Orgelmarathon Vogtland 2019

18.08.2019 18:58 (zuletzt bearbeitet: 20.08.2019 07:53)
#1 Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

In der kommenden Woche findet vom 21. bis zum 25. August der Orgelmarathon 2019 mit dem Kantor der Dresdener Frauenkirche, Matthias Grünert statt.
Schauplatz ist das "Vierländereck" Bayern/Thüringen/Sachsen/Tschechien, das sog. Vogtland rund um die Stadt Plauen. Insgesamt 30 Konzerte in fünf Tagen. Die Region hat eine sehr vielgestaltige Orgellandschaft.
Das Programmheft lässt sich von dieser Page als PDF herunterladen:

https://orgelarena.de

LG
Michael


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19.08.2019 12:54
#2 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
Ma

Hallo Michael,

Danke für den Hinweis.

Bist du wieder am Start und versorgst uns mit weiteren Eindrücken?

LG
Martin

Gloria Concerto 350 Trend

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19.08.2019 13:31
#3 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Leider nur punktuell und mit Zeitversatz.

LG
Michael


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24.08.2019 11:46 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2019 09:34)
#4 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Hallo liebe Leute,

wie ich im Posting zuvor schrub, konnte ich beim diesjährigen Orgelmarahton mit Matthias Grünert nur zeitweise dabei sein. Aus familiären und dienstlichen Gründen musste ich mich Freitag Nachmittag wieder auf den Heimweg vom schönen Vogtland nach Mittelhessen machen.
Exakt die Hälfte der 30 Konzerte habe ich gehört, wer sich am Wochenende noch schnell für einen Konzertbesuch entscheidet, findet hier

https://orgelarena.de

die Termine. Vielleicht trifft er ja unseren Forianer „Klassikfreund“ (Wolfram), der in Tatortnähe wohnt und etliche der Konzerte besucht hat.

Unser Standquartier war in Plauen, dem Oberzentrum des Vogtlandes. Wo immer möglich, sind die Marathons ja grenzübergreifend konzipiert. So lagen die Spielstätten nicht nur im Grenzgebiet Sachsen/Thüringen, sondern auch im befreundeten Ausland: in Bayern und Tschechien. Letzteres hätte mich zwar brennend interessiert, aber diese Konzerte sind erst am Sonntag ... *seufz*

Trotzdestonichts – die Orgellandschaft im „Vierländereck“ Sachsen/Thüringen/Bayern/Tschechien ist erfreulich vielgestaltig. Und vom Barock bis zur Gegenwart bestanden selbst in kleinen Gemeinden lebendige Musiziertraditionen. (Die Gegend um Klingenthal und Markneukirchen ist eine Hochburg des Instrumentenbaues.) Und das schlug und schlägt sich u.a. nieder in qualitätvollen und gut gepflegten Orgeln.

Zum Auftakt ging es an die größte Orgel der Region: In einem spätgotischen Kirchenraum mit prächtigem Netzgewölbe, in der Stadtkirche St. Jakobi zu Oelsnitz, steht hinter einem imposanten Freipfeifenprospekt ein Werk der Gebrüder Jehmlich aus 1930 mit III/65.

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Thomas Jann hat die Orgel 2005 generalüberholt. Das Ergebnis ist mehr als beeindruckend. Dabei bekam die Orgel auch eine moderne Setzeranlage unter Beibehaltung der originalen Freikombinationen. Der Spieltisch ist allein optisch schon eine Delikatesse – eines jener imposanten „Stellwerke“, die viele Großorgeln der Zwischenkriegszeit auszeichnet.

