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Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
#1 Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Hallo,
wer richtet sich denn nach den Tempoempfehlungen (Metronomangaben), die im Orgelbuch zum katholischen Gotteslob stehen? Wenn man die beachtet, ergibt sich in der Regel ein ganz flotter Gesang, jedenfalls flotter als ich das aus dem süddeutschen Raum oder Österreich kenne...
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Die Angaben beachte ich schon. Da ich aber in vier ländlichen katholischen Kirchen regelmäßig spiele, richtet sich das Tempo nach den Kirchenbesuchern (dem Volk). In einer Gemeinde sind Mitglieder im Münsterchor und ziehen die übrige Gemeinde mit ihrem Gesang mit. Da kann ich mit dem Tempo anziehen in Richtung der Tempoangaben des Gotteslobes. In anderen Gemeinden sind einige Gemüsebauern, die den ganzen Tag gearbeitet haben. Dann muss der Organist zu Strophenbeginn durchaus den ersten Ton mal länger Spielen, bis alle da sind (Die Evangelischen behaupten, dass sei eine Eigenart in der katholischen Kirche; stimmt aber nicht). Das Tempo richtet sich auch nach anderen Organisten, die bei anderen Gottesdiensten regelmäßig spielen und vielleicht jedes Lied sehr gemächlich angehen. Dann ist die Sangesgemeinde nicht bereit, sich anderen Organisten zu fügen. Und schließlich sind es auch die akustischen Verhältnisse vor Ort. Bei einer Orgel sitze ich auf der Empore Richtung Gemeinde und Oktave 4 pustet mir dermassen in die Ohren, dass ich von unten fast nichts höre. Dann verlangsamt die erkämpfte "Rückantwort" aus der Gemeinde den Spielfluss. Fazit: Tempoangabe gut gemeint, aber Theorie.
Michael
#3 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Zitat von Positiv
Dann muss der Organist zu Strophenbeginn durchaus den ersten Ton mal länger Spielen, bis alle da sind
Ui. Diese Praxis wurde bereits im Vorwort zum Orgelbuch des alten GL lehramtlich verdammt...
Im Ernst: Das würde ich nie tun; so gewöhnt man eine Gemeinde ja nie ans pünktliche Einsetzen.
#4 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Jesaiah
(
gelöscht
)
#5 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Das klappt ja nicht wirklich. Für viel effektiver halte ich, zwischen Vorspiel und Lied durchzuzählen. Hört man leider oft auch bei Profis schlecht gemacht. Wenn ich zähle und mit atme funktioniert es eigentlich ganz gut. Muss man halt beim Umregistrieren im Griff haben. Also konkret: Wir haben z.B. einen 4/4 Takt. Das sollte im Vorspiel erkennbar sein, dann ticken alle im 4/4. Wenn dann im Lied (nehmen wir an, es setzt volltaktig ein) die 1 auf eine aus dem Vorspiel gefühlte 4 fällt, ist das natürlich Käse und unorganisch, da wird keiner pünktlich lossingen. Wenn das aber gut gemacht ist, erledigen sich die Probleme meistens von selbst.
Die Metronomzahlen sind in vielen Fällen doch ganz vernünftig. In sehr großen Räumen wird man vielleicht etwas langsamer spielen. Grundsätzlich hat man doch eine Vorstellung vom Lied, ob sie da unbedingt nötig sind, weiss ich ja nicht. Allerdings würde ich mich nie nach den Leuten richten. Wie soll das gehen? Ich lasse die erst mal singen und hechte dann hinterher? Dann wartet jeder auf jeden. Ich bin das Tempo und führe die Gemeinde.
Die Metronomangaben sind m.E. eine Bankrotterklärung des Herausgebers, verbunden mit wenig Vertrauen in die geschriebenen Sätze.
Ein guter Satz wird schon von seiner ganzen Anlage her (Harmonisationsdichte, Bassbewegung...) dem Spieler suggerieren, welchen Grundschlag ein Lied hat. Wozu dann noch eine genaue Metronomangabe dienen soll, erschließt sich mir nicht.
Zitat von Gemshorn
Ui. Diese Praxis wurde bereits im Vorwort zum Orgelbuch des alten GL lehramtlich verdammt... [grin]
Im Ernst: Das würde ich nie tun; so gewöhnt man eine Gemeinde ja nie ans pünktliche Einsetzen.
