Orgel, die nicht genutzt wird: Verschleiß?

21.04.2024 14:45 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2024 16:34)
#1 Orgel, die nicht genutzt wird: Verschleiß?
ma

Hey Leute,
also es ist kompliziert die ganze Situation zu schildern. Das Thema lässt sich auf folgendes runterbrechen.

Alte Orgel, Kirche wird deshalb auf mind. 14 Grad gehalten. Aktuell wird sie nicht genutzt, in ein paar Jahren könnte sich der Zweck der Kirchennutzung wieder ändern und dann wird sie wieder genutzt.

Jetzt brauche ich Argumente, dass es für das Instrument besser wäre wenn sie auch die nächsten Jahre gespielt wird bevor sie aufgrund anderer Nutzung ständig genutzt wird.

Meine Argumente wären:

- Der Balg bleibt elastisch, da er sich regelmäßig bewegt
- Aus den Pfeifen wird regelmäßig der Staub wieder rausbefördert
- Die Mechanik bleibt gängig, Fette verharzen nicht etc.
- Filze bleiben geschmeidig

Gibt es weitere Pro und Kontra-Argumente? Oder sind die Pro-Argumente blödsinn und es wäre besser wenn sie ein paar Jahre nicht bewegt wird und dann aus dem Dornröschenschlaf in ein paar Jahren, vielleicht auch erst in 20 oder 30 Jahren erweckt wird?


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21.04.2024 18:56 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2024 16:34)
#2 RE: Orgel, die nicht genutzt wird: Verschleiß?
cl

Nicht nur die Raum- und Umgebungs Temperatur ist wichtig, sondern auch die Luftfeuchtigkeit ist stets im Auge zu halten.
Jeglicher Traktur tut Bewegung gut. Besser Orgelschüler üben darauf, als daß sie still steht.

Liebe Grüße vom Clemens

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25.04.2024 16:24
#3 RE: Orgel die nicht genutzt wird - verschleiß?
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Hallo,
ja. Eine gespielte Orgel tut auch der Traktur gut.
Mit der Luftfeuchtigkeit kann das wirklich ein massives Problem in alten Kirchen sein. Ausreichendes Lüften der Kirche bei entsprechenden Wetterbedingungen (gibt es, glaube ich, auch Apps dazu, wann man am besten lüftet) ist auch sehr wichtig.

Gut ist es, wenn man es schafft max. 70 % Luftfeuchte zuzulassen.
Besonders dann schwierig, wenn man nicht über 9-10 Grad hochheizen darf.

LG Christian

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25.04.2024 20:43
#4 RE: Orgel die nicht genutzt wird - verschleiß?
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Hallo zusammen,

die 70% sind eher schon zu hoch, da die bereits für Schimmelwachstum ausreichen.
Besser sind 60%. Wenn du 10°C Innentemperatur und max 60% rel. Luftfeuchte haben willst, lüftest du am Besten, wenn es draußen kälter als -2°C ist, dann darf draußen auch die relative Luftfeuchtigkeit bei 100%, sprich auch bei Nebel, Regen oder Schnee, sein.
Extrem schlecht für die rel. Luftfeuchtigkeit im Kircheninneren ist Lüften bei Außentemperaturen über der Innentemperatur der Wände!
Vgl. auch das Mollier-h-x-Diagramm für feuchte Luft bei Wikipedia..
Du kannst immer dann Lüften wenn die absolute Luftfeuchtigkeit der Luft draußen geringer als die drinnen ist.

Bei Orgelwind, der nicht aus dem Aufstellungsraum kommt, gibt es weitere Bedingungen zu beachten.
LG Wolfgang


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26.04.2024 09:31
#5 RE: Orgel die nicht genutzt wird - verschleiß?
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Hallo,
gute Informationen. Vielen Dank dafür.

Aber bei den optimaleren 60% sehe ich starke Probleme, das in vielen Kirchen hinzubekommen... wenn die Kirchengemeinde nicht viel Geld für Luftentfeuchter, automatische, intelligente Lüftungssysteme einsetzen kann.

Viele Grüße
Christian

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26.04.2024 18:07 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2024 16:34)
#6 RE: Orgel, die nicht genutzt wird: Verschleiß?
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Ja, wenn sich niemand ständig darum kümmern kann, dann gibt es heute fertige Steuerungsmodule, die nicht besonders intelligent dafür sehr effektiv sind.
Die vergleichen schlicht, die absolute Luftfeuchtigkeit innen mit der absoluten Luftfeuchtigkeit außen. Ist innen die relative zu hoch und außen die absolute niedriger, dann und nur dann wird gelüftet; ob über Lüfter oder über Fenstersteuerungen.
Ist es anders, muss die Lüftung aus und geschlossen sein.
Die Lüftungen und die Fenstersteuerungen gehen dann wieder richtig ins Geld...

Kommen im Frühjahr Menschen aus dem Regen in den noch sehr kühlen Kirchenraum, dann wird anschließend das Wasser an den Wänden runterlaufen. Das ist nicht zu vermeiden.

Luftentfeuchter sind relativ wartungsintensiv und sollten nur in Verbindung mit Eleminierung von Schadstoffen und Mikroorganismen betrieben werden. Zudem ist der Stromverbrauch relativ hoch.

Am besten kümmert sich ein Mensch sehr regelmäßig um das Kleinklima im Kirchenraum. Wichtig dabei ist, dass er den Unterschied zwischen relativer und absoluter Luftfeuchtigkeit begriffen und verinnerlicht hat. Unsere sinnliche Empfindung dafür ist nicht gut entwickelt.
Ebenfalls ist dabei zu beachten, dass viele Baustoffe Feuchtigkeit speichern. Ist die Luftfeuchtigkeit von einem hohen Niveau auf ein niedriges gesunken, "schieben" die Baustoffe wieder Feuchtigkeit nach, in dem sie ihren eigenen Feuchtegehalt an die Luft abgeben.
Ideal zum Entfeuchten sind klare Winternächte mit leichtem Luftfrost.

Es ist halt ein poly-Lemma: Niedrige Energiekosten, Lufthygiene, Erhaltung der Bausubstanz, niedrige Personalkosten, ...

Interessanterweise sparen die meisten Verantwortlichen lieber dauerhaft an Betriebskosten um dann später ein mehrfaches an Sanierungskosten aufwänden zu müssen; das wird dann gerne dem Nachfolger überlassen.
Das ist beim Klein-Klima nicht anders als beim Weltklima.

Liebe Grüße,
Wolfgang


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