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Jehmlich brachte seine reiche Erfahrung bei der Pflege und der Restauration der Silbermann-Orgeln in den Bau orgelbewegter Instrumente ein. So hat die Oelsnitzer Orgel auf einem satten Grundstimmenfond unaufdringliche, schön färbende Aliquoten, silbern leuchtende Mixturen und mit Sorgfalt durchintonierte, poetische Solozungen wie Clarinette und Oboe.
Mit diesen Pfunden konnte Matthias Grünert im Eröffnungsprogramm wuchern – so z.B. mit einem im geschlossenen Zustand verhalten grummelnden SW, das in Camillo Schumanns Festpräludium op. 2 in den einleitenden Takten ein beeindruckendes Crescendo ermöglichen muss, das durch die Verwendung der Walze dann noch steigerungsfähig ist.
Marsch, Meditation und Toccata (über den Osterchoral „Lasst uns erfreuen herzlich sehr“) von Nicolas Choveaux sind solchen frühmodernen „Reformorgeln“ auf den Leib geschrieben. Percy Flechters „Fountain Reverie“, eingebettet in dessen „Festival Offertorium und „Festival Toccata“ ermöglichte die Präsentation der charakteristischen Solofarben dieser monumentalen Orgel.
Kleine Arabeske am Rande: Das Aufzeichnen von Live-Konzerten wird ja stets „bereichert“ durch Sozialgeräusche aus dem Publikum – anscheindend gibt es immer wieder Leute, die glauben, ihre eigene künstlerische Individualität durch ausdrucksstarkes Husten zu unterstreichen und damit das Orgelkonzert zu einem singulären Ereignis zu machen. Im Laufe meines Erdenwallens habe ich da einen weiten Erlebnishorizont erworben, der sich an diesem Nachmittag weiter öffnete: Da hatte doch tatsächlich jemand seinen Hund der Gattung Mops mit in die Kirche gebracht. Und natürlich gelang es einem der geräuschvollst umherstolpernden Kameramänner eines Regionalsenders, das arme Kerlchen mit einem Stativ zu touchieren, worauf es naturgemäß mit Aufjaulen reagierte.
Na ja, zum Glück war’s keine Klapperschlange und schon der unsterbliche Loriot bemerkte: „Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos.“
Für weitere Irritationen sorgte ein plötzlich einsetzendes, in Tonart und Metrum passendes Geräusch, dem eines Zimbelsterns nicht unähnlich. Ein Blick in die Disposition erhöhte meine Ratlosigkeit, zumal die Schallquelle deutlich im Auditorium zu verorten war. In einer Pianissimostelle wiederholte sich dieses akustische Phänomen, diesmal außer Takt und Tonart. Irgendein Oberwichtling glaubte wohl, auch während der Darbietungen erreichbar bleiben zu müssen. Diese I-Phones, denen ich mich konsequent verweigere, überraschen mich immer wieder – auch und vor allem wegen der Penetranz, Lautstärke und Hässlichkeit der Geräusche, mit denen man sie programmieren kann. Im Publikum kam etwas Pogromstimmung auf. Und ich räume ein, dass ich Gelüste verspürte, mich an einem eventuellen Akt der Lynchjustiz aktiv zu beteiligen.

Über gewundene Gemeindeverbindungsstraßen des regional verbreiteten Standardtyps (Breite: 1,5 Fahrzeugbreiten) ging es ins nahegelegene Marieney. Dort erwartete uns gleich nach der größten die kleinste Orgel dieses Marathons. Sie stammt aus dem Jahr 1927, erbaut von den Gebrüdern Poppe aus Schleiz.

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Liest man die Disposition von II/8, rechnet man mit einer schrillen, nervquälenden Piepskiste. Doch weit gefehlt - zu meiner Freude. Das Pfeifenwerk steht in einem Generalschweller. Alles klingt filigran, hat aber ein solides Baßfundament und macht der Gottesdienstgemeinde sicher viel Freude. Matthias Grünert zeigte, dass in dieser kleinen Orgel erstaunliche Farbwerte stecken. Rarität in diesem Programm: ein fein ziseliertes Präludium in d des Bach-Schülers Georg Andreas Sorge. In Bachs Fantasie und Fuge a BWV 561 zeigte er Interpret, wie präzise eine gut einregulierte Pneumatik arbeitet und wie voll ein Plenum aus wenigen Registern klingen kann. Dass die Orgel erst im Vorjahr generalüberholt worden war, trug schönste Früchte.

Schöneck ist die höchstgelegene Gemeinde des Vogtlandes. Die Kirche mit ihrem dunklen Bruchsteinmauerwerk thront wie eine Glucke auf dem Nest über dem Ort. Im Innern empfängt den Besucher jedoch freundliche Helle, ein in weiß gehaltener, klassizistischer Raum mit romanischen Formen, die das über dem Altar platzierte Orgelgehäuse aus 1859 aufgreift.

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Das stattlich disponierte Instrument (II/37) des Orgelbauers Johann Gotthilf Bärmig aus dem nahe gelegenen Werdau wurde 2012 von Thomas Wolf aus Limbach restauriert und der Meister rückte persönlich an, um nachzuhören, ob die Zungen wohltemperiert sind und alles zur Zufriedenheit des Interpreten arbeitet. Nebenbei: Soviel Handwerkerstolz hätte man sich beim Marathon des Vorjahres gewünscht, als in Kirchen mit Innentemperaturen über der 30-Grad-Marke die Zungen (und nicht wenige Labiale) in alle Richtungen quer standen.

Die Orgel erwies sich als Idealinstrument für die frühe Romantik. Rincks originelles F-Dur-Konzert und – die erstaunlich selten gespielte – V. Mendelssohn-Sonate mir ihrem rauschenden Finalsatz zeigten dieses Instrument im besten Licht.

Dass die Firma Eule auch als VEB im untergegangenen Realsozialismus handwerkliche und klangliche Qualität lieferte, zeigte sich bei den folgenden beiden Stationen.

In der freundlichen, nahezu barocke Heiterkeit ausstrahlenden Jugendstil-Kirche von Adorf stehen II/29 aus der Bautzener Werkstatt hinter einem ins räumliche Ambiente passenden und gelungenen Prospekt der Jahrhundertwende.