Wenn der Lumpenfängerkollege parallel spielt und die Gemeinde das gewöhnt ist, wird es schwierig mit dem Davoneilen. Das Tempo bestimmt der Organist und er hat das know how zu lenken, ohne dass es die Gemeinde wirklich merkt. Aber in Grenzen, denn alte Zöpfe abzuschneiden braucht Geduld.
Michael
#9 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Ein wahres Wort... Wollte dir keineswegs zu nahe treten, lieber Michael.
Vor vielen Jahren hatte ich einmal pro Monat eine Wallfahrtsgemeinde (ergo Leute aus allen Windrichtungen, bunt zusammengewürfelt) zu begleiten, jedesmal an die 400 Seelen. In deren Gemeinden scheint eine sehr pathetische Interpretation sämtlicher Kirchenlieder üblich gewesen zu sein, sprich: Sie zogen die Melodien wie einen Strudelteig aus Omis Küche - und ich wurde der Meute nicht Herr. Weder gutes Absetzen noch das Hinzuziehen der Mixtur half, die Gemeinde auf mein Tempo einzuschwören. In dem Moment, wo ich mich ein wenig an deren überlangsames Tempo anpasste, retardierten sie nochmals... Es war mühselig!
Eines Tages - ich war schon vorab grantig, weil mich dieses Gebahren nervte - beschloss ich, "mein Ding" zu spielen, egal, wie die Gemeinde sang. Es gab "Schönster Herr Jesu" auf dem Liedplan.
Als ich die erste Strophe weit vor der Gemeinde beschlossen hatte und den Schlussakkord hielt, sang die Gemeinde in meinen liegenden Akkord: „... mei - ner See - le - he Freuuud... und... Kron.“
Operation gelungen, Patient tot.
#10 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Dagegen hilft nur, die Begleitung in Oktaven, bei Verzicht auf jegliche Mehrstimmigkeit. Wenn es dann noch gelingt die Klerisei via Mikrophon ins Tempo zu bekommen ist es schnell vorbei mit der Tönekleckerei... Bislang habe ich noch jede Gemeinde damit in den Griff bekommen. Allerdings habe ich nach der Messe auch meinen Mann im Anhören der Kritik gestanden... bewaffnet mit dem Gesangbuch (das alte GL hatte ja auch bereits Schlagangaben). Das Ergebnis war dann oft, wenn die klagenden Omas: "Ich krieg dabei keine Luft!" mit mir nochmal in meinem Tempo mit den Atemzäsuren gesungen hatten - hatte ich wieder meinen Fanclub vergrößert .
Wenn es dann noch dazu kommt, das neues Liedgut einzustudieren war, habe ich das "Neue" gleich flott als klassisches Gemeindesingen a capella eingeführt und später mit der Orgel in einen bequemen Tonumfang gesetzt. Beim alten, seit Generationen verschleppten Liedgut habe ich sie bis zum hohen Es hochgejagt. Das klappt dann nur noch mit gutem Atmen und einem gewissen Anlauf für die Höhen unter Zuhilfenahme von Posaune 16´ und der Mixtur im Unisonospiel. Unbewußt habe ich suggeriert, daß die neuen Gesänge wesentlich entspannter zu singen sind.
#11 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Oh ja, je weniger Stimmen, desto flupp. (Wobei ich finde, dass Zweistimmigkeit mit gut geführtem Bass oft besser funktioniert als Einstimmigkeit).
Der Trick mit der Tonart klingt gut, muss ich ausprobieren.
Zitat von clemens-cgn
(das alte GL hatte ja auch bereits Schlagangaben)
Wo dies? In meinem alten GL-Orgelbuch (Bistum Hildesheim, du weißt...) findet sich nichts dergleichen.
#12 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Ok, jetzt blicke ich durch.
Du meinst die Schlagangaben (Notenwerte) für den Grundschlag, ich hatte vergeblich nach Metronomangaben gesucht...
Wobei sich mir der Sinn dieser Angaben nicht immer erschließt - Warum notieren die Herausgeber einen 4/4-Takt, um dann darüber die Halbe als Grundschlag anzugeben? Dann hätte man auch gleich 2/2 schreiben können...
Aber sei's drum, das Buch ist ja Geschichte.
#14 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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