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Organistenmangel
Außerdem sollte es eine Erschwerniszulage geben für das Spiel auf historischen Instrumenten mit eingeschränkten Manual- oder Pedalumfängen, mit historischen Stimmungen usw. Natürlich alles fein säuberlich gestaffelt. Wir sehen: Die Arbeit geht den Kollegen in den kirchlichen Ämtern u. Behörden nicht aus.
#17 RE: Organistenmangel
Hmmm.. Da bin ich direkt mal froh, dass wir hier das ehrenamtlich machen - ohne grosse Diskussionen über Vergütungen oder Bevorzugung etc.... Wir sind dann zwar nächstes Jahr nur noch zu dritt (bisher vier) zum Abwechseln, aber das war bisher auch kein Problem.... [wink]
Jürgen
Diese penible Staffelung halte ich auch für überflüssig. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass für den Dienst eine kleine finanzielle Anerkennung (die die Kosten defintiv nicht deckt) drin sein sollte. Dieses Ehrenamt (und das ist es bei mir dennoch, denn alles was über den Übungsleiter-Pauschbetrag hinausgeht erfolgt kostenlos) Immerhin ist dieses Hobby, was z. B. die Anschaffung von Noten anbelangt, nicht gerade billig und der Zeitaufwand ist immens, es bleibt ja nicht beim üben. Wenn ich Wochends Dienst hab, bereite ich mich mindestens eine Woche täglich darauf vor. Bei "Sonderveranstaltungen" wie Hochzeiten gebe ich mich mit 16,75 € nicht zufrieden, da erfolgt die Abrechnung auf VB direkt.
Zitat von jogo31
Allerdings bin ich schon der Meinung, dass für den Dienst eine kleine finanzielle Anerkennung (die die Kosten defintiv nicht deckt) drin sein sollte. (...) Bei "Sonderveranstaltungen" wie Hochzeiten gebe ich mich mit 16,75 € nicht zufrieden, da erfolgt die Abrechnung auf VB direkt.
Völlig korrekt. Dafuer: Der Pfarrer predigt schließlich auch nicht für ein "Vergelt's Gott".
Gerade bei Hochzeiten wäre ich idR "gnadenlos". Das Brautpaar gibt in diesen Tagen in Summe wahrscheinlich im Schnitt ca. 10000-20000 EUR für Party, Kleid, Blumen, Essen, Suff, Hochzeitsreise etc. aus, da muss für die Kirchenmusik schon etwas mehr drin sein als ein gönnerhaft zugestecktes Trinkgeld. Insbesondere habe ich immer deutliche und dem Zusatzaufwand angemessene Zuschläge verlangt, wenn es Sonderwünsche gab oder jmd. auf der Orgel begleitet werden sollte (z.B. "Das ist Tante Lisbeth, die wird noch das schöne Titanic-Lied singen, Noten haben wir leider keine für Sie, aber Sie kriegen das doch bestimmt hin, aber bitte proben Sie vorher mal mit ihr, sie hat nämlich schon lange nicht mehr gesungen, och bitte das wär uns sooo wichtig...". Je größer die Zumutung, desto höher der Preis...
Genauso siehts aus. Wobei ich am liebsten noch Schmerzensgeld für das umpfzigste Absingen von "You Never Walk Alone" oder des bekannten Beerdigungs...,Verzeihung, Hochzeitsliedes "So nimm denn meine Hände", sowie das Zwangsabspielen Lohengrins, berechnen würde. [grin]
Als ich allerdings mal die Ouvertüre des Phantom der Oper zum Einzug spielen sollte, kein Scherz, habe ich gestreikt. rgel:
Heute "Durfte" ich meine Vertretungsorgel für eine meiner Christmetten kennen lernen. Bei so einem Instrument brauch man sich über Nachwuchsmangel nicht wundern. Für den Raum trotz kleiner Disposition viel zu lautes pneumatisches Teil mit folgenden Registern.
Reiser, Biberach
I. Manual
1. Prinzipal 8'
2. Gedackt 8'
3. Gambe 8'
4. Oktave 4'
5. Mixtur 1 1/3'
II. Manual
1. Flötenprinzipal 8'
2. Spitzgambe 8'
3. Gemshorn 4'
4. Blockflöte 2'
Pedal
1. Zartbass 16'
2. Subbass 16'
3. Oktavbass 8'
Koppeln:
I/I 4'
II/I 8'
II/I 4'
II/I 16'
I/Ped
II/Ped
Spielhilfen:
Crescendo-Tritt/ - Hebel
Feste Kombinationen:
Piano, Forte, Tutti
Auslöser:
FK ab
Crescendo aus
Pedal ab (bei FK: Piano)
Naja, mach ich man das Beste draus... rgel:
Zitat von Gemshorn
O selige Zustände. Hätte ich nur so eine Orgel vor Ort.
So unterschiedlich kann die Einschätzung geraten; kommt immer darauf an, worauf man selber sitzt.