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Dorische Toccata BWV 538, die Partita über „O Gott, du frommer Gott“ BWV 767 und das a-moll-Concerto BWV 593 waren den klanglichen Möglichkeiten dieser schönen Orgel mehr als angemessen. Die kunstvoll gebaute Fuge der „Dorischen“ entfaltete im unmerklichen Stringendo-Spiel, das Matthias Grünert Bach-Fugen zu geben pflegt, Dramatik und Energie. Ich habe sie ebenso genossen wie das schöne Farbenspiel in der Partita. Da zeigte sich, dass auch dieses Haus seine klangliche Ästhetik Silbermanns Instrumenten abgelauscht hat und sich um die Theorien der Neobarocker keinen Deut scheren mußte. Plastische Klänge, vor allem in den differenziert ausintonierten Flöten, dazu kraftvolle, tragfähige Prinzipale und glänzende Mixturen, alles auf sonoren Bässen stehend.

Im Kurort Bad Elster unmittelbar an der Grenze zu Tschechien stammen Kirche und Orgelgehäuse aus dem Jahr 1892. Beide sind dem Historismus zuzuordnen. Die Chorraumfenster mit figürlichen Darstellungen lehnen sich an die „Nazarener Schule“ an – nicht Jedermanns Geschmack, aber sehr qualitätvoll umgesetzt.

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Eule hat hier 1973 mit II/27 neu gebaut. Auch diese Orgel atmet den Geist der Silbermann-Schule und das reine Bach-Programm (Fantasie und Fuge c-moll 537, Partita 766, Canzona 588 und P+F G-Dur 541) stand auch ihr gut zu Gesicht. Die Fuge 541 setzte einen markanten Schlusspunkt hinter die erste Tagesetappe.

Im Lauf des Tages hatten wir uns immer weiter vom Standquartier entfernt, so dass die Rückfahrt nach Plauen zur Nachfahrt wurde und über enge, gewundene Straßen führte. Ich merke langsam, dass mich solche Touren anstrengen. Da das Hotel mitten in der mit Einbahnstraßen reich gesegneten Stadt liegt, entwickelte sich die Zielanfahrt zum munteren Suchspiel. Da ich an diesem Morgen um fünf Uhr aufgestanden war, um ohne Zeitdruck und Stau ins Vogtland zu kommen, hatte ich auch ohne ein Sedativum von der Frucht des Weinstockes hinreichend Bettschwere – und ich war wohl nicht der Einzige, dem es so ging. Selbst die notorischsten Feierbären unter den regelmäßigen Marathon-Teilnehmern gaben an diesem Abend Ruhe.
Das sollte sich allerdings noch ändern ...

LG
Michael


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24.08.2019 20:15
avatar  Klassikfreund ( gelöscht )
#5 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
Kl
Klassikfreund ( gelöscht )

Hallo Michael,

danke für den ausführlichen Bericht und die tollen Fotos!

Ich habe täglich meine Videoaufnahmen gesichtet und bin begeistert von der Qualität heutiger Technik. So ist man in der heimischen Kemenate wieder virtuell "vor Ort".

Persönlich hat mir die Eule in Adorf am besten gefallen. Auch die Orgel zu St. Peter und Paul uin Reichenbach wußte zu gefallen.
Die Silbermann in Mylau war für meine Ohren etwas zu schrill.
Aber ich saß ja auch immer in unmittelbarer Nähe zum Spieltisch. Im Raum sieht das bestimmmt anders aus.
Für mich wie immer ein besonderes Erlebnis: Menschen kennen zu lernen!
So hat mich der Inhaber der Orgelbaufirma Thomas Wolf spontan zu einem Besuch seiner Werkstatt eingeladen und mir einen Flyer seiner Referenzen einschließlich Audio Cd übergeben, die Kantorin der Schönecker Orgel hat mir die Spielerlaubnis für diese Orgel erteilt und natürlich habe ich auch den Wichernkantor kennen gelernt.
In Plauen habe ich in der Erlöserkirche den ehemaligen Kantor wiedergetroffen. Er hat mir vor über 40 Jahren in eben dieser Kirche die Toccata d-Moll vorgspielt. Damit war im Unterbewußtsein der Grundstock für mein späteres Orgelfieber gelegt: Dieses Stück muß ich auch spielen können!
Jetzt im späten Lebensalter habe ich diese Ziel erreicht und wir haben uns spontan für ein Treffen in meiner Kemenate vereinbart. Er ist leider infolge eines Schlaganfalls halbseitig gelähmt, versucht aber dennoch eisern mit der verbleibenden Hälfte Orgelmusik zu machen.

