Seitdem ich selbst Orgel spiele, höre ich Orgelkonzerte selbstverständlich anders als früher, mehr als Entdecker von Stilepochen und deren nationalen Ausdrucksweisen. So durfte ich vor Wochen in einem Konzert einem italienischen Organisten (angestellt in Deutschland) lauschen, der auch italienische Romantiker zu Gehör brachte. Dabei fielen mir zwei Stücke auf, deren Noten ich mir zuhause auch gleich bei IMSLP anschaute.
Für mich sind die Stücke für mein eigenes Repertoire zu schwierig, ich versuche mich aber aus reiner Entdeckerlaune heraus an gewissen Sequenzen aus den beiden Stücken. Mir gefällt die Leichtigkeit der Themen und deren wenig strenge Interpretation, weniger »kopfig« und auch wohltuend anders als französische und deutsche Beispiele aus dieser Zeit, bestimmt nicht epochal, aber dafür »sympathisch«. Vielleicht hat sich schon mal ein Forist an einem der beiden Stücke versucht.
Jo, der Bossi wird immer wieder gern genommen. In einem Raum mit viel Hall und einem großen, "rauschenden" Instrument wirkt das sehr imposant. Ein großräumiges Legatospiel hilft, wenn der Raum trockener ist. Und das hinzubekommen, ist eine heftige Fingersatztüftelei und nicht so einfach wie es aussieht.
Der Ravanello könnte auch so oder ähnlich in Guilmants liturgischen Sammlungen stehen. Kompositorisch deutlich über dem Durchschnitt dessen, was italienische Maestri damals komponierten.
