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Besondere Orgelmusik
Hey Leute,
geht es nur mir so, dass sich bei einigen insbesondere französischen Improvisationen die Fußnägel hochrollen?
Ich finde, es gibt sehr sehr viele wunderschöne Stücke die auf der Orgel wunderschön klingen. Aber manchmal klingen Meisterwerke für mich nur schrecklich. Wie geht es euch?
Ich denke, dass Olivier Latry jemand ist, dessen Fähigkeiten viele in diesem Forum nicht erreichen werden. Es gibt viele wunderschöne Aufzeichnungen von ihm. Aber insbesondere seine Improvisationen... Es gibt genug andere Beispiele.
Das hier verlinke habe ich gerade durch Zufall von Youtube vorgeschlagen bekommen.
Oder geht nur mir das so?
#3 RE: Besondere Orgelmusik
Jetzt scheint ja das Beispiel hier gar nicht improvisiert zu sein ;)
Ich würde ja sagen, es liegt daran, dass die ganzen schönen Sachen schon komponiert worden sind und irgendwer (Publikum? Künstler? Feuilleton-Redakteur?) sich trotzdem immer was aufregendes neues wünscht -- aber das ist doch Geschmackssache. Habe jedenfalls auch schon "moderne" Improvisationen gehört, die ganz toll waren.
Der Herr Latry ist vielleicht auch unterfordert, wenn er nur Klassiker spielen darf (z.B. U-Musik für einfache Leute wie die von Reger oder Vierne oder Alain ;) )
Nun ja, das Stück heißt doch "Bewegung", und das kommt nach meinem Empfinden durchaus zum Ausdruck . . .
Diese Komposition hat eine nachvollziehbare Struktur, Anlage und Qualität, einen definierten und nachvollziehbaren tonalen Bezug, ist nachvollziehbar virtuos, verfügt über eine klare innere Struktur und dramaturgische Spannungslinie, . . .
In meinen Augen ist es da auch unerheblich, ob das Stück komponiert oder improvisiert ist.
Mich - und ich glaube auch meine Frau - würde diese Komposition in einem Konzert fesseln und begeistern.
In einem "normalen" Gottesdienst würde ich das allerdings nicht hören wollen, da würde mir der inhaltliche Bezug fehlen . . .
Wir leben halt nicht mehr im 19. Jahrhundert, fahren nicht mehr mit der Droschke oder der Dampfeisenbahn, und nutzen elektrisches Licht und das Internet. Da muss man auch der Kunst im Allgemeine und der Musik im Besonderen eine gewisse Weiterentwicklung zugestehen . . .
Und vermutlich ist selbst J.S. Bach in seiner oft kühnen Harmonisierung (Man muss versuchen, seine Werke vor dem Hintergrund der msuikalischen Erfahrungswelt des frühen 18. Jh. zu hören!) teilweise auf Ablehnung gestossen . . .
Und wenn ich diese Komposition mit dem vergleiche, was da in der Masse der Radiosender an Gedudel geliefert wird . . .
Ich spiele in Gottesdiensten selbst des öfteren zeitgenössische Musik, die in ihrer Tonalität sehr anspruchsvoll ist. Zumeist sind die Rückmeldungen darauf recht positiv. Ich bin daher schon der Meinung dass man sich - und auch sein Puplikum - etwas fordern und "erziehen" kann/darf/sollte/müsste . . .
Aber nix für ungut, das soll keine "Belehrung" sein, das sind rein persönliche, subjektive Gedanken ohne jeglichen Wahrheitsanspruch . . .
Und ich bin mir bewusst, dass man über dieses Thema endlos streiten/diskutieren kann, da das musikalische Empfinden selbstverständlich zuerst einmal rein subjektiv ist . . .
Mit herzlichem Gruß
Flauten
Was ist "schön"¿?
Manche mögen Messiean, manche Bach und manche NGL (ok, hier nicht), und manche eben Helene Fischer (ich sollte neulich mal wieder ihr Ave Maria spielen ) oder Hansi Hinterseer.
Ich glaube, dass jeder einen Stil bevorzugt, egal, wie gut er/sie spielt.