Matthias Grünert ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, hat immer ein Ohr offen und ist für Jedermann ansprechbar. Bewunderswert ist seine Art mit auftretenden Problemen umzugehen. Bei St. Peter und Paul machte sich ein Hänger bemerkbar. Ausgerechnet der Orgelbaumeister Wolf war in dieser Kirche nicht zu gegen. So machte sich der Meister mit seinem Gehilfen persönlich im Orgelwerk zu schaffen und meisterte das Konzert anschließend bravourös!

Morgen ist der letzte Tag und ich freue mich besonders auf die Trampeli Orgel in Hohndorf.
Das Abschlußkonzert findet in der Plauener Johanniskirche ( meiner "Dienstorgel") statt.

Nach der Orgelreise ist vor der Orgelreise!

Die Nächste findet im Saale-Unstrut Revier am 07.09.19 statt. Hier werde ich meinen Orgellehrer wiedersehen.

Lg Wolfram


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25.08.2019 00:06
#6 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
cl

Lieber Michael,
sei herzlich für die schönen Fotos und Deinen Bericht bedankt. So bin ich wenigstens virtuell ein wenig dabei.

Liebe Grüße vom Clemens

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25.08.2019 20:01 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2019 09:30)
#7 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen und ein erfrischendes Lüftchen erwarteten ausgeschlafene Schlachtenbummler am nächsten Morgen. Daran sollte sich im Lauf des ereignisreichen Tages nichts ändern – sieht man mal vom Zustand des Ausgeschlafenseins ab. (Kinder in meinem Alter brauchen ihren Mittagsschlaf – und daran gebrach es.)
Wir erinnerten uns ausgiebig an das Vorjahr, als uns schon am frühen Morgen drückende Hitze quälte, die sich in wochenlang aufgeheizten Kirchen noch als steigerungsfähig erwies ...

Von außen wirkte die Stadtkirche von Weida eher unscheinbar – eine schlichte ehemalige Franziskanerkirche ohne Turm. Doch im Innern entfaltete sich über unseren Häuptern ein prächtiges gotisches Netzgewölbe.

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Auf der Mittelempore erhebt sich ein wohlproportioniertes Gehäuse aus 1762, darin eine klangschöne Walckerin mit III/47 aus 1934.

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Sie erwies sich als tadellos gepflegt, leider war bei der letzten Generalüberholung 1988 der mit Sicherheit schönere Walcker-Spieltisch durch ein Serienfabrikat eines bekannten Zulieferers ersetzt worden. Vermutlich wäre eine Instandsetzung aufwändiger und teurer geworden als ein neuer Spieltisch "von der Stange" ...

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Das tat dem Klang keinen Abbruch. Frühaufsteher waren vor Beginn des Konzertes zur Teilnahme am Einregistrieren geladen. So entdeckten wir außerhalb des Programmes manche Klangschönheit wie eine ungemein charaktervolle Schalmei 8’ und einen samtigen Prinzipal 8’ im Schwellwerk, der zum Diskant hin zu einer dichten, sonoren Soloflöte ausintoniert ist.
Er sollte im Kopfsatz der d-moll-Triosonate BWV 527 beste Dienste leisten.
Als stilistischer Kontrast stand die Sonate des ungarischen Zeitgenossen Frygies Hidas auf dem Programm, die die farbenschillernde Vielfalt dieses Instrumentes aufleuchten ließ. Matthias Grünert spielt dieses Werk alljährlich, wenn immer sich eine reichhaltig disponierte Orgel anbietet. Das sinfonisch angelegte Stück ist einfach ein ganz großer Wurf, der einen Virtuosen fordert.
Der– ausweislich eines ausliegenden Jahresprogramms – äußerst rührige und engagierte Kantor hegt und pflegt diese schöne Orgel und hat an ihr zwei CDs aufgenommen, die sie in bestem Licht zeigen. Nur dort zu kaufen, aber sehr empfehlenswert.
Mir gefror das Blut in den Adern, als kurz vor Beginn der Alptraum jedes Aufnahmeleiters auftauchte: eine Schulklasse. Ich stellte Aufnahmebereitschaft her, ohne mich irgendwelchen Illusionen hinzugeben, dass mehr Orgeltöne als Schülergeblubber auf der Tonmaschine landen. Doch siehe: Die amtierende Pädagogin hatte ihre Truppe im Griff. Ein paar Blicke genügten, und es herrschte Funkstille von der Seitenempore. Und das unter Zwölf- oder Dreizehnjährigen. Rrrresssspekkt!

Um nach Wünschendorf zu kommen, musste man schon nach dem Kompass navigieren. Denn kein Navi verriet, dass eine Brücke gerade erst neu gebaut wird – in Sichtweite des Kirchturmes. Eine weitere Barrikade bildete eine überdachte Holzbrücke unmittelbar unterhalb des Kirchberges. Ich schlüpfte mit meiner Familienkutsche gerade so durch – aber der Bus musste sich einen Umweg bahnen.

