Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
#1 Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
Wem ist das bekannt?
Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
[...] eine variablere Möglichkeit der Intonation wie der Begleitung kirchlicher Gesänge, sowie freie Improvisation gezeigt: Die "Lehre der Dreistimmigkeit", die Kirchenmusikdirektor Heinrich Rohr seinen Auszubildenden auf den Weg zum Organistendienst gab. [...]
Geleitwort
Der dreistimmige Satz dient vor allem der Begleitung der liturgischen Gesänge, schafft aber auch gute Voraussetzungen für die freie Improvisation. Er ist leichter und beweglicher im Gebrauch als der vierstimmige Satz und führt, was besonders bei Melodien in Kirchentonarten von Wichtigkeit ist, von den gewohnten vierstimmigen Kadenzen weg.
Wir bedienen uns dabei gewisser Grundmodelle, sog. Figuren, das sind feststehende Klänge. Diese sollten zum sicheren Bestand des Organisten werden. Er muss im wahrsten Sinne des Wortes spielend damit umgehen können, damit er später im liturgischen Orgelspiel jeder Situation gewachsen ist.
Die dreistimmige Figurenlehre ist ein melodiebezogenes System, das die Melodie zugrunde legt, im Gegensatz zu derüblichen Generalbasslehre:
1. Die Bezifferung ist von der Melodie her zu verstehen. Es ist also wichtig, das Rahmenintervall der jeweiligen Figur vom Melodienton aus abwärts zu spannen und den Füllton von unten nach oben zu geben.
2. Dieses System ist von den nebenamtlichen Organisten einfacher anzuwenden, weil von gegebener Melodie ausgehend.
Die Internetrecherche führt zu einer eMailadresse, die eine Fehlermeldung produziert ...
LG Bernd
#2 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
Habe nie davon gehört - und bin mir auch nicht sicher, ob ich anhand der beispiel-losen Theorie recht verstanden habe, was es mit den Grundmodellen / Figuren auf sich hat...
An sich ist die Improvisation (oder Komposition) eines dreistimmigen Satzes ja kein Hexenwerk. Dass dabei Aspekte der Stimmführung oder der Harmonievollständigkeit gegenüber dem vierstimmigen Satz etwas in den Hintergrund treten, scheint mir klar zu sein.
#3 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
Ohne das Rohr'sche Konzept zu kennen, finde ich die 3-stimmige Improvisation sehr reizvoll. Man hat gewissermaßen 3 gleichberechtigte Musiker (rechte Hand, linke Hand, Füße), ohne, dass man sich in den Mittelstimmen "verknotet" und Handaufteilungen managen muss.
Ich nutze die 3-Stimmigkeit oft und gerne, gerade für freie Vorspiele, quasi als "Trio-Sonate" gesetzt. Für die Liedbegleitung hingegen ist mir ein 3-stimmiger Satz tendenziell nicht "dicht" und tragfähig genug.
Zu #3
Der dreistimmige Begleitsatz braucht halt einen sehr sicheren Gemeindegesang,
der leider immer seltener anzutreffen ist. Ansonsten ist er eine angenehme Abwechslung zu den anderen Arten
der Begleitung (vierstimmig, obligat etc.).
Zu #2
Ich wage aber zu behaupten, dass der GUTE dreistimmige Satz mindestens die gleichen Anforderungen an das theoretische und satztechnische Wissen beim Improvisieren oder Komponieren verlangt.
Orgelditi
Auch ich kenne das Papier von Rohr nicht persönlich, aber die Beispiele, die ich hier fand, ähneln den Ausführungen von einem Tutorial der Open Music Academy zum "Mehrstimmigen Kontrapunkt im 16. Jahrhundert" (zum Verständnis sollte man zuvor den Artikel über den zweistimmigen Kontrapunkt gelesen haben).
Vielleicht habe ich dieses Konzept mit Dezimensatz für den Bass und kontrapunktischer Mittelstimme bisher einfach zu wenig geübt, aber ich finde es nicht wirklich leichter zugänglich als meine bevorzugte Methode (Bass relativ simpel auf eher langen Tönen, i.d.R. Grundtöne der Akkorde, und sich dann mehr auf die beiden Hände konzentrieren, z.B. Frage/Antwort-Formen).
Nachdem die Internetseite nicht ganz aktuell ist, würde ich einfach mal bei der zentralen Adresse im Impressum nachfragen, ob das Buch noch erhältlich ist, wenn von Interesse.
Dreistimmige Orgelbegleitung wende ich hin und wieder an, z.B., wenn im gesungenen Stundengebet nicht soviele Mitfeiernde dabei sind, oder in einer Dorfkirche in der Nähe, wo – auch wenn gut gefüllt – ein alternativloser HOFFNUNGSLOS SCHREIENDER VIERFUSS die Gemeinde übertönt ... Oktave tiefer und dreistimmig – schon passt es von der Lautstärke.
