Kirchentags-Fundstück

23.05.2017 08:36
#1 RE: Kirchentags-Fundstück
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Das fand ich heute früh im epd:

Autorin Lewitscharoff: Evangelische Kirche passt sich zu sehr an -
(epd-Gespräch)

Berlin (epd). Unmittelbar vor Beginn des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags hat die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ihre Kritik an der Glaubenspraxis der evangelischen Kirche erneuert. Als Institution zeige ihr die evangelische Kirche «zu viel Verständnis für alles», die Anpassung an gesellschaftliche Strömungen und Alltagsfragen gehe ihr zu weit, sagte Lewitscharoff dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Sofern die protestantische Kirche diesen Weg weitergehe, werde sie sich selbst auflösen.

Lewitscharoff, die selbst evangelisch ist, kritisierte insbesondere die «überbordende Kommentierung des Politischen». In der NS-Zeit sei das nötig gewesen. «Da jedoch hat die Evangelische Kirche bis auf die wenigen bekannten Ausnahmen kläglich versagt.» Aber in einer Demokratie, in welcher es nicht um Unterdrückung gehe, halte sie das für unangebracht.

Sie wolle dabei nicht missverstanden werden, sagte Lewitscharoff.
Es gebe im Protestantismus «ganz hervorragende Köpfe», Menschen mit Weitsicht und Intelligenz. «Aber es gibt auch sehr viele verwässerte, oberflächliche Figuren, die zum Totengräber der evangelischen Kirche werden.»

Die Gottesdienste würden heute von den Organisten getragen, nicht von den «weichgespülten Guts-Muts-Predigten mit Tendenz zum albernen Verständnis für alles und jedes.» Natürlich bestehe die Kirche nicht nur aus Intellektuellen. «Aber diese muss es geben, klare Worte und Haltungen, die von Intelligenz und Erkenntnisfähigkeit zeugen, sind wesentlich.»

Als Schriftstellerin kritisiere sie auch, dass die Kirche heute keine Sprache mehr für die Katastrophen der Welt, etwa für die Bomben in Syrien und das Morden dort habe. «Dass man solche Menschheitsverbrechen nicht mit den härtesten Worten einer Sündenlehre belegt, das verstehe ich nicht», sagte sie.

Lewitscharoff bestreitet auf dem Kirchentag in Berlin am Freitag um 9.30 Uhr auf dem Messegelände mit Landessuperintendentin Petra Bahr eine Dialog-Bibelarbeit. Am Samstag liest sie auf dem «Kirchentag auf dem Weg» in Dessau um 15 Uhr aus ihrem Roman «Das Pfingstwunder». Darin erlebt ein deutscher Dante-Forscher auf einer Tagung zur «Göttlichen KomöDie» in Rom Wunder über Wunder.

Sie selbst glaube nicht an Wunder, sagte Lewitscharoff: «Aber in der Literatur kann man Wunder wunderbar unterbringen.» Als Schriftstellerin biete ihr die Auseinandersetzung mit dem Nicht-Erklärbaren die Möglichkeit, unkonventionelle Fragen zu stellen und neue Antworten zu suchen. «Der reine literarische Realismus interessiert mich nicht», sagte sie.

Als positiv wertete Lewitscharoff die Feierlichkeiten und Ausstellungen zum 500. Reformationsjubiläum. «Das entspricht der Bedeutung Luthers für die protestantische Welt.» Martin Luther habe unter anderem mit seiner Sprache, seinen Begriffen und Thesen eine «hochgradige Glanzleistung» für die deutsche Sprache vollbracht, «Das versetzt mich bis heute in Entzücken».

Sibylle Lewitscharoff studierte Religionswissenschaften in Berlin.
1998 gewann sie mit ihrer Erzählung «Pong» den Ingeborg-Bachmann-Preis. Seither erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2013 den Georg-Büchner-Preis. 2014 erntete sie mit ihrer «Dresdner Rede» gegen die Reproduktionsmedizin heftige Kritik.

Soweit der epd - diskussionswürdige Aussagen, finde ich. Ich hoffe, meine Kollegen machen was mit der Frau auf dem Kirchentag - ich selber bin ja in Sachen Orgelarena unterwegs.

LG
Michael


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