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RE: Jahresrückblick 2017
#1 RE: Jahresrückblick 2017
Hallo, Ihr Lieben,
dieses Jahr hat mich der ehrenvolle Auftrag ereilt, das Forumsjahr 2017 Revue passieren zu lassen.
Ich mach’s mal nicht chronologisch (u.a. deshalb, weil ich zu faul bin, alles nach Datum zu ordnen), sondern nach Themen zusammengefasst.
Und da sind wohl an erster Stelle unsere beiden
Forumstreffen
zu nennen.
1. in Stade:
Das erste (nun wird doch nach Datum sortiert) fand vom 28. bis zum 30. April im Norden statt, mit Standquartier in Stade. Was wir nicht bedacht hatten: An diesem Wochenende fanden in so ziemlich jeder ev. Kirche der Gegend Konfirmationen statt. So holte ich mir im Vorfeld einige freundliche Absagen.
Trotzdestonichts traf sich eine erkleckliche Schar von Wiederholungstätern und Neulingen Freitagabend im Quartier, das Harald mit bewährtem Instinkt für uns ausgewählt hatte. Mir war es geglückt, aller terminlichen Widrigkeiten zum Trotze doch noch einige Emporentüren aufzutun. Samstagfrüh ging es erst mal ins Musikhaus Magunia nach Stade. Und wir staunten nicht schlecht, dass uns in einer eher kleinen Stadt ein so großes Haus mit Vollsortiment erwartete. Wir wollten ja vor allem die Kompetenz des Hauses in Sachen Allen abrufen und hatten nach dem „Vorgeplänkel“ im (mit Instrumenten aller Marken üppig bestückten) Orgelsalon am Nachmittag die Gelegenheit, in der NAK Achim die Kircheninstallation einer Allen 121 ausführlichst in Augen- und Ohrenschein zu nehmen.
Höhepunkt des Tages war der Besuch in Verden, wo uns KMD Tilmann Benfer seine traumhafte Furtwängerlin aus 1916 in all ihren Schattierungen vorstellte – ein Paradestück einer deutsch-sinfonischen Orgel der Romantik, tadellos in Schuß, mit viel Enthusiasmus gepflegt und gespielt.
Am Sonntag ging es nach HH, die letzten 800 Meter zum „Michel“ erforderten gestrafften Fußmarsch - wir erreichten gerade das Hauptportal, als KMD Manuel Gera mit BWV 547 zum Konfirmationsgottesdienst anhub. Selbiger dauerte erheblich länger als geplant, was den Kollegen nicht davon abhielt, uns hinterher seine gewaltige Orgelanlage mit höchster Kompetenz und reichlich humoristischer Würze vorzuführen.
Das „Alte Land“ rund um Stade ist eine Gegend, in der in jeder Kate eine Schnitgerin steht. Und man schlägt aus diesem kulturellen Schatz reichlich wohlklingendes Kapital. So endete unser erstes Forumstreffen 2017 mit einem Konzert in Steinkirchen, die Orgel taufrisch generalüberholt, die ungleich schwebende Temperatur nicht jedermanns Sache, das Programm norddeutsch-barock.
Ich ließ mir auf dem Rückweg ins Hessenland die Manöverkritik der Begleiterinnen um die Ohren wehen und beschloss, bei künftigen Forentreffen etwas größere Marschpausen einzuplanen.
2. in Augsburg:
Irgendwann im Frühjahr war die Idee aufgetaucht, für die Südlichter ein zweites Treffen im Herbst zu organisieren. Da im von Iller, Lech, Donau und Alpenrand gebildeten Rechteck die höchste Orgeldichte Deutschlands herrscht und das Haus Kisselbach in Augsburg, der Metropole des bayerischen Regierungsbezirkes Schwaben, eine gut sortierte Filiale betreibt, fiel die Entscheidung, dort vom 29. September bis zum 2. Oktober ein weiteres Forumstreffen zu organisieren. Standquartier war Krumbach, so ziemlich die Mitte dieses Gevierts. Und bei der Wahl des Quartiers hatte Harald sich selber übertroffen: Eine bestens bestückte Speisekarte mit bayerisch-schwäbischen Spezialitäten, eine gepflegte Weinkarte und ein reiches Sortiment an Schnäpsen aus einer Öko-Brennerei machten die abendlichen Runden über die inzwischen durchaus als „forumstypisch“ zu bezeichnende Mixtur aus geistreichem Geplauder und ebensolchem Geblödel hinaus zu kulinarischen Ereignissen. Samstag früh erlebten wir die sprichwörtliche Gastlichkeit und offene Gesprächsatmosphäre des Hauses Kisselbach, leider war dort keine Viscount Hymmersive zu sehen...
