Heute früh erhielt ich die Mitteilung, dass der emeritierte Orgelprofessor Ernst-Ulrich v. Kameke im Alter von 93 Jahren gestorben ist. Er lehrte bis zum Ruhestand an der MHS Hamburg, von seinen Schülern hoch geschätzt. Die gleiche Wertschätzung genoss er als ausgezeichneter Reger-Interpret. In die Kirche seines Alterssitzes nahe Hamburg ließ er die erste Excellent 360 einbauen, die damals ausgeliefert wurde. Sie bekam eine große externe Abstrahlung. Die eher kleine Kirche hatte bis dahin nur eine neobraocke PO mit 16/II. Die Excellent stand vor der Auslieferung eine Woche lang in der Wichernkirche und ich habe sie intoniert. Von Kameke veranstaltete an seinem Wohnort Konzertreihen, in denen beide Orgeln miteinander zum Einsatz kamen. Seine internationalen Verbindungen zogen eine erkleckliche Zahl von Top-Organisten an.
Ich habe ihn erstmals in den 80ern getroffen, als er an einer kleinen Walckerin (II/14) aus den 60ern in einer pupstrockenen Rhöner Dorfkirche ein brillantes Konzert spielte, im Programm romantische Franzosen - ganz ohne Schwellwerk und Zungenbatterie und dennoch fesselnd.
Ein begnadeter Lehrer, ein großer Interpret und ein in jeder Hinsicht origineller und unkonventioneller Mensch ergänzt jetzt im Himmel die Riege der Organisten, deren Geburtsdatum in die 20er, deren künstlerische Reife in die 70er/80er Jahre fiel.