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Die Kirche war bereits überfüllt, auf der kleinen Empore findet die Orgel von Hartmut Schüßler (1995, II/16) gerade so Platz. Kommen noch ein paar Besucher auf die Idee, sich dort oben aufzuhalten, kann keine Stecknadel mehr zu Boden fallen. Angesichts einer ereignisreichen Sozialgeräuschkulisse in dem überfüllten Raum verzichtete ich auf eine Aufnahme. Eigentlich schade, denn die Orgel erwies sich als ausgewogen und raumfüllend intoniert, mit unaufdringlichen Mixturen und einem substantiell tragenden Pedalfagott. Matthias Grünert spielte Bachs P+F g-moll 535, ein Concerto in F von Christoph Druckenmüller aus dem sattsam bekannten und repertoirewertigen „Husumer Orgelbuch“, eine weitere filigrane Sonate von Georg Andreas Sorge und als „Exkurs ins Operettenfach“ eine Sonatina des Padre Davide de Bergamo, das irgendwie an Verdi e tutti quanti erinnerte.

Ab Wünschendorf war dann der Zeitplan durcheinander. Denn der Bus musste wieder weite Umwege fahren, um nach Naitschau zu kommen. Auch hier platzte die kleine Dorfkirche schier aus allen Nähten. Es ist immer wieder erstaunlich und erfreulich, wie gut diese kleinen Konzerte gerade im ländlichen Raum angenommen werden. Eine 1969 gebaute Orgel mit II/15 aus dem Hause Jehmlich wurde Dank Pedalposaune und Hw-Prinzipal 8’ mit dem Raum und dessen Überfüllung spielend fertig. Matthias grünert spielte ein auf Farbigkeit und stilistische Vielfalt ausgerichtetes „Landorgel-Standardprogramm“: Druckenmüller, Bach und Sorge für’s Plenum, kleingliedrige, mehrteilige Eberlin- und Justinus a Desponsatione-Zyklen für den Farbenzauber, Winteler und Antonio Diana für „Freunde der Volksmusik“ ...

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Auch in Gottesgrün wartete bereits ein proppevolle Kirche auf den Interpreten und den Bus mit den Schlachtenbummlern. Eine Straßensperrung (lange nicht gehabt ... ) verlängerte die Anfahrt und brachte den Zeitplan weiter in Verzug.
Sie habe in der Gottesgrüner Kirche noch nie so viele Menschen gesehen, meinte die Bürgermeisterin bei der obligatorischen Grußadresse. Die Akustik ist nicht die beste für den Klang einer Orgel. Der Hall liegt bei 0,000 Sekunden ...
Und die Orgel von Gotthilf Bärmig aus 1854 mit II/11 klang trotz mensurfressender Besetzung der Bankreihen und Gänge eher grobschlächtig, die Pfeifen wirkten bis zum Anschlag ausgereizt. So sparte ich mir auch hier das Auspacken des Aufnahme-Equipments, obwohl mit einer Sorge-Sonata ein sehr anmutiges, mit einer Fuge von Matthias van den Gheyn ein reizvoll polyphones Werk mit aparten chromatischen Wendungen auf dem Programm standen. Im II. Man. hat die Orgel übrigens als einziges Register ein „Melodicon“, i.e. eine Reihe Harmoniumzungen, die noch der Restaurierung harren.

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Zum Glück war für die Weiterfahrt nach Mylau ein satter Zeitpuffer eingebaut. Das Silbermann’sche Werk in der dortigen Stadtkirche, mit II/21 einer der Standardtypen des Meisters, stammt aus 1731, die Kirche wurde erst 1887 gebaut und in ein neues Orgelgehäuse im Stil des Historismus kam die Silbermann-Orgel aus der alten Kirche.

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Nach mehreren Romantisierungsversuchen um die Jahrhundertwende stellte Jehmlich im Revolutionsjahr 1989 wieder die Originaldisposition her, so dass heute rund zwei Drittel des Pfeifenmaterials auf Silbermanns Original zurückgehen. Als kleine Kuriosität blieb die Wippenkoppel der Manuale erhalten, die beim Neuaufbau anstelle der Silbermann-typischen Schiebekoppel trat.

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Der damals tätige Orgelbauer legte sie auf den bisherigen Zug für die Pedalkoppel. Und für selbige schuf er einen neuen Zug, bestehend aus einem massiven Messinggestänge, das aus einem mittig durchbohrten Porzellanschild herausragt. Als weiteres Charakteristikum Silbermann’scher Bauweise fehlt der Orgel natürlich in allen Werken das tiefe Cis. Besonders tückisch, wenn man im Pedal blind danach tastet ...

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Matthias Grünert verwendete Bachs P+F c-moll BWV 546 als Rahmen für zehn manualiter-Choralbearbeitungen aus dem 3. Teil der Clavierübung.
So entstand ein ungemein stimmiger gottesdienstlicher Zyklus, herausragende Musik an einem herausragenden Instrument. Für mich eines der stimmigsten Konzerte dieses Marathons. Es war der erste Mitschnitt, den ich mir daheim angehört habe.