(Weitere Versuche, an diesem und an anderen Orten in den Genuß dieser Innnovation zu kommen sind bis zur Niederschrift dieser Zeilen gescheitert.)
Nachmittags gab es gleich zwei Kircheninstallationen in unmittelbarer Nähe Augsburgs zu belauschen: eine dreimanualige Johannus Ecclesia in Mering/St. Afra und eine Gloria Kapella 235 in einem akustisch diffizilen, wenngleich architektonisch interessanten Kirchenbau in Stadtbergen.
Der Sonntag war ausgewählten PO der Region gewidmet: Wir begannen in der Klosterkirche Roggenburg, dort steht in einem prächtigen Gehäuse des regionalen Barockmeisters Schmahl eine der größten Orgeln südlich der Donau, 1985 gebaut von Gerhard Schmid in Kaufbeuren. Siegfried Schmid aus Immenstadt hat sie vor wenigen Jahren reorganisiert und romantisiert.
Nur wenige Kilometer weiter erwartete uns in Ursberg eine einschiffige barocke Basilika, in die der Riepp-Nachfolger Joh. Nep. Holzhey Haupt- und Chororgel geliefert hatte. Letztere ist mit Ausnahme der Prospektpfeifen irgendwann in den 20er Jahren des 20. Jh. verschwunden, wusste der Organist Ewald Schmid. Der Mann zählt so um die 85 Lenze und spielt dort seit mehr als 50 Jahren dieses herrliche Klangdenkmal. Bei einer Restaurierung um die Jahrtausendwende haben die Denkmalpfleger den Gebrauchswert der Orgel drastisch reduziert, indem sie nicht nur auf den alten Pedalumfang C-a0 rückgebaut und das Holzhey-übliche Messerrückenpedal rekonstruiert haben. Die zweimanualige Orgel bietet indes alle klanglichen Vorzüge ihrer berühmteren großen Schwestern in Rot, Weißenau und Neresheim - als da wären: singende Prinzipale, "hornicht" färbende Mixturen, viele schattierungsreiche Charakterstimmen und Flötenfarben in der 8'-Lage wie Waldflöte und Quintatön. Letzte Station dieses Tages war die Wallfahrtskirche St. Michael in Violau. Ich wusste aus Zeiten meines Allgäuer Kantorates Anfang der 80er Jahre, dass dort damals eine neue Orgel mit II/26 aus dem Hause Sandtner gebaut worden war, die mir ausnehmend gut gefallen hatte. Im Anschluss an einen Abendgottesdienst machte uns der Organist die Orgel zugänglich und ich durfte den Mitforianern demonstrieren, wie das Haus Sandtner, das damals eine herausragende Rolle im Orgelbau der Region spielte, seine rein mechanischen, quasi puristischen Dorforgeln durchdachte und konzipierte.
Montag ging es dann nach Valley ins Orgelzentrum von Dr. Sixtus Lampl. Das Lebens- und Alterswerk von Dr. Lampl ist einfach umwerfend. Er war ja in seinem aktiven Berufsleben Oberkonservator bei der bayer. Landesdenkmalpflege. Als Ruheständler kaufte er ein heruntergekommenes Anwesen in Valley und begann, eine Art „Gnadenhof“ für Orgeln aller Epochen einzurichten, die abgerissen wurden und günstigstenfalls nach Polen verscherbelt worden wären, i.d.R. jedoch beim Altmetallhändler gelandet wären. Er hat sie mit viel Liebe, großer Sachkenntnis und kundigen Helfern restauriert oder eingelagert. 22 davon sind in den Gebäuden spielfertig aufgestellt, rund 60 weitere sind sorgfältig katalogisiert und eingelagert und harren der klanglichen Auferstehung. Darunter zwei Großinstrumente, für die eine dritte Halle in Planung ist: die Koulen-Orgel aus der Landshuter St. Martins-Basilika, ein Juwel des spätromantischen Orgelbaues in Süddeutschland. Und das opus magnum des Hauses Zeilhuber, die Münchener Domorgel von 1957.
