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Testbericht Content Celeste 236 R
Ich hatte heute Gelegenheit,bei Musikwolf in MöDling bei Wien die neue Celeste 236 R von Content zu testen
Mit ihren 36 Registern in 4 Intonationen (Barock, Classic, Romantisch, Symphonisch),verteilt auf 2 5-Oktaven-Manuale und (serienmäßig flaches) 30-Tasten-Pedal zu einem Preis von 7990 EU (aktualisiert 2014) bei Musikwolf,mit dem Nachsatz: "Fragen Sie nach den jeweiligen attraktiven Hauspreisen !" zielt sie auf vergleichbare Konkurrenzmodelle von Ahlborn (Präludium IV,Preis: 9500 EU) und Johannus (Vivaldi 150,Preis: 9995 EU).
Optisch gibt sich die Celeste 236 R kompakt,konservativ und schlicht-elegant.
Das Spieltisch-Gehäuse besteht laut Herrn Mag. Wolf aus massivem Holz und enthält keine Faserplatten.
Die serienmäßige Spieltischabstrahlung umfasst insgesamt 10 Lautsprecher,die praktisch nach allen Seiten abstrahlen.
Ich startete wie immer mit Albrechtsberger´s D-Dur-Präludium,zuerst in der "Classic"-Intonation,die allerdings für meinen Geschmack etwas dumpf und analog-ähnlich klingt.
Die Barock-Intonation,in der ich BWV565 spielte,wirkt für mich (im Mixturenplenum,nicht in den Grundstimmen) spitz,hart,scharf und eine Spur zu steril.
Die romantische Intonation klingt deutlich lebendiger,voller,natürlicher,das ist für meinen Geschmack die mit Abstand beste der 4 serienmäßigen Intonationen ! In dieser Intonation spielte ich ein paar weitere Albrechtsberger-Präludien und den Allegro-Teil aus Dubois´G-Dur-Toccata.
Die "symphonische" Intonation,in der ich Webber (Das Phantom der Oper) spielte,unterscheidet sich für meine Ohren nur unwesentlich von der "Classic"-Intonation.
Abschließend spielte ich ein paar Bäche in der Barock-Intonation,wobei mich die Solostimmen deutlich mehr überzeugten als der Plenumklang.
Nachdem ich den Parameter "Chorus" von 8 auf 15 (= höchster einstellbarer Wert) geändert hatte,klang die ganze Orgel gleich viel natürlicher und dabei immer noch kein bisschen "verstimmt".
Der Faltungshall verspricht (wie bei Johannus) die Akustik-Simulation berühmter Kirchen. Ob diese Akustik damit auch nur annähernd erreicht wird,wage ich allerdings zu bezweifeln (das gilt übrigens auch für Johannus).
Die Frage nach auswählbaren "Schattenregistern" aus einer Registerdatenbank wurde von Herrn Mag. Wolf verneint,allerdings ist im Prospekt sehr wohl von einer Stimmenbibliothek von 144 Registern die Rede.
Unter "wichtigste Merkmale" steht im Prospekt: "Für jede der 4 Dispositionen 450 Festregister programmierbar".
Was es damit auf sich hat,muß ich noch herausfinden.
Die Verteilung des Klanges auf die Lautsprecher kann über die Funktion "Virtual player position" in 3 Stufen (Console / Front / Church) mit einem Knopfdruck umgestellt werden.
Während bei Pfeifenorgeln meist im Kirchenschiff das Optimum hinsichtlich Klangfülle erreicht wird,klingt bei der Celeste 236 R die "Church"-Einstellung für meinen Geschmack etwas dumpf und nicht wirklich voller als die Einstellung "Console",die für sehr direkten,"knackigen" Klang sorgt. Die "Front"-Einstellung liegt klanglich irgendwo dazwischen.
Natürlich verfügt die Celeste auch über weitere Intonationsparameter wie Volumen (Allgemein und per Taste),"Contour"(Allgemein und per Taste),Fluktuation (Allgemein und per Taste),Windgeräusch(Allgemein und per Taste),Balg-Stabilität (Programm und Tiefe einstellbar),Windladenkonfiguration ...
Wie bei jeder intonierbaren Orgel,bin ich mir auch hier sicher,daß unter Ausnützung aller Möglichkeiten klanglich viel mehr herauszuholen wäre !
In der einen Stunde hatte ich leider nicht genug Zeit,alles ausgiebig zu testen und Herr Mag. Wolf scheint selbst noch nicht mit allen Möglichkeiten dieser Orgel restlos vertraut zu sein.
Die Polyphoniekapazität der Celeste ist äußerst leistungsfähig und läßt sogar Cluster (deutlich mehr als 14 gleichzeitige Töne pro Register) zu !
Das Spielgefühl auf den serienmäßigen Plastik-Klaviaturen hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich begeistert,es fühlt sich irgendwie billig an. UHT-Holzklaviaturen gibt´s in verschiedensten Ausführungen zum Aufpreis von ca. 500 EU pro Manual,das ist bei Content nur halb so teuer wie bei Johannus.