LG
Michael


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25.08.2019 20:32
#8 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Administrator

Danke für die Reportage(n).

Endlich einmal ist unser Forum besser informiert als die Wikipedia; dort heißt es nämlich - unter Bezugnahme auf einen toten Link - über die Orgel des Kirchleins in Gottesgrün:

Zitat
Die Orgel der Firma Johann Gotthilf Bärmig ist nicht bespielbar.


(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Gottesgrün)

Offenbar doch.


Auf Orgelsuche.

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25.08.2019 21:18
#9 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Ja, ein Orgelbauer aus der Region ist wohl in mehreren Bauabschnitten mit der Restaurierung beauftragt. Ich hoffe ja, dass er noch mal mit Sorgfalt über die Intonation bügelt, denn das klang mir alles noch viel zu sehr nach "Kirmesorgel".
An einer anderen Bärmig-Orgel, die wir gehört haben, hat er bewiesen, dass er wirklich sehr gut arbeitet.

LG
Michael


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26.08.2019 10:19 (zuletzt bearbeitet: 28.08.2019 13:08)
#10 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Von der Silbermann-Orgel im benachbarten Reichenbach sind nur noch das Gehäuse und einige (hölzerne) Pedalregister erhalten. Denn 1927 wollte ein Titulaire eine große „Konzertorgel“ und Jehmlich baute III/55 mit pneumatischer Traktur. 1972 versuchte sich dann Jehmlich an einer Rekonstruktion des Silbermann’schen Originals mit II/26. Man lehnte sich in Disposition und Mensuren an vergleichbare vorhandene Werke Silbermanns an. Die Orgel atmet durchaus den Geist des Meisters. Für die damalige Zeit des „Hoch-Neo-Barock“ eine respektheischende Leistung.

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Das Programm war mehr als angemessen - natürlich : P+F D-Dur 532, der Contrapunctus I aus der „Kunst der Fuge“ in ruhigem Prinzipalklang, „Von Gott will ich nicht lassen“ 658 und dann die „Epidemische“ 565 – das ist in einem so stimmigen Umfeld einfach ein herrliches Stück.

Nur wenige Schritte von der ev. Stadtkirche entfernt steht die Neuapostolische Kirche – ein eher nüchterner Zweckbau, eigentlich ein Gemeindesaal. Wie in der NAK üblich, steht die Orgel hinter dem Altar. Das Gehäuse, ebenso schlicht wie der Raum, verhieß zunächst kein außergewöhnliches Orgelerlebnis.

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Die ersten Takte des Druckenmüller-D-Dur-Concertos hingegen ließen aufhorchen.
Diese Orgel aus 2003, von der Rhöner Werkstatt Hoffmann mit II/14 aus dem Pfeifenbestand zweier Kleinorgeln gebaut, wurde zum Erlebnis. Ihr Plenum klingt samtweich. Alles Grelle und Scharfe – leider bei Saalorgeln gern dominierend – ist vermieden. Der Prinzipal 8’ im Prospekt klingt artikuliert und kultiviert, drängt sich aber nicht vor gegenüber dem restlichen Pfeifenwerk, das in eine „Orgelkammer“ eingebaut ist. Die differenziert ausintonierten Stimmen der 8’- und 4’-Lagen grundieren warm. Alles ist perfekt egalisiert, klingt bei aller Dezenz immer wieder charaktervoll und nobel. Glückwunsch an die Gemeinde, die sie ihr Eigen nennt und an den Intonateur, der dieses Klangbild komponiert hat! Solche Saalorgeln machen einfach Freude.
Mozarts (für Orgel bearbeitete) d-moll-Fantasie KV 397 strahlte unbescheibliche Ruhe aus, Schuberts „himmlische Längen“ ließen grüßen.

Zurück im Hotel, hub dann ein fröhliches Blödeln an, befeuert durch eine kreisende Flasche, in welcher der Geist der Birne eingefangen war ...
Ich hab’s trotzdem noch geschafft, kurz vor Mitternacht ins Bett zu kommen. Ein paar Aktivisten des Nachteulengeschwaders knackten wohl noch die 24-Uhr-Marke.

Am nächsten Morgen ging es mehr oder weniger ausgeschlafen über die bayerische Landesgrenze nach Hohenberg an der Eger. Die dortige ev. Elisabeth-Kirche steht beherrschend neben der Burg auf einer Anhöhe. Sie musste nach dem Krieg in barockisierenden Formen wieder aufgebaut werden, erklärte der Pfarrer. Denn amerikanische Artillerie hatte ihren Turm wohl als Einschießhilfe verwendet, als im Grenzgebiet zu Tschechien vagabundierende Waffen-SS in den letzten Kriegstagen noch an den „Endsieg“ glaubte ...