Der Konzertsaal im Haupthaus wird klanglich beherrscht von einer Orgel, die über zwei Stockwerke aufgestellt ist. Das Pfeifenwerk stammt vom Münchener Meister Albert Moser aus der Zwischenkriegszeit und stand vorher in der Wallfahrtsbasilika von Gößweinstein. Das Instrument verkörpert den "hybriden" Typus aus einer Übergangszeit im Orgelbau. Während in Norddeutschland die „Orgelbewegung“ radikal mit der Orgel der Romantik brach, ging man im Süden einen anderen Weg: Man ließ den Orgeln ihren satten Grundstimmenfundus, baute nach wie vor Streicher und „Charakterstimmen“. Darauf setzte man die „neu entdeckten“ Aliquoten und Mixturen. Gerade Meister wie Moser (und auch Steinmeyer) achteten bei der Intonation darauf, dass die Orgeln nicht kopflastig wurden.
Moser wagte sich in den Jahren zwischen den Kriegen bereits an Aliquoten heran, die im Rest des Landes erst in der Nachkriegszeit gebaut wurden. So steht in Dr. Lampls Museum auch das Registerbrett einer zweimanualigen Moserin aus der wundervollen Rokkoko-Basilika in Altomünster bei Dachau. Dort hatte der junge Meister 1919 (!) die Aliquotreihe im Schwellwerk bis zur None ausgebaut.
Eine ehemalige Sägewerks-Halle neben dem Hauptgebäude ist zum großen Konzertsaal ausgebaut, in dem ein gutes Dutzend diverser Instrumente aus allen Epochen spielbereit ausgebaut ist. Optisch raumbeherrschend ist die Steinmeyerin aus der Heidelberger Jesuitenkirche. Dr. Lampl hat keinerlei Berührungsängste mit moderner Wiedergabetechnologie. Der alte Spieltisch der mehrteiligen Orgelanlage aus der Nürnberger Lorenzkirche steht im Saal, die Orgel wurde ja aufgearbeitet. Ein Teil kam in eine Kirche in Marktoberdorf. Dort wurden Samples gefertigt und diese Register sind am Originalspieltisch in Valley zu bespielen. Eine geniale Lösung, die ruhig Schule machen sollte. Was der zwar großvolumigen, aber doch eher unprätentiösen Halle niemand ansieht: Sie ist doppelt unterkellert. Der erste Keller hat ca. sechs Meter Raumhöhe (mit seitlicher Galerie in halber Höhe) und erlaubt somit die Aufstellung von weiteren Instrumenten bis 16’ Pfeifenlänge. Dort sind mehrere Orgeln aufgebaut, die sich in unterschiedlichen Stadien der Restaurierung befinden.
Ganz zu schweigen von einem „Stadl“, einem riesigen Holzschuppen, in dem Spieltische, Windladen und Register weiterer Orgeln wetterfest eingelagert sind und der Auferweckung harren. Zur Bekämpfung der Mäuseplage rieten Harald und ich zur Einstellung einer Katzenfamilie ...
Weitere Treffen:
Darüber hinaus haben sich regionale Gruppen in unterschiedlicher Zusammensetzung z.T. auf spontanen Zuruf getroffen, um Entwicklungen in der DO-Szene zu beäugen, zu belauschen und zu betasten.
So waren wir erst vor wenigen Tagen zu viert im Orgelhaus Bauer, um die kompakten Abstrahlungen zu hören, die das Haus aus Komponenten des LS- und PA-Anlagen-Herstellers Teufel zusammenstellt. Wir waren einhellig der Meinung, dass sich hier eine neue Dimension zum Thema „Abstrahlung“ öffnet, die viel Entwicklungspotential bietet – und das markenunabhängig.
