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Das Kaffeewasser kocht... auf der Unico P35
Zunächst wollte ich schreiben: Uii, nicht schlecht, der Klang und auch das Spiel. Dann aber tauchten die ersten völlig unmotivierten Manualwechsel auf, da wurde mir ganz anders, und als dann noch die Schweller eingesetzt wurden hab ich es mir nicht länger ansehen und anhören können. Das Instrument spielte zu diesem Zeitpunkt schon keine Rolle mehr. OK, man kann Bach auch romantisch interpretieren, dann aber doch bitte mit der entsprechenden Registrierung und mit der dazugehörigen Agogik und Spieltechnik. Die lässt sich dann natürlich nur mit Orgelschuhen verwirklichen. Der Interpret sollte einfach mal eine Bachausgabe von Straube zur Hand nehmen.
In der ersten Minute klingt das ganze ja nicht schlecht, aber danach ist das nicht mehr so angenehm. Zur Interpretation:
Ich würde in einer Bach'schen Fuge keinen Schweller benutzen. Und Barfuß spielen ist nicht gut fürs Orgelspiel, da man meiner Meinung nach dazu neigt, nicht sauber abzusetzen (ob ihr das auch so findet weiß icht nicht). Zur Fuge:
Der alte Bach war schon ein Meister, wenn man überlegt, was er damals für Pedale hatte. [sad] Die waren wirklich grausam. Ich selbst hatte schon das Vergnügen mit einem alten Pedal von 1694, mit Schuhgröße 46 ist das manchmal ein bisschen eng, aber auch nur eine Frage der Gewohnheit, beim zweiten Mal verlief alles wesentlich besser als beim ersten Mal. [wink]
Der Klang gefällt mir eigentlich ganz gut, nur halte ich YouTube oft nicht geeignet, um mehr als einen Vorgeschmack zu bekommen, allzumal gerade bei einer DO das Hörempfinden neben der Orgel wirklich ganz anders als auf einer Aufnahme ist.
Ansonsten finde ich Euer Urteil etwas harsch: Falls mir nicht gerade was entgangen ist, ist es weder ein konzertierender Organist, noch eine Masterclass, sondern einfach jemand der auf seinem Wohnzimmerinstrument Spass hat und "Die Löwen rauslässt". Dass er dabei so viele Features wie möglich benutzt, kann ich aus reinem Spieltrieb gut verstehen. Wir leben ja schon zur Genüge in einer verbiesterten Umwelt, die in der Öffentlichkeit herzlich wenig für harmloses Überermass und Fantasie übrig hat.
Was das Barfussspiel anbelangt: Diese Frage hatte ich ja selber hier angeschnitten. Ich habe mir nun auch Orgelschuhe angeschafft und spiele nicht mehr ohne. Allerdings war bei meiner alten DO das Pedal etwas anders und das schuhlose Spiel sehr angenehm. Es sei nochmal darauf hingewiesen, dass Organisten wie Willem TANKE grundsätzlich ohne Schuhe spielen. Umgekehrt: Wer von Euch spielt mit Handschuhen? Ohne provozieren zu möchten, stelle ich nur fest, dass aus ergonomischer Sicht das Pedal den Tastaturen entlehnt ist, der Fuss allerdings anders als die Hand aufgebaut ist... Das Pedal von seiner Konzeption her ist also ein eindeutiger Kompromiss. Ohne Schuhe zu spielen gibt ein viel grösseres Spielgefühl - und auch Genauigkeit, da der Fuss nun mal nicht ein steifes Brett ist und man zwar "weiss", aber rein physiologisch nicht fühlt, wo Absatz und Sohlenkanten sind... Allerdings braucht man bei der Konzeption der meisten Pedale einen grossen Absatz um nicht Rückenschmerzen zu bekommen. Deswegen spiele auch ich nun nur noch mit Orgelschuhen.
Und last not least : Das Resultat und Wohlempfinden ist ja entscheidend für den Spieler. Selbst wenn Helmut Deutsch seine CDs in der Badehose, Federschmuck in den Haaren und und eisernen Ritterhanschuhen eingespielt hat, ist das für mich beim Anhören seiner Platten unwichtig. Zu einer Masterclass zu diesem Thema würde ich mich allerdings aus rein persönlichen Gründen wohl nicht einschreiben.
