Lautstärke einer Digitalorgel

24.02.2012 13:02
avatar  meschmesch ( gelöscht )
#1 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
me
meschmesch ( gelöscht )

Hallo,

in vielen kleinen Kirchen gibt es in der Zwischenzeit Installationen von Digitalorgeln, welche oftmals von wenig ausgebildeten Organisten bedient werden. Um nun nicht die Gemeinde durch das Orgelspiel zu stören (oder damit das Falschspielen nicht so auffällt?), wird dabei oft die Orgel sehr leise gedreht und gespielt. Selbiges macht man vielleicht auch manches mal zuhause, um die Nachbarn nicht zu stören.

Allerdings ist es für mich psychologisch grausam, ein Tutti bei einer unnatürlich leisen Lautstärke anhören zu müssen. Jetzt hatte ich jedoch irgend wann einmal gehört, dass die Obertöne der Register bei zu leisem Spiel überhaupt nicht mehr wahrnehmbar sind, so dass sich bei leisem Orgelspiel auch der eigentliche Klang der Orgel ändert. Ist dem so?

Wäre dies dann nicht eine willkommene Argumentationslinie, dass die Orgel mit einer Mindestlautstärke gespielt werden MUSS, da sonst der Klang verfälscht wird und leidet?

Danke für Eure Infos und Tips,
Meschmesch


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24.02.2012 15:02
avatar  Copula ( gelöscht )
#2 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
Co
Copula ( gelöscht )

Also bei meiner vorherigen analogen Sakralorgel wurde der Klang, wenn ich die Lautstärke erhöhte, wesentlich schärfer. Wodurch das zustande kam, kann ich aber nicht sagen.


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24.02.2012 15:03
#3 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
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Administrator

In der Kirche wird der Effekt nochmals anders sein als im Wohnzimmer, wo große Lautstärke schnell erdrückend wirkt.
Für Kirche würde ich die Digitalorgel auf eine bestimmte Lautstärke hin intonieren, sodass sie im Raum gut trägt. Wie die Intonation müsste auch die Lautstärke nur unter erschwerten Bedingungen änderbar sein — z.B. durch Umdrehen eines Schlüssel, wie man es etwa von Johannus kennt...

Maßgeblich ist für mich in dieser Frage wieder einmal die gute alte Pfeifenorgel, die ich auch mit ihrer spezifischen Intonation und Lautstärke vorfinde und akzeptieren muss. Gerade bei einer Digitalorgel sollte das eine oder andere Register dabei sein, mit dem ich in der gewünschten Lautstärke üben kann.


Auf Orgelsuche.

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24.02.2012 15:26
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#4 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
An
Anonymous ( gelöscht )

Bei mir zu Hause kann ich einen ähnlichen Effekt beobachten:
Wenn ich meine Orgel in der Lautstärke reduziere, gibt es einen bestimmten Punkt ab, ab da der Klang einfach unglaubwürdig wird. Eine Erklärung habe ich nicht dafür nur die Theorie, daß wird durchaus ein gewisses Gedächtnis für Lautstärken haben und danach Klänge beurteilen. Daraus läßt sich im Umkehrschluß auch sagen, daß ich mit zwei Schreibtischlautsprechern keinen überzeugenden Klang zaubern kann.

wf


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24.02.2012 20:20
avatar  ( gelöscht )
#5 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
Gast
( gelöscht )

Das liegt an der Gehörkurve des menschlichen Ohres. Das Ohr ist nicht für jede Frequenz gleichmäßig empfindlich, hat also selbst keinen linearen Frequenzgang. Zudem ist der Frequenzgang des Ohrs auch noch abhängig vom Schallpegel. Je niedriger der Schallpegel, desto schlechter können wir die tiefen und die hohen Frequenzen gegenüber den mittleren Frequenzen wahrnehmen. Aus diesem Grund haben auch viele HiFi-Verstärker eine Loudness-Taste, die diesen lautstärkeabhängigen Frequenzgang kompensieren soll.