Eine mehrköpfige Delegation hat im Sommer die Orgelwochen im Hause Kisselbach besucht. Im Baunataler Stammhaus hatten wir Gelegenheit, die beiden „konkurrierenden“ Konzepte der virtuellen Orgel – Johannus Live III versus „klassische“-Hauptwerkerei – im direkten Vergleich zu hören. Letzteres an den handwerklich überzeugenden Spieltischen von Noorlander. Für mich punktete das Johannus-System eindeutig im Handling und in der klanglichen Fokussierung auf den Spieler, während Hauptwerk weiterhin eine wachsende Vielfalt von Samplesets bietet und sich die Noorlander-Abstrahlungen auch zur Raumbeschallung eignen.
Auch beim Johannus-Familientag im November war das Forum mit einem halben Dutzend Mitglieder vertreten – im Mittelpunkt stand die bereits im Frühjahr vorgestellte „Johannus One“ – ein Sakralkeyboard, das in den Vorführungen als „eierlegende Wollmilchsau“ präsentiert wurde. Unser Interesse galt mehr den beiden neuen Samplesets für die Live III, eine Britin und eine Sauer aus Leipzig St. Michaelis, die beide unser (oder zumindest mein) uneingeschränktes Wohlgefallen fanden.
Erhellend (wie immer) waren die Hintergrundgespräche, die wir mit leitenden Mitarbeitern führten. Offenbar ist der „Stau“ beim Bereitstellen neuer Samplesets für die Live III behoben – und mit jedem neuen Set steigt die Attraktivität dieses Konzeptes, das mit seinen Verkaufszahlen über den Erwartungen des Hersteller liege, wie man uns wissen ließ. Da Johannus ja nun „global player“ ist und den US-Markt im Blick haben muss, ist als nächstes ein Sampleset aus USA geplant.
#2 RE: Jahresrückblick 2017
Damit wären wir auch schon bei den
Neuerungen:
Sie machten sich in diesem Jahre etwas rar. Allen voran das Phantom der Szene: die „Hymmersive“ von Viscount. Schon vor Monaten gab es Informationen im www. und Abbildungen auf einer schwedischen Händlerseite. Ein bespielbares Exemplar wurde indes noch nirgendwo gesichtet. Meine Oma sagte immer: „Wer gackert, muss auch ein Ei legen ...“ Auf dieses „Ei“ warten wir weiter gespannt. Vielleicht wird’s ja ein „Osterei“.
Interessant scheint das Konzept allemal, immerhin ist es gelungen, Displays mit wechselnden Registerbezeichnungen soweit zu minimieren, dass sie sich über Registertastern installieren lassen. Im Gegensatz zur „all-inclusive“-Lösung der LiveIII ist der Hymmersive-Spieltisch lediglich Plattform, d.h. der Käufer braucht außerdem PC, Software, Samplesets und Abstrahlung nach Gusto.
Überhaupt scheinen modulare Lösungen im Trend zu liegen. So hat Content mit der zweimanualigen „Compact 224“ versucht, in ein Marktsegment einzusteigen, das bislang als Domäne des Hauses Hoffrichter galt. Als besonders gelungen ist mir die kompakte Abstrahlung in zwei stylish aussehenden Standboxen aufgefallen. Nachbesserungsbedarf besteht noch beim Ständer für den Manualblock. Der des Vorführexemplares hatte seitliches Spiel – und zwar von einer satten Tastenbreite. Die Samples klingen wirklich gut. Aber um an Hoffrichters Klänge heranzukommen, muss man sich bei Content noch etwas nach der Decke strecken. Natürlich ist das auch eine Geschmacksfrage.
Und Johannus brachte das bereits erwähnte Keyboard „One“ auf den Markt, das auf einer Plattform des jungen Herstellers Dexibell beruht.
Bauer Music hat im Frühsommer die Eigenmarke „Excelsus“ neu lanciert. Das Einsteiger-Modell 231 steht auf einer Johannus-Plattform. Es hat mich beim Probespiel mit einem eigenständigen Klangkonzept, einer ordentlichen internen Abstrahlung und einem stimmigen Preis-Leistungsverhältnis überzeugt.
Damit ist das Thema „Innovationen“ bereits abgehakt, soweit es nicht schon vorher unter den Hersteller- und Händlerbesuchen abgehandelt wurde.
