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Hoffrichter C-216/220 vorgestellt
Hiermit möchte ich eine neue, kleine, Hoffrichter Orgel vorstellen, die kürzlich für eine Friedhofskapelle angeschafft wurde.
Die Kapelle ist ein sehr heller Raum mit etwa 80 Sitzplätzen, die Decke bildet das spitz zulaufende Satteldach, so daß auch ein recht ansehnliches Raumvolumen mit etwas Nachhall (1-2 Sekunden) vorhanden ist, also eigentlich schon ein Lichtblick unter den Trauerhallen (wer öfter auf einem Friedhof spielt, kann sich sicher vorstellen, was ich meine&hellip. Die alte Orgel stand in einem Nebenraum, der durch eine Art Jalousiegitter von der Kapelle getrennt ist. Dort beschallte die Viscount 4500 mit der üblichen „Beinbeschallung“ fast ausschließlich den Organisten, der zudem noch aus verständlichen Gründen in Blickrichtung Kapelle saß. Von einer Lautsprechererweiterung in der Kapelle hatte man wohl bisher aus optischen Gründen abgesehen. Da die Viscount nun immer häufiger unter Kontaktproblemen an Manualen und Pedal litt, sollte also auch ein neues Instrument her.
Im Vorfeld wurden folgende Überlegungen gefasst.
Eine gebrauchte Pfeifenorgel (angemessen zur Raumgröße wären wohl so etwa unter 10 Register) wäre schön. Allerdings sind die klimatischen Verhältnisse in so einer Kapelle katastrophal: schnelle Temperaturwechsel, schneller Wechsel von Luftfeuchtigkeit (bei weit geöffneten Türen im Winter wahrscheinlich um die 20%, im Sommer ist es wegen der großen Giebelfenster in einem Tropenhaus freundlicher&hellip, das schied also aus. Eine DO sollte aber auch nicht groß sein, das wäre einfach unrealistisch im Vergleich zu einer Pfeifenorgel. Klangabstrahlung hinten (das könnte ich in etlichen Trauerhallen so gebrauchen!!!), optisch ansprechende Zusatzlautsprecher. Diverse Firmen wurden kontaktiert. Bei Hoffrichter war die rückwartige Klangabstrahlung gar kein Problem, dafür gäbe es ein Sprossengitter (sieht sogar gut aus). Außerdem wollte ich einen Subwoofer haben, da die Bässe, auch bei nur einem Subbass 16´, oft viel zu dünn oder dröhnend klingen, da fehlt es häufig einfach an echtem Grundton.
Wir haben uns dann für die kleinste 2-manualige C-216 entschieden, aber mit einigen Änderungen (trotzdem nur geringer Aufpreis!): Subwoofer im Spieltisch, 2 externe Boxen, freie Disposition und „Orgelwechsel“ wie bei der C-220 mit einem zweiten Soundmodul (dadurch mehr Polyphonie, wie Hoffrichter meinte), dafür wurde eine „extrem“ romantische Disposition mit vielen 8´-Registern (zB Flötenschwebung Unda Maris auf I + Streicherschwebung Vox coelestis auf II) entworfen, ich finde, das eignet sich einfach gut für Trauergottesdienste. Als zweites dann eine konventionelle Barock-Dispo, wenn auch mal solche Orgelliteratur gespielt werden soll (dafür gibt es dann auch noch historische Stimmungen&hellip. Beide „Orgeln“ können jeweils pro Manual geschaltet und auch gespeichert werden. Im Grunde vereinigt das Instrument jetzt also zwei völlig frei disponierte kleine Orgeln (und nicht etwa nur Varianten wie früher). Auf Hall wurde bewußt verzichtet, die Orgel soll ja im Raum klingen und nicht irgendeinen Raum darstellen.
- Positiv: Sonderwünsche waren kein Problem und wurden sehr kulant berücksichtig, solider Spieltisch, ansprechende Lautsprecherverkleidungen mit Pseudo-Pfeifen, angenehme Fatar-Tastatur (angerauht, erinnert an Knochenbelag, Standard); gutes Klangbild, aber nach meiner Einschätzung nicht besser als mein Ahlborn-Hymnus-Keyboard (Kopfhörervergleich), 10 Jahre Garantie sind glaube ich auch nicht selbstverständlich
- Negativ: schwacher Subwoofer, wirkt etwas reingebastelt, davon hatte ich mir mehr versprochen, nicht sehr große Alesis 2-Wege-Monitor-Passiv Boxen, wirken aber doch ausreichend in der Kapelle, bei starkem Lichteinfall snd die beleuchteten Registerwippen schlecht zu erkennen, verzögerte Lieferzeit und ein paar Kommunikationsprobleme
Fazit (erst mal): Ein kleinerer einheimischer Hersteller kann auf Sonderwünsche eher eingehen. Dies tut Hoffrichter sehr bereitwillig. Ich finde es auch gut, wenn damit auch noch eine Firmenvielfalt am Markt halbwegs erhalten bleiben kann. Im Kundenkontakt gibt es sicher Verbesserungsbedarf: aber mehr Personal dafür erhöht letztlich auch den Preis des Produkts.
