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So zieht ei Bachschüler sein Registercrescendo
#1 So zieht ei Bachschüler sein Registercrescendo
landläufig wird ja gern behauptet, daß es für die Instrumente von Barock und Klassik kein Registercrescendo gäbe. Offensichtlich war es in Mitteldeutschland üblich tw. sogar die einzelnen Zeilen mit Registerklangfarben inhaltlich auszudeuten... Die frühe Verwendung des PORDUN 16´ kommt mir doch recht entgegen.
Dies habe ich als "Beifang" bei Recherchen entdeckt:
<<… Der Bachschüler Johann Friedrich Doles notierte 1769 in seiner Registrieranweisung für die Meissener Domorgel: „Wenn alle 3. Claviere gekoppelt werden, so können zur Veränderung bey einem Verse in ieden Cla-viere alle 8. oder 4. Fuß-Register nur, bey einen andern Verse der Pordun 16: Fuß im Hauptwercke darzu, und wieder bey einen andern Vers, die 3. 2. 1. und 1 1/2 F. zu allen 16. 8. und 4. Fuß, iedoch ohne Posaunen- und Trompeten-Bass im Pedale, und beym letzten Verse alles zusammen gezogen und gekoppelt werden, außer der Cornet im Rück Positive nicht, und auch die Rohr-Wercke nicht, wenn sie nicht rein gestimmt sind.“ Doles beschreibt hier recht genau verschiedene Stufen eines Registercrescendos von Strophe zu Strophe, das eine Steigerung der Lautstärke bis hin zur letzten Liedstrophe ergibt…>> Zitat: Ars Organi 48, 2000, H. 2, S. 76-79;
#2 RE: So zieht ei Bachschüler sein Registercrescendo
Lieber Clemens,
unter "Registercrescendo" verstehe ich allerdings etwas anderes,nämlich das mittels eines Registerschwellers (der sogenannten "Walze) bewirkte allmähliche Hinzuziehen von Registern im Sinne einer Steigerungsdynamik in der Orgelmusik der Spätromantik, und zwar innerhalb eines musikalischen Satzes.
https://de.wikipedia.org/wiki/Registerschweller
Das, was Doles meint, ist das Um- bzw. Aufregistrieren zu einzelnen Liedstrophen bzw. zwischen den Sätzen einer Choralpartita. Das machte man damals wie heute manuell durch Ziehen und Abstoßen der Manubrien.
Ich würde dafür plädieren, den Begriff des Registercrescendos nicht umzuinterpretieren.
Beste Grüße,
Willi
#3 RE: So zieht ei Bachschüler sein Registercrescendo
Hallo Willi,
die Interpretation: eine Klangsteigerung mittels Addition von Registern von Hand zu erzeugen, ist doch in der Funktion und im Klangergebnis das selbe. Der hier zitierte Artikel in Ars Organi scheint das genauso zu sehen. Offensichtlich gab es die kanglichen Bestrebungen eines Registercrescendos schon viel früher. Gerne erinnere ich an Knechts "Hirtenwonne" mit seinen originalen Regstrieranweisungen. Wie bezeichnest Du denn die von Hand traktierten Registercrescendi unserer Holländischen Kollegen auf ihren rein mechanischen Instrumenten. Die dafür bis zu 4 Assistenten benötigen.
Doles spricht hier nicht von einer Choralpartita, sondern von der Begleitung des Gemeindegesanges im Dom zu Meissen mit einem Registercrescendo von Strophe zu Strophe.
Meine Intention, dies hier ins Forum zu geben, war die Bestückung der Registercrescendi auf sogenannten "Barocken Styles" in den diversen Concerto/Sonus-Instrumenten ;-).
Werte Diskutanten,
auch wenn ich weder musiktheoretisch noch ausführungspraktisch etwas zum Thema beitragen kann, scheint es mir eher um Begrifflichkeiten zu gehen.
Für mich ist ein Registerschweller eine technische Einrichtung um ein musikalisches Registercrescendo auf einfache Weise umzusetzen; jedoch nicht die einzige.
Das Thema erinnert mich gerne an meinen ersten Kontakt zur damals frisch restaurierten Balthasar-König-Orgel in der Basilika Steinfeld, bei dem ich vor 40 Jahren zusammen mit einem anderen Assistenten für den Organisten bei einem umfangreichen Konzert, an dessen Programm ich mich leider nicht mehr entsinne, innerhalb vieler Stücke umregistrieren durfte.
Ich war damals mit meinen 16/17 Lenzen ziemlich angespannt, die richtigen Augenblicke für die Wechsel nicht zu verpassen...
Bei den gleichen Stücken an der gerade neuen Orgel unserer Heimatgemeinde, ebenfalls ohne Registerschweller, hat der gleiche Organist die Registerwechsel einfach mit den elektrischen Setzern durchgeführt. Das ist für mich - außer der Bedienung - das Gleiche wie ein programmierbarer Registerschweller.
Beste Grüße,
Wolfgang
Seitdem die "orchestrale Walze" (Ende des 19. Jahrhunderts) an größeren Orgeln üblich wurde, ist eine Begriffsverwirrung im Gange. Auch Wolfgang Adelung ("Einführung in den Orgelbau", 1955) war davor nicht gefeit.
Der Begriff "Schweller" sollte dem Schwellkasten und damit auch dem "Crescendo" vorbehalten bleiben, weil hier im Wesentlichen keine Registerwechsel stattfinden.
Da aber die Walze mehr oder weniger (durch die Registerveränderung) einen dynamischen Klangfarbenwechsel bringt, gehört sie somit lediglich in den Bereich der Stufendynamik und sollte nicht mit dem Wort Crescendo (im klassischen Sinn) in Verbindung gebracht werden.
Somit sind weder "Registerschweller" noch "Crescendowalze" angebracht, sondern REGISTERWALZE wäre meiner Meinung nach korrekt.
Mit Gruß in die Runde
Orgelditi
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