#7 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
Ergänzend, was vermutlich alle hier Beteiligten wissen: Es gibt zum Gotteslob auch das sog. "Orgelbuch light", welches leichte dreistimmige Orgelbegleitsätze für das Manualiterspiel enthält:
https://www.alle-noten.de/Klavier-Orgel-...-Gotteslob.html
Unter obigem Link kann man etliche Beispielseiten als PDF-Vorschau ansehen.
#8 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
3 stimmige Sätze sind mir auf kath. Seite seit den 60igern (vgl. hier Canta Bona HI) bekannt. Auf ev. Seite gab es hier "Handreichungen" mit Sätzen in einfacher Form.
Der 3-stimmige Satz eignet sich besonders zum Führen mit obligatem Cantus, gerade für eine schwach singende Gemeinde - oder einen neu eingesungenen Cantus. Eine zielführende Registrierung selbstverständlich vorausgesetzt.
Darüber hinaus kann ich nur aus dem ORTUS-Verlag die Begleitsätze in allen Lagen von Corrinth empfehlen. Auch hier ist ein Großteil 3-stimmig. Es sind jede Menge konfessionsübergreifende Melodien darin vorhanden. Sogar etwas NGL :-). Leseproben gibt es hier: https://www.stretta-music.de/corrinth-or...-nr-620397.html
Das Orgelbuch zum Evangelischen Gesangbuch (Bärenreiter) enthält - wie vorher z. B. das Choralbuch zum Evangelischen Gesangbuch Württemberg - zu jedem Lied einen drei- und einen vierstimmigen Satz. Die dreistimmigen Sätze lassen sich sehr gut als Trios spielen.
#10 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
Auch ein ergänzender Hinweis auf Dieter Golombek, Edition Strube Nr. 31209/3110/3111.
[URL=https://www.strube.de/index.php?id=17&tx_eshop[action]=sview&tx_eshop[produktlinie]=1&tx_eshop[produktUid]=1275&no_cache=1]Begleitsätze und Choralvorspiele zu ausgewählten Melodien des Evangelischen Gesangbuchs in drei Heften [/URL]
Hier findet man auch weitere Links zu den Inhaltsverzeichnissen und Notenbeispielen. Das meiste auch für Kath. Liturgie brauchbar.
Ein Beispiel zu den verschiedenen Satzformen: "Sonne der Gerechtigkeit": mit drei Vorspielen und sechs Begleitsätzen
-Intonation
-Choralvorspiel: Fugato (dreistimmig)
-Choralvorspiel: Melodie im Kanon (dreistimmig)
-Vierstimmiger Begleitsatz
-Dreistimmiger Begleitsatz
-Melodie im Tenor (dreistimmig)
-Melodie im Bass (vierstimmig)
-Melodie in der Unterstimme (dreistimmig)
-Melodie in der Oberstimme, ruhende Basstöne (dreistimmig)
Konzeption ganz ähnlich wie bei Corrinth im Ortus-Verlag, nur preisswerter und nicht mit der schrecklichen Spiralheftung.
Ja danke für die vielen ausführlichen Antworten. Wie in #5 von Insulaner verlinkt würden mich halt mehr als die 2 Probeseiten interessieren. Ich hatte die Hoffnung, dass das Rohr'sche Werkchen bekannt ist und mir jemand dazu mehr sagen kann. Er hat ja offensichtlich spätestens in den 1970ern das offiziell für Unterrichtszwecke verwendet.
Dazu gekommen bin ich übrigens nur über eine Internetrecherche zu den "Grauen Schwestern von der heiligen Elisabeth". Mir fiel nämlich diese Tage eine dort 1926 verlegte "Sammlung katholischer Kirchengesänge mit Harmoniumbegleitung" in die Hände, die ich anno Strumpfband mal antiquarisch erworben hatte.
LG Bernd
Laut Homepage der Elisabeth-Schwestern kann man die Broschüre noch beziehen:
https://schwestern-vdhl-elisabeth.com/publikationen
#13 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
genau diese Adresse gibt's nicht mehr. Und laut dieser eruierbaren Aussage ist die Ordensschwester auch vermutlich nicht mehr aktiv tätig:
70 – jähriges Professjubiläum
02.02.2023
2. S.M. Cäcilia Robens D – 21465 Reinbek, Maria-Merkert-Str. 3
Es geht mir auch nicht darum, die Rohr'sche Schrift irgendwie zu bewerten. Selbst Komponisten von Rang und Größe haben sich mit musiktheoretischen Schriften schwer getan, vgl. Regers "Beiträge zur Modulationslehre" von 1903 und der Kritik von H. Schenker daran "Ein Werckchen, durch nichts in der Welt entschuldbar: hudlerisch-borniert; närrisch-selbstgefällig und kindisch ..."
LG Bernd
#15 RE: Heinrich Rohr: Lehre der Dreistimmigkeit
Falls sich das als Sackgasse herausstellt, wäre auch evtl das Institut für Kirchenmusik Mainz eine Möglichkeit einer Hilfe kirchenmusik@bistum-mainz.de (Rohr war dort der Leiter).
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!