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Wieviel Gemeindegesang verträgt ein Gottesdienst?
Gerade lausche ich auf Radio Burgenland der Messübertragung (die Predigt war Spitzenklasse!). Ein Chor singt eine Byrd-Messe und zur Gabenbereitung eine Tallis-Motette - alles wunderschön. Zu Beginn sang die Gemeinde GL 160, zwei Strophen, nach der ersten Lesung einen Kehrvers, vorm Evangelium einen Ruf. Ich nehme an, dass es noch einen Dankgesang nach der Kommunion geben wird.
Im Vergleich dazu gab es in meiner Gemeinde heute richtig volles Programm, inkl. bischöflich vorgeschriebenem Tedeum anlässlich der Wahl von Papst Franziskus.
#2 RE: Wieviel Gemeindegesang verträgt ein Gottesdienst?
Ich kannte einen der Väter des GL (alt), den Mainzer Liturgiewissenschaftler und Domkapitular Prof. Günter Duffrer. Er war selber auch ein ganz guter Organist und liturgischer Sänger. Eine seiner - auch in der Sekundärliteratur zum GL niedergelegten - Thesen lautete: Der Chor soll das Proprium, die Gemeinde das Ordinarium singen. An den Festen mit ihren geprägten Liedern dürfe dieses Prinzip natürlich durchbrochen, bzw. umgekehrt werden.
Wir achten immer sehr darauf, dass auch bei Choreinsatz die Gemeinde viel singen darf. Das führt dazu, dass wir GD-Besucher aus Nachbargemeinden haben, die öfter mal in die Wichernkirche kommen, weil da viel und kräftig gesungen wird. Natürlich wird bei uns auch theologisch seriös gepredigt ...
LG
Michael
Ich bekenne mich diesbezüglich auch zum Prinzip der Ausgewogenheit. Die Aufteilung Proprium/Gemeinde und Ordinarium/Chor finde ich durchaus praktisch, wobei ich dafür votiere, entweder Gloria oder Sanctus der Gemeinde zu überlassen - sofern es sich beim Ordinarium nicht um eine besonders hochkarätige Chormesse handelt.
Meine Frage aus dem Eröffnungsthread zielt auch ein wenig in Richtung Repertoire-Sicherung. Wenn ich davon ausgehe, dass zu allen geprägten Zeiten des Kirchenjahres zumindest eine Sonntags- bzw. Feiertagsmesse mit NGL und Pfarrband bestritten wird, muss man schon recht genau kalkulieren, wenn alle Lieder des gemeindegesanglichen Repertoires zum Zuge kommen sollen. Im Advent 2013 verbleiben nach dieser Rechnung drei Sonntage, von denen einer auch noch mit dem Hochfest Mariä Empfängnis zusammenfällt. Da wird es schon eng, wenn alle in der Gemeinde bekannten Adventlieder ausgeschöpft werden sollen.
#4 RE: Wieviel Gemeindegesang verträgt ein Gottesdienst?
Gibt's denn bei Katholens keine Werktagsgottesdienste und keine Roratemessen mehr im Advent?
Ich war ja vor einem halben Jahrhundert Orgelschüler eines kath. Kantors und habe in dieser Zeit und noch als Jungstudent jede Menge Werktagsgottesdienste in den kath. Kirchen meiner Heimatstadt und in den umliegenden Nestern beorgelt. Ist das alles dem - aus bekannten Gründen - herrschenden Personalmangel zum Opfer gefallen?
In meiner Heimatstadt gab es in den 60er und 70er Jahren jeden (Werk-)Tag Messen für die Verstorbenen irgendwelcher Familien. Da ging nicht nur der ganze Clan hin, sondern auch Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen. Wenn da Messe war für ein ehemaliges Mitglied der Hautevolée (ich meine damit nicht das Requiem, zu dem sowieso die halbe Stadt kam), möglicherweise noch ehemals Multi-Vereinsmeier, dann war die Bude voller als im Hochamt am x-ten Sonntag im Jahreskreis. Ich habe in dieser Zeit die kath. Kirche im wesentlichen als "Totenkult" wahrgenommen. Man ging in diese Werktagsmessen im wesentlichen, um des Toten zu gedenken und seiner Familie Solidarität zu bekunden. (Natürlich auch, um zu sehen und gesehen zu werden. Meine Mutter wusste immer ganz genau, wer in der Messe für wen gewesen war - und vor allem: wer nicht!) Auf dem Kirchenzettel stand hinter jeder Messe: "für Verstorbene der Fam. X". Scheint wohl vorbei zu sein ...