Ich bin selbst schon auf bzw. an einer Dr-Böhm-Orgel gesessen Also ich bin durchaus einiges gewohnt. [grin]
Ich überleg grad, wie das bei uns so ist. Also in dem Örtchen, wo ich wohne, hat's tatsächlich grad keinen Organisten. Zumindest keinen fest nebenamtlich angestellten. Derjenige, der es gefühlte Jahrhunderte gemacht hat, ist irgendwo in den 70ern und kriegt keinen Vertrag mehr.
Es gibt noch so 2-3 Schüler, die ab und an mal spielen.
Als ich vor ein paar Monaten fallen ließ, daß ich gern wieder Orgel spielen würde, hätt man mir bald blind nen Vertrag angeboten. Da mußte ich erstmal abwehren, daß mir ungefähr 12 Jahre Spielerfahrung fehlen...
In meiner Heimatgemeinde ist es indes so, daß die Organistin sehr eigen ist, was "ihre" Orgel angeht. Schon vor 20 Jahren durfte ich erst nach intensiver Einweisung an die Orgel, und wehe, ich hab mal irgendwo vergessen, ein Lämpchen auszuschalten. Die Gute wird auch an ihrer Bank sitzen bleiben, bis sie eines Tages vor Altersschwäche runterfällt. Das ist nicht gegen sie persönlich, ich kenne und schätze sie nun schon 28 Jahre lang. Aber sie könnte ein wenig lockerer werden und auch mal die jungen Wilden machen lassen... War sie schließlich selber mal (sie hat die Stelle mit Ende 20 angetreten).
Zitat von jogo31
Bei so einem Instrument brauch man sich über Nachwuchsmangel nicht wundern. Für den Raum trotz kleiner Disposition viel zu lautes pneumatisches Teil mit folgenden Registern.
Reiser, Biberach
I. Manual
1. Prinzipal 8'
2. Gedackt 8'
3. Gambe 8'
4. Oktave 4'
5. Mixtur 1 1/3'
II. Manual
1. Flötenprinzipal 8'
2. Spitzgambe 8'
3. Gemshorn 4'
4. Blockflöte 2'
Pedal
1. Zartbass 16'
2. Subbass 16'
3. Oktavbass 8'
Koppeln:
I/I 4'
II/I 8'
II/I 4'
II/I 16'
I/Ped
II/Ped
Spielhilfen:
Crescendo-Tritt/ - Hebel
Feste Kombinationen:
Piano, Forte, Tutti
Auslöser:
FK ab
Crescendo aus
Pedal ab (bei FK: Piano)
Naja, mach ich man das Beste draus... rgel:
Sei mal nicht so unbescheiden !
Okay,das ist wohl keine ideale Bach-Orgel und französisches Barock kannst du dir damit abschminken,aber z.b. für deutsch-romantische Literatur sind pneumatische Orgeln erfahrungsgemäß nicht schlecht geeignet und werden dafür auch bei CD-Einspielungen immer wieder gern verwendet. Du hast hier immerhin Oktavkoppeln und Crescendo,damit kannst du sogar Reger spielen,was z.b. mir auf meiner barocken Dienstorgel so gut wie unmöglich ist.
"Zu laut" sollte kein Problem sein,du kannst ja entsprechend sparsam registrieren.
Das Gegenteil würde mich erheblich mehr stören.
Ohne das Instrument zu kennen,nehme ich mal stark an,besser als eine Dr.Böhm ist sie allemal. [wink]
Ein richtiger Organist mit Leib und Seele kann aus einem solchen Instrument (vorausgesetzt,es ist in funktionstüchtigem Zustand) eine Menge herausholen !
Nur mal zum Vergleich: Damit habe ich angefangen:
http://www.othmar.at/musik/orgel_spk/orgel_spk.html
Ich war damals 13,Schüler,verzichtete dafür auf den einzigen Tag der Woche zum Ausschlafen und mußte sogar am Sonntag um 06:30 aufstehen,obwohl ich alles andere als ein Frühaufsteher bin,denn um 07:30 begann die Messe.
Ich hatte damals nicht mal einen Schlüssel zum Üben und habe dafür zuhause auf einem Harmonium und einer GEM F20 geübt und trotzdem hätte ich es mir nie nehmen lassen,wenigstens diese eine Stunde auf einer richtigen Pfeifenorgel zu spielen !
In diesem Sinne,nütze die Chance und mach das Beste daraus,viel Freude dabei !
(Und wenn die Orgel absolut nicht dein Typ ist,zwingt dich ja niemand,darauf zu spielen.)
Zitat von jogo31
hier unsere Vergütungssätze für nebenamtliche Chorleiter und/oder Orgelspieler:
A-Examen: 40,75 €
B-Examen, Schulmusik-Examen (Chorleitung), Schulmusik-Examen (Hauptfach Orgel zuzüglich Orgelimprovisation): 35,30 €
Studierende der Kirchenmusik und der Schulmusik (Chorleitung bzw. Hauptfach Orgel zuzüglich Orgelimprovisation)
nach bestandener Zwischenprüfung: 29,20 €
Absolventen eines Studiums Musikerziehung-/Musikhochschule: 24,65 €
C-Examen: 23,30 €
Kirchenmusikalische Teilbereichsqualifikation, Musikexamen an PäDagogischen Hochschulen: 20,10 €
ohne Examen: 16,75 €
Noch zur allgemeinen Belustigung die "Preisliste" von Peter Planyavsky, wirklich sehr schön.
http://www.peterplanyavsky.at/index.php?...id=33&Itemid=71
zum Organistenmangel:
Wenn es vielerorts wenig oder keinen Nachwuchs gibt, hängt das sicherlich einerseits mit dem Umfeld der Kirche (steht bei der Jugend nicht besonders hoch im Kurs) zusammen und beginnt allein schon mit der Bezahlung von Seiten der Kirche.
