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Organisten-Alltag
Heute hatte ich eine Beerdigung zu beorgeln. Der Pfarrer teilte mir mit, die Angehörigen hätten 2 Wünsche:
- F. Mendelssoh: Engelsterzett aus Elia
- J.S. Bach Jesu bleibet meine Freude aus der bekannten Kantate
Ich versuche, Wünsche nach Möglichkeit immer zu erfüllen.
Nach der Beerdigung kam eine Angehörige auf die Empore, bedankte sich für die Wunscherfüllung und drückte mir ein Couvert mit Fr. 30 in die Hand. [grin]
Es hat sich wieder mal gelohnt, persönliche Wünsche zu erfüllen - damit kann ich "Konservenbüchsen-Musik" aktiv
verhindern.
Für mich ein echter kleiner Aufsteller
P.S. vor einigen Jahren wurden bei uns den Organisten etwa mal nach dem Einsatz ein Couvert mit Inhalt zugesteckt - mittlerweile kommt das nur noch sehr selten vor - Organistendienste werden als selbstverständlich wahrgenommen.
LG
Martin
Vor über 40 Jahren hatte ich während meiner beruflichen Ausbildungszeit Orgelunterreicht beim damaligen Stadtorganisten in der Stadtkirche Thun.
Die Orgel: eine 3-manualige Metzler mit 47 Registern. Die Orgel wurde 2015 erweitert mit: Untersatz 32' / Schwellwerk 4' - Pedal (Superoktav-Koppel) / Schwellwerk 16' - Hauptwerk / (Suboktav-Koppel) / einem Zimbelstern, sowie einem USB-Anschluss, um die Setzeranlage abspeichern zu können.
Wichernkantor hat anlässlich seines Besuches bei mir diese Orgel gespielt - sein Fazit:
Absolutes Highlight: die Orgel in der Stadtkirche Thun - eine Metzlerin aus 1950 mit tadelloser Mechanik und in einem Top-Zustand. Leute, diese Orgel ist ein Traum! Genau so stelle ich mir mein ideales Werkzeug zur Gottesdienstgestaltung vor. In einem schlichten Barocksaal in typisch refomierter Manier entfaltet sie ein samtweich leuchtendes Plenum, das den Gemeindegesang wunderbar trägt, wie ich es heute früh im Gottesdienst aus der Position des Gemeindesängers empfunden habe.
Nichts an dieser Orgel ist laut. Die Prinzipale singen herrlich, die Flöten sind samtig und rund, die Aliquoten verschmelzen ideal, die Zungen binden in den Labialfond ein, ohne ihn zu erschlagen. Das Pedal ist tragfähig und sonor. Gerade die vollendete Mischungsfähigkeit der Obertöne mit den Grundstimmen erlaubt ein schattierungsreiches Begleiten.
Ich habe schon lange keine Orgel mehr live gehört und betastet, die so perfekt intoniert war. Jeder Ton jedes Registers ist absolut gleichmäßig egalisiert. Die Zungen sprechen perfekt an. Die Mechanik reagiert sensibel. Das ganze Instrument weist eine Material- und Verarbeitungsqualität auf, die im Deutschland des Jahres 1950 selbst von renommierten Firmen kaum zu leisten war. Die Orgel steht nach knapp 70 Jahren da wie am ersten Tag. Das Pfeifenmaterial ist in hochwertigen Legierungen bzw. aus dicken Hartholztafeln gefertigt. An einer einzigen Subbaßpfeife kann man sich sattsehen, wie sauber sie verarbeitet ist und mit welcher Sorgfalt die klangbildenden Teile am Labium eigesetzt sind.
In dieser Kirche trafen alle glücklichen Faktoren zusammen, ein wunderschönes Instrument zu zeugen.
Am 7. Oktober 2018 vertrete ich unsere neue Organistin für die Stadtkirche - und habe mich in den letzten beiden Wochen darauf intensiv eingespielt
Ich werde u.a. einige romantische Stücke vortragen - ein absoluter Hörgenuss!
So schliesst sich ein Kreis, der vor vielen Jahren begonnen hat. [grin]
Unverhofft kommt oft - auch im Leben eines "alten", aber flexiblen Landorganisten. Ich bin glücklich
P.S. nächstes Jahr wechsle ich von der Kirchgemeinde Thun-Strättligen in die Kirchgemeinde Thun-Stadt (Stadtkirche und Kirche Thun-Schönau).
LG
Martin
Zitat von mvn
Heute hatte ich eine Beerdigung zu beorgeln. Der Pfarrer teilte mir mit, die Angehörigen hätten 2 Wünsche:
- F. Mendelssoh: Engelsterzett aus Elia
- J.S. Bach Jesu bleibet meine Freude aus der bekannten Kantate
Schön, wenn das mit den Wünschen so zur allseitigen Zufriedenheit funktioniert. Dafuer:
In meinen Jugendjahren war ich vor allem als Cellist auf Beerdigungen unterwegs. Da war das mit den Wünschen oft nicht ganz einfach - Noten besorgen, ggf. (um-)arrangieren, dem Organisten zukommen lassen (die wenigsten waren blattspieltauglich). Das ist mehr als einmal schief gegangen.