Der schlichte Raum bekam 1998 eine Orgel des Rhöner Hauses Hey mit II/13 als Wechselschleifen-Lösung.

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Entsprechend neutral waren die Flöten ausgelegt, die in beiden Werken dienen müssen. (Ich frage mich immer, ob Wechselschleifen wirklich sooo viel Geld sparen und ob diese Ersparnis die Kompromisse bei Mensuration und Intonation rechtfertigt.) Ein rundes, ausgewogenes Plenum machte diese Orgel u.a. für Bachs Fantasie a-moll 904 und das Präludium 569 in gleicher Tonart geeignet. Ein Präludium in e von G.A. Sorge wirkte in diesem Raum und an diesem Instrument ebenso stimmig.

In Marktleuthen hatte dieselbe Firma 1989 hinter einen Barockprospekt von 1791 des Bayreuthers Georg Ernst Wigleb III/30 gebaut. Der Prospekt steht vor einer Turmkammer, wirkt in diesem Raum wohlproportioniert.

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In der Kammer dahinter stehen die Werke in einem Gehäuse, dessen Tiefe wohl die dreifache Prospektbreite misst. Unmittelbar hinter dem Prospekt steht eine dichte Wand aus Holzpfeifen, vermutlich der Bourdon 16’ des Hw. Alle Klänge müssen irgendwie seitlich am Gehäuse vorbei in den Raum. Zusätzlich zu den in die Seitenwände eingesetzten Schallgittern hat man bei einer Sanierung 2013 weitere Schlitze gesägt – gebracht hat das wohl wenig. Und offenbar hat der Intonateur versucht, die Verschattung der gesamten Orgel durch forcierte Intonation auszugleichen. Alles klingt gepresst. Die das Plenum über Gebühr strapazierende Trompete röhrt wie eine Chamade. Die Mixturen grell, die Fonds dünn, die Zungen plärrig. Alles andere als eine Orgel, die mich inspirieren könnte. Für Bachs Schübler-Choräle fehlten plastische Farben, denn die Flöten klingen eher charakterschwach und undifferenziert. Das herrliche Gravement in der G-Dur-Fantasie 572 hätte wohl ohne Mixturen und Zungen besser geklungen.
Puh, ich fragte mich, wie diese Orgel wohl vor der Sanierung geklungen hat ...
Die Firma ist mir bestens bekannt und ich weiß, dass sie es zu dieser Zeit eigentlich besser konnte. Ich vermute, dass sie sich den Weisungen eines OSV beugen musste, der sehr "spezielle" Klangvorstellungen gehabt haben muss ...

Die Orgel des Landshuter Meisters Ekkehard Simon aus 1985 in der Weißdorfer ev. Marienkirche wirkte mit ihren II/24 da wesentlich ausgereifter. Simon, der seine Werkstatt bis 1987 betrieb, war bekannt und geschätzt für seine ausgewogenen Prinzipalchöre, die ihm auch in akustisch trockenen Räumen gelangen.
Die typische „Sachverständigen“-Disposition weist als einzige Zunge eine Trompete 8’ auf, deren Cis-Seite verstimmt war. Schade in P+F Es-Dur BWV 552. Das gesunde Plenum der Orgel wäre um des Prinzips willen auch ohne diese Zunge ausgekommen, zumal Simon in vielen seiner Orgeln Baßaliquoten gebaut hat, die den Zungenklang des Pedals sehr überzeugend auf synthetischem Weg bereitstellen.

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Mit dem Mittagessen schlug für mich die Abschiedsstunde. Trotz Wochenendverkehr kam ich zügig und staufrei in der Heimat an.
Gern hätte ich das ganze Programm absolviert. Aber familiäre und dienstliche Verpflichtungen hatten Priorität.
Die Aufnahmen, die ich mitgebracht habe, werde ich in den kommenden Tagen sukzessiv aufarbeiten. Dann schicke ich sie Matthias Grünert. Was er freigibt, werde ich dann auszugsweise mit eigenem Passwortschutz in unseren geschützten Bereich einstellen. Das kann ein wenig dauern.

Im kommenden Jahr geht es u.a. ins Grenzgebiet Baden/Elsaß mit Standquartier in Pforzheim.
Da will ich unbedingt wieder im gesamten Zeitraum dabeisein.

LG
Michael


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26.08.2019 12:57
avatar  Klassikfreund ( gelöscht )
#11 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
Kl
Klassikfreund ( gelöscht )

Ich habe nicht an allen Konzerten teilgenommen, dafür ist mir selbst als Zuhörer der Streß zu groß!
Vor allem ist die Parkplatzsituation ein Problem. Ich habe zwar die Konzerte hier in unmittelbarer Umgebung mit dem Motorrad abgefahren, aber für die weiter entfernt liegenden doch das Auto vorgezogen.
Der Busfahrer, der den Tross fuhr, sagte mir dass er das nicht mehr mitmachen wolle. Ihm seien mehrfach Schläge angedroht worden, weil er gezwungenermaßen die Weiterfahrt für die anderen Verkehrsteilnehmer einige Minuten blockiert habe. Wo sind wir hingekommen?

