Erfahrungen mit Vertretungsportalen

29.03.2017 21:10
#1 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
tr

Hallo Zusammen,

vielleicht ist hier nicht die richtige Rubrik, aber Liturgie fand ich auch etwas unpassend. Gegebenenfalls würde ich den Admin bitten, das Thema zu verschieben.

Ich bin seit bald zwei Jahrzehnten, die verschiedene Ortswechsel beinhalteten, als Vertretungsorganist tätig und habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es zumindest in der Anfangszeit an einem neuen Ort gar nicht so einfach ist, Vertretungsdienste zu bekommen. Teilweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass die jeweiligen ortsansässigen Kirchenmusiker mit Fachaufsichtsfunktion zentrale Listen mit Vertretungskontakten pflegen, die an die Gemeinden verteilt werden, andernorts bekam ich auch schon die Auskunft, dass keine Vertretungen benötigt werden.

Als ich wieder einmal umgezogen bin, habe ich mich daran erinnert, dass ich mich vor langer Zeit einmal bei dem Portal "Organistenscout" angemeldet hatte, das mitltlerweile nicht mehr existent zu sein scheint, über das ich immerhin einmal eine einzige Anfrage bekommen hatte (für eine Trauung in Essen-Werden, die mir damals zu weit entfernt war - erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, welchen Leckerbissen ich abgelehnt hatte). Also habe ich wieder ein bisschen recherchiert und zwei weitere Vertretungsportale (organisten.de und KiMuSearch) gefunden, bei denen ich mich geschwind angemeldet habe. Die Resonanz ist bisher bei Null. Ein wahrscheinlicher Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass die Anzahl der dort registrierten Gemeinden zumindest hier in der Region (KiMuSearch scheint vor allem in Niedersachen recht verbreitet zu sein) zu gering ist.
Dazu kommt sicher, dass Vertretungsorganisten eher in einem lokalen Umkreis unterwegs sind, um die Themen Fahrtkosten und Papierkrieg rund um die Abrechnung im Zaum zu halten.

Habt ihr (sofern ihr dort registriert seid) andere Erfahrungen gesammelt oder läuft es mit der Vertretungssuche klassich per e-Mail und Telefon?

Viele Grüße
Trompetendulzian


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31.03.2017 09:27
avatar  Schwarzspieler ( gelöscht )
#2 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
Sc
Schwarzspieler ( gelöscht )

Hallo trompetendulzian,

das Problem von online-Vertretungsportalen scheint wirklich der fehlende Regionalbezug zu sein. Also die Erfahrungen, die ich aus meiner aktiven Dienstzeit gemacht hatte, waren eher zwiespältig: Auf den eingesparten Stellen, wo man als Organist entweder nur ehrenamtlich oder auf honorarbasis spielte, hatten die Pfarrherren eine Liste mit wenigen Organisten, die sie immer favorisierten. An anderen Stellen war man von der Gunst hauptamtlich Tätiger abhängig. Deshalb war ich immer darauf aus, eine Stelle als "freier, fester" zu haben, um nicht immer auf der Suche sein zu müssen. Aber es gab Kollegen, die sich nicht jede Woche mit mindestens drei Gottesdiensten fest binden und eher die Orgellandschaft erkunden wollten. Anscheinend strebst Du keine feste Stelle an, oder?


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01.04.2017 09:41
#3 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
tr

Hallo Schwarzspieler,

ähnlich erlebe ich das hier auch. Die Gemeinden, bei denen ich auf der Liste gelandet bin, fragen mehr oder weniger regelmäßig bei mir an.

Zitat von Schwarzspieler

Anscheinend strebst Du keine feste Stelle an, oder?



