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E-Orgel vs. Bio-Flügel?
Im Alter von 12 Jahren hatte ich Klavierunterricht. Schule Willy Schneider. In der Quinta Vorspiel in der Schule "2 Spielstücke" von Carl Orff. Eltern dabei. Unser Sohn!
Dann Berührung mit der Steinmeyer Kirchenorgel in der evangelischen Pauluskirche. Klavier verkauft- Deckel zu-kein Interesse mehr. Diverse Heimorgeln folgten, beginnend mit einer Farfisa. Orgelunterricht.
Nach ein paar Jahrzehnten in derselben Pauluskirche: Spielen auf einem Steinwayflügel- Klang einfach Hammer!! 2020 mehr Klavier gespielt als ever.
Diese Woche Videogottesdienst mit dem Apostel in einer neuapostolischen Kirche. Digitalorgel mit zwei externen Lautsprechern- Deckel blieb geschlossen. Ein Klavierist spielte alle Orgelchoräle auf dem Klavier. Hammer? Nee- gehämmert!
Eine Frage blieb zurück: Wird das Sakralorgelforum in zehn Jahren in Sakralklavierforum umbenannt?
Wenn ich mal z.B. bei Förg schaue, gibt es so einen Bechsteinflügel zum Preis einer Digitalorgel:
https://www.musikhaus-foerg.de/pianos/kl...n-modell-b?c=24
Geflügelte Naturklänge bio vs. Lautsprechersound aus E-Gerät! Hab ich was verpasst? Wo steuern wir hin? Ist das (Orgel-) Klima noch zu retten?
Michael
#2 RE: E-Orgel vs. Bio-Flügel?
Ich kenne (in abnehmender Zahl) Oberkantorierende, die jeden mit dem Bannfluch belegen, der das Wort "Digitalorgel" auch nur in den Mund nimmt, gleichzeitig aber den Gemeinden empfehlen, Digitalpianos anzuschaffen, um NGL zu begleiten.
Man kann das bejammern. Die wirkungsvollste Entgegnung ist m.E. gutes Musizieren auf guten Instrumenten. In den meisten Kirchen hier in der Umgebung klingt Klavier nicht - nicht mal, wenn es gut gespielt wird.
LG
Michael
#4 RE: E-Orgel vs. Bio-Flügel?
Im ersten Jahrzehnt dieses Millenniums gehörte es einige Jahre lang zu meinen dienstlichen Obliegenheiten, Montag nachmittags die Radiofassung eines am Tag zuvor aufgezeichneten Fernsehgottesdienstes abzunehmen, die ein Tontechniker vormittags aus x Tonspuren zusammenschneiden und auf zwei Spuren "eindampfen" musste.
Ich entsinne mich mit Grauen an einen Gottesdienst aus einer kleinen, adretten Dorfkirche im Westerwald mit ebensolcher Orgel aus nicht ganz unrenommiertem Hause. An ebenderselben hatte man sich für das Fernsehen der Kreiskantorin versichert, die zur Eröffnung ein schwungvolles BVW 541/1 hinlegte, das Vorfreude auf weitere Genüsse weckte.
Stattdessen hackte in der Folge eine mißgestimmte ältere Dame die Gemeindechoräle (notabene: Choräle! kein NGL) in ein ebensolches Klavier. *Gruuuuuuusel*
Auch die brillant interpretierte Fuge 541/2 als Nachspiel konnte da meine Stimmung nicht mehr heben ...
Was tun, um wenigstens dem Radiohörer diese Schocktherapie zu ersparen, nachdem die Fernsehzuschauer sich nicht mehr wehren konnten?
Gleich beim Funkhaus um die Ecke steht eine moderne Kirche mit einer Orgel desselben Meisters von fast identischer Größe und Disposition. Ich spielte dort - zum Gesangstrack auf den Ohren - die Choräle ein.
Da das Klavier auf eigener Tonspur aufgezeichnet war, ließ es sich gut herausnehmen. Die Mikrophonkanäle, die den Gemeindegesang abnahmen und zu dicht am Klavier standen, haben wir ebenfalls gelöscht. Der Rest war etwas Schneide- und Mischarbeit, noch ein paar Filter drüber, um das letzte schräge "Pling-Pling" 'rauszubekommen. Und nix vom Pianiergerät war mehr zu hören. Die Gemeinde sang zu Orgelbegleitung. (Die professionellen Bearbeitungsprogramme neuester Generation analysieren unharmonische Teiltöne und filtern sie heraus. Damit kann kann man sogar verstimmte Mixturen rein ziehen oder unsaubere Mittelstimmen im Chor auf Linie bringen, wenn man die Werkzeuge so beherrscht, wie der damalige Tontechniker meines Vertrauens.)
Ich habe dann den - mir bekannten - Pfarrer angerufen und meine Untat gebeichtet. Er sagte mir, die gute Frau sei nicht nur eine eher talentbefreite Musikerin, sondern auch eine virtuose Verbalterroristin. Sie hätte ihm die ganze Gemeinde auf den Kopf gestellt, hätte man ihr den Auftritt im Fernsehen verwehrt.
Die Beschreibung des akustischen Terrors von "Gemeindebands", den ich in diesen Jahren auf die Ohren bekommen habe, würde einen Anekdotenband füllen.
LG
Michael
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