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verkürztes Manual in Goll-Orgel Otterberg
#1 RE: verkürztes Manual in Goll-Orgel Otterberg
Hallo an alle,
im Urlaub sah ich in der Klosterkirche Otterberg/Pfalz eine Goll-Orgel von 1999 mit drei Manualen, wobei das dritte Manual verkürzt ist.
Siehe hier: http://www.evpfalz.de/gemeinden/otterberg/orgel.htm
Ich habe keine Idee, wozu das gut sein soll - wenn man von Kosteneinsparung mal absieht...
Wisst ihr, wozu so etwas geplant und gebaut wird?
lg SeltenGedackt
Naja, das Kornett als vier- oder fünffaches Orgelregister ist doch sozusagen nie bis C ausgebaut. Ein reines Soloregister und/oder zum Auffüttern der zum Diskant hin in der Lautstärke stark abnehmenden Zungenregister, ab f, g oder auch erst ab c1. Insofern ist klar, dass die tieferen Pfeifen, die ja auch Geld kosten, nicht benötigt werden. Es wäre hier allerdings ganz nett, zumindest die Flöte 8' als Begleitregister bis C ausgebaut zu haben, dann könnte man z.B. auf den anderen beiden Manualen mit abwechselnden Soli spielen. Dies war hier allerdings wohl nicht beabsichtigt ... oder zu teuer.
#3 RE: verkürztes Manual in Goll-Orgel Otterberg
Zumindest hätte man ein paar andere schöne Solostimmen der anderen Werke über Transmission verfügbar machen können. Dann würde auch bei eingeschränktem Tonumfang ein vielseitig nutzbares Solomanual draus. Gerade bei vollmechanischen Orgeln ohne Setzer, Kombinationen und anderem Spökes kann das den Organisten enorm entstressen.
Zitat von SeltenGedackt
Aber ein verkürztes Solo-Manual scheint nicht unbedingt orgelbauerischer Standard zu sein - oder irre ich da gewaltig?
Zumindest auf Neubauten in heutiger Zeit bezogen hast du natürlich Recht. Aber es gibt schon gelegentlich Stilorgel-Neubauten vor allem im spanischen oder im französischen Stil, wo man so etwas vorfindet. Bei solch einer kleinen, recht universal disponierten Orgel wie in der ehem. Abteikirche würde man das in der Tat nicht unbedingt erwarten.
#6 RE: verkürztes Manual in Goll-Orgel Otterberg
Das 3. Manual beherbergt den (aus dem HW od. GJ ausgelagerten) 5-fachen Cornet in Form eines Récit (deswegen auch die Koppel III/I. Das der Cornet werktechnisch grundsätzlich dem HW zugehörig gedacht ist, ist auch daran zu erkennen, daß es keine Koppel III/II gibt. Weil das hochbänken des Cornet mit Zinnkondukten (die Goll grundsätzlich dafür verwendet), ziemlich teuer ist, kam sicher der Gedanke auf, sich auf eine alte frz. Tradition zu besinnen, und das eingesparte Geld für das hochbänken in eine Diskantmechanik zu stecken.
Das ein klassisches Récit erst ab f° od. g° funktioniert hat in Franlkreich von der Barockzeit bis zu C.Coll in seiner Anfangszeit durchaus Tradition. Die Dame soll offensichtlich auch französisch als Dialekt beherrschen.
Die 8´Flöte aus dem Récit zur Hohlflöte 8´ im HW anzukoppeln macht auch Sinn. Dann kann die wohl leisere Hohlflöte im Bass den bereits mehrchörigen Diskant begleiten. Damit kann man sehr schöne Effekte erzielen, insbesondere wenn die Flöte ganz leicht in der Stimmung abweicht.
Ferner mußte wohl auch gespart werden. Die große Oktaven des Octavbaß 8´und des Cello sind jeweils aus dem Hauptwerk transmittiert. Trompetenbass 8´im Pedal ist Extension aus der Posaune 16´. Dem Brustwerk hätte ich trotzdem einen Satz vertikale Glasschwelltüren gegönnt..... Ansonsten ein feines Örgelchen für den gesamten Bach, der dann auch deutsch spricht, sowie für die gesamte Pallette der alten bis romatischen Franzosen gehen. Ferner sind dann sogar die zungenfreien Echo-Cornette möglich. Für die Voix humaine muß dann halt die die Musette herhalten, die garantiert für die Zwitterfunktion sehr zurückhaltend intoniert sein dürfte. Die dann hoffentlich beim hinzuziehen der labialen 8´Register auch zur Barock-Hautbois mitwächst und durch die Terz zusätzlich Farbe annimmt. In so einer "kleinen" Orgel muß alles mit allem gehen. Das dem so sein dürfte, dafür spricht das Haus "Goll". Zu leise wird sie sicher nicht sein [wink]
Naja, die Kirche ist riesig, 80 m lang. Da hätte man sich noch eine andere Lösung vorstellen können als dieses Örgelchen, egal wie gut der Raum den Klang tragen mag ... aber sie konnte in der Positionierung seitlich unter einem Arkadenbogen natürlich nicht zu groß werden (solch eine Anlage wollte die Denkmalpflege vermutlich nicht genehmigen). Dafür steht sie zumindest in unmittelbarer Nähe zu den Zuhörern, vorausgesetzt, das Schiff des Simulataneums wird nicht in guter katholischer Tradition von hinten nach vorne besetzt ... [wink]
#8 RE: verkürztes Manual in Goll-Orgel Otterberg
Zumindest war der Ständer mit den Gotteslöbern nahe der Orgel am Übergang von Schiff zum Altarraum/Querschiff positioniert. Der gewöhnliche GoDi-Besucher läuft sicher nicht bis zum Buch-Ständer, um dann wieder gefühlte 50m bis zur letzten Bank/Stuhlreihe zu gehen. Ich denke, die Gemeinde nutzt die Bänke im Querschiff.
Die evangelischen Gesangsbücher lagen übrigens ganz hinten nach der letzten Stuhlreihe.
Und noch ein positiver Effekt des verkürzten Manuals: die freie Fläche oberhalb des zweiten Manuals diente als Ablage für die beiden einschlägigen Gesangsbücher sowie Stift und Klammern, da sonst an der Orgel keine direkte Ablage möglich ist.
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