Cochereaustil ist nicht mein Ding, gebe ich gerne zu, aber die Impros sind durchdacht und gut gemacht.
Ich war mal auf dem Firmenjubiläum eines Orgelbauers eingeladen, da spielten einige Kollegen Kurzkonzerte. Nach dem dritten sagten viele Gäste: "So, im Tutti kennen wir die Orgel jetzt". Leider ging es bis zum sechsten Konzert so weiter. Keiner zeigte Einzelklangfarben, immer nur laut und virtuos. Jeder wollte zeigen, was er kann. Ich bin dann später mal hin und hab selber probiert.
LG
Egal wer improvisiert, wenn es wild und laut töst, dann ist mir das auch nichts. Es sollte schon eine Linie, eine Melodie, eine Absicht erkennbar sein.
Zur Frage, was zeitgenössische Musik ist: Ich würde sagen, Musik von (noch lebenden) Zeitgenossen. 1736 war Bach zeitgenössisch, wie hier schon richtig bemerkt wurde. Da war aber auch Händel zeitgenössisch oder Telemann. Also grundverschieden. Zeitgenössische Musik muss also nicht zwingend schräg und maximal weit weg von den Klanggewohnheiten der Zuhörer sein. Das eine Ende der Skala markiert sicherlich eine tosende französische Improvisation, das andere wohlklingende Solo-Melodien, die noch halbwegs den Regeln einer normalen Harmonisation gemäß Quintenzirkel folgen.
Das schlimmste was ich je gehört habe, war eine japanische, zeitgenössische Improvisation auf einer Silbermann-Orgel (Freiberger Dom). Manch anderer in der Kirche beugte sich nach vorn und hielt sich die Ohren zu.
#8 RE: Besondere Orgelmusik
Hallo,
hat die originale Orchesterversion dieses Stücks hier noch keiner im Konzert gehört? Ich habe das als CD, die ich schon öfter gehört habe, und live habe ich Konzerte mit dem Stück, auch als Ballett- bzw. Tanztheaterversion, schon mehrfach besucht. Spätestens seit meiner Jugend gehört das Stück zu meinen Lieblingswerken, meine Eltern hatten es als Schallplatte. In der Tat löste das Stück bei seiner Uraufführung 1913 einen Skandal aus, aber recht schnell entwickelte es sich zu einem Klassiker und wird seither vor begeistertem Publikum weltweit oft aufgeführt. "Movement 1" am Beginn bedeutet einfach "1. Satz". Inzwischen ist der Komponist auch schon mehr als 50 Jahre tot, als zeitgenössisch würde ich es also nicht einstufen.
Ich habe nicht das ganze Video angehört (ich höre mir eigentlich keine Musik bei YouTube an), aber die Ausschnitte finde ich eigentlich teilweise ganz gut gemacht. Auf der Orgel ist allerdings gerade das Solo am Anfang nicht ganz so differenziert und gefühlvoll dargestellt, wie ich das vom Fagott in der Orchesterversion erwarten würde. Aber ich wäre sehr interessiert, ein Konzert mit dem Stück in einer vierhändige Version (Transkription) für Orgel zu besuchen.
Ich spiele im Gottesdienst alle Musik, die ich passend finde. Das hier fände ich allerdings auch nicht passend, schon vom Thema her. Vielleicht sollte ich nächstes Jahr endlich einmal den Kreuzweg von Andreas Willscher (*1954) als Kreuzwegandacht machen.
Beste Grüße
Christoph P.
Reading this topic in English translation, I want to be sure that all know the music in the YouTube video is a transcription the first two movements of Igor Stravinsky's Rite of Spring -- no one has named the sonic beast that raised it's honking head.
I will say that the video's audio is definitely not produced close to the quality any of Latry's recordings--it was just an "in the loft" recording.
The "loft" recording had much that distracted, but I really admire Latry's transcription recordings that I've heard--I'm not yet going to write-off Latry's "The Rite" transcription as it could actually be a stunner. Even though I do admire his transcription recordings, I find some of them not my cup of tea.
I've heard "The Rite" live a couple of times conducted by Giulini, Salonen, and a couple of others, and have seen two dance companies present the ballet in full. Kinda like Beethoven's 9th, you just gotta hear it live at least once...
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