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Priester und ihre Macken
Als praktizierender Kirchenorganist muß man sich bisweilen mit kuriosen Macken geistlicher Würdenträger herumschlagen:
Unser Aushilfspfarrer (betagter,pensionierter Pfarrer einer anderen Pfarre pa: ,der bei uns ähnlich wie ein Kaplan tätig ist) legt z.b. großen Wert darauf,die Intention der Messe (z.b.: Bei diesem Gottesdienst gedenken wir besonders der verstorbenen ...) unbedingt VOR Beginn des Gabenbereitungsliedes zu verkünden.
An sich kein Problem,WENN man es 1. als Organist rechtzeitig weiß und 2. der Priester auch seinerseits diesen Vorsatz erfüllt.
Am Anfang (als ich noch nicht vorgewarnt war) tappte ich natürlich erstmal in die Falle und intonierte nach den Fürbitten wie gewohnt das Gabenlied,mit dem Erfolg daß er nach ein paar Sekunden in das Vorspiel hineinquatschte.
Also gewöhnte ich mir an,nach den Fürbitten erstmal zu warten.
Meistens wartete ich ziemlich lange,denn es dauert mindestens 10 Sekunden,bis er sich vom seinem Stuhl erhebt,langsam zum Altar schreitet,um dort den Zettel aufzupicken,von dem er schließlich die Intention abliest.
Dadurch entsteht eine peinliche Pause,in der Nichteingeweihte denken müssen,der Organist hat verschlafen. [sad]
Manchmal allerdings gibt es gar keine Intention,in solchen Fällen warte ich (ebenfalls ohne Vorwarnung) vergeblich eine gefühlte Ewigkeit,ehe ich mich dann schließlich doch entschließe,nicht länger zu warten und endlich das Lied zu intonieren.
Meistens frage ich sogar vor jeder seiner Messen,ob es heute eine Intention gibt oder nicht,aber immer denke ich auch nicht daran,v.a.,wenn ich durch andere Umstände abgelenkt werde,z.b. wenn ich dem Herrn Altpfarrer (der es sich nicht nehmen läßt,ungeachtet sängerischer Defizite das Kyrie,den Kehrvers des Antwortpsalmes und den Ruf selbst zu singen) vor der Messe die Melodie des Antwortpsalmes vorspielen muß,weil er sie nicht im Kopf hat.
Schließlich gewöhnte ich mir an,den Herrn Altpfarrer via Monitor peinlich genau zu beobachten,wie er langsam aufsteht,bedächtig zum Altar geht,dort seinen Zettel vorfindet (oder auch nicht),um einschätzen zu können,ob heute noch mit einer Intention zu rechnen ist oder nicht ... Nachdem der Monitor kaum größer ist als ein Taschenkalender,kann man darauf nicht eindeutig erkennen,ob er,am Altar angekommen,einen Zettel vorfindet oder nicht.
In letzter Zeit passiert aber immer öfter folgendes:
Ich schaue gespannt auf den Monitor,warte und beobachte,er geht zwar zum Altar,müßte schon längst seinen Zettel aufgelesen haben,aber nichts geschieht. Eine peinliche Pause entsteht.
Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit beginne ich nun doch meine Intonation,ehe dem vergeßlichen Herrn verspätet einfällt,daß es eine Intention gibt und natürlich kann diese wichtige Angelegenheit nicht bis nach dem Gabenlied warten und so muß er mich natürlich im Vorspiel unterbrechen,er sagt seinen Spruch auf und ich darf nun einen neuen Anlauf starten. [sad]
Ich verstehe das nicht: Jeder andere Priester,den ich kenne,verkündet die Intention einfach NACH dem Gabenlied und es gibt kein Problem.
Warum muß er die Intention unbedingt VOR dem Gabenlied verkünden und damit regelmäßig für peinliche Pannen sorgen ?
Wie begegnet man diesem chronisch rezidivierenden Problem am besten ?
Ich könnte ...
A) Einfach stur weiter spielen und mich nicht stören lassen.
(Dann kann er entweder anfangen zu brüllen oder bis nach dem Lied warten.)
B) Solange warten,bis ich definitiv aufgefordert werde,das Gabenlied zu spielen,egal wie lange das dauert.
(Etwas peinlich,weil es dann immer so aussieht,als hätte der Organist verschlafen.)
C) Von der Empore hinunter rufen: "BITTE DIE INTENTION NICHT VERGESSEN,HERR PFARRER !"
(Die vielleicht coolste Methode [grin] )
D) Streiken und einfach nicht mehr spielen,wenn er zelebriert.
(Dann wird es mangels eines Alternativ-Organisten in Zukunft viele stille Messen geben.)
E) Den Herrn Altpfarrer aus den erstgenannten 4 Möglichkeiten wählen lassen. (Die diplomatische Methode.)
Was würdet Ihr in dieser Situation tun ?
Ganz klar A oder D, vorzugsweise jedoch A.
