Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Albert Schweitzer und Bach
#1 RE: Albert Schweitzer und Bach
Hallo Leute,
etwas "Reklame":
Ich habe gerade eine Sendung über Albert Schweitzer und seine Auffassung von der Orgelmusik Bachs fertig. Jede Menge Originalaufnahmen Schweitzers aus der Zeit, als "Stereo" und "HiFi" noch nicht erfunden waren.
Zu hören am kommenden Sonntag, 19.08. um 17:00 im Radiokanal ERFplus - via Schüssel von Astra, via Netz von http://www.erf.de.
Vielleicht interessiert's ja jemanden, wie der "Urwalddoktor" in den 30ern und 50ern Bach spielte. Schweitzer war ja Widor-Schüler.
FG
Michael
Hallo Michael,
kannst du auch genau sagen, was für stücke zu hören sind?
Wird auch etwas zur Orgelbewegung gesagt?
Vielleicht entschäDigt das ja für den Film, den ich Samstag Abend über ihn gesehen habe. Über sein Wirken als Organist haben sie nicht viel gesagt, so gut wie gar nicht. Leider... [sad]
#3 RE: Albert Schweitzer und Bach
Präl. & Fuge C-Dur 547, G-Dur 541
CVS: "Liebster Jesu" aus der Sammlung Kirnberger, das große "O Lamm Gottes unschuldig", "Schmücke Dich" und "Nun komm, der Heiden" 659 aus den 18 Leipzigern.
Damit ist bei Schweitzers gemütlichen Tempi schnell eine Stunde voll, wenn man noch ein paar Takte zur Person und etwas mehr über seine Auffassung von Bachs Musik sagen will.
Den Orgelreformer habe ich nicht einmal erwähnen können.
FG
Michael
Hallo,
Zitat von Copula
Vielleicht entschäDigt das ja für den Film, den ich Samstag Abend über ihn gesehen habe. Über sein Wirken als Organist haben sie nicht viel gesagt, so gut wie gar nicht. Leider... [sad]
ich weiß nicht, um welchen Film es geht, aber sein Wirken als Musiker hat Albert Schweitzer eben auch nicht weltberühmt und zum Nobelpreisträger gemacht.
Zitat von Wichernkantor
Präl. & Fuge C-Dur 547, G-Dur 541
CVS: "Liebster Jesu" aus der Sammlung Kirnberger, das große "O Lamm Gottes unschuldig", "Schmücke Dich" und "Nun komm, der Heiden" 659 aus den 18 Leipzigern.
Damit ist bei Schweitzers gemütlichen Tempi schnell eine Stunde voll, wenn man noch ein paar Takte zur Person und etwas mehr über seine Auffassung von Bachs Musik sagen will.
ich habe mal eine CD-Sammlung geschenkt bekommen mit Interpretationen Schweitzers von Bach, Mendelssohn und Franck. Was Bach angeht, so finde ich die CV ganz anhörbar, aber die freien Werke (Präl. & Fugen) wirken für mich nicht nur wegen des Tempos sehr merkwürdig und fast langweilig, sondern wegen der metronomartig gleichmäßigen Spielweise und dem Dauerlegato. Wobei mir Bach auf romantisch durchaus gefällt, Jan Ernst auf der Ladegastorgel im Schweriner Dom etwa, oder auch Xaver Varnus, der Bach sehr eigenwillig interpretiert, haben mir gut gefallen. Schweitzer packt mich dagegen nicht.
Aber ich will ihm nicht unrecht tun, habe als Freizeitorgler selber keinen großen Bach im Repertoire.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat von chp
ich weiß nicht, um welchen Film es geht, aber sein Wirken als Musiker hat Albert Schweitzer eben auch nicht weltberühmt und zum Nobelpreisträger gemacht.
Der Film war am Samstag in der ARD zu sehen. In der Beschreibung der Fernsehzeitung stand Biographie, was aber wirklich gar keine war. In einer Biographie Schweitzers darf die Orgelbewegung definitiv nicht fehlen.
Zitat von chp
Was Bach angeht, so finde ich die CV ganz anhörbar, aber die freien Werke (Präl. & Fugen) wirken für mich nicht nur wegen des Tempos sehr merkwürdig und fast langweilig, sondern wegen der metronomartig gleichmäßigen Spielweise und dem Dauerlegato.
Hauptsache er hat das Dauerlegato nicht in einer Kirche mit viel Hall gespielt. Da müsste im normalfall nämlich ein gewaltiger Klangbrei entstanden sein. Ich bin mal gespannt, wie es sich anhört. Eine Aufnahme von "Liebster Jesu" habe ich von ihm schon gehört. Klingt nicht schlecht, könnte aber ruhig etwas schneller sein.
#6 RE: Albert Schweitzer und Bach
Zitat von Copula
Klingt nicht schlecht, könnte aber ruhig etwas schneller sein.
Genau das habe ich auch gesagt, als ich sein Spiel zum ersten Mal gehört habe. Er begründet in seinem Buch seine Tempowahl aber sehr schlüssig. Natürlich vom heutigen Standpunkt der Bach-Exegese nicht mehr haltbar, aber als Zeitgeist der ersten Hälfte des 20. Jh und im soziokulturellen Umfeld der Widor-Schule durchaus nachvollziehbar. Und gerade in den Chorälen artikuliert er mit der ganzen Sorgfalt, die (elektro-)pneumatische Trakturen dieser Zeit nur erlaubten.
Mehr in der Sendung ...
FG
Michael
Zitat von Copula
Klingt nicht schlecht, könnte aber ruhig etwas schneller sein.
Vergleicht mal mit Aufnahmen von Günther Ramin, und Ihr werdet in gleicher Weise die Bach-Auffassung zur Zeit der 40...50-er Jahre hören, vielleicht sogar noch einen Zacken langsamer, manchmal schon an eine Überdosis Veronal erinnernd.