Hinweis:
Alle Neuheiten haben wir in entsprechenden Threads unter „Digitalorgeln“ ausführlich diskutiert. Daher habe ich mich hier nur auf Erwähnung bzw. Skizzierung beschränkt.
Standortbestimmung und Ausblick:
Derzeit ruht der DO-Markt auf drei Säulen:
Als Urform behauptet sich weiter das klassische Sampling. Und es ist keineswegs „out“. Gerade im High-End-Bereich sind sehr überzeugende Lösungen möglich, wie Johannus mit der Monarke-Serie und Rodgers mit den Infinity-Modellen immer wieder eindrucksvoll belegen. Inzwischen bieten aber auch die Instrumente für den kleinen Geldbeutel eine Klangqualität, die vor zehn Jahren noch dem Premium-Kunden reserviert war. Die Zukunft dieses Systems liegt sicher darin, dass qualitative Verbesserungen sukzessiv „nach unten“ durchgereicht werden.
Nach wie vor ist die Physis-Technologie das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten dieses Systems werden allmählich größer und sind längst noch nicht ausgereizt. Schon jetzt geht eine Menge - was ich an einer Gloria Kapella 235 umsetzen konnte, die ich in der Dienstkirche unseres Mitforisten „Orgelpunkt“ intoniert habe. Die Dame spricht nun hörbar „fränngisch“.
Die vielen (grundsätzlich zufriedenen) User im Forum warten aber immer noch darauf, dass so manches von ihren Wunschzetteln (2’er, Mixturen) umgesetzt wird.
Dritte Säule ist die virtuelle Orgel – die inzwischen zwei Wege verfolgt. Da ist einerseits das „klassische“ Hauptwerk-Prinzip. Es gibt eine wachsende Zahl von – auch optisch und haptisch sehr ansprechenden – Spieltischen, z.T. als Komplettlösungen mit PC und Abstrahlung. Die von vielen „Hauptwerkern“ angeführten „niedrigen Kosten“ lassen sich (für mich) nicht nachvollziehen, wenn ich auf die Preisschilder gucke ...
Andererseits gibt es die „plug-and-play“-Lösung von Johannus, die LiveIII. Mir persönlich gefällt sie - vor allem, weil ich kein PC-Frickler bin und ich die Optimierung des Klanges auf die Sitzposition des Organisten als Genuß empfinde.
Die heruntergebrochene, kostengünstigere Live2 konterkariert z.T. das eigentliche Konzept, Komplett-Samples herausragender Orgeln zu bieten. Wiewohl die interne Abstrahlung sehr überzeugend klingt: Ich würde mich mit einer "halben" Schnitger, Silbermann oder Cavaillé nicht zufrieden geben. Klänge "im Stil" der genannten Meister lassen sich mit Physis kostengünstiger erzeugen - sie sind natürlich nicht "original" ...
Auch in diesem Bereich gilt das Motto von Fridericus Rex: „Jeder nach seiner Fasson“.
An dieser Stelle nutze ich die Gelegenheit, da noch mal an die Toleranz aller zu appellieren, die für sich ein System gefunden haben, mit dem sie zufrieden sind. In jüngster Zeit gab es wieder vereinzelte „Bekehrungsversuche“ zur „einzig wahren Orgel“ von gewisser Penetranz ...
Davon waren wir doch eigentlich schon Lichtjahre entfernt ...
Und damit wäre ich beim nächsten Punkt, bei der Nabelschau.
Wie entwickelt sich das Forum?
Klimatisches:
Die Forumsstatistik könnt Ihr leicht nachlesen. Vielleicht schreibt Klaus ja noch ein paar Takte dazu.
Nach sechs Jahren hat sich im Forum eine Gruppendynamik entwickelt. Da gibt es die „Kernforianer“ mit relativ hoher Posting-Frequenz. Über Jahre hinweg sind da z.T. nähere Bekanntschaften/Freundschaften entstanden, man begegnete sich auf Forumstreffen, rottet sich spontan zu Erkundungen zusammen, besucht gemeinsam Konzerte etc. Harald nennt diesen Kern ja gern „die üblichen Freibiergesichter“ – was er als Kompliment meint. Untereinander entwickelt mal dann auch einen etwas „flapsigeren“ Umgangston und ein gewisses „Insidersprech“ (WAF).
