Dazu gesellt sich ein schwer mangelhaftes Verständnis von der Funktion des Antwortpsalms. Offenbar wird dieser da und dort immer noch als "musikalisches Intermezzo" zwischen den Lesungen verstanden, gleichsam als Auflockerung, damit es nicht so langweilig und -wierig wird. Innerhalb eines solchen Verständnisses genügt freilich der Einschub einer beliebigen Liedstrophe.
Der geistliche Herr wies meine Vermutung der liturgischen Willkür zwar zurück, untermauerte sie jedoch mit jeder einzelnen "Entschuldigung", die er vorzubringen hatte.
Peinlich.
Also ich hab in meine letzten 22 Jahren Orgelei unter polnischen Ordenspriestern keine solche Liedauswahl bekommen. Gut, mag daran liegen, dass grundsätzlich ICH die Lieder aussuche und schon mein Vater als Vorgänger sehr auf liturgische Korrektheit aus war (Studium während der Liturgiereform). Aber wenn sie sich hin und wieder ein zusätzliches Marienlied "gewünscht" haben, dann wars ganz "zivil" vor oder nach dem Segen und der Zeit (z.B. Mai) entsprechend.
Probleme gab (und gibts) immer nur mit "zugereisten" (Requiems-)Pfarrern, die dann ihr alleinseligmachendes Programm mitbringen und eine liturgisch-musikalische Gruselauswahl vorgeben. Und da gehts jetzt nicht um solche "Nebensächlichkeiten" wie ob man das Schubert-Sanctus singen soll oder nicht. Einer mal: "Was wollens denn immer mit ihrem Antwortpsalm, das Lied ist doch viel kürzer" (vom Lied wollte er 4 Strophen, Antwortpsalm hatte 2 Doppelverse). Wiederum ein anderer: "Ach mein Gott, ich weiß schon, dass man das hier viel strenger sieht, aber die Leute wünschen sichs halt ..."
Wenn ich solche Liedzettel (oft nur ein Postit) unter die Nase kriege, frage ich inzwischen immer: "Meinen Sie das ernst?" – Und in der Regel biege ich dann möglichst viel von dem Vorschlag so hin, dass es vertretbar ist und spiele den Rest, wie es sich gehört ...
Das generelle Problem ist wohl, dass sich mit "Volksfrömmigkeit" und "Schön finden" eigentlich für alles eine Rechtfertigung finden lässt, selbst für den "Ungehorsam". Natürlich muss man nicht päpstlicher sein als der Papst, aber das Einhalten einer gewissen Grundordnung sollte schon selbstverständlich sein.
Ich kann Gemshorn schon verstehen. Ein Zelebrant ist in der katholischen Kirche meines Wissens zumeist studierter Theologe und sollte um das Kirchenjahr Bescheid wissen. Ein Radiogottesdienst hat obendrein gewissermaßen Vorbildfunktion und kann als Rechtfertigung für das Kopieren dort vorgetragener Missstände vorgetragen werden. Da ist also eigentlich besondere Sorgfalt geboten.
Zitat von Hymnus
Der Tagesheilige ist alledings auch nicht der liturgische Maßstab, sondern Lesungen und Evangelium für den Tag. Waren die denn wenigstens richtig gewählt ?
Naja, an einem als (Apostel-)Fest eingestuften Tag sind die Lesungen eigentlich klar vorgegeben: Die vom entsprechenden Fest eben; ohne Auswahlmöglichkeit. Man kann zwar dann noch irgendwie mit "pastoralen Gründen" argumentieren, aber das ist für mich in 90% der Fälle eine Augenauswischerei bzw. Ausrede. Man kann aus jedem Bibeltext was passendes rausziehen und darüber predigen, wenn man sich etwas damit beschäftigt.
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