Außerdem haben Lautsprecher die Eigenschaft, mit zunehmendem Schallpegel deutlich Klirr zu produzieren. D.h. der Lautsprecher fügt dem Schallsignal eigenmächtig Obertöne hinzu - leider überwiegend unharmonische. Das macht den Klang dann unschön bis zuweilen "schrill". Nur sehr hochwertige Lautsprecher haben auch bei höheren Pegeln noch einen geringen Klirrfaktor. Welche Lautsprecher in Digitalorgeln eingebaut sind erfährt man leider i.d.R. nicht.
Die Qualität der Lautsprecher hat nicht ursächlich etwas mit der Größe oder dem Preis der Lautsprecher zu tun. Es gibt auch sehr preiswerte (nicht billige!) kleine Lautsprecher die durchaus sehr gute Eigenschaften haben können.

Eine Gemeinde, die die finanziellen Anstrengungen zum Kauf einer Pfeifenorgel nicht aufbringen möchte, hat in der Regel wohl auch kein sonderliches musikalisches Verständnis. So ist es gut, daß man den störenden Klang der Elektroorgel wenigstens möglichst leise drehen kann, das liegt sicher im Interesse weniger einzelner Musikliebhaber.


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25.02.2012 00:27
avatar  Dieter Schuster ( gelöscht )
#6 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
Di
Dieter Schuster ( gelöscht )

Wir müssen bei diesem Thema zwischen zwei unterschiedlichen Aufstellungs-/Hör- und Spielszenarien unterscheiden:

KIRCHE -
Hier wird eine Orgel, ganz gleich ob Pfeifenorgel oder digital, auf den jeweiligen Raum spezifiziert oder zumindest intoniert. Eine Digitalorgel sollte hier tunlichst auf eine feste Grundlautstärke eingestellt und auch dort belassen werden (wenngleich die meisten Modelle in der Tat einen leicht zugänglichen und 'verführerischen' Master Volume Regler haben - den kann man im Zweifel aber auch abklemmen bzw. funktionslos schalten).

Schwellpedale an einer Digitalorgel-Kircheninstallation sind ebenfalls eine Sache für sich... - zumindest wenn ein einziges Pedal gleich die Gesamtlautstärke regelt wie das häufig bei älteren, meist analogen Modellen der Fall ist. Modelle mit zwei oder drei Schwellpedalen ermöglichen die Regelung aller Werke inklusive des Pedalwerks - eine Errungenschaft mit der man gut umgehen kann wenn man weiß was man tut, nicht aber für eher unerfahrene Hilfs-/Gelegenheitsorganisten.

So habe ich schon Beschwerden darüber gehört, dass es doch unzumutbar sei, parallel zwei Schweller betätigen zu müssen um die Orgel 'leiser zu machen'. Andere verwenden dann doch lieber das Registercrescendo-Pedal (falls vorhanden) zur 'Lautstärkeregelung'

Hier ist der Installateur gefragt und gefordert, eine neu gelieferte Orgel nicht einfach abzustellen und sie unkommentiert der Willkür der OrganistInnen zu überlassen. Machnchmal benötigen sie einfach eine gründliche Einweisung, und die Meisten sind dafür sogar auch noch überaus dankbar.

HAUS-/ÜBUNGSORGEL
- Hier macht eine variable Gesamtlautstärkenregelung natürlich eine Menge Sinn, denn gelegentlich kann und will man sich ja volumenmäßig austoben, zu anderen Tages- oder Nachtzeiten verbietet es dagegen
der Anstand - oder die Hausordnung.