Was mir dabei positiv auffällt: Es ist sehr leicht, in diesen Kreis zu kommen. Ich bin immer wieder angenehm berührt, wie „Ersttäter“ bei Forumstreffen eigentlich sofort dazugehören.
Eine zweite Gruppe bilden die Leute, die das Forum als Plattform nutzen, sich vor dem Kauf einer DO eine Übersicht über den Markt zu verschaffen und unsere Erfahrungsberichte einzuholen. Vor allem im Spätherbst, wenn die Weihnachtseinkäufe anstehen, macht sich das in etlichen Neuanmeldungen bemerkbar. Einige bleiben danach hängen, andere klinken sich wieder aus und lesen nur noch sporadisch mit. Das ist legitim. Und damit erfüllen wir eine wichtige Funktion, die uns zugleich verpflichtet, so objektiv wie möglich über unsere Erfahrungen mit verschiedenen Instrumenten diverser Hersteller zu schreiben und persönliche Meinungen und klangliche Vorlieben deutlich als solche zu kennzeichnen.
Eine dritte Gruppe sucht technischen Support. Da haben wir einige Cracks unter uns, die gern und kompetent Auskunft geben, deren Bereitschaft jedoch auch an Grenzen stößt, wenn jemand Fragen stellt in diesem oder ähnlichem Stil: „Welches Interface muss ich verwenden, um meinen Krups-Toaster von 1984 an meine Farfisa-Heimorgel von 1975 anzuschließen und wie belege ich einen Piston meiner dampfgetriebenen Allen von 1966 mit dem Midi-Befehl zum Auslösen der Klospülung?“
Und dann gibt’s auch die, die einfach gern über alles plaudern, was uns Organisten bewegt, die sich in einer zwanglosen, von gegenseitigem Respekt getragenen Atmosphäre austauschen wollen über Musik, Gott und die Welt.
Dabei kommt uns die gute konfessionelle Durchmischung (Agnostiker inclusive) sehr zugute. Das trägt dazu bei, dass Sektierer jedweder Strickart bei uns keinen Nährboden finden. Das erfordert zugleich ein hohes Maß an Zurückhaltung, wenn es darum geht, eigene Überzeugungen als die „reine Lehre“ zu postulieren. Meistens klappt das. Leider nicht immer.
Daraus ergibt sich bisweilen die Notwendigkeit der
Forumshygiene:
Alle Jahre wieder beobachten wir, dass - gehäuft im Spätherbst (wenn die Jahresend-Hysterie beginnt) - irgendwelche Kometen von den äußersten Rändern des psychologischen Normalverhaltens in die Forums-Atmosphäre eindringen, über unseren Köpfen ein gewaltiges Irrlichtern, Donnern und Nebeln auslösen und dann sang- und klanglos verglühen, wenn sie von der „dichteren Atmosphäre“ eingebremst werden. Jahrzehntelanger Umgang mit ekklesiogenen Neurotikern aller Schattierungen lässt mich so was meistens nach wenigen Postings erkennen und schnell gelingt es uns mit vereinten Kräften dann, Schein-Identitäten zu enttarnen und Identitäten zu klären. Mehrmals im Jahre führen die Spuren übrigens nach Köln – nein, nicht zu unserem geschätzten Clemens, der wohnt auf der anderen Rheinseite ...
Daher zum Schluss mein Appell: Halten wir unser Forum „sauber“ – bieten wir Dummschwätzern und Schaumschlägern kein Forum. Wer hier hineinliest, sollte immer den Eindruck haben, dass er mit seinen (echten) Anliegen ernst genommen und freundlich aufgenommen wird. Und wenn er sich einbringt, hat er schnell gute Freunde. Wer immer hier seine „sozialen Experimente“ machen, „einzig wahre Wahrheiten“ verkünden oder einfach nur pöbeln will, muss wissen: Er wird nicht alt bei uns. So möge es bleiben.
In diesem Sinne – auf ein gutes Miteinander im neuen Jahr 2018!
