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200 Jahre Schuke
#1 200 Jahre Schuke
Der renommierte Orgelbauer Schuke in Werder bei Potsdam feiert am kommenden Wochenende das 200jährige Bestehen der Werkstatt. Wir haben gerade beschlossen, mal hinzufahren.
Samstag, 12. September, ist die Werkstatt in Werder tagsüber für Besucher zur Besichtigung geöffnet. In der Katharinenkirche von Brandenbug/Havel findet am späten Nachmittag ein Orgelkonzert statt. Dort hat die Firma kürzlich eine mehrteilige Orgelanlage mit 96 Stimmen fertiggestellt - die größte im Lande Brandenburg.
Da bei uns der Markt für Neubauten weitgehend daniederliegt, ist die Firma inzwischen ziemlich heftig im asiatischen Geschäft engagiert, wie auch andere deutsche Traditionshäuser (Klais, Bosch).
LG
Michael
#2 RE: 200 Jahre Schuke
Wir waren (wie spontan beschlossen) am Samstag dort - zunächst in der Werkstatt, einem neuen Gebäudekomplex im Industriegebiet der Gemeinde Werder bei Potsdam, nur wenige Schritte von der Havel und vom Jachthafen entfernt.
Details der Firmengeschichte kann man übrigens hier nachlesen:
https://www.schuke.de/?page_id=97
Da wir mit zu den ersten Besuchern gehörten, hatten wir genügend Zeit für ein ausgiebiges Palaver mit den beiden Chefs und ihren offenbar hoch motivierten Mitarbeitern. Denn sie präsentierten ihr Handwerk von der besten Seite. Schon am Werkstor war "der Bär los": Ein Mitarbeiter des Hauses präsentierte sich mit seiner selber gebauten Drehorgel - einschließlich zweier liebevoll gehäkelter Tanzbären, die sich über dem Orgelwerk drehten.
https://www.dropbox.com/s/qb21p8ywdy6k29...orgel.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/linzgbaraiuudg...A4ren.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/n0bo9afozu32gb...etail.jpeg?dl=0
Wir blödelten etwas umeinander, ob man auf der Drehorgel auch Widor spielen könne und der Drehorgelmann entpuppte sich als Fan des Radiosenders, in dem ich knapp 20 Jahre gearbeitet hatte.
In der Gießerei war der Gießofen angeschürt, einige Zinnbarren harten der Schmelze.
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Eine frisch gegossene, gehobelte und polierte Platte lag zum Zuschnitt bereit.
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In der Pfeifenwerkstatt nebenan gab es u.a. die Rondierformen zu sehen, auf denen die hohen Füße der Prospektpfeifen gerollt und verlötet werden.
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Die ausgebauten Kupferbecher einer Posaune 16' (teilweise mit Kröpfung) warteten auf die Bearbeitung.
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Wie mir einer der Chefs erzählte, bilden Restaurierungen und Wartungen derzeit das Kerngeschäft, denn Orgelneubauten in Kirchen sind relativ selten geworden. Die Pflege der vorhandenen Substanz rücke daher in den Vordergrund.
In der Restaurierungswerkstatt stand u.a. diese typische Kleinorgel aus den frühen 60ern, die gerade für weitere 50 Jahre fit gemacht wird.
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Im Montagesaal war dieses imposant wirkende Werk aufgestellt, das Gehäuse den mitteldeutschen Barockinstrumenten der Silbermann-Schule nachempfunden.
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Diese Orgel sollte - man höre und staune - in einem russischen Kaufhaus erklingen. Es ging kurz vor dem geplanten Liefertermin in Konkurs, berichtete ein Mitarbeiter. Und nun wird dieses Instrument wohl einen noch weiteren Weg bis zum Aufstellungsort zurücklegen. Es soll an eine Musikschule in China gehen.
Ein weiteres spielfertiges Instrument wurde - quasi auf Vorrat - als potentielle Übungsorgel für eine Hochschule oder ein Konservatorium gebaut. Die Höhe ist so bemessen, dass normale Raumhöhe (2.60m) für den Aufbau ausreicht. Mit der Disposition und der (haustypisch kräftigen) Intonation lässt sich ein weit gefächertes Repertoire wiedergeben, wie einer der Orgelbauer es ohrenfällig demonstrierte.
https://www.dropbox.com/s/lwjm0ayfb8j77o...orgel.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/pc8iscyczvi9vi...orgel.jpeg?dl=0
Nur noch die Bemalung nach Kundenwunsch fehlt an diesem Hochpositiv, das bereits als Interimsintrument für eine Kirchengemeinde seine Bewährungsprobe bestanden hat.
https://www.dropbox.com/s/fv06dxwjpuc0vi...sitiv.jpeg?dl=0
Als die Hausfrau meinen "habenwill"-Blick registrierte, zog sie Erkundigungen nach dem Preis ein - "ein Kleinwagen", lautete die Antwort.
Als "Erklärmodell" für die Funktionsweise einer mechanischen Orgel leistet dieses Hochpositiv gute Dienste. Der hinter der Windlade platzierte Balg lässt sich vom Spieler mit dem Fußschöpfer füllen.
https://www.dropbox.com/s/pe8pgdmd227yay...sitiv.jpeg?dl=0
Besonderen Zulaufs erfreute sich die "Intonierbude", wo der Chefintonateur sein komplexes Handwerk kompetent vermittelte.
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Hier war auch diese englische "cottage organ" geparkt, die überholt werden soll.
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In weiteren Werkstatträumen finden sich die Holzbearbeitungsmaschinen, hinter den Gebäuden das Holzlager. Wir wollten aber um 12 Uhr schon in Brandenburg/Havel sein, um die mittägliche Orgelstunde in der Katharinenkirche zu hören, wo vor wenigen Tagen die größte Orgel des Landes Brandenburg fertig geworden ist. Darüber mehr an anderer Stelle.
Doch an dieser Stelle schon ein herzliches Dankeschön für den freundlichen Empfang und die informativen Insider-Gespräche. Ad multos annos!
LG
Michael
#4 RE: 200 Jahre Schuke
Lieber Michael,
ein weiteres Mal...
...für Deine gleichsam informativen wie unterhaltsamen Beiträge - hier, und auch a.a.O. in diesem Forum...
Wenn man Deine Berichte liest ist es, als wäre man selbst dabei gewesen...
VG
Aeoline
#6 RE: 200 Jahre Schuke
Danke für die Blümchen!
Wir hatten zwei schöne Tage in Potsdam und haben uns nebenbei nach einem angemessenen Altersruhesitz umgesehen.
So was zum Beispiel:
https://www.dropbox.com/s/cppavc0sqvkpqj...souci.jpeg?dl=0
Oder das hier - auch nicht schlecht:
https://www.dropbox.com/s/j7mb1jbbo7azdm...alais.jpeg?dl=0
Jede Menge Platz für meinen Weinvorrat und eine ordentliche Orgel. Die Hausfrau erging sich aber andauernd in defätistischen Bemerkungen, z.B. mit der Frage, wer denn die ganzen Fenster putzen soll ...
LG
Michael
#7 RE: 200 Jahre Schuke
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