Genau, mir wurden in den letzen Jahren zwar immer wieder Stellen mit ganz unterschiedlichem Umfang angeboten, ich genieße jedoch die Freiheit, mir die Termine und Gottesdienstorte aussuchen zu können (und zum Beispiel auch mal an hohen Feiertagen im Chor zu singen statt an der Orgel zu sitzen oder die Eltern/Schwiegereltern zu besuchen). Außerdem finde ich es schön, immer wieder andere Instrumente unter die Finger zu bekommen und verschiedene Pfarrer und Gemeinden kennenzulernen (deshalb habe ich mich ja auch in die Vertretungsportale eingetragen). Mein selbstgesetztes Limit liegt momentan bei zwei bis maximal drei (bei fünf Sonntagen oder eiertagen) Hauptgottesdiensten pro Monat, wobei ich Gottesdienste im Doppelpack, also zwei hintereinander mit demselben Pfarrer jedoch anderer Predigtstätte als einen betrachte. Ausnahmen von der Regel sind natürlich immer möglich.
Im Studium hatte ich mal über mehrere Semester eine C-Stelle, das war jedoch mehr aus der Not geboren, dass ich sonst keine Chance hatte, eine regelmäßige Übemöglichkeit zu zu finden. Aktuell steht für mich jedoch die Flexibilität im Vordergrund. Wenn ich eines fernen Tages Rentner bin und mir etwas dazuverdienen möchte, ist das vielleicht wieder ein anderes Thema.

Viele Grüße
Trompetendulzian


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01.04.2017 12:28
avatar  pvh
#4 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
pv
pvh

Hallo,

Zitat von trompetendulzian
Ich bin seit bald zwei Jahrzehnten, die verschiedene Ortswechsel beinhalteten, als Vertretungsorganist tätig und habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es zumindest in der Anfangszeit an einem neuen Ort gar nicht so einfach ist, Vertretungsdienste zu bekommen. Teilweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass die jeweiligen ortsansässigen Kirchenmusiker mit Fachaufsichtsfunktion zentrale Listen mit Vertretungskontakten pflegen, die an die Gemeinden verteilt werden, andernorts bekam ich auch schon die Auskunft, dass keine Vertretungen benötigt werden.

Als ich wieder einmal umgezogen bin, habe ich mich daran erinnert, dass ich mich vor langer Zeit einmal bei dem Portal "Organistenscout" angemeldet hatte, das mitltlerweile nicht mehr existent zu sein scheint, über das ich immerhin einmal eine einzige Anfrage bekommen hatte (für eine Trauung in Essen-Werden, die mir damals zu weit entfernt war - erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, welchen Leckerbissen ich abgelehnt hatte). Also habe ich wieder ein bisschen recherchiert und zwei weitere Vertretungsportale (organisten.de und KiMuSearch) gefunden, [...]



auch bei uns ist es so, dass der zentrale Kantor, die Themenverantwortlichen Kirchenmusik und/oder die Pastoren Listen mit Organisten haben. Auf den Listen ist auch vermerkt, wer auch gleichzeitig singen kann oder evangelisch ist (und evtl. einen "Liturgierhelfer" bzw. "Einsatzgeber" braucht). Grundsätzlich versucht man, solche Organisten/innen zu finden, die die jeweilige Gemeinde bzw. die Marotten des Pastors kennen. Das scheint vielfach deutlich wichtiger zu sein als das, was an Literatur gespielt wird bzw. überhaupt das spieltechnische Niveau.

Mit Leuten, die von außen kommen, haben wir z.T. schlechte Erfahrungen gemacht. Sie tauchen manchmal auf, bekommen einen Orgelschlüssel, machen vielleicht ein oder zwei Gastspiele, können nie, wenn wirklich einmal Not am Mann ist, und werden nicht mehr gesehen (der Schlüssel auch nicht mehr). Lieber sind uns Leute, die regelmäßig bei Gemeindeveranstaltungen und in den Gottesdiensten auftauchen.

Davon abgesehen stellte sich auf der letzten Beratung der Themenverantwortlichen Kirchenmusik im Pastoralen Raum (flächenmäßig eine Mega-Pfarrei mit ) heraus, dass in der überwiegenden Anzahl der Gemeinden komplett ehrenamtlich georgelt wird, d.h. die Sätze der evangel. Nordkirche werden noch mehr als deutlich unterboten. Es soll jetzt evtl. eine Regelung beantragt werden, dass jeder Orgeldienst an Sonn- oder Feiertagen pauschal mit einer AufwandsentschäDigung/ Unkostenpauschale von 15 Euro abgeglichen wird, wie es in der größten, zentralen Gemeinde schon länger gehandhabt wird. Mal sehen, welchen Wirbel das nach sich ziehen wird.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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01.04.2017 13:43
avatar  SJL
#5 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
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SJL

15 EUR, Wahnsinn [sad]

Ich erinnere mich, dass zu meinen Studentenzeiten (90er Jahre, EKHN) umgerechnet rund 30 EUR für einen Sonntags-GD drin waren...