LG
Michael
Offenbass 32
(
gelöscht
)
#5 RE: Wieviel Gemeindegesang verträgt ein Gottesdienst?
Die Werktagsmessen gibt es natürlich noch. Bei uns ist einmal die Woche werktags eine Frühmesse um 6. Die muss notgedrungen meist ohne Orgel auskommen, da ich zu der Zeit zur Arbeit fahre. Weiterhin ist jeden Freitag abends ein Werktagsgottesdienst-mit mir. Und dann halt noch die Sonnabende bzw. Die Sonntage. Früher gab es sonntags dann noch eine Aussetzung des Allerheiligsten, die ist ab auch schon gecancelt.
Zitat von Wichernkantor
Gibt's denn bei Katholens keine Werktagsgottesdienste und keine Roratemessen mehr im Advent?
Doch, gibt es - noch...
Werktags unterm Jahr kommen ca. 5 - 7 Leute, zur Rorate etwa 20.
Bei den Roraten wird bei uns gesungen, werktags nicht mehr - auf Wunsch der alten Omis, die es stimmlich nicht mehr drauf haben. Im Prinzip schleift sich schon einige Jahre lang eine christliche Sonntagskultur ein, die den Sonntag als ausschließlichen Gottesdiensttag betrachtet.
Die von Michael ins Treffen geführten Messintentionen versammeln sich ebenfalls hauptsächlich bei den Sonntagsmessen.
#7 RE: Wieviel Gemeindegesang verträgt ein Gottesdienst?
Gottesdienst ohne GESANG? Das ist ja der pure Horror ...
Wir haben in einem großen Seniorenzentrum eine zweite Predigtstelle. Da kriegen die meisten GD-Besucher nicht mehr mit, ob, was und worüber gepredigt wird. Aber beim Singen - da leuchten auch die Augen der Tiefdementen (ich meine das keineswegs abwertend, sondern als medizinische Zustandsbeschreibung) - auch wenn die Stimme nicht mehr mitmacht.
Ich wurde schon ein paarmal gefragt, warum ich mir DAS antue. Ich halte es für sinnstiftender, mit diesen Menschen zu singen und sie dabei zu begleiten, als ein paar größere Repertoireschinken unfallfrei zu spielen und mich dafür beklatschen zu lassen ...
LG
Michael
Zitat von Gemshorn
Ich bekenne mich diesbezüglich auch zum Prinzip der Ausgewogenheit.
finde ich gar nicht so sehr innerhalb der einen Messe sondern vor allem im Lauf des Jahres wichtig.
Ich habe gestern abend Gregorianik gesungen. Das aber durchgängig und mit lateinischer Messe. Die Leute wussten es vorher, die Interessierten kamen und die anderen kamen wann anders.
Wenn bei uns der Chor singt, dann mindestens das gesamte Ordinarium ohne Ausnahme und meist noch einen Antwortgesang o.ä. Dann bleiben für den Gemeindegesang immer noch vier Lieder. Im Blättchen steht dann "Chor singt xyz-Messe" und wer lieber mehr singen mag, kann eben Samstag abend kommen.
Gleiches gilt natürlich, wenn die NGL-Fans ihren Klampfengottesdienst veranstalten.
Man kann es nicht allen auf einmal Recht machen und ich finde es wichtig, dass jeder Geschmack getroffen wird, ohne einen Brei zu veranstalten.
Werktags gibt es Messfeiern aber nur zu besonderen Anlässen begleiteten Gesang (was aber eher am Gemeindebudget liegt).
Zitat von Gemshorn
Da wird es schon eng, wenn alle in der Gemeinde bekannten Adventlieder ausgeschöpft werden sollen.
Dann ist das Repertoire zu mächtig [wink]
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