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Gestrige Übertragung aus Billerbeck
#1 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
Gestern wurde im WDR das hier aus dem Billerbecker Dom übertragen:
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/wdr-klassik/video-nordrhein-westfalen-feiert-advent---100.html
Der einzige Orgelpart ist ab 00:39:11 zu hören...
Wie hört ihr das?
#2 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
Hm, Fernsehton halt - und dann noch ein mp3. Viel zu hören ist da nicht. Ich weiß nicht aus welchem Stall der Interpret kommt, aber da scheint Walchas Überlegato wieder Urständ' zu feiern. Besser als die konsequente Non-Legato-Hackerei allemal, die zeitweise in Mode war.
LG
Michael
Was mich schon mal optisch sehr stört:
Das puristisch-moderne Brüstungspositiv der Orgel kontrastiert nicht nur farblich auf das Brutalste mit dem neugotischen Hauptgehäuse, es ist wie eine andere Orgel, ich habe noch nie eine so unpassende moderne Erweiterung eines alten Orgelgehäuses gesehen. [sad] Dass die Tasten der unteren beiden Manuale wie altes Pergament vergilbt sind, während die oberen 2 wie mit dem weißen Riesen gewaschen aussehen, ist dagegen noch ein Kinkerlitzchen. Kann es sein, daß man bei dieser Orgel wie in der Fassade eines Mahnmals das Alte vom Neuen sichtbar trennen wollte ?
Anderenfalls wage ich angesichts dieses Stilbruches das harte Wort "unästhetisch" zu gebrauchen.
Die Registrierung kam mir für ein barockes Concerto etwas dumpf vor, etwa so würde ich die 1. Strophe einer Choralbegleitung in der Fastenzeit registrieren, es klang für mich nach puren 8´+ 4´-Prinzipalen in den Manualen und 16´+ 8´+ 4´ im Pedal, ich bin mir nicht sicher, ob hier überhaupt 2´- Register dabei waren, falls ja, sind sie äußerst sanft intoniert. Ich finde, die Walther-Transkription des Torelli-Concertos in d hätte in einem Dom dieser Größe durchaus eine Mixtur oder wenigstens eine hohe Quinte vertragen.
Das Spiel des Organisten war an einigen Stellen nicht völlig lupenrein, was aber menschlich und durchaus nachvollziehbar ist, das Stresshormon Adrenalin kann einem angesichts einer Live-Übertragung vor so vielen Leuten auch schon mal im wahrsten Sinn des Wortes übel mitspielen. [wink]
Aber es gab auch schönes beim gestrigen Konzert:
Bach´s Kantaten-Eröffnungssatz "Nun komm, der Heiden Heiland" ist immer wieder ein Traum und wurde gestern meiner Meinung nach brillant interpretiert !
#4 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
Zur Orgel: Das neugebaute Orgelgehäuse hätte man wenigstens farblich an das alte anpassen können. (Auch bei Geldmangel.) Die Farbe der Manuale könnte auch eine folge der Ausleuchtung mit einer LED Lampe sein die räumlich eng begrenzt ist.
Zum Orgelspiel: Die Walther Transkriptionen sind allesamt wunderschöne Stücke mit denen der Organist bei so einer großen öffentlichen Veranstaltung einen Glanzpunkt hätte setzen können. Ich bin sicher, auch wenn ich die Orgel nicht kenne, das daß Instrument jenes zugelassen hätte. Die Registrierung war sehr unglücklich gewählt. (Chance verpasst !)
Insgesamt aber eine sehr schöne Vorweihnachtliche Veranstaltung.
Vielen Dank für den Link.
LG
Frank
Zitat von Romanus
Kann es sein, daß man bei dieser Orgel wie in der Fassade eines Mahnmals das Alte vom Neuen sichtbar trennen wollte ?
Ja klar, da wird der Denkmalschutz ganz bewusst darauf geachtet haben, dass man Neues auch als spätere Hinzufügung wahrnimmt.
Zitat von Romanus
Die Registrierung kam mir für ein barockes Concerto etwas dumpf vor, etwa so würde ich die 1. Strophe einer Choralbegleitung in der Fastenzeit registrieren, es klang für mich nach puren 8´+ 4´-Prinzipalen in den Manualen und 16´+ 8´+ 4´ im Pedal, ich bin mir nicht sicher, ob hier überhaupt 2´- Register dabei waren, falls ja, sind sie äußerst sanft intoniert. Ich finde, die Walther-Transkription des Torelli-Concertos in d hätte in einem Dom dieser Größe durchaus eine Mixtur oder wenigstens eine hohe Quinte vertragen.
Volle Zustimmung - das war klanglich keine Werbung für das Instrument Orgel.
#6 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
Ich unterstelle dem Interpreten mal, dass ihm ein "Orchesterklang" vorschwebte. Marcel Dupré schreibt in seinen Bearbeitungen der 16 Händel-Orgelkonzerte für Orgel solo in den Passagen, die im Original das Orchestertutti spielt, auch nur "Fonds 8'+4'" vor. Dazu würde auch das überdichte, um nicht zu sagen: klebrige, Legato passen.
