Noorlander versus LiveIII

25.06.2017 11:05
#1 RE: Noorlander versus LiveIII
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25.06.2017 21:26
avatar  Rauschbass ( gelöscht )
#2 RE: Noorlander versus LiveIII
Ra
Rauschbass ( gelöscht )

Hallo,
mir ging es ganz ähnlich, ich habe im vergangenen Winter in Kassel die Live III gegen die Noorlander mit der unglaublich schönen (und teuren) Mathis-Gasparini Sonnenorgel zu Görlitz verglichen. Die Schönheit der Farben der Samples des SP-Sets waren berückend und beglückend, die Live war hier weitaus weniger emotional (sozusagen "immersive" [grin]) .
Andererseits war das Audioset der Noorlander-Lösung der Klanggewalt der Görlitzer Orgel nicht gewachsen, die 32' Pedalregister verlangten nach einer membransickenschonenden Nachregulierung der Lautstärke - hier zeigte sich der Vorteil des "geschlossenen" und auf die Audioanlage abgestimmten Systems der Johannus.
Es bleibt also eine Frage der Vorliebe, wer gerne erweitert und bastelt und dafür Umbaumaßnahmen, Ladezeiten und das gelegentliche hantieren mit Bildschirmen gerne in Kauf nimmt, für den ist die HW-Anlage bestens geeignet, für die Orgelpuristen bleibt die Beschränkung auf das Samplesetangebot aus Ede.

Ich spiele im Übrigen in letzter Zeit wieder mehr auf meiner Vivaldi ohne HW, selbst wenn die vier Sets, über die ich verfüge, wirklich schön sind. Nachdem ich meine Barockdisposition etwas an die Silbermann-Orgel in Zöblitz (Prospectum) angepasst habe, verzichte ich auf das Hochfahren des PC.... Das kommt dann iweder an langen Winterabenden.
Viele Grüße


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25.06.2017 21:34
avatar  Aeoline
#3 RE: Noorlander versus LiveIII
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Hier mein Senf zu der Frage Noorlander Sonett III vs. Johannus LiVE III

Eine wirklich spannende Frage...

1. Gehäuse und Verarbeitung

Die Noorlander kommt mir ein bisschen gediegener und griffiger vor. Die Noorlander-Gehäuse überzeugen mich grundsätzlich. Ich habe das Gefühl, an einer Content zu sitzen. Vielleicht kauft Noorlander ja dort seine Gehäuse ein? rgel: Jedenfalls hat man das Gefühl bei der Noorlander ein stattliches Orgelchen im Wohnzimmer zu haben. Bei der LiVE III ist dieses Gefühl geringfügig weniger präsent. Mag sein, dass das noch immer die Nachwirkungen unseres Besuchs bei Förg sind, wo man die Rückseite des Instrumentes sehen konnte...
[sad]

2. Technik und Wertigkeit

Hier siegt IMHO ganz klar die Johannus LiVE III. In Ede hat man uns hinter die Kulissen blicken lassen und die Wertigkeit der verbauten Teile war klar zu erkennen. Herr Kisselbach nannte das am Samstag "Bauteile nach Industriestandard" - ausgelegt auf ein Orgelleben >20 Jahre. Bei Noorlander - so sagte er uns - würde ein Blick in das Gehäuse reichen um zu erkennen, dass die Lebensdauer des Standard-PC's eben vielleicht nur 10 Jahre währt. Wir alle wissen, dass ein Standard-PC nach so vielen Jahren entweder kaputt geht oder auf jeden Fall technisch längstens überholt ist. Das muss für die Noorlander kein Nachteil sein, weil man bei dieser Orgel dann einfach den PC gegen ein modernes Gerät austauscht oder defekte Bauteile des PC relativ einfach nachkaufen und austauschen kann. Bei der LiVE III geht das nicht.