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01.04.2017 16:32
avatar  pvh
#6 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
pv
pvh

....ja, so ist das hier. Kleine Gemeinde, eher einkommensschwache Mitglieder (Rentner, Arbeitslose, Migranten), daher auch nur geringe Steuereinnahmen. Wir putzen auch die Kirche für umme. Aber dem ganzen Erzbistum Hamburg droht der Bankrott. Das liegt nicht an den 15 Euro für Orgeldienste, sondern daran, dass nach der Wende die Pastoren und andere kirchliche Mitarbieter im Osten verbeamtet wurden und niemand an die Pensionslasten gedacht hat. Davon abgesehen, dass die steigenden Pensionslasten bei sinkenden Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen ja auch anderswo in den kommenden Jahren für deutliche Einschnitte sorgen könnten. Und leider gibt es, soweit ich weiß, keinen Bistumsfinanzausgleich...

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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01.04.2017 17:52
#7 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
tr

Zitat von chp

Mit Leuten, die von außen kommen, haben wir z.T. schlechte Erfahrungen gemacht. Sie tauchen manchmal auf, bekommen einen Orgelschlüssel, machen vielleicht ein oder zwei Gastspiele, können nie, wenn wirklich einmal Not am Mann ist, und werden nicht mehr gesehen (der Schlüssel auch nicht mehr).


Das ist natürlich schade! Ich kenne ebenfalls aus eigener Praxis die Regel, einen Schlüssel gegen die Bereitschaft Vertretungsdienste zu übernehmen. Witzigerweise hatte ich einmal für ein paar Jahre so einen Kirchenschlüssel erhalten aber in der Zeit keine einzige Anfrage von der Gemeinde bekommen. Die war anscheinend gut versorgt.

Zitat von chp

Lieber sind uns Leute, die regelmäßig bei Gemeindeveranstaltungen und in den Gottesdiensten auftauchen.


Was eine entsprechende Attraktivität der Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen voraussetzt.

Zitat von chp

die Sätze der evangel. Nordkirche werden noch mehr als deutlich unterboten. Es soll jetzt evtl. eine Regelung beantragt werden, dass jeder Orgeldienst an Sonn- oder Feiertagen pauschal mit einer AufwandsentschäDigung/ Unkostenpauschale von 15 Euro abgeglichen wird, wie es in der größten, zentralen Gemeinde schon länger gehandhabt wird. Mal sehen, welchen Wirbel das nach sich ziehen wird.


In der hiesigen Ev. Kirche von Westfalen gibt es aktuell 42,25 € für eine Hauptgottesdienst-Vertretung. Das erklärt, warum viele mir bekannte katholische Kollegen lieber in den evangelischen Gemeinden unterwegs sind. Andersherum habe ich es schon erlebt, dass ich bei Vertretungen in der SELK den Satz der Landeskirche bezahlt bekommen habe, während die eigenen Organisten sich mit weniger zufriedengeben mussten. Das ist aber auch schon wieder um die 15 Jahre her.


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01.04.2017 21:42
#8 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
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Administrator

Viel mehr ist es hierzulande auch nicht. Wenn da nicht noch das Kilometergeld hinzukäme, müsste man dreimal überlegen, ob sich der Dienst überhaupt lohnt.


Auf Orgelsuche.

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02.04.2017 12:44
#9 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
tr

Zitat von trompetendulzian

In der hiesigen Ev. Kirche von Westfalen gibt es aktuell 42,25 € für eine Hauptgottesdienst-Vertretung.



Anscheinend gilt hier ein Tarifvertrag (BAT-KF), auf dessen Grundlage die Vertretungssätze berechnet werden, siehe hier: http://www.kirchenmusik-westfalen.de/index.php/arbeitsrecht.html


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03.04.2017 22:48
#10 RE: Erfahrungen mit Vertretungsportalen
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Oh, die Sätze der Nordkirche dürften dann die (evangelische) rote Laterne bekommen, oder kann das jemand unterbieten? [wink] Absolutes No-Go als C-Organist dort: Hochzeit annehmen. Da gibt's nix extra für musikalische Sonderwünsche

Dass katholischerseits schlechter bezahlt wird (oder sagen wir so: auf anderer Berechnungsgrundlage, nämlich ohne Vorbereitungszeit), dürfte bundesweit normal sein -- insofern sind die 15EUR in Relation gesehen normal. Aber absolut betrachtet natürlich schon sehr wenig.


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