Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln

12.03.2010 16:19
avatar  Orgeljournal ( gelöscht )
#1 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
Or
Orgeljournal ( gelöscht )

Zitat
An dieser Stelle möchte ich doch gerne einmal auf dieses neue Forum aufmerksam machen:

Sakralorgel-Forum -
Das unabhängige Forum für Freunde der digitalen Kirchenorgel

Positiv aufgefallen ist mir, dass es händler- bzw. herstellerunabhängig ist und somit keine Verbiegungen des Erkenntnisprozesses evozieren muss.

Eine kleine Bemerkung möchte ich mir hier jedoch noch erlauben: Ob wir wollen oder nicht, Fragen zur sog. digitalen Sakralorgel (oder wie auch immer diese zu bezeichnen wäre) werden in den nächsten Jahren angesichts der volkskirchlichen Nachlassverwaltung nicht nur auf die OSV, sondern auch auf die Gemeindemitglieder zukommen. Die Kommentare werden lauten: „Ist nicht echt!“ & „Wie? Ist doch völlig in Ordnung!“ Vielleicht auch: „Ich kann’s nimmer hören!“

Unglückliche Digitalorgel-Installationen nach schlechter Beratung und unkundigem Beistand werden weder dem Original noch der Liturgie förderlich sein. In der Tat gibt es mancherorts gruselige Anlagen.

Leuchtturmprojekte hier und da (zunehmend mit mehreren „authentischen“ Pfeifenorgeln in einem Raum) können die Gesamtlage des kirchenmusikalischen Umfeldes - mit in der Regel bedauernswertem Notbetrieb - m.E. eher verschlimmern als verbessern.

Kurzum: Wenn schon eine elektronische Kirchenorgel, dann bitte mit Sachverstand und der Bereitschaft, ein klein wenig mehr zu investieren!

Im Vertrauen auf die Kreativität des Hl. Geistes

Matthias

http://www.orgelforum.de/forum_entry.php?id=80883





http://www.musikundtheologie.de/christ2100.html

Hallo!

Zuvörderst, damit kein Missverständnis aufkommt: Digitale Orgeln, von vielen auch Sakralorgeln genannt, sollten nur im „Notfall“ in kirchlichen Räumen installiert werden.

Gewiss wird man bei entsprechendem Sachverstand zu akzeptablen bis befriedigenden Lösungen kommen, deren Identität (bei entsprechender Kaschierung) erfahrungsgemäß nur einem Teil der Liturgie feiernden Gemeinde auffallen wird. Ein nie zu überbrückendes Manko ist und bleibt die fehlende Sinnlichkeit des Lautsprecherklanges und die „Bedienung via elektrischer Traktur“. Keine Frage, das Original ist nicht zu ersetzen!

Was mir in meinem o.g. Posting mitteilenswert erschien, war der erdrutschartige Verfall sog. volkskirchlicher Strukturen. Wer an der Basis tätig ist, wird wissen, wovon ich schreibe. Sicherlich gibt es Bereiche der BRD, in denen vieles mit einer gewissen Verzögerung stattfinden wird. Hier sollte man auch zwischen Christentum und Christentümlichkeit unterscheiden.

Die traurig stimmenden tagesaktuellen Herausforderungen der Kirchen werden diese ohnehin vorhandenen Prozesse, deren Zeitfenster wirklich klein sind, massiv verstärken. Erosion ist wahrscheinlich ein noch sehr verharmlosender Begriff.

Zurück zur Diskussion Pfeifenorgel vs. Digitalorgeln in Sakralräumen: Hohe Rösser müssen gefüttert werden können. Insbesondere dann, wenn sie große Scheuklappen besitzen, wird die Futtersuche heftigst erschwert.

Nochmals: Digitale Orgeln sollten nur im „Notfall“ in kirchlichen Räumen installiert werden. Die Notfälle werden zahlreich werden. Sprechen wir uns – Deo bene volente – in 5 Jahren wieder!

Matthias

PS: Die zum Teil vom System Hauptwerk vorgetragene „Unschuld“ enttarnt sich hier ein wenig => http://forum.hauptwerk.com/viewtopic.php?f=1&t=6346

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12.03.2010 17:19
avatar  PeterW
#2 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
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+ 12.1.2018

Darf ich mir eine grundsätzlich gegenteilige, dafür kürzere Meinung erlauben?

Eine digitale Orgel muß für einen Kirchenraum geeignet sein. Diese ist sicher nicht unter den "Home"-Modellen zu finden und dürfte auch nicht so preiswert sein.
Ich habe selbst digitale Orgeln in Kirchen gehört (und auch angespielt), die sehr ordentlich intoniert waren und über eine gute Abstrahlung verfügten. Wenn man unter diesen Voraussetzungen im Schiff auf der Bank sitzt und lauscht, kann man wohl kein Gefühl von "Seelenlosigkeit" oder fehlender Authentizität spüren.
Auch sollte das Fehlen von Trakturgeräuschen nicht weiter stören :-S

Wenn eine Jungschar mit der Klampfe hallelujahgröhlend vor den Omas rockt, stimmt wohl der Spirit?


