Hallo Bernhard,

Bärenreiter hat einige Gesamtausgaben der französischen Orgelmusik im Programm, z.B. Boëllmann, Vierne, Franck, Dubois, Guilmant [ausgewählte Orgelwerke].

Die Bärenreiter-Ausgaben beinhalten neben dem eigentlichen Notentext einen kritischen Bericht über die Ausgabe (z.B. zur Quellenlage) und ein ausführliches Vorwort (z.B. mit Abdruck einzelner Faksimile-Seiten, mit Hinweisen zur Aufführungspraxis, den historischen Instrumenten). Neben dem großzügigen Notenbild bezahlt man hier die wissenschaftliche Arbeit an den Ausgaben mit. Wenn man sich ausgiebig mit den Stücken befassen will, hat dies durchaus einen Mehrwert. Generell steht Bärenreiter für qualitativ hochwertige Ausgaben, bei denen man m.E. nichts falsch machen kann.

Auch die Vierne-Ausgabe von Carus hat offensichtlich ausführliche Begleittexte. Die Ausgabe kenne ich aber nicht im Einzelnen, sie macht aber auf den ersten Blick aber auch einen ordentlichen Eindruck. Laukvik (Herausgeber) ist ja durchaus auch ein renommierter Name.

Sowohl auf der Internet-Seite von Carus als auch auch der Internetseite von Bärenreiter kann man (teilweise) eine Vorschau auf Vorwort und Noten online einsehen. Ich würde da einfach mal schauen, was dir besser gefällt. Den Preisunterschied finde ich für die Gesamtausgabe in der Preisklasse nicht so relevant (279 € vs. 314 €) - ist ja auch viel Papier, was man dafür bekommt. :-) Die Bärenreiter-Ausgabe ist außerdem auch etwas aktueller als die Carus-Ausgabe.

Ich persönlich kaufe - soweit verfügbar - vorwiegend Bärenreiter-Ausgaben. Nicht nur für die Orgel, auch für das Klavier. Ich habe mich an das Notenbild von Bärenreiter gewöhnt und nutze gerne die ausführlichen Begleittexte. Ist aber natürlich - v.a. hinsichtlich des Notenbildes - Geschmackssache...

Viele Grüße
CMP1985

Also, wenn ich das richtig sehe, sind bei Bärenreiter und Carus nur die reinen Orgelwerke enthalten. (Ich habe jetzt aber keinen genauen Abgleich der Ausgaben gemacht.) Die Zahl der Einzelbände sagt nichts über den Inhalt aus.

Viele Grüße

Servus Bernhard,

ich finde die Carus-Editionen super schön gesetzt und spiele die Pièces en style libre aus diesen Ausgaben. Vor allem halten sie gut und sind robust beim Transport.
Die Symphonien spiele ich gerne aus den Durand-Ausgaben (zumindest die 1. und 3.,, die anderen bekomme ich nicht wirklich hin...). Die sind zwar kleiner im Druckbild als Carus oder Breitkopf, sind aber irgendwie „authentischer“ - trotz ein paar (zu suchende) Ungenauigkeiten, wie Michael ja auch schon schrieb. Ich finde die Haptik ganz schön. Im Vergleich zu Carus (habe die 1. von beiden Verlagen) ist das Gesamtbild aber aufgeräumter.

Ich habe zu den Pieces de Fantaisie vor Jahren mal eine Henry Lemoine Edition gekauft: riesig gross, super hochwertiges Papier, mit einem kleinen Vorwort von Vierne selbst. Ansonsten aber keine weiteren Beschreibungen. Dennoch meine Lieblingsedition! Das Druckbild ist analog Durand, aber halt grösser.

Hier mal der Grössenvergleich:

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Ganz hinten Lemoine, in der Mitte Carus, vorne Durand.

Für Widor bin ich absolut für Hamelle! Ben van Oosten hat sie auch als Basis seiner Aufnahmen genommen und sagte in einem Kurs mal, dass sie ihm einfach am besten vom Gesamtbild und Stilistik zum Spielen gefallen. Finde ich ebenso, vor allem lassen sie sich viiiiel besser blättern, als die geklebten Versionen...
es gibt noch A-R Editions, ist mit einigen Anmerkungen und Infos bestückt und gut übersichtlich. Das wäre immer meine 2. Wahl bei Widor.

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Und bei Franck schwöre ich a) auf Durand Edition originale in Querformat. Allerdings habe ich aus meinen ersten Franck-Lektionen noch eine Bornemann-Edition von Marcel Dupré redigiert. Das Bild zum Spielen ist seeehr aufgeräumt und damals (auch heute noch) hilfreich mit Fingersätzen versehen, die eine gute Anleitung sind. Allerdings hatte Dupré auch so lange Finger wie Franck und ein paar Griffe sind nur schwerlich nachzusetzen... Aber insgesamt nicht verkehrt, besser als die „Dover“-Ausgaben ;-) Dafür sind letztere aber unschlagbar günstig, aber grottig zum Umblättern.

Die Dupré-Ausgabe:
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Also meine persönliche Vorliebe:
Vierne = Lemoine
Widor = Hamelle
Franck = Durand, aber eigentlich Bornemann (erstaunlich...)

Liebe Grüsse
Stephan

Hallo Stephan,
dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Alle! von Dir angefügten Argumente unterschreibe ich Dir gerne ;-).

Lieber Bernhard,

hattest Du hierzu übrigens irgendwelche weiteren Erkenntnisse gesammelt?

Liebe Grüsse
Stephan