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Tonumfang der singenden Gemeinde
Bin mir nicht sicher, ob das Thema nicht schon in irgendeinem Thread diskutiert wurde.
Was sind eure Erfahrungen mit den höchsten bzw. tiefsten Tönen im Gemeindegesang?
Als Beispiel: Das Lied 'Lobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre' steht im Gotteslob in B-Dur notiert: Spitzenton es'', tiefster Ton b. Ich habe den Eindruck, dass nur sehr wenige in der Gemeinde den hohen Ton schaffen, dass jedoch nach unten hin noch durchaus Reserven vorhanden wären. As-Dur schiene mir optimal, angesichts fehlender Töne in der großen Oktave meiner tollen Kirchenorgel wird es aber wohl G-Dur werden. Zu tief? Was meint ihr dazu?
#2 RE: Tonumfang der singenden Gemeinde
Nach meinen Erfahrungen sollte man in der "Normalgemeinde" den Ambitus a0 bis d2 nur in Aunahmefällen über- bzw. unterschreiten. Nach oben bis es2, nach unten bis g0. Spitzentöne, die aus der Dreiklangsbrechung herauskommen ("Erde singe", "Du meine Seele, singe", "Wachet auf, ruft uns die Stimme", singen sich leichter als eine Sequenz in Sekundschritten aufwärts, abwärts tut sich die Gemeinde mit kleinen Tonschritten weniger schwer.
In reinen Seniorengemeinden - und witziger Weise auch in Jugendgottesdiensten - sollte man einen Ton tiefer ansetzen, aber g0 nicht unterschreiten.
"Lobt froh" spiele ich in der Gemeinde in B, im Seniorenzentrum in A - wobei der Text da immer wieder für satirisches Potential sorgt ...
FG
Michael
Wieso den Text ändern?
Lass' ihnen doch die Freude an der Erinnerung an frühere Zeiten. Viele von ihnen haben das Lied wahrscheinlich als Jugendliche gesungen und wenn Du den Text jetzt änderst, ist das bestimmt kontraproduktiv.
Außerdem hat man im Altenheim immer häufiger immer weniger Grund zum schmunzeln. Ein weiterer Grund, den Text zu lassen.
Gott zu loben ist eine Herzenssache. Auch - oder vielleicht sogar: gerade - Senioren haben sich ein jugendliches Herz bewahrt, wenn es um das Lob Gottes geht.
Neee - ich würde den Text nicht ändern wollen...
LG
Aeoline
Georg Geßner können wir leider nicht mehr fragen....
"jugendlich" Stand zur Zeit des Texters für " erneuern", Chor wohl für Gemeinschaft. Ich verstehe das jetzt so:
"Lobt froh den Herren, eure Gemeinschaft, die verkrustete Strukturen und Gepflogenheiten über Bord wirft, er höret gerne ein frohes Lied zu seiner Ehre. Lobt froh den Herrn und nicht so griesgrämig wie bisher."
Die Melodie von Nägeli dazu sollte um 1800 auch sehr mutig und fortschrittlich gewesen sein.
Lobt froh den Herrn... ist eines der Lieder, bei dem ich in unseren Gemeinden auf brachiale Stimmgewalt bauen kann. Gerade in Festgottesdiensten scheint es unter anderen altertümlichen Schleifern der Klassiker zu sein. Solange es diese alten Lieder gibt, wird auch noch mitgesungen. Ich muss gestehen, dass mir das neue Gesangbuch etwas Angst macht - ich höre schon das leise Wimmern der Gemeinde, wie es bei neuen Liedern, insbesondere bei Liedern mit "moderner" Melodiestruktur, immer kommt. Oh mein Gott... Hals und Stimmbruch... :help:
#13 RE: Tonumfang der singenden Gemeinde
@Abstrakte, Stw. "Lobt froh".
Eine nette Interpretation des Gessner-Textes, die allerdings an den Intentionen des Textdichters vorbei zielt. Georg Gessner (1765-1843), Pfarrer am Großmünster zu Zürich, war eher das genaue Gegenteil eines "Gemeindereformers". Er versuchte, ganz Zeitgeistritter des ausgehenden 18. Jh, die Emanzipation der Naturwissenschaft mit einer "christlichen Herzenfrömmigkeit" in Einklang zu bringen. Grob vereinfachte Grundthese: Gott offenbart sich nicht nur in der Schrift, sondern vor allem in der Ordnung und Gesetzmäßigkeit der Natur. Angesichts der erkennbaren Größe Gottes kann der Mensch nur in ehrfürchtige Anbetung versinken.
Geistliche Liedtexte dieser Zeit haben oft "belehrenden" oder stark moralisierenden Charakter. Die philosophische Denkschule basiert auf dem Idealismus eines Leibniz und dem Humanismus eines Schiller. Gessners Lebenszeit reicht weit in eine Epoche, die man kulturhistorisch als "Biedermeier" bezeichnet. Die Theologen entdeckten eine "neue Innerlichkeit" und eine Vorliebe für das "christliche" Mittelalter, dessen Frömmigkeit stark idealisiert, im (gar nicht so seltenen) Extremfall verkitscht wurde - bei den Katholiken vor allem auf dem üppig wuchernden Acker der "Marienminne".
Gessners Hymnus ist also keine Reform- oder gar Revolutionshymne. Sie ist vielmehr Ausdruck einer biedermeierlichen Betulichkeit - mit stark idealisierender Tendenz.
Prominentester Vertreter dieser Geisteshaltung war - eine Generation vorher - Christian Fürchtegott Gellert. ("Die Himmel rühmen". Seine Nachdichtungen vieler Psalmen haben eine sprachliche Ästhetik, die mich persönlich durchaus anspricht. Wiewohl die Inhalte Fragen aufwerfen, die heute keiner mehr stellt.
-Modus aus.
FG
Michael
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