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12.03.2010 17:25
#3 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
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Administrator

Zitat von PeterW
Auch sollte das Fehlen von Trakturgeräuschen nicht weiter stören


Johannus bietet das doch schon an!
Ich glaube, die Vivaldi-Orgeln waren die ersten, die damit ausgestattet wurden.


Frohe Weihnachten!
Auf Orgelsuche.

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12.03.2010 20:17
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#4 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
An
Anonymous ( gelöscht )


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12.03.2010 20:41
avatar  Orgeljournal ( gelöscht )
#5 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
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Orgeljournal ( gelöscht )

Zitat von Laurie2
... Auch wenn die kommenden Jahre den Trend der Kirchen-entleerung evtl. doch noch verlangsamen sollten, so wird der pfeifenorgeltechnische "Notfall" allüberall sein. Wenn alle verzichten und sparen lernen, werden das auch die Pfeifenfreaks müssen! Aber es braucht wirklichen Sachverstand, um gute Ersatzlösungen zu schaffen. Die Technik ist durchaus vorhanden, aber man muss mit ihr umgehen können und da dürfte es ein Problem geben. ...


Zitat von PeterW
... Eine digitale Orgel muß für einen Kirchenraum geeignet sein. Diese ist sicher nicht unter den "Home"-Modellen zu finden und dürfte auch nicht so preiswert sein. ...



Korrekt. Nehmen wir einmal folgende Beispiele:

http://www.sakralorgelwelt.de/johannus/e...erie/index.html (plus Abstrahlung in der Kategorie von 10.000 €, was wohl schon etwas Gutes darstellen müsste!) Nebenbei: Ich bin wahrlich kein Fan des holländischen Digitalorgelklanges, weiß jedoch, dass man mit einer guten Abstrahlung recht viel herausholen kann.


Zitat von www.orgelexperte.de

"Heinrich Berger, Baltimore, 1855

Manual

Stopped Diapason 8? (C-e0)
Open Diapason 8? (ab f0)
Stopped Diapason 8? (ab f0)
Dulciana 8? (ab f0)
Principal 4?
Fifteenth 2?
Pedal Bourdon 16

Instrumente dieses Typs wurden zu Hunderten gefertigt. Sie waren äußerst robust, kompakt und dadurch leicht zu transportieren. Im Unterteil des Instrumentes befanden sich Windlade, Trakturen, Klaviaturen und Bälge als fest montierte Einheit, am Aufstellungsort mußten nur noch die Teile des Obergehäuses aufgesteckt und die Pfeifen eingestellt werden. Ergänzt wurden die Instrumente fast immer durch einen Subbaß 16´ im Pedal, gelegentlich durch eine Superoktavkoppel im Manual. Der Klang dieser Orgeln überrascht, da er farbig, tragend und voll zugleich ist, selbst in der typischen Wohnzimmerakustik amerikanischer Holzkirchen. Der oft extrem weit mensurierte, aber mit niedrigem Aufschnitt versehene Bass des Gedeckt ist dezent genug, um den Diskant des Streichers nicht zu übertönen, wächst jedoch auch genügend mit, um als Fortsetzung des kräftigen Open Diapason fungieren zu können.

Dieser Orgeltyp und auch hiesige 1-manualige Dorforgeln des 19. Jahrhunderts bieten Vorteile, welche übliche Positive auf Prinzipal 4´- oder gar 2´-Basis kaum zu bieten haben: Die 8´-Lage ist mehrfach vertreten und läßt ein größeres Klangfarben- und Dynamikspektrum für Gemeinde- und Instrumentalbegleitung zu, auch wenn die unterschiedlichen 8´-Stimmen teilweise nicht bis in die Baßoktave hinein mit eigenen Pfeifen besetzt sind. Basis für einen runden und warmen Orgelklang ist dabei der Prinzipal 8´, der wie der übrige Prinzipalchor ebenfalls recht weit mensuriert ist.

Anläßlich der Kleinorgel-Tagung und Ausstellung der VOD und des BDO an Pfingsten 1998 in Bad Herrenalb wurden mehrere Instrumente vorgestellt, die diese Grundidee aufgriffen. Ziel dabei war es, ausgehend von den Baugrößen, Register- und Pfeifenzahlen üblicher 4´-Positive Instrumente zu schaffen, die die klanglichen Möglichkeiten weit größerer Orgeln beinhalten. Die vorgestellten Orgeln lassen sich in guter handwerklicher Qualität in einem Preisrahmen von 50-60.000 Euro erstellen einer auch für kleine Gemeinden in der Regel noch überschaubaren finanziellen Größenordnung."

zitiert nach: http://www.orgelexperte.de/?page_id=8


Der Text stammt offensichtlich von 1998. Die Preise dürften heute "ein klein wenig" höher liegen. Finanzschwache Gemeinden, die zwischen sozialen und kulturellen Erfordernissen abwägen müssen, werden sich das sehr genau überlegen.



