Hallo zusammen,

nachdem ich hier schon seit einer ganzen Weile immer mal wieder reingucke, habe ich mich dann jetzt endlich registriert.

Ich bin seit über 10 Jahren einer von zwei nebenamtlichen Kirchenmusikern in einer kleinen evangelischen Gemeinde im Rheinland. Bis vor kurzem hatten wir zwei Kirchen, in einer eine Klais-Orgel aus den 50ern (II/10) und in der anderen eine Peter (I/5).
Die allgemeine Finanzlage zwingt die Gemeinde, eine Kirche zu schließen, gleichzeitig wird die andere umfassend saniert und erweitert. Die notwendige Generalüberholung der Klais-Orgel wäre nicht einmal ansatzweise finanzierbar gewesen, die 5 Register der Peter-Orgel waren sowieso immer zu wenig, deshalb ist die Wahl auf eine Digitalorgel gefallen - nach jetzigem Stand der Dinge wird es eine Gloria Concerto 234 DLX werden (mit externer Klangabstrahlung). Und das ist auch der Grund, warum ich hier in diesem Forum gelandet bin.
Ich bin mit dieser Entscheidung ziemlich glücklich und freue mich auf das Instrument. Musikalisch bin ich eher in der französischen Romantik und Moderne zuhause als im deutschen Barock, da kommen mir die klanglichen Möglichkeiten der Concerto 234 schon sehr entgegen. Alles Technische, was damit zusammenhängt, insbesondere die Dispositions- und Intonationsmöglichkeiten sind für mich komplettes Neuland, ich hoffe mal, dass ich hier von den "alten Hasen" was lernen kann.

Herzliche Grüße
Larigot

Die Klais-Orgel sah so aus:

I. Manual
Gedeckt 8'
Prinzipal 4'
Gemshorn 2'

II. Manual
Salicional 8'
Quintadena 4'
Prinzipal 2'
Mixtur 2-3f

Pedal
Subbass 16'
Gedecktbass 8'
Bassflöte 4'
(alle über Transmission aus einer Pfeifenreihe)

Romantische Intonation

Insgesamt ein SEHR schön klingendes Instrument, dank Subkoppel II/I konnte man klanglich sogar mehr herausholen, als es die 10 Register vielleicht vermuten lassen. Aber für ein voll besetztes Haus an Weihnachten oder bei der Konfirmation war sie dann doch etwas knapp dimensioniert (sie wurde nicht für diese Kirche gebaut, sondern vor Jahrzehnten gebraucht gekauft).

Aber eben auch:
Elektropneumatische Traktur und Kegelladen, die sich nicht mit dem warm-trockenen Raumklima des 70er-Jahre-Baus vertragen haben - Trocknungsrisse in den Holzpfeifen, marode Membranenkissen...

Die Sanierung hätte 80-100 TEUR gekostet, dieses Geld war definitv nicht da (ganz abgesehen davon, dass das Problem mit dem Raumklima damit auch nicht dauerhaft gelöst worden wäre).

Schon schade, aber auch sehr vernünftig. Die Orgel ist jetzt nach Osteuropa verbracht worden, wo (dank niedrigerer Stundenlöhne und vielleicht mehr Ehrenamt) eine Sanierung auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Da macht sie dann einer Gemeinde hoffentlich noch viele Jahre Freude.

@Michael: Ja, es ist in der Tat schade.
Aber außer den Gründen, die ich genannt habe, gab es noch eine Reihe anderer. Z.B. wäre auch der Umbau des Kirchraums deutlich teurer geworden, weil der bisherige Aufstellungsort auf einem "Podest" mit Räumen darunter der Erweiterung des Kirchraums zum Opfer gefallen ist.
Ich hatte auch nicht alles notiert, was zu machen ist. Die Elektrik des Spieltischs ist z.B. auch renovierungsbedürftig (alles Stand der 50er mit den entsprechenden Sicherheitsstandards). Daher wohl der hohe Preis für die Sanierung. Wobei ich auch nicht weiß, ob der komplette Auf- und Abbau (also faktisch eine Umsetzung) da schon mit drin war.