Aber wie gesagt: Es ist Fernsehton. Da habe ich allergrößte Bedenken, dass das Klangbild realistisch abgebildet ist. (Die Zeiten, da gute Tonmeister und Aufnahmeleiter auch kundige Organisten waren, wie seinerzeit Heinz Schnauffer beim Bayerischen Rundfunk, sind lange vorbei ... *seufz*)
Mir ist aufgefallen, dass alle Klangereignisse stark weichgezeichnet waren. Das muss wohl bei einem Weihnachtskonzert so sein, dass alles rund und warm und dunkel klingt. (Die Hörgeräte der Zuschauer reagieren empfindlich auf hohe Frequenzen ... Duckundweg
Auch die Chöre bekamen jede Menge "Gnadenhall" übergebraten - z.T. völlig unnötiger Weise.
Zur klanglichen und handwerklichen Qualität des Instrumentes würde ich mich nicht aus dem Fenster hängen, bevor ich es nicht selber in Augen- und Ohrenschein genommen hätte. Die Optik ist in der Tat etwas "strange" - aber auch da kenne ich "Schlimmeres" ...
LG
Michael
#7 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
Das Instrument hat sogar noch einen Generalspieltisch!
Auch wenn die Aufnahmequalität sicher Michaels Ansprüchen nicht ganz standhalten dürfte....
könnte ein Öhrchen (wer gerne symphonische Improvisationen mag) hier evtl. etwas zur Ehrenrettung der Billerbecker Domorgel: https://youtu.be/Pr3xNSLPSQo.
https://youtu.be/WcOl0KTzYuU
lieben Gruß
Clemens
Zitat von Wichernkantor
Die Hörgeräte der Zuschauer reagieren empfindlich auf hohe Frequenzen ... Duckundweg
Das stimmt, das kann ich bestätigen !
In meiner Kirche pfeift es immer wieder, dann sagt der Pfarrer immer: Bitte die Hörgeräte leiser stellen ! [grin]
Und es gibt - unglaublich, aber wahr ! - in Wien tatsächlich eine Kirche (Pfarrkirche Breitensee), in der die Organisten - aus Rücksicht auf Hörgerät-Träger - nicht mit Mixtur spielen dürfen ! pa:
Dort ist übrigens eine schöne Mauracher-Orgel von 1898.
Zitat
In meiner Kirche pfeift es immer wieder, dann sagt der Pfarrer immer: Bitte die Hörgeräte leiser stellen !
Ich würde die alle mal zum Akustiker oder besser deren Akustiker auf Schulung schicken. Hörgeräte müssen im 21. Jahrhundert nicht mehr koppeln und pfeifen. Ich weiß, wovon ich rede... [wink]
In unserer (neuen) Heimkapelle wird angeblich irgendeine Technologie eingebaut sein, die das Pfeifen der Hörgeräte verhindert. Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, weil auch mir nicht mehr dazu gesagt wurde.
Das mit den Hörgeräten im 21. Jahrhundert ist sicher weniger eine Zeit- als vielmehr eine Geldfrage. Gerade bei den Heimbewohner erlebe ich immer wieder, dass "kostengünstige" Geräte angeschafft werden. Die Premium-Hörgeräte werden von der Krankenkasse nicht übernommen - und privat will da niemand zu viel ausgeben. Wie immer.
Also ich weiß, wie die Finanzierungslage in Deutschland ist. Da wird auch nur Günstig bezahlt. Aber schon hier dort stehen solche Sachen wie Störschallmanagement und Feedback-Unterdrückung zur Verfügung. Damit muss man als Akustiker umgehen können, kann aber nicht jeder (hab ich jeden Tag am Telefon). Hauptursache ist aber meist ein nicht zur Verstärkung passendes Ohrpassstück. Wenn da die Belüftungsbohrung zu groß ist (um das Tragen angenehmer zu machen), pfeift das schnell. Die Balance muss der Akustiker finden. Verhunzen kann man hier auch die teuresten Produktem aber auch Billigware gut anpassen.
#12 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
Soweit ich das in den letzten Jahren richtig beobachtet habe, werden doch i.d.R. die Kirchbesucher mit Hörhilfen gebeten, Ihre Geräte auf "I" (für induktives Hören) zu stellen. Bei meinem Vater war diese Entdeckung auch als Musiker damals ein ihn wirklich zufriedenstellendes Highlight.
.... ich weiß ja jetzt, an wen ich mich zur Erstberatung (per PM) wenden werde , wenns bei mir so weit sein wird.
Hallo,
Zitat von clemens-cgn
Soweit ich das in den letzten Jahren richtig beobachtet habe, werden doch i.d.R. die Kirchbesucher mit Hörhilfen gebeten, Ihre Geräte auf "I" (für induktives Hören) zu stellen. Bei meinem Vater war diese Entdeckung auch als Musiker damals ein ihn wirklich zufriedenstellendes Highlight.
wo ist das denn? Ich kenne hier in der Region keine Kirche, die eine induktive Höranlage hätte.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#14 RE: Gestrige Übertragung aus Billerbeck
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