Ich hatte das Glück, fast immer in unmittelbarer Nähe des Spieltisches zu sitzen und konnte deshalb Video- und Tonaufnahmen in hervorragender Qualität anfertigen. Von Matthias Grünert habe ich die Erlaubnis erhalten die Aufnahmen für den persönlichen Gebrauch anzufertigen, Ich werde die Aufnahmen deshalb nicht veröffentlichen.
So habe ich die Möglichkeit in meiner Kemenate das Ganze nochmals sacken zu lassen und in entspannter Atmosphäre zu geniesen.


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27.08.2019 07:53 (zuletzt bearbeitet: 27.08.2019 13:03)
#12 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Ja, die Straßen- und Verkehrsverhältnisse waren teilweise schon "prekär". Wie ich bereits schrub: Die Standard-Fahrbahnbreite der Gemeindeverbindungsstraßen betrug oft nur 1,5 Pkw oder 1,2 Pseudo-Geländewagen oder 1 Lkw/Bus. Und wenn letzterer an einer Dorfkirche vorfuhr, um die Schlachtenbummler aus- oder einsteigen zu lassen, dann ging halt mal fünf Minuten lang nichts. Es fanden sich mehrmals "liebenswürdige" Zeitgenossen, die das kurzeitige Wartenmüssen als unzumutbare Einschränkung ihrer Bürgerrechte empfanden und die Polizei verständigten ... Die Busfahrer waren verständlicher Weise etwas angenervt. In einem Ort bekam der Pfarrer während des Konzertes einen Anruf des Ordnungsamtes auf das Handy, sofort die "Wildparker" zum Abmarsch aufzufordern. Nett.
Hinzu kam die unverständliche Praxis, Straßen einfach komplett zu sperren, wenn ein Bagger herumwerkelte oder ein Dixiklo am Wegesrand eine Baustelle suggerierte. Kilometerlange Umfahrungen waren die Folge.
Da ich immer etwas schneller sein musste (und wollte) als der Tross, bekam ich meistens einen günstigen Parkplatz, den ich immer so gewählt habe, dass niemand mich zuparken konnte und ich hinterher sofort in Fluchtrichtung weiterfahren konnte.

Trotzdestonichts: Es ist eine herrliche Gegend. Und die Qualität der meisten Instrumente hat mich sehr positiv überrascht. Da stehen Orgelschätzchen, wo sie kaum jemand vermuten würde.

LG
Michael


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27.08.2019 12:47
avatar  Klassikfreund ( gelöscht )
#13 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
Kl
Klassikfreund ( gelöscht )

Das mit der herrlichen Gegend kann ich natürlich nur unterstreichen!
Ich bin froh, dass es mich auch während des Berufslebens nicht aus der Gegend verschlagen hat und ich meinen Lebensabend hier im oberen Vogtland mit herrlicher Weitsicht auf den Kamm und ins benachbarte Städtchen beschließen kann.
Nachts funkeln die Sterne und man sieht die Milchstraße! Hier gibt es keine Licht- und Lärmverschmutzung!

Die Orgeln in Sachsen sind auch auf Grund des Titels Weltkulturerbe so gut erhalten. Da flossen dann reichlich Mittel.
In Thüringen und erst recht in Tschechien sieht das schon anders aus. So präsentierte sich die Hohndorfer Trampeliorgel mit einer prächtigen Patina. Die Einzelregister sind sehr schön, aber im Plenum war die Orgel doch arg verstimmt.
Der Holzwurm wütete im Gehäuse und eine (geplante) Restaurierung ist dringend nötig!
In Roßbach war der Zustand der Orgel nach Aussagen des Veranstalters so unirdisch, dass jeder andere Organist das Konzert abgesagt hätte. So fehlten Pfeifen und ganze Register waren nicht spielbar.
Ich habe das Konzert leider nicht besucht (obwohl nur 12k m entfernt) weil ich einen Testlauf im Wald durchgeführt und so viele Pilze heimgebracht habe, dass ich meine Frau damit nicht allein lassen konnte.
Normalerweise habe ich um diese Zeit längst Pilzsammelverbot, weil der Tiefkühlschrank voll ist. Aber in diesem Jahr war es auf Grund der extremen Trockenheit das erste Mal. Voriges Jahr fiel die Saison ebenfalls aus. Deshalb möge man mir den Frevel verzeihen.


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29.08.2019 09:18
#14 RE: Orgelmarathon Vogtland 2019
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Moderator

Im Schatzkästchen gibt es erste klangliche Impressionen.

LG
Michael


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