Mein Gesamteindruck:
Die Celeste hat ein im Konkurrenzvergleich durchaus günstiges Preis-Leistungsverhältnis,allerdings täten die Hersteller gut daran,die serienmäßigen Intonationseinstellungen etwas zu überdenken.
Natürlich stelle ich zugegebenermaßen hohe Ansprüche an den Klang einer Digitalorgel und würde auf diesem Planeten wohl kaum eine finden,die bereits von Haus aus genauso klingt,wie ich mir eine Orgel vorstelle !
War mit Romanus vor Ort und habe auch einige Blicke auf die Celeste geworfen, von der ich mir zugegebenermaßen viel erwartet hatte.
Im Großen und Ganzen wurde ich aber reichlich enttäuscht. Der Klang entsprach kaum meinen Vorstellungen, vieles war mir zu dumpf. Was Romanus als scharf empfand, war mir noch zu matt. So unterschiedlich sind die Ideale. Recht geben muss ich ihm aber in seiner Einschätzung der romantischen Intonation; diese klang deutlich (!) besser als die symphonische oder die Classic. Die Barockprinzipale waren mir zu weich und unkonturiert - in diesem Punkt schnitt die Clavis deutlich besser ab.
Alles in allem: Um den Preis wäre mir die Celeste niemals eine Option. Als ich heimkam und mich an die Roland setzte, fühlte ich mich wie im Himmel. Da liegen nicht nur Welten, sondern ganze Universen dazwischen... Und das bei gleicher Preiskategorie.
Alle,die es nach unserer gnadenlosen Kritik interessiert,können hier den detaillierten pdf-Prospekt zur Celeste downloaden,der übrigens nicht den Fehler in der Dispositionsliste (siehe Classic-Disposition Hoofdwerk) enthält (der von der Herstellerseite herrührt und versierten Organisten sofort auffallen wird):
http://www.kirchenorgel.at/produkte-prei...eleste-236-neu/
(Es gibt übrigens auch die Celeste 236 (ohne R) in einem preisgünstigeren,holzsparenden,offensichtlich von der Johannus Studio inspirierten Gehäuse,das mir persönlich überhaupt nicht zusagt,aber über Geschmack soll man bekanntlich nicht streiten.)
Jeder möge sich selbst sein Urteil bilden.
Oh, hat Hr. Wolf also eine neue Webpräsenz. Schick!
Schmunzeln musste ich lediglich über den Untertitel: "Österreichs größtes Zentrum für Digitale Kirchenorgeln, Truhenorgeln und historische Tasteninstrumente".
Naja, immerhin standen gestern dort ne Celeste, ne Clavis und ein älteres Modell.
Zitat von Gemshorn
Schmunzeln musste ich lediglich über den Untertitel: "Österreichs größtes Zentrum für Digitale Kirchenorgeln, Truhenorgeln und historische Tasteninstrumente".
Naja, immerhin standen gestern dort ne Celeste, ne Clavis und ein älteres Modell.
Stimmt,darüber mußte auch ich lächeln, "größtes Zentrum" scheint mir doch etwas übertrieben,aber wenn man hier die Truhenorgeln und historischen Tasteninstrumente mit einbezieht,hmm,wer weiß ?
Hr. Wolf ist ein überaus freundlicher Gastgeber und - wie mir scheint - kompetenter Ansprechpartner in Sachen Content. Sein Ausstellungsraum ist leider nicht sehr groß. Trotzdem konnte ich dort alles sehen und hören, was ich wollte.
An dieser Stelle ein öffentliches Dankeschön! [smile]
Auch von mir ein herzliches Dankeschön an Reinmar Wolf und nicht nur für die Zeit,die er sich für potentielle Kunden nimmt.
Als ich 1981 an einem Fastensonntag in der MöDlinger Spitalkirche im zarten Alter von 13 Jahren - und nicht ganz frei von Lampenfieber - meine allererste Messe begleitete,hat sich ein netter,ein paar Jahre älterer Organistenkollege und Klassenkamerad meiner älteren Cousine - ohne daß ich ihn darum gebeten hätte - die Mühe gemacht,ebenfalls zur Frühmesse (07:30) zu erscheinen,nur um mir bei meinem Organistendebut als Registrant beizustehen. Er hätte auch jederzeit rettend einspringen können,wenn ich der hohen Aufgabe nicht gewachsen gewesen wäre,aber das war gar nicht nötig.
Es war derselbe,vielseitige Reinmar Wolf,der heute Direktor der Beethoven-Musikschule und langjähriger Titularorganist der großen Stadtpfarrkirche St.Othmar in MöDling ist,Orgel und Klavier unterrichtet,Konzerte gibt,CDs verschiedenster Musikrichtungen einspielt und nebenbei Musikinstrumente verkauft und mit seinem Keyboard als Entertainer auf privaten Feiern zum Tanz aufspielt.