Nun kann man sich streiten, ob Bach wirklich so "virtuos" heruntergedonnert werden muß, wie zuweilen heuzutage zu beobachten ist und man den Eindruck hat, der Interpret spielt sich selbst und nicht Bach. Daß es dabei scheint, als hätte der Spieler nahezu nichts von den kompositorischen Linien der Polyphonie kapiert, mag eine Nebenwirkung davon sein.
Doch es gibt einen Trost: Ein paar Leute der jüngeren Organistengeneration leisten sich Neugierde und gehen bei Bach auf Entdeckungsreise, und auf einmal hören auch wir den Alten neu und nicht mehr ganz so schnell, dafür transparent und "Duftig"...
Ach, ich denke, lassen wir doch jeder Zeit ihren eigenen Bach! [wink]
Da vorher schon der Begriff "Orgelbewegung" - der heutzutage schon nach Aussätzigkeit riecht - gefallen ist:
Als ich wieder einmal in meine LPs "Bach-Werke auf Silbermannorgeln" hineinhörte, insbesondere die Große im Dom von Freiburg, mußte ich feststellen: So weit weg davon ist der Klang der geschmähten (und leider zuweilen übereilig abgerissenen) Neoba-Rocker nicht wirklich.
Zitat von PeterW
Nun kann man sich streiten, ob Bach wirklich so "virtuos" heruntergedonnert werden muß, wie zuweilen heuzutage zu beobachten ist und man den Eindruck hat, der Interpret spielt sich selbst und nicht Bach.
Ich finde, Bach sollte nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell gespielt werden. Um ihn als Zuhörer oder aber auch als Organist richtig genießen zu können ist ein gesundes Mittelmaß erforderlich.
Zitat von PeterW
Ach, ich denke, lassen wir doch jeder Zeit ihren eigenen Bach! [wink]
Prost:
So ist es auch mit den Orgeln, der Geschmack ändert sich eben.
Zitat von PeterW
Da vorher schon der Begriff "Orgelbewegung" - der heutzutage schon nach Aussätzigkeit riecht - gefallen ist:
Als ich wieder einmal in meine LPs "Bach-Werke auf Silbermannorgeln" hineinhörte, insbesondere die Große im Dom von Freiburg, mußte ich feststellen: So weit weg davon ist der Klang der geschmähten (und leider zuweilen übereilig abgerissenen) Neoba-Rocker nicht wirklich.
Da kann ich dir nur beschränkt zustimmen. Es gibt wirklich schöne Instrumente aus diesen Jahren. Aber leider auch nicht so schöne. Das Problem bei Instrumenten dieser Zeit sind ja bekanntlich die Materialien, mit denen das Werk gebaut wurde. Aber am schönsten sind und bleiben die historischen Orgeln, wenn sie gepflegt wurden und gut erhalten sind.
Zitat von Copula
Da kann ich dir nur beschränkt zustimmen. Es gibt wirklich schöne Instrumente aus diesen Jahren. Aber leider auch nicht so schöne. Das Problem bei Instrumenten dieser Zeit sind ja bekanntlich die Materialien, mit denen das Werk gebaut wurde.
Ich habe selbstredend die "Guten" gemeint. Mit dem Nachkriegsmüll belaste ich mein Hirn kein bißchen.
#11 RE: Albert Schweitzer und Bach
Schweitzer - Orgelbewegung
Hochinteressant ist Schweizer in Bezug auf die Elsässer Orgelreform um E. Rupp.
Wie er bei Neubauten disponiert hat und was für Anweisungen er den Intonateuren gab spricht schon für sich.
Sein langsames Legatospiel:
Als Widorschüler war er Mitherausgeber der Bachschen Orgelwerke. Diese Bachinterpretation entspricht in großen Zügen der Widors. Strenges legato galt als non plus ultra. Dies gilt zumindest für die freien Orgelwerke. Für die cf-gebundenen Werke hat er seinem Lehrer Widor erst durch Übersetzung der Liedtexte ins frz. einen echten Zugang verschafft.
Wenn man Bach so mal im strengen legato studiert, stellt man fest, daß er damit oft erheblich schwerer wird. Dies gilt auch für die heute oft als statisch empfunden strikt durchgehaltene Wahl des Tempos.
Schweitzer strebte ja nach einer klanglichen Synthese zwischen CC und dem Elsässer Silbermann. Die Orgelbewegung hat diesen Typus eigentlich nie geschätzt!
Erst mit den "franz. Orgelbaumoden" wandte man sich mitunter unbewußt Schweizers Klangideal wieder zu.
In meiner Jugendzeit besaß ich mal eine Schweitzersche Mono-Aufnahme mit "O Mensch bewein". Diese Aufnahme hat mich wegen ihres getragenen Tempos und den wunderschön ausgearbeiteten Verzierungen in den Bann gezogen.
Ich muß nicht unbedingt alles von ihm schön finden - Respekt und Anerkennung finden seine Interpretationen bei mir immer. Denn mit seinen Interpretationen hat er die Herzen der Menschen erreicht.
Lieben Gruß
Clemens
Eine schöne Sendung Michael. Ich bin den Interpretationen Schweitzers und deinen Informationen spannend gefolgt. Eine Frage ist noch offen geblieben:
Aus welchem Jahr stammt die Aufnahme von "Nun komm der Heiden Heiland" und wo wurde sie eingespielt?
Ich bin schon auf den Orgelmarathon gespannt und werde die Sendung erneut am Laptop mitverfolgen.
#14 RE: Albert Schweitzer und Bach
#15 RE: Albert Schweitzer und Bach
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!