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Auch Orgeln haben Dialekte
Ganz interessanter Bericht:
https://www.mdr.de/kultur/musik/orgeln-s...ialekt-100.html
#2 RE: Auch Orgeln haben Dialekte
Diese Einsicht hatte ich vor mehr fast 50 Jahren, als in meiner Heimat unter all den Seifertinen und Klaisinen, Mayerinnen und Oberlingerinnen einige Exotinnen aus Niederbayern gebaut wurden.
Die Vokalformanten eines linksrheinischen deutschen Prinzipals liegen nun mal im Bereich zwischen a und e. Und als ich die erste Weise-Orgel hörte, sagte deren Prinzipal nicht "Halleluja", sondern dunkel und kehlig "Hollelujo".
Die dunkle Vokalfarbe fiel mir auch immer auf bei den Orgeln des Trierers Eduard Sebald, die in den 50er Jahren entstanden sind. In seiner Biographie (auf der sehr empfehlenswerten Page "Trierer Orgelpunkt" zu lesen) fand ich dann die Erklärung: Geboren und aufgewachsen in Niederbayern, Lehre bei Weise in Plattling.
Der gebürtige Moselaner Hermann Schroeder (kurzzeitig Domorganist in Trier) "stand" übrigens auf diesen dunklen Vokalklang. Unter seiner Fachberatung wurden im Bistum Trier in den 50ern und frühen 60ern einige größere Orgeln von Weise gebaut.
Orgeln von Alfred und Daniel Kern aus Straßburg bilden einen ausgeprägt nasalen Prinzipalklang aus, der auch in den sächsischen Dialekten steckt. Insofern ist die Frauenkirchen-Orgel des letzteren dem Klangidiom Silbermanns näher als vermutet.
LG
Michael
#4 RE: Auch Orgeln haben Dialekte
Eher kommt m.E. das altfranzösische Idiom durch, das natürlich auch die großen frz. Romantiker beeinflusst hat. Gottfried Silbermann hat bei seinem Bruder Andreas in Straßburg gelernt. Andreas hatte seine Wanderjahre als Geselle bei ersten Pariser Meistern verbracht, m.W. auch bei den Cliquots.
Auf Gottfrieds Frühwerk im Freiberger Dom lässt sich französischer Barock wörtlich realisieren. Die Disposition gibt alle Standard-Registrierungen für Clérambault, Dandrieu, Couperin et al. her. Und die späte Dresdenerin bietet immer noch diese Farben, wenn auch die Stimmen z.T. andere Namen tragen. So ist aus dem Freiberger Krummhorn in Dresden ein Chalumeau geworden.
Auf beiden Instrumenten ist aber auch Mendelssohn hervorragend zu realisieren. Und als wir seinerzeit zum Forumstreffen in Dresden waren, spielte Johannes Trümpler in der Hofkirche die 3. Sonate "Pascale" von Lemmens mit einem prächtigen Zungenplenum, ohne dass wir ein Schwellwerk vermisst hätten.
LG
Michael
#5 RE: Auch Orgeln haben Dialekte
Ich weiß gerade nicht, ob der link schon mal hier gepostet wurde aber er passt gut zu dem Thema
https://www.youtube.com/watch?v=sMX661-U6A4&feature=youtu.be
Kristian Wegscheider erklärt gleich zu Beginn auf sehr anschauliche und für Laien verständliche Weise die regionalen Unterschiede zwischen Sprachen und ganz ähnlich auch zwischen Orgeln.
Jürgen
In der Tat. In unserer Stadt gibt es viele Seifertinen unterschiedlichster Baujahre und Größen, ich denke ca. 10. Einige interessante Klaisinen und eben eine Mönch&Prachtel, die Werkstatt hieß damals noch so. Das war ein völlig anderer Principalklang. Mein Liebling war allerdings immer ein Holzgedackt aus Nussbaum. Diesen Gesang der Pfeifen hatte ich so noch nicht erlebt.
Und dann gab es tatsächlich eine Weise-Orgel III/37. Die Augustiner hatten wohl die entsprechenden Kontakte. Eine sehr farbige Disposition, unterschiedlichste Achtfüßer und Zungen, relativ gutes Pfeifenmaterial (1957), aber Kegelladen.
Die Nachfolgerin ist eine Klaisine, ziemlich unintoniert, für den recht trockenen Raum viel zu laut, aber Schleifladen. Schade um die niederbayerische Dame.
LG Ulrich
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