Nicht daß er seinen akademischen Titel als Statussymbol nötig hätte,ich wollte ihm damit einfach nur das bisschen Höflichkeit und Respekt entgegenbringen,das er anderen Menschen ebenfalls entgegenzubringen pflegt,denn Respekt und Höflichkeit sind keineswegs eine Selbstverständlichkeit,wie man immer wieder sieht.
Wie heißt es doch so treffend: Homo homini lupus est. Der Mensch ist dem Menschen ein - Wolf ! [wink]
Zitat von Romanus
Die Polyphoniekapazität der Celeste ist äußerst leistungsfähig und läßt sogar Cluster (deutlich mehr als 14 gleichzeitige Töne pro Register) zu !
Exakt besitzt die Celeste eine 24-stimmige Polyphonie pro Register, wie mir mein linker Unterarm und ein Finger der rechten Hand bewiesen.
Der 25. Ton ist dann wirklich "weg", aber wer spielt schon 6-händig?
Wie ich heute zufällig bemerkte,hat Reinmar Wolf (angeregt durch Kisselbach´s Angebot ?) den Preis für die Celeste 236 R von ursprünglich 8690 auf 7990 EU gesenkt.
Der Abstand zu Kisselbach´s Angebot wurde damit wesentlich reduziert und der Hauspreis dürfte noch deutlich darunter liegen.
Die größere Schwester Celeste 340 R ist übrigens bei Wolf mit 8990 EU sogar um 5 EU günstiger als bei Kisselbach.
Zitat von Romanus
Wie ich heute zufällig bemerkte,hat Reinmar Wolf (angeregt durch Kisselbach´s Angebot ?) den Preis für die Celeste 236 R von ursprünglich 8690 auf 7990 EU gesenkt.
Deutet in meiner Interpretation eher darauf hin, dass die Celeste zum vormaligen Preis schlicht unverkäuflich war. Geht es nach meinen Ohren, wüsste ich gar nicht, wohin der Preis noch fallen müsste, dass dieses Instrument für mich in Betracht käme.
Zitat von GemshornZitat von Romanus
Wie ich heute zufällig bemerkte,hat Reinmar Wolf (angeregt durch Kisselbach´s Angebot ?) den Preis für die Celeste 236 R von ursprünglich 8690 auf 7990 EU gesenkt.
Deutet in meiner Interpretation eher darauf hin, dass die Celeste zum vormaligen Preis schlicht unverkäuflich war. Geht es nach meinen Ohren, wüsste ich gar nicht, wohin der Preis noch fallen müsste, dass dieses Instrument für mich in Betracht käme.
Na wehe mir,wenn ich sowas über eine Johannus schreiben würde,ich schätze mal,dann gäb´s Hausverbot auf Lebenszeit.
Ich fand speziell die romantischen Samples der Celeste sehr überzeugend,für mich um Klassen besser als jene der deutlich teureren Johannus Vivaldi.
Du fandest doch die kleinere Clavis ziemlich gut,als wir gemeinsam dort waren,remember !
Eigentlich unlogisch,wieso sollte das größere,anspruchsvollere Modell desselben Herstellers den schlechteren Klang haben ?
Ich schätze mal,das ist alles eine Frage der Intonation,ich bin mir sicher,mit einer ausgeklügelt schlechten Intonation könnte man wahrscheinlich sogar eine Pfeifenorgel wie eine Analogorgel klingen lassen.
Die Werkseinstellung der Celeste würde ich zugegebenermaßen auch nicht blind übernehmen,aber an der Qualität der Samples gibt es für mich nichts auszusetzen und mit diesen Intonationsmöglichkeiten läßt sich individuell sehr viel herausholen.
Wenn´s nach dem serienmäßigen Klang geht,dürfte ich mir überhaupt nur eine Pfeifenorgel kaufen (und selbst die wird gewöhnlich an ihrem Bestimmungsort nachintoniert),gesetzt den Fall,ich hätte die finanziellen Mittel und daheim die Akustik dazu,aber deshalb gibt es ja reichhaltige Intonationshilfen. [wink]
Zitat von Romanus
Na wehe mir,wenn ich sowas über eine Johannus schreiben würde,ich schätze mal,dann gäb´s Hausverbot auf Lebenszeit.
Unsinn... [grin]
Zitat von Romanus
Du fandest doch die kleinere Clavis ziemlich gut,als wir gemeinsam dort waren,remember !
Ja, um den kleinen Preis und in der Klasse der Einmanualigen fand ich die Clavis durchaus eine Überlegung wert.
Zitat von Romanus
Eigentlich unlogisch,wieso sollte das größere,anspruchsvollere Modell desselben Herstellers den schlechteren Klang haben ?
Ich weiß nicht, wieso. Aber genau das war mein Eindruck.
Zitat von Romanus
Ich schätze mal,das ist alles eine Frage der Intonation
Ich habe das Intonationsmenü durchsucht; die darin eingebetteten Parameter reichten mir nicht aus, den Klang signifikant zu verbessern.
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