Manchmal waren die Wünsche auch an sich schwierig. Ein Bekannter sollte im Streichquartett Beethovens Fünfte spielen... Ich hatte mal die Witwe des Verstorbenen am Telefon: "Wenn Sie das Lieblingsstück von meinem Mann spielen könnten... Das ist von Bach und heißt "Präludium". Kennen Sie das?"
#4 RE: Organisten-Alltag
Zitat von mvn
P.S. nächstes Jahr wechsle ich von der Kirchgemeinde Thun-Strättligen in die Kirchgemeinde Thun-Stadt (Stadtkirche und Kirche Thun-Schönau).
LG
Martin
Allerherzlichsten Glückwunsch! Dafuer: Dafuer:
So ein schönes Instrument - danach würde ich mir die Finger lecken ...
LG und schönes Wochenende
Michael
#6 RE: Organisten-Alltag
Dann war er da - der 7. Oktober. Als Eingangsstück wählte ich ein Stück von Jacques-Nicolas Lemmens, wo ich das Schwellwerk optimal einsetzen konnte. [grin] .... sooooooo schön.
Die Thuner Orgel ist seit 1994 mit einer Setzeranlage mit Laukhuff-Komponenten ausgerüstet. Es stehen Gruppen von A bis K, sowie pro Gruppe 1 - 7 Möglichkeiten zur Verfügung. Ich dachte mir: sicher ist sicher - und habe die Liedbegleitungen in der Gruppe A, sowie mein Literaturspiel in der Gruppe B programmiert. Die Umschaltung erfolgt mittels Tastendruck. Zudem sind unter dem untersten Manual (Rückpositiv) Minus und Plus-Tasten, sowie für die Füsse je ein Minus und Plus-Piston installiert.
Ich drücke also beim zweiten Lied mit der linken Hand den Minus-Knopf unter den Manualen (ich ändere gerne die Registrierung von Strophe zu Strophe) - will die 4. Strophe auf dem Hauptwerk spielen - kein Ton Oh Schreck...
Reflexschnell wechselte ich zum Rückpositiv da erklangen nur noch 2' und 4' Register. Jetzt war ich total perplex und verzichtete auf die 4.Strophe.
Die Pfarrerin setzte den Gottesdienst, wie wenn nichts passiert wäre, fort. Ich testete meine programmierten Setzer - die waren alle ausgefallen und mit anderen (unmöglichen) Registern belegt!!! Devil:
Dank der Pfarrerin hatte ich genügend Zeit, meine Setzer nochmals zu programmieren - alle funktionierten wieder anstandslos - wie wenn nichts passiert wäre.....
Beim anschliessenden gemeinsamen Kaffee mit BesucherInnen entschuldigte ich mich ..." ich hätte ihnen eine Strophe gestohlen, das aber ganz unfreiwillig..." Alle hatten Verständnis und rühmten sogar mein Literaturspiel...
Ein paar graue Haare hat es mich trotzdem gekostet!
LG Martin
#8 RE: Organisten-Alltag
Das Feeling kenn' ich - da dehnen sich Sekundenbruchteile zu Ewigkeiten. Und da hilft nur ein beherzter Griff in die Handregister ... rgel:
Ich habe ja gefühlte 50 Jahre fast nur mechanische Registraturen traktiert und habe jetzt 4000 Setzer ...
In Gebrauch habe ich vier: 1 und 2 mit zwei Ausgangsregistrierungen für die Choralbegleitung, eine für den Kantionalsatz und eine für's c.f.-Spiel. Das registriere ich dann versweise von Hand auf oder ab.
5 und 6 - rechts vom Nullknopf - sind mit der Ausgangsregistrierung für Vor- und Nachspiel belegt. Auch hier Zutaten immer von Hand. Und bevor ich losspiele, stets ein mißtrauischer Blick auf die Stellung der Registerwippen. Das ist der Nachteil der Setzer gegenüber Freikombinationen: Man sieht die Katastrophe erst, wenn man sie hört ...
Trotzdestonichts viiiiel Freude mit dieser sagenhaft schönen Orgel.
LG und schönen Sonntag
Michael
Bei meinen anderen Dienstorgeln bin ich mich gewohnt, von Hand zu registrieren, auch von Strophe zu Strophe. Da standen mir aber plötzlich 47 Register und 3 Manuale zur Verfügung! Trotz intensiver Vorbereitung sagte ich mir: verwende die Setzer - das ist sicher.
Übrigens: meine Dienste auf der Stadtkirchen-Orgel für 2019 sind bereits geplant. [grin] [grin] [grin]
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