Der alte Herr verhält sich höchst sonderbar und verursacht dir erheblichen Stress, den ich sogar durch das bloße Lesen deiner Schilderungen nachempfinden konnte. [sad]
Da ich in solchen Dingen recht stur sein kann, würde ich die 10 Sekunden, die er für seinen Ortswechsel braucht, für eine kurze (!) Intonation des Gabenliedes nutzen und dieses dann mit Prinzipal 8 + 4 + 2 begleitend von der Gemeinde absingen lassen. Mal sehen, ob er dagegen noch ankommt. [grin]
Vielleicht gewöhnt er es sich dann an, die Intention nach dem Gabenlied zu verlautbaren...
Da auch ich mit laufend wechselnden Pfarrern zutun hab und diese immer ihre Sonderlocken durchdrücken möchten kann ich dir sagen: Dir bleibt nur A) ... auf Zankereien würde ich mich da nicht einlassen. Wenn du angefangen hast zu spielen dann zieh auch durch. Er wird sich wohl oder übel dran gewöhnen müssen, sein Sprüchlein entweder zur rechten Zeit zu bringen oder dies an anderer Stelle nachzuholen.
#4 RE: Priester und ihre Macken
Hallo Romanus,
an Deiner Stelle suchte ich das persönliche Gespräch im geschützten außerdienstlichen Raum.
Was hat er gern?
Eine Gute Zigarre bei einem Glas Cognac -> Einladung zu Dir nach Hause.
Ein Stück Sahnetorte -> lad ihn ins Sacher ein.
Ein oder zwei Glaserl Wein -> Einladung zum Heurigen nach Grinzing Prost: .
Freut er sich über einen Besuch, weil er selbst menschlich vereinsamt -> mach einen Hausbesuch und bring ein kleines Geschenk als materiellen Ausdruck von Anerkennung und Wertschätzung mit.
Besprich erstmal kollegial allgemeine kirchenmusikalische Belange.
Was hört er an Literatur gerne? Spiel sie ihm in wohldosierter Dosis. rgel:
Wenn die Zeit reif ist, frag ihn höflich und wertschätzend respektvoll, warum er es so macht, wie er es macht. Evtl. gibt es gerade bei einem Priestergreis pa: einen für ihn echten Grund. Anschließend kannst Du versuchen Dein Anliegen vorzutragen. Im besten Falle freut er sich darüber, daß jemand mit ihm spricht, oder er ist mit seiner Intentionsansage einfach nur überfordert (kriegt er einen auf den Deckel, wenn er sie vergißt ?). Gibt es evtl. die Möglichkeit, daß der Organist die Intention über sein Kantorenmikro nach dem Gabenlied ansagt - und damit den Zelebranten entstresst?
Auch Kleriker sind für Komplimente empfänglich. Ob wir es nun wollen oder nicht, wir müssen die Menschen, die uns ggf. "störend" im Wege stehen, so verbrauchen wie sie sind - Wir kriegen keine anderen [wink]
Gutes Gelingen
Clemens
Zitat
Evtl. gibt es gerade bei einem Priestergreis pa: einen für ihn echten Grund.
Vielleicht ist es einfach nur Entschleunigung. Genau das war z.B. vor einiger Zeit ziel einer kleinen Lithurgiereform in der NAK. Ich musste ein wenig daran gewöhnen, empfinde aber inzwischen an einigen Stellen im GD ein paar Gedenksekunden lang Stille als äußerst wohltuend.
Ich gebe dir aber völlig recht mit dem unguten Gefühl, an der Stelle immer wieder unwissend in der Luft zu hängen, das ist wirklich nicht schön. Ich finde Clemens' Vorschlag großartig.
Auch ich empfinde einige Momente im GD, an denen auch einfach einmal Stille herrschen kann (darf) als äußerst gewinnbringend.
[schild=1,0,000000,C0C0C0]Pssssst....[/schild]
Ein GD sollte nicht von vorne bis hinten durchorganisiert und frei von spontaner Variation sein. Die angesprochene Liturgie-Reform in der NAK bietet dafür einige Möglichkeiten.
"Stille" darf also gerne Teil des spirituellen Ausdrucks in einem Gottesdienst sein. Wenn "Stille" natürlich regelmäßig wiederkehrend aufgrund Missverständnissen zwischen Geistlichem und Organisten auftritt - so wie in Romanus' Eingangspost beschrieben - dann empfehle ich Clemens' Vorschläge...
...ggf. ergänzt um ein Glas schottisches Lebenswasser...
Prost:
LG
Aeoline
Ich würde davon absehen, einem betagten alten Pfarrer noch irgendwie belehren zu wollen. Laß ihn es so machen, wie er es für richtig hält - man bricht sich dabei keinen Zacken aus der Krone. Und wenn er nicht schneller zum Altar kommt - na und? Ein wenig Stille im Gottesdienst kann gut tun.
Stille ist kein Wert an sich.