Und hier etwas ganz Konkretes: http://www.kirchen-in-wismar.de/NeueOrgel.91.0.html

Ich denke, dass man um diese Entwicklung weiß. Manche arrogant wirkende Reaktion auf die &bdquoDrohende Digitalorgel-Problematik“ erklärt sich eher als Angstreflex eines verunsicherten, weil abgängigen Arbeitsmarktes. Ich bedauere diese Entwicklung ebenso. Keinerlei Verständnis habe ich jedoch für die sog. Leuchtturmprojekte mit Mehrfach-Luxus-Orgeln, die das kirchenmusikalische Umfeld wissentlich veröDen lassen.


Matthias

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13.03.2010 00:52
avatar  PeterW
#6 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
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+ 12.1.2018

Zitat von Orgeljournal
http://www.sakralorgelwelt.de/johannus/e...erie/index.html (plus Abstrahlung in der Kategorie von 10.000 €, was wohl schon etwas Gutes darstellen müsste!) Nebenbei: Ich bin wahrlich kein Fan des holländischen Digitalorgelklanges, weiß jedoch, dass man mit einer guten Abstrahlung recht viel herausholen kann.


Leider kenne ich - wie derzeit sicher die meisten anderen - die Ecclesia noch nicht.
Im Gegensatz zur preisgleichen Symphonica mit üppigerer Dispo ist bei der Ecclesia bereits eine Abstrahlung mit 10.1 externen Lautsprechern inklusive, da man dort natürlich keine Lautsprecher im Gehäuse verbaut.
Inwieweit auch holländischer Klanggusto inklusive ist, ... wir wissen es nicht.
Und wenn! - Hm, dann (ich traumwandle mal) könnte ich mir so etwas wie eine Gloria-Ecclesia (auch mit einer modifizierten Dispo) durchaus vorstellen. Ihr würde ich nahezu ungesehen einen hohen "baldigen Stellenwert" - um beim Thema des Threads zu bleiben - zuschreiben.
Fragt sich nur, was geht, was darf, wer will was und überhaupt? Tja, und der Markt ist für das barockgewohnte und -liebende Verbreitungsgebiet möglichweise nicht gar so üppig. Andererseits wäre es ein Klacks, einfach andere "Tonkarten" einzustecken, wenn alles fein kompatibel zusammenspielt.

Damit hätte sicher eine Gemeinde für günstiges Geld für mehr als 20 Jahre ausgesorgt, auch wenn auf http://www.orgelforum.de/board_entry.php?id=80922 mal wieder ein bißchen gegeifert wird


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13.03.2010 07:59
#7 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
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Administrator

Das Problem, lieber Peter, ist wohl, dass nicht alles, was Johannus auf den Markt wirft, von Kisselbach "gloriafiziert" werden wird (können)...
Die Gloria-Reihe setzt sich doch aus 3 verschiedenen Herstellern zusammen: Viscount (Cantus-Reihe), Content (Eco-Reihe) und eben Johannus (Klassik- und Exzellent-Reihe). Ok, die Gloria-Klassiks basieren auf Opus-Modellen, wie mir scheint. Die Exzellents auf Sweelinck-Modellen. Nun schickt Johannus gerade die Sweelinck in Pension. Besteht die Exzellent-Reihe dennoch unverändert weiter? Oder (da würde es für mich sehr spannend!) werden die "neuen" Exzellents künftig auf Vivaldi-Technologie beruhen?


Frohe Weihnachten!
Auf Orgelsuche.

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13.03.2010 10:56
avatar  PeterW
#8 RE: Vom baldigen Stellenwert digitaler Kirchenorgeln
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+ 12.1.2018

Zitat von Gemshorn
Das Problem, lieber Peter, ist wohl, dass nicht alles, was Johannus auf den Markt wirft, von Kisselbach "gloriafiziert" werden wird (können)...


Gewiß wohl, aber wenn Ede ein bißchen auf ihn hört, dürfte das zu beider Vorteil und dem der Kunden sein. Schöne Barock-(Silbermann!)-Samples entsprechen ja nicht gerade nur einem nord-/mitteldeutschen Inselgeschmack. Auch bei den Goudanern dürfte z. B. Arp Schnitger Spuren hinterlassen haben, die wohl dort vergessen wurden.
Auf die Ohren kommt's an, und die hat - unter den wenigen qualifizierten Ausnahmen der Hersteller und Händler in der Branche - eben auch Kisselbach.

Inwieweit die Vivaldi, die für große Marktanteile gedacht ist, einer Kooperation geöffnet wird, wage ich mal (leider) für die nächste Zeit zu bezweifeln. Sie würde mit schönen Samples weiter aufgewertet.
Doch hier gilt, was ich a. a. O. zum Gusto des internationalen Marktes sagte, der zugleich so unberechenbar ist.


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