3. Bedienung und Haptik

Hier gehen die Konzepte natürlich auseinander. Die LiVE III ist eine "richtige" Orgel mit Manubrien. Jeder Manubrie ist ein kleines LCD-Display zugeordnet, welches den aktuellen Registernamen darstellt. Über die Lesbarkeit und Übersichtlichkeit dieser Lösung ist schon viel geschrieben worden. Geschmackssache. Ich denke, wer das Instrument zu Hause stehen hat und ein paar Wochen / Monate mit seinen zwei, drei Lieblingssamplesets gespielt hat, der wird auch bald "im Blut" haben, welche Stimme sich auf welchem Zug befindet.

Bei der Sonnette haben wir zwei 17" Touch-Screens verbaut über die die Steuerung der Hauptwerk-Software erfolgt. Hier gibt es also keine Wippen oder Manubrien, sondern man "zieht" eben zweidimensionale Registerknöpfe auf dem Bildschirm. Das ist eben keine "richtige" Orgel - aber dadurch erreicht man natürlich eine große Flexibilität. Die Registertafeln müssen nur optisch dargestellt werden. Für manche hat (auch) das einen besonderen Reiz. Man sitzt an dem Gehäuse und hört eine authentische Orgel und hat dann auch noch links die linke Registerstaffel im Original vor Augen und rechts die rechte. Wer will, kann ja auf die Noorlander Menuett ausweichen - da gibt es dann auch Manubrien...

Die Bedienung der Windows-Oberfläche mit den Fingern auf dem Touchscreen ist gewöhnungsbedürftig. Aber auch hier habe ich ein großes Herz und sage: Wer so etwas zu Hause stehen hat, der wird in überschaubarer Zeit sich an die Bedienung gewöhnen. Ich sag' mal, wer das erste mal bei mir ins Wohnzimmer kommt, wird lange brauchen, bis er auf der Unico den ersten Ton spielen kann. Man weiß einfach mit der Zeit, welche Schalter in welcher Reihenfolge gedrückt und gedreht werden müssen.

4. Klang

Beide Orgeln sind "quasi" Hauptwerk - einmal "pur" und einmal "fast". Über die Qualität der Samplesets brauchen wir nicht reden. Das ist schon erste Sahne was da - insbesondere beim Spiel mit wenigen Stimmen - rüberkommt. Die LiVE III hat die IMHO bedeutenderen Instrumente verfügbar. Insgesamt sechs Orgeln sind zurzeit erhältlich. Herr Kisselbach deutete weitere sechs Sets an, die in Bälde kommen sollen. Er hat sie auch beim Namen genannt - aber ich habe mir sie nicht gemerkt, weil ich die Orgeln ohnehin nicht kenne. Ich weiß nur, dass ich auf einen Namen gewartet habe und der ist nicht gekommen.

"Auf der Bank" gewinnt die LiVE III den Klangwettbewerb dünn vor der Noorlander. Im Raum siegt die Noorlander klar.

Hier muss ganz klar das subjektive Ohr des Interessenten entscheiden.

5. Preis

Hier gewinnt klar die Noorlander. Für 17.500 € gibt es die Orgel mit PC, Holzkernklaviaturen, Daumenpistons und geschweiftem 30er Pedal. HW-Lizenz und Samplesets sind wohl nicht dabei. Rechnen wir also nochmal 1.000 € für die Software und zwei vernünftige Samplesets - dann landen wir bei 18.500 €

Die LiVE III liegt bei 20.500 € in vergleichbarer Ausstattung.


Fazit:
Ich hab' kein Fazit. Wie schon andernorts mehrfach (gemäß Karthago...) erläutert bitte ich zu bedenken, dass die LiVE III und auch die Noorlander Sonnette echte Positive sind - also viel Gehäuse für's Geld. Meistens stehen die Instrumente beim Händler in sehr hohen Räumlichkeiten - da fällt das nicht so auf. Im normalen Wohnzimmer mit 2,5m Raumhöhe könnten die Dinger sehr schnell "erdrückend" wirken.

Ansonsten finde ich "wenig falsch an ihnen" - an beiden Instrumenten.

LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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