Allenfalls in ihrer Spielart als "gefüllte" Stille, innere Sammlung, bewusstes meditatives Innehalten - oder wie immer man es nennen mag.
Jemandem beim endlosen HerumtröDeln zusehen zu müssen, nervt in den meisten Fällen. Stille degeneriert in solchen Situationen rasch zum sinnlosen Leerlauf, der nur an den Nerven zerrt.
Zum Ausgangspunkt von Romanus: In bereits begonnenes Orgelspiel "reinzuquatschen" empfinde ich als grob unhöflich. In meiner Dienstpfarre gab es das ein einziges Mal - der Verantwortliche hat sich danach ausdrücklich vor versammelter Gemeinde dafür entschuldigt - was ich als sehr korrekt empfand.
#11 RE: Priester und ihre Macken
Zitat von Tabernakelwanze
Ich würde davon absehen, einem betagten alten Pfarrer noch irgendwie belehren zu wollen. Laß ihn es so machen, wie er es für richtig hält - man bricht sich dabei keinen Zacken aus der Krone. Und wenn er nicht schneller zum Altar kommt - na und? Ein wenig Stille im Gottesdienst kann gut tun.
Es geht doch gar nicht darum, jemanden zu belehren, sondern miteinander - sich gegenseitig - wertschätzend ins Gespräch zu kommen und möglichst auch zu bleiben. Es wird auch Kommunikation auf gleicher Augenhöhe genannt.
Aus aktuellem Anlaß: Solange gesprochen wird, wird nicht geschossen!
Ja, ja. Romanus hat nun aber den Fall eines betagten Pfarrers geschildert, der nicht schnell genug vom Sitz zum Altar kommt und auch "einmal" in sein Vorspiel "gequatscht" hat. Für ersteres kann er nichts, da finde ich Beschreibungen wie "tröDeln" etwas unpassend, und das zweite kann doch mal passieren. Das hab ich auch schon einige Male erlebt. Ich fange an, der Pastor fängt an und schon ist es passiert.
Ein Gespräch auf Augenhöhe ist zwar immer nett, aufgrund des katholischen Amtsverständnisses aber kaum möglich, wenn der Priester es nicht will. Die Energie kann man sich dann auch sparen.
Übrigens: Sind wir doch mal ehrlich unter uns "Organistenschwestern": Meckern über die Herren am Altar gehört nicht zu unserer Ausbildung und dennoch beherrschen die meisten dieses Metier ziemlich gut, es soll sogar welche geben, bei denen die Fingerfertigkeit auf den Manualen bei weitem nicht an diese "Kunst" heran reicht.
Zitat von Tabernakelwanze
Romanus hat nun aber den Fall eines betagten Pfarrers geschildert, der nicht schnell genug vom Sitz zum Altar kommt und auch "einmal" in sein Vorspiel "gequatscht" hat.
Hallo nochmal,nur zur Info:
Das war nicht nur "einmal" der Fall,denn dann hätte ich es gar nicht erwähnt.
Tatsache ist,daß es immer wieder und immer öfter vorkommt und ja,ich empfinde es ebenfalls als grobe Unsitte,die auch beim Publikum deutlich als "Panne" rüberkommt und meiner Meinung nach leicht zu vemeiden wäre,in dem man (wie übrigens alle anderen Zelebranten,die ich kenne) mit der Verkündung dieses wichtigen Spruches bis nach dem Lied wartet oder wenn schon vorher,dann wenigstens zuverlässig. In der Praxis hat sich gezeigt,daß er auch gelegentlich komplett auf die Intention vergessen hat,in solchen Fällen kann ich dann nach den Fürbitten warten,bis ich schwarz werde und jeder Kirchenbesucher fragt sich,was hier los ist. [sad]
Natürlich mache ich keinem alten Herrn einen Vorwurf daraus,daß er langsam geht,obgleich ich aus Erfahrung weiß,daß er durchaus schneller kann,wenn er will.
Es geht mir einfach um die gesamte Art,wie er mit der Situation umgeht,die langsam aber sicher inakzeptabel wird und ich werde ihn bei nächster Gelegenheit darauf ansprechen und aus den o.g. Möglichkeiten A bis D wählen lassen.
Ich denke,wer meinen Eingangspost aufmerksam gelesen hat,kann nachvollziehen,daß ich durchaus tolerant,kooperationsbereit und kompromissbereit bin.
Letztendlich wird Clemens natürlich recht haben - vielleicht hilft ein freundliches Gespräch. Was aber nicht geht, sind alle anderen supertollen Ratschläge, wie z. B. "einfach weiterspielen, mal sehen wer sich am Ende durchsetzt". So wichtig die Kirchenmusik ist, in der Liturgie ist nicht der Organist der Nabel der Welt. Er hat, genau wie die Musik, eine dienende Funktion, auf die man auch verzichten könnte. Dessen sollten wir uns, auch hoch droben auf unseren Emporen, ab und an mal bewusst sein.
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