Kommt gut hinein ins neue Jahr, lasst es Euch gut gehen und seid dem Gott befohlen, der uns die Musik geschenkt hat.
LG
Michael
Lieber Michael, danke für diese beinahe enzyklopäDische Zusammenschau des Jahres 2017!
Euch allen aber einen guten Rutsch - und Glück, Zufriedenheit und Gesundheit für das gleich ankommende Neue Jahr 2018!
PS: Die Forumsstatistik liefere ich bald in diesem Thread nach. [wink]
#4 RE: Jahresrückblick 2017
Lieber Michael,
vun dr Schääl Sick (die ja diesmal die Richtige zu sein scheint [wink] Gruß und Segen auch an alle Forianer für 2018.
Sei für den klug, flott und vollständigen geschriebenen Jahresrückblick herzlich bedankt. Es ist ja immer wieder verwunderlich, in welcher Themenbreite wir kollegial als Forianer aufgestellt sind, so daß wir immer wieder voneinander lernen können, um den eigenen Horizont zu erweitern. Daß diese gute kritisch/kollegiale Arbeitsatmosphäre uns als Forum erhalten bleibe und wirke, sei mein besonderer Wunsch für 2018.
LG
Clemens
Wie versprochen ein paar Zahlen rund um die
Forumsstatistik:
Mitglieder: 335
Beiträge: 35738
Themen: 2291
Beiträge pro Tag: 14
Am meisten online: 60 (am 30. November 2017, 21:41:23)
Online pro Tag: 24
Seitenaufrufe gesamt: 4137306 (!)
Seitenaufrufe pro Tag: 4150
Die Zahl der Beiträge wäre im Ganzen an sich höher, jedoch habe ich im Jahr 2017 mehrfach Flurbereinigung im Forum durchgeführt. Die durchschnittliche Tagesbeitragszahl hat sich gegenüber dem Vorjahr um 1 erhöht. Immerhin! [smile] Die täglichen Aufrufe unsere Seite haben sich dagegen signifikant gesteigert: Von 3276 im Vorjahr auf 4150.
Danke allen, die dieses Forum am Pulsieren halten - danke ebenso allen, die uns still mitlesend immer wieder besuchen!
Zitat von clemens-cgn
vun dr Schääl Sick
Auch von mir herzliches Dankeschön für den ausführlichen Rückblick und die stets interessanten Beiträge hier im Forum - Alles Gute für 2018 Prost:
@ Clemens: Für den (Ex-)Düsseldorfer ist de Schääl Sick aber linksrheinisch
[smile] LG Bernd (mal wieder dienstbereit ...)
#9 RE: Jahresrückblick 2017
Ich wünsche euch ebenfalls ein frohes neues Jahr. Vielen Dank für die ausführliche Zusammenfassung von 2017, Michael. Es wird spannend bleiben im Jahr 2018. Die Forentreffen in Stade und Augsburg waren musikalisch und kulinarisch ein Genuss und wurden durch deinen Bericht wieder lebendig.
LG
Frank
#10 RE: Jahresrückblick 2017
Liebe Forumsmitglieder,
auch ich möchte Euch und Euren Familien ein frohes und gesundes Jahr 2018 wünschen. Vielen Dank lieber Michael, für diesen tollen Jahresrückblick 2017 :thx:. Ich denke sehr gerne an das letzte Forumstreffen zurück, bei dem ich sehr viele interessante Eindrücke der Süddeutschen Orgelwelt erleben konnte und vor allen Dingen sehr nette Menschen kennen lernen durfte. Und deshalb freue ich mich auch schon auf das nächste Treffen im Mai. Vielleicht gelingt es uns darüber hinaus ja tatsächlichen einen Physis - Workshop zu veranstalten :dafuer:. Auf jeden Fall wird für mich auch das Jahr 2018 ein spannendes Jahr der Orgel.
LG
Matthias
Liebe Leute, auch von mir besten Wünsche für 2018 und Gottes Segen. Dafuer:
Wichernkantor, danke für die wunderbare Jahresrückschau. Ich erkenne mich hauptsächlich in mitgliedertype 2 und 4. Hoffentlich gehöre ich nicht zu den Dummschwätzern, trotz mein 'steenkolenduits'. [grin]
Gruß, PM
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