Ich würde mal behaupten, dass alle eher schlechtbezahlten Jobs wenig Prestige genießen, zumal wenn sie wenig im Fokus der Öffentlichkeit steht.
Früher war die Kirche einer der Hauptumschlagplätze für das öffentliche Musikleben, dementsprechen war das Image unbedingt besser. Wenn man heute sagt, dass man Organist ist, wird man teilweise schieft oder mitleidig angeschaut.
Deswegen schauen die Stars ja auch besonders darauf, sich von diesem Hindernis möglichst zu distanzieren.
Die Kirche müsste das Ganze wieder attraktiv machen!!
Was meint Ihr??
Gruss
Zitat von Hartmut48
Wenn man heute sagt, dass man Organist ist, wird man teilweise schieft oder mitleidig angeschaut.
Das kommt sicherlich auf das Umfeld an. Ich bin noch nie schief angeschaut worden. Im Gegenteil - viele finden es toll, wenn sich jemand an ein komplexes Instrumt herantraut.
In ein Konzert würde man die Leute allerdings auch nicht bekommen...
Zitat von Hartmut48Zitat von jogo31
zum Organistenmangel:
Ein Grund für Organistenmangel sind elitär denkende Kollegen die nur auf ihrem hohen Roß sitzen, kaum über ihren Tellerrand schauen und nur brav ihr Bächlein spielen ohne vielleicht ab und an mal einen kleinen " Tastenschabernack " einzuwerfen. Mal ehrlich...wer glaubt, mit Bach, Kinder hinter dem Ofen hervorlocken zu können der ist mit dem Klammerbeutel gepudert.
Es geht bereits damit los, Kinder an das Instrument zu lassen. Ich weiß, das ist eine Ermessensfrage...jeder denkt anders darüber, aber was soll schon kaputt gehen, solange das Kind nicht auf dem Pedal hüpft Wenn nach der Messe eine Mutter mit Ihrem Nachwuchs zu mir hochkommt und sagt: "Wir wollten mal schauen wie das hier aussieht und wo die Musik herkommt." lasse ich das Kind an der Orgel Platz nehmen und setze mich dazu. Und hier und da wird dann mal der ein oder andere Ton zusammen gespielt. Bereits drei Kinder befinden sich dadurch im regelmäßigen Orgelunterricht beim zuständigen Stadtkantor. Ich gehe davon aus, daß es hier, zu meinen Lebzeiten, keinen Organistenmangel geben wird. Kinder denen die Orgel von einem !!! freundlichen Herren oder einer freundlichen Dame !!! vorgestellt wird entscheiden sich eher dafür, das Instrument zu erlernen. Und ich bin wirklich froh, daß die Kollegen in meiner Nähe alles sehr sehr freundliche Menschen sind.
#30 RE: Organistenmangel
Zitat von Offenbass
...wer glaubt, mit Bach, Kinder hinter dem Ofen hervorlocken zu können der ist mit dem Klammerbeutel gepudert...
Das bestreite ich auf das Schärfste Man kann Kinder sehr wohl auch mit Bach begeistern! Ich habe noch gut eine Orgelweihe von 2,5 Stunden an einem Palmsonntag in Erinnerung. Da wurde die Kaffeewasserfuge gespielt. Die Kinder wippten mit ihren Palmstöcken den Takt mit und sie haben zugehört, weil es sie im Innern bewegt hat, daß die Schwingungen ihren Ausdruck im Außen fanden. [wink]
Ich habe mitunter sogar Kleinkinder beim Orgelspiel auf dem Schoß sitzen. Die legen dann ihre Hände bei mir auf die Hände und spielen mit. Sind hinterher mächtig stolz, weil sie mitgespielt haben. Das Problem sind i.d.R. die Eltern, denen es schwer fällt, ihr Kind auch mal loszulassen. Rrhabäää geht erst los, wenn sich die Eltern einmischen. Bei den Kindern habe ich sogar "echte Fans" die mich an der Orgel selbständig besuchen, weil es vorne gerade zu langweilig ist. Mit Kindern kann man richtig gut Verträge abschließen darüber, was geht und was nicht Eine Mutter meinte mal: "Bei mir folgt der nie aufs Wort" und stellte mir 4 Wochen lang sonntags den Kleinen gleich direkt an der Orgel ab. Seitdem kann er das Kreuzzeichen richtig rum und die Meßantworten gibt er auch alle. Denn er hat gelernt neben der Arbeit des Organisten betet und singt der auch noch mit. Und Orgelmusik, singen und beten macht Freude.
LG
Clemens
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