@Gemshorn
Zum Klang des Instrumentes, natürlich sehr gerne, auch wenn ich noch ein paar Erfahrungswerte brauche:
Bei der Registerauswahl gab es keine Einschränkung, H. Hoffrichter meinte, ich könnte einfach schreiben, was ich gerne hätte, und so hat er es umgesetzt, leider konnte ich die Klänge vorher nicht hören, höchstens in seiner Firma, aber Salzwedel ist für mich ziemlich weit weg; woher er seine Samples hat und einbaut, weiß ich nicht. Jedenfalls gibt es bei den teuren Modellen auch Einzeltonsampling, aber das ist hier natürlich nicht der Fall. Die Register wirken ausgewogen, etwas zu gleichmäßig einförmig, wie bei Ahlborn auch, in den Extremlagen etwas unrealistisch. Bei der Aufstellung hatte Hoffrichter ein Intonierboard dabei, das im Schwellerkasten angeschlossen wird, damit hat er Lautstärken angepasst, ich weiß aber nicht, was noch alles möglich gewesen wäre, für mich privat hätte ich natürlich jedes Detail erfragt. An anderer Stelle habe ich schon mal gelesen, Hoffrichter sei eher "norddeutsch barock" orientiert. Ich hatte bei den Registerfarben für die Barockdispo mir eine "süDdeutsche Barockorgel"gewünscht, - falls die Schubladen stimmen also eher etwas flötig als herb, im Vergleich zu einer Johannus (aber da liegt meine Erinnerung schon etwas zurück), ist sie tatsächlich weicher im Klang, evt. hätte ich mir auch noch etwas mehr Minimalverstimmungen zwischen den Registern gewünscht ("Ensemble" bei Ahlborn, Rolands C-190 ist von vorneherein schon sehr stark auf Minimalschwebungen angelegt, paßt aber zum Vergleich natürlich auch sonst gar nicht hierher). Zu anderen Firmen fehlen mir aktuelle Erfahrungswerte, die Orgel klingt schlichtweg sehr "Deutsch", auch die romantische Dispo. Bei Bedarf könnte ich sicher gelegentlich ein paar Aufnahmen über den Kopfhörerausgang machen und als mp3 zusenden.
#4 RE: Hoffrichter C-216/220 vorgestellt
Hallo Terzzimbel,
was für technische Daten hat denn der verbaute (aktiv?/passiv?)Subwoofer (Frequenzgang und Leistung?
Der Parameter Ensemble bei Ahlborn, Roland, Viscount ist eigentlich nur etwas "auf die Schnelle. Jedes Register läßt sich bei Ahlborn ab Hymnus 1 separat verstimmen. Bei Ahlborn (ab Präludium), bei Roland Rodgers ab Eurocompact, Bei Viscount ab Prestige läßt sich jeder einzelne Ton in jedem Register Centweise auf- und abstimmen.
Bei allen drei Firmen gibt es weitere Intonationsparameter.....
Welche Dispositionen liegen denn tatsächlich bei Deiner neuen vor.
LIeben Gruß
Clemens
Hallo Clemens,
sorry, dass ich jetzt am WE wenig dazu antworten kann:
zu dem passiven Subwoofer werde ich wahrscheinlich kaum Genaues berichten können, da offenbar Selbstbau durch Hoffrichter, hat wohl weniger als 20cm Durchmesser, Konkretes, wie auch die Dispo kann ich erst sagen, wenn ich wieder vor Ort bin, auswendig krieg ich das jetzt nicht zusammen, aber wird natürlich nachgeholt [wink]
Gruß Thomas
Manualbass
Gemshorn hat an anderer Stelle auf die Hoffrichter Truhe mit Manualbaß hingewiesen. Dies hat mich daran erinnert, dass diese Funktion die C-216 auch hat, man kann auch den Tonumfang des Bassbereiches einstellen. Ich hatte vergessen, sie zu erwähnen, aber es ist leider wichtig darauf hinzuweisen: ich finde, dass sie kaum zu gebrauchen ist Die Anleitung und Hoffrichter vor Ort empfahlen "staccato"-Spiel sonst funktioniert es nicht. Dies habe ich schon viel, viel besser gelöst gespielt und ihm auch direkt gesagt. Wer es braucht, sollte die Funktion vorher testen und ggf. auf Verbesserung drängen, das sei wohl programmierbar, verhindere aber auf diese Weise ein Springen der Töne nach oben, wenn man Legato spielt.
Die Idee mit der werkweisen Verstellbarkeit der Disposition ist eine sehr klevere Idee - besonders, weil sie in den Setzer einprogrammiert werden kann. Man hat also letztlich vier verschiedene Orgeldispositionen zur Hand, was aber übersichtlich bleibt, weil es nur zwei Varianten pro Werk gibt. Klever, weil man letztlich auf den beiden Werken durch den Setzer und die zweite Dispo so flexibel war. Wenn ich das mit einer anderen Orgel vergleiche, wo das Umschalten von Disposition 1 zu 2 dann fünf Sekunden Ladezeit hat, dann lernt man solche kleinen pfiffigen Features erst richtig zu schätzen.
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