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BuxWV 149
Obwohl ich das g-moll-Präludium mit den beiden, durch den Allegro-Teil getrennten Fugen eigentlich schon jahrelang "Draufhabe", ergeben sich beim wiederholten Studium des Textes zuweilen neue, offene Fragen. Gerade Buxtehude ist ja kein bißchen trivial, was die Linienführung (die weniger Linie als eher tricky Artikulation darstellt) betrifft. Insofern habe ich ihn inmitten meiner Zweifeln eben "nicht drauf".
1. Fuge, Takte 40 und 47: Ich habe mich durchgerungen, das jeweils letzte Viertel in beiden Takten als deutlich abgesetzten Auftakt zu betrachten.
a) liege ich schief, b) kann man so machen, c) genau richtig.
Sorry, daß ich das Forum dafür mißbrauche, aber quäle mich damit schon eine Weile, und was ich an Beispielen gehört habe...: Genau an diesen beiden Stellen mogeln sich viele durch, gerade die *grusel* Legatospieler.
Danke für konstruktives Zusammenstauchen!
Hallo,
Zu Lebzeiten des barocken Herrn Buxtehude war das staendige Legatospiel noch keine Mode, sprich er war verstorben bevor man sich dies " Schlafmittel " in den Kopf setzte. Es entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts und duerfte damit ein Teil der Romantik sein. Also keine Sorge und Mut zum Non Legato. [smile]
Und ausserdem bleibt uns allen ein bisschen kreativer interpretationsspielraum.
Gruss Offenbass
#5 RE: BuxWV 149
Kann ich durchaus nachvollziehen, wenn Du den D-Dur auf das letzte Viertel in T43 genauso behandelst. Noch schlüssiger wird es, wenn Du die erste Halbe im Thema von Anfang an etwas absetzt.
In meiner Studienzeit gab es Kriege um dieses Stück - ob die Sextolen am Anfang aufktaktig oder volltaktig zu phrasieren sind, ob es nicht doch verkappte Sechzentel-Triolen sind usw.
Ich behaupte ja bis heute, es ist einfach ein wundervolles Stück Musik - und für mich erst in sekundärer bis quartärer Linie Objekt musikwissenschaftlicher Spekulation. Gerade beim g-moll gibt es m.E. eine Menge überzeugender Lösungen.
Für mich muss heraushörbar sein, dass und was sich der Interpret dabei gedacht hat. Dabei mach ich die sture non-legato-Hackerei, die in manchen Kreisen gerade Kult ist, genauso wenig wie das "legato absolu" das man in meiner zarten Jugend für der Weisheit letzten Schluss hielt - wiewohl ich nach wie vor der Meinung bin: beherrschen sollte man es schon.
FG
Michael
Zunächst erst einmal vielen Dank für Eure konstruktiven Bemerkungen.
Das Thema "Legatospiel" stand eigentlich nicht zur Debatte, da sind wir uns wohl einig.
In der Tat ist das g-moll (für mich) mit das "bunteste" an Spannungen, was Buxtehude geschrieben hat. Daher glaube ich, daß es ein so virtuos-rasches Tempo, wie es oft zu hören ist, sowieso nicht verträgt: Die polyphonen Linien fliegen dann am Hörer unbemerkt und geradezu vergeudet vorbei, lassen sich dabei auch nicht so spannungsvoll wiedergeben.
@Michael: Der D-Dur Auftakt (letztes Viertel T. 42, nicht 43) zwingt ja direkt zum vorherigen "Luftholen". Zudem bin ich so fies und spiele eingangs das gesamte Fugenthema in einem Portamento wie einer, der neugierig in den Wald hineintappert und erst mal naiv gucken will, was dort los ist, dann erst die anderen hinzukommenden Stimmen "einsammelt".
Eure goldenen Meinungen zusammengefaßt: Man spiele, wie man's fühlt. Ist ja wohl auch richtig.
Und für musikwissenschaftliche Petitessen ist das g-moll außerdem viel zu schade...
#7 RE: BuxWV 149
Wie gesagt: Es gibt mindestens zwei Dutzend Lösungen, dieses herrliche Stück spannend zu spielen.
Ich fasse die erste Fuge als it. Canzonentypus auf und spiele eher großräumig mit einem (im Idealfall schön rund singenden) Prinzipalchor ohne Mixturen. Die Punktierungen der 2. Fuge spiele ich sehr scharf und am liebsten mit einer Mischung aus Zungen und Mixturen - ohne jede Labialabdeckung. Das muss ganz herb "kesseln", einem französischen "Grand jeu" ähnlich. Erst am Schluß fülle ich dann mit dem Prinzipalchor auf. Bei den Sextolen habe ich mich für eine Phrasierung entschieden, die das erste 16tel jeder Gruppe leicht abesetzt und sperrt. Die Tempi diktieren ohnehin Raum und Instrument.
FG
Michael
Hallo,
leider ist diese tolle Stück für den Gottesdienst ja zu lang. Bei einer Firmung habe ich daher die einleitende Toccata zum Einzug des Bischofs gespielt, die 1. Fuge, die ich eher meditativ nehme, zur Kommunion, das Allegro, die 2. Fuge und das toccatenhafte Finale zum Auszug.
Ein paar Anmerkungen zu den 2 Dutzend Möglichkeiten:
* Die Sechstolen am Anfang gliedere ich in 4 + 2, wobei ich den 1. in der 4-Gruppe absetze bzw. betone. Das folgt dem Lindemann-Manuskript, die die ältesten Überlieferung des Stückes darstellt (ja, sorry, ich habe in der Dissertation von Michael Belotti, &bdquoDie freien Orgelwerke Dieterich Buxtehudes", viel herumgelesen). Das Pedal registriere ich - soweit das geht - mit starken 16 und 8 Füßern, wenn möglich Zungen, wenn es eine 32' Zunge gibt, ist sie herzlich willkommen (ich muss mal wieder nach Barth: http://www.ev-kirche-barth.de/frame_re/m...disposition.htm).
* Die 1. Fuge zurückhaltend, nicht zu schnell, Flöte 2+4 oder so ähnlich. Oder auf 4 Fuß Prinzipalbasis. Vielleicht geht auch mal eine zurückhaltende 8' Zunge wie beim D-Dur, müsste ich mal ausprobieren.
* Ich setze im Thema der 1. Fuge ab, wenn es nach unten geht, also etwa nach b' und bzw. vor fis' in Takt 23.
* In Takt 40 und 47 würde ich das letzte Viertel eher nicht absetzen.
* Im Allegro nehme ich die untere Stimme komplett ins Pedal, auf unserer Orgel nehme ich dazu Fagott 16', also so wie ein Kontrabass bzw. BC. Allerdings habe ich das fast noch nie ohne Fehler hinbekommen, schon gar nicht vor Publikum.
* Die 2 Fuge hat für mich trotz der altertümlichen Form einen enorm starken "Drive", ich registriere Prinzipalchor ohne Mixtur.
* Takt 151ff versuche ich die Linie der Viertel gut herauszuarbeiten. Und am Schluss kann es tosen.
Da dei Bxutehide-Präludien ja möglicherweise aufgeschrieben Improvisationen sind, Buxtehude seine Präludien nie in Druck gegeben hat und die ältesten Überlieferungen meist aus dem Besitz seiner Schüler stammen, kann man sich alle Freiheiten nehmen.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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