Mikeelectric hat recht mit seinem Hinweis auf die lautstärkeabhängige 'Frequenzverbiegung' des menschlichen Gehörs. Für einen vergleichbaren Höreindruck bei unterschiedlichen Lautstärken würde eine Loudness-Schaltung deshalb durchaus Sinn machen - die gibt es meines Wissens aber in keiner Digitalorgel. Ich kenne allerdings Orgelmodelle mit 4-bandigen EQs, die bei reduzierter Lautstärke und sachgemäßer Einstellung die verloren gegangenen Höhen und Bässe wieder 'aufholen'. Nein, keine Werbung. Auf keinen Fall. Niemals.

Zitat von Mikelectric
Eine Gemeinde, die die finanziellen Anstrengungen zum Kauf einer Pfeifenorgel nicht aufbringen möchte, hat in der Regel wohl auch kein sonderliches musikalisches Verständnis. So ist es gut, daß man den störenden Klang der Elektroorgel wenigstens möglichst leise drehen kann, das liegt sicher im Interesse weniger einzelner Musikliebhaber.



Willkommen in der Realität... :-S
'Eine Gemeinde' hat heutzutage durchaus noch ein paar andere Probleme und finanzielle Anstrengungen zu schultern als die Anschaffung und anschließende Erhaltung einer Pfeifenorgel. In >75% unserer Kirchen hat die Orgel eine einzige wesentliche Aufgabe: Die Begleitung des Gemeindegesangs, durchgeführt von - sagen wir mal 'manchmal eher weniger qualifizierten OrganistInnen'. Wer sollte sich da als Richter oder auch nur als ungnäDiger Kritiker über pragmatische und vernunftsorientierte Entscheidungen erheben - zum Beispiel über die, knappe Gemeindefinanzen eben NICHT mit unangemessen hohen Investitionen zu belasten, die nebst aller Folgekosten auch die nächste und übernächste Generation noch zu stemmen hat? Einer Gemeinde deshalb pauschal musikalisches Unverständnis abzusprechen finde ich gelinde gesagt ein wenig ignorant.
Davon abgesehen, fallen mir auf Anhieb zahlreiche Organisten ein, die es nicht nur famos verstehen, mit einer Digitalorgel 'richtig' umzugehen, sondern die auch noch froh und dankbar dafür sind, ein solches Instrument zur Verfügung zu haben. Das betrifft übrigens keineswegs nur Orgeln in 'Dorfkirchen', und ebenso wenig nur ungelernte oder weniger qualifizierte Organisten...


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25.02.2012 12:13
avatar  ( gelöscht )
#7 RE: Lautstärke einer Digitalorgel
Gast
( gelöscht )

Zitat von Dieter Schuster
'Eine Gemeinde' hat heutzutage durchaus noch ein paar andere Probleme und finanzielle Anstrengungen zu schultern als die Anschaffung und anschließende Erhaltung einer Pfeifenorgel.


Es ist auch immer eine Frage, was einem eine Sache wert ist. Aus ökonomischen Gesichtspunkten dürfte es dann gar keine Pfeifenorgeln mehr geben, und auch die großen reichhaltig verzierten Kathedralen sind ja nicht unbedingt zum Glauben nötig. Die Realität ist wohl, daß wirtschaftliche Gesichtspunkte in der Kirche immer mehr Einzug halten - ob das der Sache dient, halte ich für zweifelhaft.
Hier im Schwarzwald gibt es noch zahlreiche kleinste Gemeinden und Hofkapellen. Häufig wird hier noch ein Harmonium verwendet, das mit seinem warmen lebendigen Klang nach wie vor sehr schön zur Gemeindebegleitung geeignet ist. Ein Harmonium bekommt man bei eBay ab 1,- €.
Viele Sakralorgeln die in Kirchen im Eisatz sind, sind eben eher auch veraltet, deshalb bezog ich mich auf "Elektroorgel".
Zudem werden sie oft sehr ungünstig eingesetzt, wie bereits angesprochen. In solchen Fällen würde ich persönlich dann a Capella-Gesang noch vorziehen. Eine gut installierte Digitalorgel neueren Datums ist eben eher die Ausnahme - und das scheint mir dann auch Realität.


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