@Mathias:
Das schuhlose Orgelspiel kann manchmal wirklich angenehmer sein. Ich selbst habe mit Schuhgröße 46 manchmal mit anderen Pedalen zu kämpfen, aber nach kurzer Zeit bin ich auf dem Pedal doch schnell heimisch. Im schlimmsten Fall spiele ich dann doch auch mal ohne Schuhe, dass kam bisher aber nur einem Joachim-Kayser-Pedal von 1694 vor, da meine Schuhe für das Spitze-Absatz spiel ein bisschen zu lang waren. Aber da es sich um eine Unico handelt, bin ich davon ausgegangen das er ein BDO-Pedal hat, wo man eigentlich keine Probleme hat.
Ansonsten kann ich dir und Tabernakelwanze nur zustimmen, was das veröffentlichen seiner musikalischen Darbietung der Fuge angeht.
Zitat von Copula
PS: Wenn ihr euch das Video auf Youtube anseht, betrachtet mal die hitzige Diskussion über das Video.
Schöne Improvisation! Da gibt es Kaffee in allen italienischen Varianten! Das würde ich auch gerne können...
Was die Kommentare auf You Tube anbelangt : Herrlich! Bei den Nörglern gibt es bestimmt den einen oder anderen André Rieu Fan, der Samstagabends mit dem Taschentuch vor dem Fernseher hockt, Rotz und Wasser heult und sich dann selbstverständlich im selben Zuge über Alexander Nuber aufregen muss .
Zu gewissen Zeiten wurde diese Art der Musik doch bekanntlich unter der Rubrik "Entartete Kunst" eingeordnet. Anscheinend sind einige immer noch nicht darüber hinaus gekommen, wenn man die Agressivität einiger Postings sieht...
Zitat von Mathias91
Bei den Nörglern gibt es bestimmt den einen oder anderen André Rieu Fan, der Samstagabends mit dem Taschentuch vor dem Fernseher hockt, Rotz und Wasser heult
Also, ich denke, sowas kann man sehr gut bringen, zumal das Fugenthema zu Johanns Zeiten ein bekannter Gassenhauer war, den die Leute auf der Straße piffen.
Die Verjazzung setzt der Fuge, die im Original ohnehin sauschwer ist, noch ein Sahnehäubchen auf.
Alle Achtung!
Tabernakelwanze
(
gelöscht
)
#13 RE: Das Kaffeewasser kocht... auf der Unico P35
Das Fugenthema war ein Gassenhauer? Ach! Hat es der Maestro nicht neu komponiert? Basiert es auf einem eventuell bereits bestehendem Volkslied? Bitte mehr Infos. Das ist mir alles völlig neu! Mir ist wohl bekannt, dass im Quodlibet der Goldberg-Variationen Volkslieder verarbeitet sind, z. B. "Kraut und Rüben haben mich vertrieben". Von dieser Fuge wusste ich es nicht. Die Kaffeewassertextung ist ja wohl neuzeitlichen Datums....
Der Fuge stiftete die populäre Melodie das holländische Tanzlied "Ik ben gegroet" damals das Eingangsthema.
In der Tat ist der Hinweis, das Kaffeewasser koche, man möge den Deckel abnehmen relativ (ich kenne ihn etwa 50 Jahre, also dürfte er wohl noch älter sein) neuzeitlicher Entstehung. Den Versuch, die "Vertextung" Bach selbst in die Schuhe zu schieben, erscheint zwar charmant, jedoch ist die dazugehörige Geschichte wenig glaubwürdig.
Tabernakelwanze
(
gelöscht
)
#15 RE: Das Kaffeewasser kocht... auf der Unico P35
Hallo Peter,
vielen Dank für die Info, davon hatte ich noch nie gehört. Hier gibts noch einige Ergänzungen: http://www.sonntagsblatt-bayern.de/news/...09_43_12_01.htm
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